Stephan Reinhardt - Verrat der Intellektuellen

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Intellektuelle – mittlerweile überflüssig wie ein Kropf? Die Unterscheidung Rechts und Links – Schnee von gestern? Ausgehend von Zeitungslektüre, unternimmt Stephan Reinhardt in seit der Wende unübersichtlicher gewordenen Verhältnissen den Versuch einer Orientierung. Seine These: Urteilsfähige Bürger sind Auskundschafter, Seismographen der Demokratie. Wer die Ideen von Aufklärung und Französischer Revolution – Prinzipien wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sowie die «Achtung vor der Person und vor der Wahrheit» (Julien Benda) – ignoriert, ist in Gefahr, geistige Souveränität auf dem Altar der Real- und Machtpolitik zu opfern – und damit auch «Phantasie für den Entwurf von Alternativen» (Habermas). Etliche ehedem linksliberale Geistesarbeiter haben vor und vor allem nach der Wende die Seiten gewechselt. Stammtischideen der «Konservativen Revolution» wie ethnische Homogenität wurden aufgewärmt in der Forderung nach «deutscher Leitkultur»; im bewußten Mißverständnis des Begriffes Gleichheit werden gesellschaftliche Chancenungleichheit und wachsende Verarmung als unvermeidlich akzeptiert. In einem Klima geistiger Aufrüstung richten sich deutsche Tuis den Terror des Krieges zur selbstverständlichen Option her. Wahre Patrioten aber sind Verfechter der Grundwerte der Verfassung – Kinder der Aufklärung und der Französischen Revolution. Auch in Demokratien brauchen sie Mut, um moralische Sensibilität und Mitleidsfähigkeit für Schwächere und für Minderheiten unter Beweis stellen zu können. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

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Bertolt Brecht hat eben das zum Thema gemacht in seinem Stück »Leben des Galilei«. Galileis – ebenso wie Brunos – Erkenntnis, daß die Erde nicht – wie die Katholische Kirche behauptete – Mittelpunkt des Weltalls ist, sondern sich um die Sonne dreht, brachte die Inquisition ins Spiel. Von ihr angeklagt, beugte sich der historische – lebens- und sinnenfreudige – Galilei der Gewalt und widerrief: »Ich schwöre ab, was ich gelehrt habe, daß die Sonne das Zentrum der Welt ist«. Wider besseres Wissen, aus Angst vor der Folterkammer der Inquisition, leugnete Galilei, ein Freund der »Fleischtöpfe«, die Wahrheit. Die Kirche war‘s zufrieden, sie gewährte ihm einen geruhsamen Lebensabend: Bis zu seinem Tod 1642 lebte er in einem Landhaus bei Florenz – allerdings von Mönchen überwacht, in Schutzhaft der Kirche. Ein klassischer Fall von Selbstverrat, von intellektuellem Verrat? In Brechts erster, Dänischer Fassung des »Leben des Galilei« (1938/39, uraufgeführt in Zürich mit Leonard Steckel) ist Galilei ein anpasserischer Opportunist. Er opfert die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft dem eigenen Vorteil. Macht zweckfreie Wissenschaft manipulierbar? Alles ist Galilei gerade recht, sofern es Mittel zum Zweck ist. Brecht schrieb dieses Stück in Dänemark im Exil, erschrocken darüber, daß inzwischen deutschen Physikern im »Dritten Reich« die Spaltung des Uranatoms gelungen war. Also fragte Brecht besorgt nach der Verantwortung des Wissenschaftlers. In der zweiten Fassung »Galileo« (1945/47: Entstehungs- und Aufführungsort USA mit Charles Laughton), die Brecht unter dem Eindruck der im August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben – was Brecht für ein Verbrechen hielt – verfaßt hat, sowie in der dritten Fassung »Leben des Galilei« (1955/56 für das »Berliner Ensemble« überarbeitet, mit Ernst Busch als Galilei) verwirft Brecht den Widerruf als soziales Verbrechen. Und läßt dabei Galilei mit sich selbst ins Gericht gehen: »Ich halte dafür, daß das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern. Wenn Wissenschaftler, eingeschüchtert durch selbstsüchtige Machthaber, sich damit begnügen, Wissen um des Wissens willen anzuhäufen, kann die Wissenschaft zum Krüppel gemacht werden … Ich überlieferte mein Wissen den Machthabern, es zu gebrauchen, es nicht zu gebrauchen, ganz wie es ihren Zwecken diente. Ich habe meinen Beruf verraten. Ein Mensch, der das tut, was ich getan habe, kann in den Reihen der Wissenschaft nicht geduldet werden.« 26Ist es schon ein »soziales Verbrechen«, wer wie Galilei, um sein Leben zu retten, die Wahrheit verrät? Verrat ist es allerdings schon.

Ende des 16. Jahrhunderts begann der Philosoph Michel de Montaigne das 1. Kapitel des 2. Buches seiner wunderbar flirrenden, biegsamen Essays mit einer Betrachtung »Über die Wechselhaftigkeit unseres Handelns«. Er sprach von der »naturgegebenen Unbeständigkeit unserer Verhaltensweisen und Meinungen« 27und verglich den Menschen mit »jenem Tier, das die Farbe des Ortes annimmt, an den man es jeweils versetzt« 28(das Chamäleon). Und er fügte hinzu, daß in der »Kunst zu fliehen« natürlich etwas Sinnvolles liege. Keinen Zweifel ließ Montaigne aber daran: »Man sollte es für etwas wahrhaft Großes halten, wenn einer stets als ein und derselbe auftritt« 29, das heißt sich leiten läßt von Standfestigkeit und Selbsttreue. Ist aber, wer in seinen Meinungen, Ansichten und Handlungen »stets als ein und derselbe auftritt«, immer und vorbehaltlos »wahrhaft groß«? Nicht immer. Zum Beispiel, wenn er sich geirrt hat – falschen Propheten gefolgt ist oder noch folgt. »Groß« ist dann eher der, der seine Irrtümer erkennt und korrigiert. Zu allen Zeiten und nahezu in allen Problemlagen gibt es dafür Beispiele. Beschränken wir uns hier auf die Zeit nach dem 30. Januar 1933. Etliche, die anfangs der NS-Ideologie des »Dritten Reiches« gefolgt waren, lösten sich im Laufe der zwölf Jahre NS-Diktatur von ihr. Einige wurden Widerstandskämpfer. In den Augen des NS-Regimes »Verräter«, waren sie nach Kriegsende Lichtgestalten, an denen sich alle aufrichten konnten: Frauen und Männer der »Roten Kapelle«, die sich auch an Zwangsarbeiter gewandt hatten, die Geschwister Sophie und Hans Scholl, Männer und Frauen des Kreisauer Kreises und zahlreiche Verschwörer des 20. Juli. Was aber, wenn jemand sein Hemd mehrfach wechselt? Ist es begründbar oder erfolgt es je nach Lage, Lust und Laune? Wie zum Beispiel ist der Fall des Schriftstellers Arnolt Bronnen zu beurteilen?

Der Marxist und enge Brechtvertraute Arnolt Bronnen mutierte Mitte der Zwanziger Jahre zum Freund des aufstrebenden Berliner Gauleiters Joseph Goebbels und zum »Faschismusphilen« 30. Doch der völkische Nationalsozialist tauschte sein geistig-politisches Kategoriengerüst erneut aus, als das »Dritte Reich« auf den Untergang zusteuerte. Bronnen wurde nun wieder Kommunist und Mitglied der KPÖ. 31Wie schon 1925/26 wechselte er erneut seine Wertvorstellungen: An die Stelle des partikularistischen NS-Leitbegriffes des germanischen Volkes trat der universalistische »Kampf für die Menschheit«. Und er verklärte – Marxens historischen Materialismus kopierend – den »Arbeiter« zum revolutionären Subjekt der Geschichte: »Die Arbeiter waren immer überlegen … Sie waren die Vorhut der Menschheit. Ich mußte mich unterordnen. Und diese Unterordnung war schön.« 32– »Ich stand in den Reihen der kämpfenden Arbeiter, bereit, den Ausgebeuteten und Entrechteten zu dienen.« 33

Bronnen, der Intellektuelle, verrät den Intellektuellen, indem er seine Autonomie als Intellektueller preisgibt. In seinem Selbstverhör »Arnolt Bronnen gibt zu Protokoll« beschreibt Bronnen eindrucksvoll seinen mehrfachen Meinungs- und Gesinnungswechsel. Dabei fragt er nach den Gründen. Bronnens Selbstdiagnose: Er sieht sich als gespaltene Persönlichkeit, als »zutiefst unmoralischen egoistischen Menschen« 34. Als Narziß also, dem wichtiger als seine Meinungen und Ansichten er selbst ist. In diese seelische Lage gebracht habe ihn, so stellt er es dar, seine Sozialisation: Früh beginnender und lang andauernder »Krieg« mit dem Vater – einem Wiener Dramatiker und Burgtheaterdirektor – habe diese Ambivalenz in ihm ausgeprägt. Was von außen betrachtet, ob zu recht oder zu unrecht, als Verrat gilt, hat in der Innendimension, im Verhalten des »Verräters«, nicht selten familiäre und psychologische Verursachermechanismen – wie bei Bronnen. Durch Sozialisation und Erziehung begünstigte Persönlichkeitsspaltung, Ambivalenz, Doppelgängertum – sie leben sich narzißtisch aus. Der narzißtische Blick in den Spiegel zeigt ein Doppelgesicht, zum Beispiel das von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Die Publizistin Margret Boveri spricht angesichts dieses Doppelspiels, das sie auch an sich beobachtet hat, von »Koinzidenz der Gegensätze in mir«. Margret Boveri: »Ich fühle mich fähig, entgegengesetzte Elemente in mir zu beherbergen und jedem zu seinem Recht zu verhelfen. Der Preis dafür ist, daß ich auf die Frage, ob ich links oder rechts, konservativ, liberal oder revolutionär sei, keine Antwort weiß. Die Koinzidenz der Gegensätze ist mir als eine immer neu zu bewältigende Aufgabe klargeworden. Wenn ich mich zu einer Partei bekennen soll, dann zu der, die nicht das Entweder-Oder, sondern das Sowohl-Als-auch bejaht. Das ist nicht die Bereitschaft zu einer Abfolge von faulen Kompromissen. Es entspringt der Überzeugung, daß wir im Ausharren der Polarität der Gegensätze die unauflösliche Tragik des menschlichen Lebens erfahren können, die nicht mit gutem Willen und nicht mit dem Verstand aufzulösen ist, in der wir aber, sofern wir sie anerkennen, wenn auch noch so selten einmal den Schlüssel finden mögen, der die Gegensätze bindet und löst.« 35Diese Ambivalenz Margret Boveris oder der narzißtisch grundierte, chamäleonartige Gesinnungs-Wechsel von Arnolt Bronnen sind zu allen Zeiten anzutreffen. Ambivalenz und Ambiguität indes ermöglichen auch Verstehen des Widersprüchlichen. Martin Walser kleidet das lapidar-nonchalant in seinen Aphorismenstenogrammen »Meßmers Reisen« in das elegant formulierte Aperçu: »Mehr Erfahrung als auf einen Standpunkt geht, macht man schnell.« 36Nur: sind nicht auch Entscheidungen notwendig? Damit nicht alles zur ewigen Nichtfestlegung und ständigen Wechselbereitschaft erstarrt?

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