129. Im Jahr der Stadt 494 (260 v.Chr.)
Die Römer und die Karthager kamen in die Seeschlacht, an der Zahl der Schiffe wie am Mut der Kämpfenden gleich. Mit gleicher Vorrichtung begannen sie das Treffen und hofften durch dieses eine den ganzen Krieg zu entscheiden, indem sie Sizilien als Siegespreis vor Augen hatten und um Knechtschaft und Herrschaft kämpften, auf dass sie jener nicht als Besiegte verfielen, diese aber als Sieger errängen.
Die einen hatten das große Geschick der Ruderer aufgrund ihrer langen Seeherrschaft, die anderen die Stärke und den kühnen Mut der Kämpfenden voraus. Je unerfahrener sie nämlich im Seewesen waren, desto unbedenklicher und kecker stritten sie. Denn die Erfahrung macht immer bedenklich und säumig, wenn man sich dennoch zuletzt auch dafür (für den Kampf) entscheidet. Die Unerfahrenheit vertraut sich selbst unbesonnen und führt zum Handgemenge.
130. Im Jahr der Stadt 497 (257 v.Chr.)
Als die Karthager die Seeschlacht gegen die Römer verloren, hätten sie beinahe Hannibal mit dem Tode bestraft. Denn alle, welche Heere aussandten, pflegen sich selbst die glücklichen Erfolge zuzuschreiben, für die Verluste aber den Aufrührern die Schuld zu geben. Auch hätten die Karthager die Besiegten ohne Weiteres zur Strafe gezogen, wenn er sie nicht sogleich nach der Niederlage, als ob alles noch im vorigen Stande wäre, hätte fragen lassen, ob sie ihm rieten, sich zu schlagen, oder nicht. Als sie, wie sich erwarten ließ, im Vertrauen auf ihre Überlegenheit zur See ihre Zustimmung gaben, erklärte er ihnen durch dieselben Boten: »Ich habe also nichts verbrochen, dass ich mit derselben Hoffnung wie ihr, mich zur Seeschlacht entschloss, denn des Entschlusses, nicht des Glückes bin ich Herr.«
131. Im Jahr der Stadt 498 (256 v.Chr.)
[…], denn mit gleichem Eifer auf den Schutz des Eigenen wie auf den Erwerb des Fremden bedacht, kämpften sie mit Mut und Nachdruck. Während nämlich die anderen das Ihrige nach Kräften wahren, an Fremdes aber sich nicht wagen, legten jene auf das Erworbene und das zu Erwerbende gleichen Wert und strengten sich für beides gleichermaßen an. Die Römer erachteten es für vorteilhafter, den Krieg nicht mehr in der Ferne zu führen und auf den Inseln Vorkämpfe zu halten, sondern auf dem eigenen Grund und Boden der Karthager zu streiten, weil ein Verlust ihnen nicht Abbruch tat und ein Sieg nicht bloße Hoffnungen gab, und zogen nach einer ihrem Entschluss entsprechenden Zurüstung in das Feld.
Die Römer zogen nach einer ihrem Entschlüsse entsprechenden Zurüstung gegen Karthago ins Feld. Den Oberbefehl hatten Regulus und Lucius [Manlius], welche ihrer Tapferkeit wegen hierzu ausersehen worden waren. Regulus lebte in solcher Dürftigkeit, dass er sich deshalb anfangs gar nicht vom Haus entfernen wollte und dass seiner Frau und seinen Kindern der Unterhalt aus dem öffentlichen Schatz zuerkannt wurde.
132. Hamilkar schickte, dem Schein nach um des Friedens willen, in der Tat aber um Zeit zu gewinnen, Hanno an die Römer ab. Als jene aber schrien, man solle ihn ergreifen, weil die Karthager Cornelius gefangen genommen hätten, sprach er: »Wenn ihr dies tut, dann werdet ihr um nichts besser als die Afrikaner sein!« Durch diese Schmeichelei am rechten Ort geschah ihm nichts zuleide.
133. Im Jahr der Stadt 499 (255 v.Chr.).
Die Karthager schickten, die Einnahme ihrer Stadt befürchtend, Gesandte an den Konsul, 28um ihn unter günstigen Bedingungen aus ihrem Land zu entfernen und der augenblicklichen Gefahr zu entgehen. Weil sie sich aber nicht dazu verstanden, ganz Sizilien und Sardinien abzutreten, die römischen Gefangenen ohne Lösegeld freizulassen, die ihrigen aber loszukaufen, den Römern alle Kriegskosten zu ersetzen und außerdem einen jährlichen Tribut zu zahlen, richteten sie nichts aus.
Außer dem Angeführten waren auch folgende harte Bedingungen: dass sie ohne Einwilligung der Römer weder Krieg führen, noch Frieden schließen, dass sie selbst nicht mehr als ein Kriegsschiff halten dürften, jenen aber, so oft es verlangt würde, mit 50 Dreiruderern zu Hilfe kommen müssten und anderes mehr, was nicht mit Billigkeit bestehen konnte. Da ein solcher Friede ihnen völlige Vernichtung schien, beschlossen sie, lieber den Krieg fortzusetzen.
134. Als Sparta den Karthagern Hilfstruppen schickte, rügte der Spartaner Xanthos 29gegen die Heerführer der Eingeborenen, dass sie das Heer, das seine Hauptstärke in der Reiterei und den Elefanten hätte, in Gebirgen und sonstigen ungünstigen Örtlichkeiten hielten. Er übernahm den Oberbefehl, stellte die Karthager in Schlachtordnung auf und hatte bald beinahe das ganze römische Heer vernichtet.
135. Er war der Ansicht, dass wer etwas insgeheim tun wolle, es durchaus niemandem sagen dürfe; denn keiner habe sich so in seiner Gewalt, dass er das Gehörte gerne für sich behalte und verschweige; im Gegenteil, je mehr einem verboten sei, etwas zu sagen, desto mehr jucke es ihn, dasselbe auszuschwatzen; so verbreite sich ein Geheimnis, indem es immer einer vom anderen als der einzige Vertraute zu erfahren pflege.
136. Die Karthager, von den Römern bekriegt, hatten sich in kürzester Zeit wieder Waffen und Dreiruderer verschafft; sie schmolzen die Bildsäulen ein und gebrauchten das Metall, verwandten das Holz von öffentlichen und Privatgebäuden zu Dreiruderern und Maschinen und bedienten sich des Haares der Frauen zu Seilen.
137. Im Jahr der Stadt 504 (250 v.Chr.).
Man erzählt, die Karthager hätten teils aus anderen Gründen, teils auch wegen der Menge der Gefangenen Gesandte an die Römer geschickt, besonders aber in der Absicht, unter billigen Bedingungen Frieden zu schließen, und gelänge dies nicht, wenigstens ihre Gefangenen auszulösen. Unter diesen Gesandten soll nun auch Regulus, seines Ansehens wie seiner Vorzüge wegen, geschickt worden sein. Denn sie meinten, die Römer würden in der Hoffnung, ihn zurückzuerhalten, alles zu tun bereit sein, um ihn allein gegen das Zugeständnis des Friedens oder gegen die anderen Gefangenen einzutauschen.
Sie ließen ihn also einen feierlichen Eid schwören, dass er zurückkehren wolle, wenn er nichts von beidem bewirken könne, und ordneten ihn mit den anderen ab. Er nun benahm sich in allem Übrigen wie ein Karthager, nicht wie ein Römer: Er ließ weder seine Frau vor sich noch ging er in die Stadt, weil er ja verbannt sei, und erbat sich, nachdem der Senat außerhalb der Stadt versammelt war, um wie üblich mit Gesandten der Feinde zu unterhandeln, dort, so erzählt man, mit den anderen Gehör.
138. Die Karthager schickten den Feldherrn der Römer, Regulus, den sie gefangen genommen hatten, samt ihren eigenen Gesandten nach Rom, indem sie glaubten, sie würden durch die Vermittlung dieses Mannes billige Friedensbedingungen und die Rückgabe der Gefangenen erlangen. Als er aber ankam, lehnte er die gegen konsularische Männer gebräuchlichen Ehren mit der Erklärung ab, dass er keinen Anteil am Vaterland mehr habe, 30seit ihm das Schicksal die Karthager zu Herren gegeben habe, und riet ihnen, die Friedensanträge zurückzuweisen, da die Feinde bereits selbst an ihrer Rettung verzweifelten. Die Römer bewunderten den Mann, entließen die Gesandten und wollten ihn zurückbehalten. Er aber sagte, er könne nicht in einem Staat bleiben, in welchem er nach den Satzungen des Landes nicht die gleichen Rechte genießen dürfte, die er durch das Gesetz des Krieges anderen zu dienen gezwungen sei, und folgte freiwillig den Karthagern. Dort beendete er unter vielen und schrecklichen Martern sein Leben.
139. Im Jahr der Stadt 514 (240 v.Chr.)
Unter den Konsuln Marcus Claudius und Titus Sempronius wurde zu Rom verordnet, dass nur der älteste Sohn den Zunamen des Vaters führen sollte. 31
140. Im Jahr der Stadt 518 (236 v.Chr.)
Die Römer hatten mit den Ligurern Frieden geschlossen. Den Claudius, welcher den Krieg wieder anfing und sie überwand, lieferten sie zum Beweis, dass der Friedensbruch seine, nicht ihre Schuld sei, zuerst diesen aus, und als sie ihn nicht annahmen, verbannten sie ihn. 32
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