Markus Saxer - MORTIFERA

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Zweiundzwanzig spannende Storys mit garantierter Gänsehautatmosphäre, die meisten davon angereichert mit Elementen der dunklen Phantastik. Auf leisen Sohlen schleichen sie sich hinterrücks an den Leser heran, nur um ihn bei passender Gelegenheit unvermittelt aus dem Hinterhalt anzuspringen. Manche Geschichten sind im Mittelalter, andere wiederum im Hier und Jetzt angesiedelt. Die Lektüre von MORTIFERA hinterlässt nichts weniger als den Eindruck eines angstvoll durchlebten Albtraums; von subtilem Grusel bis hin zu eiskaltem Horror ist hier alles vertreten.

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Markus Saxer

MORTIFERA

Düstere Geschichten

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.deabrufbar.

Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Coverfoto © ninared – Fotolia.com

Hergestellt in Leipzig Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

INHALT

COVER

TITEL Markus Saxer MORTIFERA Düstere Geschichten

IMPRESSUM Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar. Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Coverfoto © ninared – Fotolia.com Hergestellt in Leipzig Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de

ÜBER DEN AUTOR Markus Saxer, 1961, lebt mit seiner Familie in Stettlen/CH. Zahlreiche Kurzgeschichten des Autors mündeten im Laufe der Jahre in Romanheften, Buch- und Hörbuch-Anthologien. Im 2004 wurde sein erster Roman DIE SYMMETRIE DES BÖSEN beim deutschen VirPriV-Verlag publiziert. Das Buch wurde in der Sparte Roman-Debüt für den Deutschen Phantastik Preis2005 nominiert. Im 2013 wurde sein Krimi TÖDLICHES MANUSKRIPT vom Engelsdorfer Verlag in Leipzig herausgegeben.

JUDITH UND HOLOFERNES Das älteste und stärkste Gefühl des Menschen ist Angst, die älteste und stärkste Form der Angst, ist die Angst vor dem Unbekannten. H.P. Lovecraft

DAS WEISSE GESICHT

BEGEGNUNG IN DER KATHEDRALE

DA VINCI’S MAGIERIN

MONDFINSTERNIS

DAS PORTRÄTFOTO

DIE GOLDENE TASCHENUHR

MARFAS SCHATTEN

GORGO 2012

SINFONIE DES TODES

DAS GEHEIMNIS DER FENSTERROSE

VANITAS

EIN FREMDER IN DER BADEWANNE

ELYSIA UND IHR SPIEGEL

BARBARAS BABY

FEMME FATALE

DAS GEISTERKIND

HERR ADAM SIEHT SCHWARZ

IM GARTEN GETHSEMANE

DAS GESCHÖPF DER SENNEN

DER DOPPELTE FALSCHE MOZART

LEBENDE TATTOOS (scherzhaftes Outro)

Markus Saxer, 1961, lebt mit seiner Familie in Stettlen/CH. Zahlreiche Kurzgeschichten des Autors mündeten im Laufe der Jahre in Romanheften, Buch- und Hörbuch-Anthologien. Im 2004 wurde sein erster Roman DIE SYMMETRIE DES BÖSEN beim deutschen VirPriV-Verlag publiziert. Das Buch wurde in der Sparte Roman-Debüt für den Deutschen Phantastik Preis2005 nominiert.

Im 2013 wurde sein Krimi TÖDLICHES MANUSKRIPT vom Engelsdorfer Verlag in Leipzig herausgegeben.

Das älteste und stärkste Gefühl des Menschen ist Angst, die älteste und stärkste Form der Angst, ist die Angst vor dem Unbekannten.

H.P. Lovecraft

JUDITH UND HOLOFERNES

Das Hotelzimmer lag in tiefem Schweigen. Theo de Fago schob die Gardine zur Seite und schaute auf die ins Sonnenlicht getauchten Weinberge und auf den Spiegel des Sees, dessen aquamarinblaue Oberfläche sich sanft kräuselte. Diese Landschaft hatte etwas von einer Hochglanzpostkarte an sich, erschien ihm künstlicher und weniger real, als die Frau auf dem Ölgemälde über dem Sekretär. Zum wiederholten Mal seit seiner heutigen Ankunft im Kurhotel Engel wandte er sich diesem Bild zu. Von ihm ging eine enorme Suggestivkraft aus, sodass er mit hinter dem Rücken verschränkten Händen nahe an die Bildgestalt trat. Die majestätische Dame im Gewand aus goldenem Damast hielt wie eine Trophäe einen abgeschlagenen Kopf an einem Haarbüschel in der linken Hand. Dass diesem Haupt mit den höchst unansehnlichen Blutgefäßen des Halses das Gesicht fehlte, verlieh der Darstellung etwas höchst Surreales. Die beringte Rechte der Schlächterin umklammerte den Griff eines bluttriefenden Kurzschwerts. Ihr mit einem purpurroten Band zusammengehaltenes Haar floss in langen, welligen Flechten nach hinten über ihre Schultern. Blutdurst, Triumph und kühle Leidenschaft blitzten in ihren Augen. Um ihren Mund lag ein grausamer und doch sinnlicher Zug.

Komm, schienen diese Lippen ihn aufzufordern, komm zu mir und erwecke mich zum Leben!

Die Drastik der Darstellung war schlicht atemberaubend. Theos Empfindungen wechselten zwischen Ablehnung und Faszination, wobei letztere allmählich obsiegte. Er streckte die Hand so weit aus, dass er mit dem Finger beinahe den Firnis dieses todestrunkenen Werks berühren konnte. Langsam breitete sich ein Kribbeln in seinem Körper aus. Er spürte, wie sich die Schönheit dieser düsteren Heldin heimtückisch in sein Herz schlich. Eine Heldin, die auf ihn lebendiger und leidenschaftlicher wirkte, als so manche Zeitgenossin aus Fleisch und Blut. Die Stille im Zimmer mochte nicht zuletzt von diesem Bild ausgehen, dessen Aura den Betrachter absolut gefangen nahm. Theo versenkte sich immer tiefer in dieses Meisterwerk. Es stachelte seine Phantasie an und ließ ihn die Zeit und seine Umgebung vergessen. Erst als es dämmrig wurde, riss er sich davon los. Er packte seinen Koffer aus, räumte die Sachen in den Schrank und ging dann etwas geistesabwesend aus dem Hotelzimmer, um in der Gaststube das Abendessen einzunehmen.

Theo händigte den Zimmerschlüssel dem kahlköpfigen Alten in der schwarzen Livree an der Rezeption aus. »Sagen Sie, dieses Bild in meinem Zimmer …«

Der Alte schob die Unterlippe vor, schaute auf die Schlüsselnummer und sagte: »Soll ich dieses schaurige Bild vielleicht aus Ihrem Zimmer entfernen, mein Herr?«

»Nein, nein. Ich bin ganz fasziniert davon. Leider konnte ich keine Signatur auf der Leinwand entdecken. Wissen Sie, wer es gemalt hat?«

Der Alte schüttelte bedächtig den Kopf: »Einen Moment bitte, ich hole die Chefin.«

Die Dame, die kurz darauf hinter den Hoteltresen trat, lächelte den Gast an und warf einen Blick in das Gästebuch. »Womit kann ich Ihnen dienen, Herr de Fago?« Ihre Stimme passte zu ihren wachen Augen und den graumelierten, kurz geschnittenen Haaren, die ihr herbes Gesicht betonten.

»Ach, ich wollte mich bloß erkundigen, von wem das Bild auf Zimmer 207 stammt.«

Sie zuckte die Achseln. »Das weiß man nicht. Mangels Signatur konnte es bislang noch keinem Künstler zugeordnet werden. Wieso fragen Sie?«

»Na ja, es gefällt mir. Ich finde, es ist vortrefflich gemalt.«

»Sind Sie vielleicht Kunstsammler?« Sie stützte sich mit den Händen auf dem Tresen ab.

Lächelnd winkte er ab. »Nein. Aber dieses Bild könnte mich vielleicht dazu verleiten, mit dem Sammeln von Kunstwerken anzufangen. Verkaufen Sie es mir?«

»Wissen Sie, obschon wir keine Expertise davon besitzen, und eine genaue Datierung dadurch nicht möglich ist, stufe ich es als ziemlich wertvoll ein.«

»Der Preis würde keine Rolle spielen. Wirklich nicht.« Theo war es etwas peinlich, dass er sein Interesse an dem Bild so unverhohlen zur Schau stellte.

»Ich muss Sie leider enttäuschen, aber das Bild ist unverkäuflich.«

Theo nickte enttäuscht. »Ich verstehe … Wie sind Sie dazu gekommen? Und wer ist diese Dame mit dem Schwert?«

»Hm. Also kurz nachdem ich hier das Hotelmanagement übernommen hatte, entdeckte ich das Bild im Winkel einer Abstellkammer, eingehüllt in ein Wachstuch. Wahrscheinlich stellt es Judith mit dem Haupt des Holofemes dar – ein in der klassischen Malerei sehr beliebtes und oft variiertes Motiv. Aber das ist lediglich meine Vermutung.«

»Schade, dass dieser Holofernes kein Gesicht besitzt, denn dann wäre das Bild vollkommen.«

»Nun ja … Alles Menschliche an sich ist stets unvollkommen. Wäre etwas vollkommen, dann wäre es nicht mehr menschlich, sondern göttlich, nicht wahr?« Nach dieser Entgegnung wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Telefon zu, das schrill ihre Rede unterbrach. »Antonio!«, rief sie ärgerlich nach dem Alten, ehe sie den Hörer abnahm, »alles muss man hier alleine machen …«

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