Marc Rybicki
Graue Pfote, Schwarze Feder
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Inhaltsverzeichnis
Titel Marc Rybicki Graue Pfote, Schwarze Feder Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Cita Born Marc Rybicki GRAUE PFOTE, SCHWARZE FEDER Mit Zeichnungen von Melanie Stoll © Marc Rybicki, 2014 Layout, Satz: José-Javier Rodriguez Titelbild: Melanie Stoll Lektorat: Anke Stakemann Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten Prolog Unsere Geschichte spielt in jenen Jahren, als Wolf und Rabe keine Freunde waren. Ihre Familien trennte ein erbitterter Streit, genährt von Argwohn, Furcht und Futterneid. Heutzutage nennt kein Wolf einen Raben Feind. Die Grauen und die Schwarzen leben freundschaftlich vereint. Wie es kam, dass sie sich ihre Heimstatt teilen? Die Antwort liegt in diesen Zeilen ...
Kapitel 1, in dem zwei besondere Wölfe geboren werden
Kapitel 2, in dem Familie Rabe ein Fest feiert
Kapitel 3, in dem die kleinen Wölfe ihre Höhle verlassen und erste Regeln lernen
Kapitel 4, in dem die Wölfe Rauchzeichen sehen, von Indianern hören und ihre Namen bekommen
Kapitel 5, in dem Thor das Fliegen lernt
Kapitel 6, in dem Wild-wie-der-Wind von zu Hause wegläuft
Kapitel 7, in dem Thor einen Ausflug mit Folgen macht
Kapitel 8, in dem es zu einer spannenden Begegnung kommt
Kapitel 9, in dem es mächtigen Ärger gibt
Kapitel 10, in dem ein Treueschwur geleistet wird
Kapitel 11, in dem die Wölfe ein hartes Urteil fällen
Kapitel 12, in dem Freunde auf die Jagd gehen
Kapitel 13, in dem sich Falkenauge einen Wunsch erfüllt
Kapitel 14, in dem Thor kämpfen muss
Kapitel 15, in dem die Wölfe überfallen werden
Kapitel 16, in dem Wild-wie-der-Wind um Hilfe bittet
Kapitel 17, in dem Thor und Wild-wie-der-Wind eine Überraschung erleben
Kapitel 18, in dem die Freunde Interessantes über Indianer lernen und einen Plan schmieden
Kapitel 19, in dem unsere Helden in viele brenzlige Situationen geraten
Kapitel 20, in dem ein letzter Kampf entscheidet
Wissenswertes über Wölfe und Raben
Die Autoren
Impressum neobooks
Cita Born
Marc Rybicki
GRAUE PFOTE,
SCHWARZE FEDER
Mit Zeichnungen von Melanie Stoll
© Marc Rybicki, 2014
Layout, Satz: José-Javier Rodriguez
Titelbild: Melanie Stoll
Lektorat: Anke Stakemann
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten
Prolog
Unsere Geschichte spielt in jenen Jahren,
als Wolf und Rabe keine Freunde waren.
Ihre Familien trennte ein erbitterter Streit,
genährt von Argwohn, Furcht und Futterneid.
Heutzutage nennt kein Wolf einen Raben Feind.
Die Grauen und die Schwarzen leben freundschaftlich vereint.
Wie es kam, dass sie sich ihre Heimstatt teilen?
Die Antwort liegt in diesen Zeilen ...
Kapitel 1, in dem zwei besondere Wölfe geboren werden
Es war einmal in einem grünen Tal ...
Eine Drossel flatterte freudig mit den Flügeln, während die Morgensonne über den Bergen aufging. Der tiefe Schnee war endlich geschmolzen. Der Frühling zog ins Land. In einem Tal in Amerika, das man heute den Yellowstone Nationalpark nennt, erwachte die Natur aus dem Winterschlaf. Überall in den Wäldern und auf den Wiesen begannen junge Bäume und Gräser aus dem Boden zu wachsen. Die Knospen öffneten sich. Die Blumen blühten. Auch die Tiere, die zahlreich im Tal lebten, bekamen um diese Jahreszeit Nachwuchs. Die Eichhörnchen, die Biber, die Bären und die Murmeltiere, die Adler, ja sogar die Ameisen – alle freuten sich über ihre Babys.
Nur aus der Höhle der Wölfe hatte man noch keinen Freudenschrei gehört. Seit Stunden schon wartete Büffeltöter auf die Geburt seiner Welpen.
„Warum dauert das so lange?“, grummelte er und trabte unruhig hin und her. Büffeltöter war der Anführer des Rudels. Kräftig und groß, mit weißgrau gemustertem Fell und tiefblauen Augen. Obwohl er ein hervorragender Jäger war und über reichlich Ausdauer verfügte, fiel ihm das Warten unheimlich schwer. Er wollte endlich als stolzer Vater in die Knopfaugen seiner kleinen Kinder sehen.
Doch es kam nicht der geringste Laut aus dem Wolfsbau, der auf einer felsigen Anhöhe lag. In die Erde unter den Steinen hatten die Wölfe vor geraumer Zeit einen Tunnel gegraben. Er diente nun als Eingang zu ihrer Höhle, die gut versteckt im Berg lag, geschützt vor den Blicken neugieriger Besucher. Dort lebte Familie Wolf zusammen. Normalerweise. Jetzt hatte sich Mutter Wolf allein in den Bau zurück gezogen und wollte niemanden sehen. Bei der Geburt ihrer Kinder brauchte sie keine Zuschauer. Ihr Name war Nachtschatten. Warum sie so hieß, konnte jeder leicht erraten, der die Wölfin einmal mit eigenen Augen gesehen hatte. Ihr Fell schimmerte nämlich so schwarz wie eine Nacht, in der kein Mond scheint. Büffeltöter war stolz auf seine schöne Frau, die ihm bereits im vergangenen Frühjahr zwei Kinder geschenkt hatte. Zwei Söhne, um genau zu sein.
Sie saßen mit gespitzten Ohren am Höhlenrand, neugierig lauschend, ob sich die neuen Geschwister schon meldeten. Die beiden wurden Falkenauge und Brautschauer genannt. Neben ihnen hockten die näheren Verwandten. Heult-in-der-Nacht und Silberfell, ihre beiden Tanten. Dazu ein Onkel, der Bruder ihrer Mutter, mit Namen Stopft-sich-voll, weil er gerne aß und sein Bauch dick war wie eine Trommel.
„Kommen die Babys heute noch?“, fragte Brautschauer und steckte seinen grau-braunen Kopf ein Stück weit in den Eingang zur Höhle.
„Nimm die Nase da raus!“, raunte Falkenauge und funkelte seinen Bruder aus stechend gelben Augen an.
„Entschuldigung“, stammelte sein Bruder kleinlaut. „Ich wollte nur … ich meine … ich freue mich eben so sehr auf das Spiel mit den Kleinen.“
„Das Leben ist nicht nur Spiel und Spaß. Merk dir das“, erwiderte Falkenauge. „Dir werden die Schreihälse
noch früh genug auf die Nerven gehen.“ Der junge Wolf war alles andere als begeistert, dass sich das Rudel vergrößern würde. Auf noch mehr Geschwister konnte er getrost verzichten. Denn Falkenauge befürchtete insgeheim, dass ihm die Babys den Rang ablaufen könnten. Als Erstgeborener wollte er im Mittelpunkt stehen und eines Tages die Nachfolge seines Vaters Büffeltöter als Chef der Familie antreten.
„Brautschauer, es dauert bestimmt nicht mehr lang. Bald kannst du mit ihnen raufen“, meinte Onkel Stopft-sich-voll mit einem gutmütigen Lächeln. „Und die Geburt feiern wir mit einem leckeren Festessen, mjam!“, rief er und leckte sich die rundliche Schnauze.
Büffeltöter wollte ihn gerade ermahnen, wie er denn jetzt bloß ans Essen denken könne, als ein Geräusch aus der Höhle kam. Ein lautes Hecheln.
„Das ist Nachtschatten! Sie hat Schmerzen! Aus dem Weg! Macht Platz!“, schrie Büffeltöter und machte sich bereit, mit einem mächtigen Satz in die Höhle zu springen. Seine Schwester Heult-in-der-Nacht hielt ihn zurück.
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