Marc Saxer
Transformativer Realismus
Zur Überwindung der Systemkrise
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
ISBN 978-3-8012-7033-9 (E-Book)
ISBN 978-3-8012-0595-9 (Printausgabe)
Copyright © 2021
by Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH
Dreizehnmorgenweg 24, D-53175 Bonn
Umschlaggestaltung: Jens Vogelsang, Aachen
Satz: TypoGraphik Anette Bernbeck, Gelnhausen
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, 2021
Alle Rechte vorbehalten
Besuchen Sie uns im Internet: www.dietz-verlag.de
Cover
Titel Marc Saxer Transformativer Realismus Zur Überwindung der Systemkrise
Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-8012-7033-9 (E-Book) ISBN 978-3-8012-0595-9 (Printausgabe) Copyright © 2021 by Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH Dreizehnmorgenweg 24, D-53175 Bonn Umschlaggestaltung: Jens Vogelsang, Aachen Satz: TypoGraphik Anette Bernbeck, Gelnhausen E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, 2021 Alle Rechte vorbehalten Besuchen Sie uns im Internet: www.dietz-verlag.de
Einleitung
Teil I Der Neoliberalismus kann die Systemkrise nicht lösen
Kapitel 1 Die Produktivitätsrevolution zündet nicht
Kapitel 2 Kostenreduzierung verschärft die Nachfragekrise
Kapitel 3 Die Zugänge zu den neuen Märkten werden beschränkt
Kapitel 4 Finanzkrisen ruinieren Wirtschaft und Staat
Kapitel 5 Die Staatsschuldenkrise spaltet Europa
Kapitel 6 Billiges Geld treibt die soziale Ungleichheit
Kapitel 7 Wer zahlt die Zeche für die Krise?
Kapitel 8 Der demokratische Staat lässt seine Bürger im Stich
Kapitel 9 Die reaktionäre Revolte gegen die Alternativlosigkeit
Teil II Das progressive Lager ist schwach und zerstritten
Kapitel 10 Das Bollwerk treibt den Rechten die Wähler in die Arme
Kapitel 11 Der neo-maoistische Rand der Linksidentitären probt die Kulturrevolution
Kapitel 12 Die postmarxistische Linke kann die Krise erklären, aber nicht überwinden
Kapitel 13 Progressive Neoliberale machen sich zu Helfershelfern der neoliberalen Misere
Kapitel 14 Die Sozialdemokratie steckt in der Glaubwürdigkeitskrise
Teil III Der Transformative Realismus
Kapitel 15 Eine Allianz für die neue Ordnung
Kapitel 16 Nur wer an eine gemeinsame Zukunft glaubt, verbündet sich
Kapitel 17 Strategische Narrative müssen anschlussfähig sein
Kapitel 18 Katalytische Leuchtturmprojekte als Kristallisationspunkte für transformative Bündnisse
Kapitel 19 Klassen, Lager, Lebenswelten: Der Baukasten der Allianzbauer
Kapitel 20 Wer mit wem? Die Strategiedebatte im progressiven Lager
Kapitel 21 Die Rolle der Sozialdemokratie in der transformativen Allianz
Teil IV Brücken bauen: Plattformen für transformative Allianzen
Kapitel 22 Der Green New Deal
Kapitel 23 Der hegende und pflegende Gärtnerstaat
Kapitel 24 Die menschengerechte Wirtschaft
Kapitel 25 Die solidarische und souveräne Schutzmacht Europa
Kapitel 26 Die lebenswerten Heimaten
Epilog
Danksagung
Endnoten
»Wenn das Alte stirbt, und das Neue nicht geboren werden kann, dann kommen Monster zum Tanz.«
Antonio Gramsci
Finanzkrise, Eurokrise, Flüchtlingskrise, Demokratiekrise, Klimakrise, Coronakrise. Krise überall. Die Welt kommt scheinbar gar nicht mehr zur Ruhe. Kaum ist ein Feuer ausgetreten, lodert ein anderes auf. Jetzt aber ist der Feuerlöscher leer, und es brennt weiter lichterloh. Die Krisen hängen zusammen, verstärken und bedingen sich gegenseitig. Sie sind die Symptome einer großen Systemkrise, die unsere Welt erschüttert. Warum ist das so? Und was können wir dagegen tun?
Die Wurzeln der Systemkrise reichen weit zurück. Im »Goldenen Zeitalter« der Nachkriegszeit schien es nur eine Richtung zu geben: nach oben. Doch in den 1970er-Jahren ging dem Industriekapitalismus die Puste aus. Die Nachfrage brach ein und mit ihr die Profite.
Um aus der Profitkrise herauszukommen sahen die Anbieter fünf Möglichkeiten. Erstens, ihre Produkte billiger zu machen. Zweitens, neue Märkte zu erobern. Drittens, die Verkaufsschlager von morgen zu entwickeln. Viertens, die Nachfrage durch Schulden anzuheizen. Oder ganz einfach die Flaute auszusitzen, indem sie ihr Geld an den Finanzmärkten parken. Das Programm der Deregulierung, Privatisierung, Globalisierung und Liberalisierung wurde zum Glaubensbekenntnis der kapitalistischen Welt. Der Neoliberalismus war geboren und trug seine Ideen bis in die entferntesten Winkel des Planeten.
Aber der Neoliberalismus war nie dafür geeignet, die Systemkrise zu lösen. Im Gegenteil, das neoliberale Programm hat die Krisen, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen, hervorgerufen und verschlimmert. Um zu verstehen, wie sie sich zu einer großen Systemkrise verdichten, schreiten wir ihre vielen Brandherde im ersten Teildes Buches in schnellen Schritten ab.
Die Hoffnung auf eine neue Produktivitätsexplosion hat sich bis heute nicht realisiert. Im Gegensatz zu den vorangegangenen industriellen Revolutionen führt die Digitalisierung nämlich nicht zu vergleichbaren Produktivitätssprüngen ( Kapitel 1 ).
Wächst die Arbeitsproduktivität nicht schnell genug, bleibt den Anbietern nur, ihre Kosten zu senken, um im immer härter werdenden globalen Wettbewerb mithalten zu können. Die Herstellungskosten wurden durch Automatisierung und Auslagerung in Billigstandorte minimiert. Gleichzeitig drückten die neoliberalen Reformer Löhne, Steuern und soziale Abgaben. Doch wer das Geld aus den Taschen der Konsumenten nimmt, verschärft die Nachfragekrise in den alten Industrieländern nur noch weiter ( Kapitel 2 ).
In den Schwellenländern hat die Globalisierung eine neue Mittelschicht geschaffen, die eifrig konsumiert. Allerdings provozierte die Verlagerung von Arbeitsplätzen eine protektionistische Gegenreaktion in den alten Industrieländern. Der Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China um die globale Vorherrschaft, könnte nun das Ende der Hyperglobalisierung einläuten ( Kapitel 3 ). Setzen sich die globalen Entkopplungs- und Abschottungstendenzen fort, verlieren die Unternehmen den Zugang zu den neuen Märkten, die eigentlich die Sättigung ihrer Heimatmärkte kompensieren sollten.
Um die schwächelnde Nachfrage anzukurbeln, haben manche Länder die Verschuldung der Konsumenten begünstigt. Wenn Banken Kredite vergeben, schöpfen sie neues Geld. Weil es kaum attraktive Investitionsmöglichkeiten in der Realwirtschaft gab, nahmen die Gläubiger dieses unproduktive Geld und zockten damit in den Casinos des Finanzkapitalismus. Dieses um den Globus marodierende Kapital heizt die Vermögens- und Immobilienmärkte an. Können die Schulden jedoch nicht mehr bedient werden, kommen Anleger und Banken ins Rutschen. Platzen die Blasen, erschüttern sie das gesamte Finanzsystem, mit verheerenden Folgen für die Realwirtschaften. Die regelmäßigen Rettungsaktionen haben die Staaten an den Rand des Bankrotts gebracht ( Kapitel 4 ).
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