(4) Schon waren sie über den Fluss, als Kunde vom Anzug des Oroises kam. Pompeius wollte ihn, bevor er die Stärke des Römerreiches erführe, zur Schlacht bewegen, weil er sonst vielleicht wieder abgezogen wäre. 2 Die Reiter stellte er mit den nötigen Verhaltensmaßregeln voran und ließ die anderen, auf das Knie gebeugt und hinter die Schilde versteckt, ruhig halten, sodass Oroises ihre Gegenwart nicht bemerkte, bis die Schlacht angefangen hatte. 3 In dem Wahn, mit den Reitern allein leichte Arbeit zu haben, griff dieser sie, die ihm geflissentlich nicht lange standhielten, an und verfolgte sie mit aller Macht. Da erhoben sich plötzlich die Legionen, trennten sich, um ihren Leuten Raum zur sicheren Flucht zu geben, empfingen die mit blinder Hitze verfolgenden Feinde, 4 umringten viele und machten sie nieder, die Reiter aber, zur Rechten und Linken umschwenkend, fielen denen, die nicht umzingelt waren, in den Rücken. So erlegten sie auf beiden Seiten eine große Anzahl, und die anderen, welche sich in die Wälder gerettet hatten, verbrannten sie mit dem Ruf: »Io Saturnalia! Saturnalia!«, weil sie sie an diesem Feste angegriffen hatten.
(5) Nach diesen Erfolgen durchzog Pompeius das Land und gab den Albanern Frieden, schloss auch mit Stämmen, die am Kaukasus bis ans Kaspische Meer (wohin sich das am Pontus anhebende Gebirge erstreckt) wohnen und an ihn Gesandtschaften schickten, Verträge. 2 Auch Phraates wollte das Bündnis mit ihm erneuern lassen. Denn da er ihn mit solchem Nachdruck auftreten und seine Unterbefehlshaber die anderen angrenzenden Teile Armeniens und des Pontus erobern, Gabinius aber über den Euphrat bis an den Tigris vordringen sah, sank ihm der Mut, und er wünschte jetzt den früheren Freundschaftsvertrag zu festigen, erreichte jedoch seine Absicht nicht. 3 Pompeius benötigte nach den bisherigen und den zu hoffenden Erfolgen ein gutes Vernehmen mit ihm nicht mehr und sprach mit seinen Gesandten nicht nur überhaupt in einem hohen Ton, sondern forderte auch die Landschaft Korduene, über die er mit Tigranes im Streit lag, heraus. 4 Als jene erklärten, hierüber keine Aufträge zu haben, schrieb er einiges an Phraates, wartete aber keine Antwort ab, sondern schickte Afranius sogleich dahin ab, nahm dieselbe ohne Schwertstreich in Besitz und gab sie dem Tigranes. 5 Afranius zog sodann, den Verträgen mit dem Parther zuwider, durch Mesopotamien nach Syrien, kam aber vom rechten Weg ab und litt viel durch den Winter und den Mangel an Lebensmitteln. Sie wären umgekommen, wenn nicht die Karräer, Abkömmlinge der Makedonier, die in jenen Gegenden wohnen, ihn aufgenommen und weiter geleitet hätten.
(6) So verfuhr er gegen Phraates bei seiner jetzigen Übermacht und gab den deutlichsten Beweis, dass der Herrschsüchtige kein Recht als das der Waffen anerkennt und dass der Sieger nach Gutdünken Gesetze gibt; auch höhnte er ihn in seinem Titel, dessen er gegen alle anderen und selbst die Römer sich rühmte und den auch diese ihm jederzeit anerkannt hatten. 2 Er nannte sich König der Könige, Pompeius aber nannte ihn unter Weglassung der letzten Worte in seinem Schreiben schlechtweg »König«, obgleich er dem gefangenen Tigranes, und zwar gegen die sonstige Sitte der Römer, als er ihn zu Rom im Triumph aufführte, diesen Titel nicht vorenthielt. 3 So sehr ihn auch Phraates fürchtete und zum Freund zu haben wünschte, so kränkte dies ihn doch, als hätte er ihn damit seines Throns beraubt, dergestalt, dass er ihm durch Gesandte alle angetanen Unbilden vorhalten und den Übergang über den Euphrat untersagen ließ. 4 Als Pompeius keine günstige Antwort gab, zog er sogleich mit dem jungen Tigranes, 88dem er seine Tochter gegeben hatte, im Frühling des Jahres, in welchem Lucius Caesar und Gaius Figulus Konsuln waren, gegen Tigranes zu Felde, verlor die erste Schlacht und gewann die folgende. 5 Als Tigranes Pompeius in Syrien zu Hilfe rief, schickte Phraates nochmals Gesandte an ihn, machte ihm Vorwürfe und ließ sich auch nicht undeutlich über die Römer aus, sodass sich Pompeius zugleich schämte und fürchtete.
(7) So kam er denn weder Tigranes zu Hilfe, noch tat er überhaupt feindselige Schritte gegen Phraates, unter dem Vorwand, es sei ihm dieser Krieg nicht aufgetragen, auch stehe Mithridates noch unter Waffen. Er begnüge sich, sagte er, mit dem bisher Vollbrachten und wolle nicht, zu vieles erstrebend, wie Lucullus, das bereits Gewonnene verscherzen. 2 Seine Philosophie war diese: Die Begierde nach mehr sei jederzeit eine gefährliche Sache, nach fremdem Gut streben sei ungerecht. – Nur schade, dass er dieses Glaubens erst war, da jenes ihm nicht mehr freistand. Aus Furcht vor des Parthers Macht und der Unzuverlässigkeit des Glücks wollte er nicht ins Feld, obgleich ihn viele aufforderten, 3 und setzte sich über die Vorwürfe des Feindes als zu unbedeutend hinweg, indem er sie nicht widerlegte und sagte, er hätte bloß eine Grenzstreitigkeit mit Tigranes, die er durch drei Bevollmächtigte beilegen wollte. Er schickte sie; jene nahmen sie zum Schein als Schiedsrichter auf und verglichen sich über ihre gegenseitigen Ansprüche, indem Tigranes einerseits grollte, dass er die erbetene Hilfe nicht erhielt, 4 Phraates dagegen den Armenier nicht fallen lassen wollte, weil er ihn im Notfall als Bundesgenossen gegen die Römer brauchen konnte. Denn wohl wussten beide, dass, wer von ihnen den anderen unterdrücke und dadurch an Macht gewönne, es auch mit den Römern verderbe und selbst desto leichter bezwungen werden könne. 5 Dies waren die Gründe ihrer Verständigung. Pompeius überwinterte auch dieses Mal in Aspis, eroberte die anderen noch Widerstand leistenden Orte und bekam auch die Feste Symphorion durch Verrat der Stratonike in seine Gewalt. Diese, Gattin des Mithridates und erbittert über ihre Verstoßung, hatte die Besatzung zum Schein nach Proviant ausgeschickt und den Römern die Tore geöffnet, obgleich ihr Sohn […]. 89
(8) […] allein nicht nur deshalb erhielt Caesar als Ädil Beifall, sondern auch weil er die Römischen und Megalesischen Spiele 90aufs Prunkvollste gab, überdies bei dem Leichenbegängnis seines Vaters das glänzendste Fechterspiel anstellte. Die Kosten bestritt er zum Teil mit seinem Amtsgenossen Marcus Bibulus, zum Teil aber aus eigenen Mitteln. 2 Diesem aber stand er so sehr im Licht, dass er allen Ruhm davon allein erntete und alles allein bestritten zu haben schien. Bibulus sagte daher im Scherz, er habe das gleiche Schicksal wie Pollux; dieser habe mit seinem Bruder Castor einen gemeinschaftlichen Tempel, der aber nach jenem allein benannt werde.
(9) Darüber freuten sich die Römer, wurden aber durch Vorzeichen in große Bestürzung gesetzt. Auf dem Capitol nämlich schmolzen viele Standbilder, unter anderen dasjenige Iupiters auf einer Säule, vom Blitz getroffen, auch fiel ein Bild der Wölfin mit Romulus und Remus herab. 2 Die Buchstaben an den Säulen, in welche die Gesetze eingegraben, waren ineinandergeflossen und unleserlich geworden. Die übrigen Zeichen nun wurden nach dem Rat der Priester gesühnt. Für Iupiter beschlossen sie, eine größere Bildsäule, nach Osten und dem Forum schauend, zu errichten, damit die Verschwörungen, welche sie in Unruhe versetzten, ans Tageslicht kämen. 3 Dies geschah in diesem Jahre. Die Zensoren 91waren über den Völkern jenseits des Eridanos 92unter sich in Zwist geraten – der eine wollte ihnen das Bürgerrecht geben, der andere nicht –, taten auch sonst nichts und legten sogar ihr Amt nieder. 4 Aus demselben Grund taten ihre Nachfolger im nächsten Jahr ebenso wenig, weil sie bei der Prüfung des Senats durch die Volkstribune, welche aus der Liste der Senatoren gestrichen zu werden befürchteten, behindert wurden. 5 Auch wurden durch einen Gesetzesvorschlag des Volkstribuns Gaius Papius außer den Bewohnern des jetzigen Italiens alle in Rom sich aufhaltenden Fremden aus der Stadt gewiesen, da sie sich zu sehr herbeidrängten und es nicht funktionieren wollte, mit ihnen zusammenzuleben.
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