Stephan Reinhardt - Verrat der Intellektuellen

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Intellektuelle – mittlerweile überflüssig wie ein Kropf? Die Unterscheidung Rechts und Links – Schnee von gestern? Ausgehend von Zeitungslektüre, unternimmt Stephan Reinhardt in seit der Wende unübersichtlicher gewordenen Verhältnissen den Versuch einer Orientierung. Seine These: Urteilsfähige Bürger sind Auskundschafter, Seismographen der Demokratie. Wer die Ideen von Aufklärung und Französischer Revolution – Prinzipien wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sowie die «Achtung vor der Person und vor der Wahrheit» (Julien Benda) – ignoriert, ist in Gefahr, geistige Souveränität auf dem Altar der Real- und Machtpolitik zu opfern – und damit auch «Phantasie für den Entwurf von Alternativen» (Habermas). Etliche ehedem linksliberale Geistesarbeiter haben vor und vor allem nach der Wende die Seiten gewechselt. Stammtischideen der «Konservativen Revolution» wie ethnische Homogenität wurden aufgewärmt in der Forderung nach «deutscher Leitkultur»; im bewußten Mißverständnis des Begriffes Gleichheit werden gesellschaftliche Chancenungleichheit und wachsende Verarmung als unvermeidlich akzeptiert. In einem Klima geistiger Aufrüstung richten sich deutsche Tuis den Terror des Krieges zur selbstverständlichen Option her. Wahre Patrioten aber sind Verfechter der Grundwerte der Verfassung – Kinder der Aufklärung und der Französischen Revolution. Auch in Demokratien brauchen sie Mut, um moralische Sensibilität und Mitleidsfähigkeit für Schwächere und für Minderheiten unter Beweis stellen zu können. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

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Um Kritik zu üben an Unrecht und »Ausbeutung« – »Menschen zu schinden ist falsch … und Ausbeutung ist … exakt in der gleichen Weise falsch«, so Michael Walzer 17–, dazu bedarf es auch in Demokratien des Muts und der Zivilcourage. In Diktaturen ist davon ungleich mehr vonnöten, aber eben auch in Demokratien erfordert es Mut und braucht es Zivilcourage, sich Mehrheitsmeinungen entgegenzustellen. Wie sehr das der Fall sein kann, zeigt das Beispiel des 11. September 2001 und seine Folgen. 18

Um Unrecht zu erkennen, ist nicht so sehr Theorie erforderlich, betont Michael Walzer in seinem Beitrag »Die Tugend des Augenmaßes«, sondern von Mitleid und Mut getragene moralische Sensibilität. Ist es nicht so? Es ist so – und diese Sensibilität ist zeitlos, erklärt Julien Benda in seiner 1978 von Jean Améry neuherausgegebenen Streitschrift »Der Verrat der Intellektuellen«. Das Gefühl für Unrecht, moralische Empfindsamkeit für ungerechte Herrschaft von Menschen über Menschen, ist zu allen Zeiten existent, unabhängig von der jeweiligen Herrschafts- und Hierarchieform. Benda: »Ich kann mir durchaus vorstellen, daß die Völker, die Nebukadnezar an Nasenringen die Landstraße nach Chaldäa entlangzerren ließ, daß der Unglückliche, der von seinem mittelalterlichen Seigneur an den Mühlstein gebunden … wurde, daß der Jüngling, den Colbert lebenslänglich an die Galeerenbank ketten ließ: daß sie alle sehr wohl der Ansicht waren, man verletzte an ihnen ein ewiges – statisches – Prinzip der Gerechtigkeit.« 19Das Universelle ist in diesem Fall mehr als das Partikulare. Intellektueller ist, so beschreibt es auch Jean-Paul Sartre in diesem Sinne in seinen im Herbst 1965 in Japan gehaltenen Vorträgen »Plädoyer für die Intellektuellen«, wer einen universellen Anspruch behauptet und sich weigert, ihn in den Dienst partikularer Zwecke, das heißt der oder des jeweils Herrschenden, zu stellen: »Der Intellektuelle ist also der Mensch, der sich bewußt wird, daß es in ihm und in der Gesellschaft einen Gegensatz gibt zwischen der Suche nach der praktischen Wahrheit (mit allen Normen, die sie impliziert) und der herrschenden Ideologie (mit ihrem System traditioneller Werte).« 20Der Geistesarbeiter soll nicht als »falscher Intellektueller« »Wachhund« der »herrschenden Klasse« sein und ihre »partikularistischen« Interessen verteidigen, sondern sich einsetzen für »die Universalisierung, das heißt gegen die Ausbeutung, die Unterdrückung, die Entfremdung, die Ungleichheiten« 21. Diese Worte klingen in heutigen neoliberalen Juste-Milieu-Ohren unerlaubt aufrührerisch, sie markieren indes nur die Differenz zwischen Universalismus und Partikularismus, zwischen der Reduktion auf das jeweils Besondere und dessen Abstraktion ins universell Allgemeine. Beider Dialektik aber ist für das Verständnis von Unterdrückung und Entfremdung sowie Versuchen ihrer Aufhebung unveräußerlich. So notwendig wie das stets vorhandene und in allen Generationen nachwachsende Gerechtigkeitsgefühl.

Auf eben diesen ebenso universalistisch-abstrakten wie ins Konkrete immer wieder übersetzbaren Grundwert der Gerechtigkeit bezieht sich in Wenzels Intellektuellen-Anthologie auch Ralf Dahrendorf, ehemaliger Europa-Kommissar und Direktor der »London School of Economics«. Intellektuelle, so die Empfehlung des (seit 1993) englischen Oberhaus-Lords, sollten zum Beispiel ineins mit den Grundprinzipien der Französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – den gesellschaftlich »wichtigsten Wertekonflikt« 22kritisch im Auge behalten: nämlich inwieweit es gerecht zugeht im Verhältnis der miteinander konkurrierenden Werte Gleichheit und Freiheit. Daß nämlich zum Beispiel Freiheit – ohne von Solidarität getragene Bereitschaft (wenigstens) zur Gleichheit der Chancen – für Schwächere eine Illusion ist.

Indem auch Benda das urdemokratische Prinzip der Gleichheit hervorhebt – daß alle Menschen frei und an Rechten gleich geboren sind –, behauptet er nicht, was die »Rechte« wiederum der »Linken« zum Vorwurf macht, ›Gleichmacherei‹ des Ungleichen. Benda weist diesen bis heute praktizierten Trick zurück: »Der Trick besteht darin, nicht zur Kenntnis zu nehmen, daß die Demokratie nur die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz und im Zugang zu öffentlichen Ämtern zum Beispiel postuliert, während ihre Position in allen übrigen Fragen durch jenes Diktum des englischen Philosophen Grant Allen definiert wird, demzufolge ›Alle Menschen frei und ungleich geboren sind‹ und es ›das Ziel des Sozialismus ist, diese natürliche Ungleichheit zu erhalten und das beste daraus zu machen oder auch durch jenes andere des französischen Demokraten Louis Blank, demzufolge die wahre Gleichheit in der ›Verhältnismäßigkeit‹ liegt und für alle Menschen in der ›gleichen Entfaltung ihrer ungleichen Fähigkeiten‹ besteht – zwei Formulierungen, die beide zurückgehen auf den Gedanken Voltaires: ›Wir sind alle Menschen in gleicher Weise, aber nicht gleiche Mitglieder der Gesellschaft.‹« 23Nochmals (weil dies das wichtigste Kampfargument der alten Wirtschaftsliberalen bis hin zu den heutigen marktradikalen Liberalen, auch in der SPD, geworden ist): Der Trick besteht darin, nicht zur Kenntnis zu nehmen, daß (soziale) Demokratie nur die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz, beim Zugang zu öffentlichen Ämtern sowie Gleichheit der Chancen, der Ausgangsbedingungen, postuliert. Daß Menschen nicht gleich sind, sondern höchst unterschiedlich, ist offensichtlich. Chancengleichheit verlangt Gleichheit der Ausgangsbedingungen, akzeptiert aber, daß »ungleiche Menschen aus gleichen Chancen Verschiedenes machen« 24.

Anders als Sofsky, für den Intellektuelle bezahlte Schreibsöldner und Meinungs-Bubis sind, und Bohrer, der die Bundesrepublik bereits für »auszivilisiert« erklärt, hält es zum Beispiel eine so ungewöhnliche Allianz wie die von Michael Walzer, Ralf Dahrendorf und Johano Strasser durchaus für unklug, auf die Figur des sich öffentlich erklärenden Intellektuellen zu verzichten. Denn können jene, denen Wohl und Wehe des Ganzen nicht gleichgültig ist, nicht helfen, die Transparenz einer offenen, lernfähigen Gesellschaft aufrechtzuerhalten? Fügen sie damit der Gesellschaft Schaden zu? Im Gegenteil. Sie versuchen Schäden zu verhindern. Für den Sozialphilosophen Jürgen Habermas 25ist Intellektueller, wer sich, während andere noch Business-as-usual betreiben, über »kritische Entwicklungen aufregen« und diese Aufregung mit politischer Urteilskraft verbinden kann. Dazu bedarf es, so Habermas, links-liberaler intellektueller Begleiter der Bundesrepublik, »unheroischer Tugenden« wie »einer argwöhnischen Sensibilität für Versehrungen der normativen Infrastruktur des Gemeinwesens, die ängstliche Antizipation von Gefahren, die der mentalen Ausstattung der gemeinsamen politischen Lebensform drohen, der Sinn für das, was fehlt und ›anders sein könnte‹, ein bißchen Phantasie für den Entwurf von Alternativen, und ein wenig Mut zur Polarisierung, zur anstößigen Äußerung, zum Pamphlet«.

»Ein wenig Mut« zu Polarisierung und Erregung von Anstoß ist – wie gesagt – auch in Demokratien vonnöten, ungleich mehr davon natürlich in Diktaturen. Und war erforderlich in der geschlossenen Feudalgesellschaft des Mittelalters. Wer wie der Dominikanermönch Giordano Bruno Ende des 16. Jahrhunderts der katholischen Lehre widersprach, riskierte sein Leben. Für die Kirche kreiste die Sonne um den Weltmittelpunkt Erde, für Bruno die Erde um die Sonne. Und mit der Unendlichkeit des Weltraums hatte er zugleich die Personalität Gottes in Frage gestellt. Der Ketzerei angeklagt, hielt er an seiner angeblichen Irrlehre fest, statt ihr abzuschwören. Bruno verweigerte den Verrat der Wahrheit. Am 17. Februar 1600 wurde er dafür in Rom auf dem Campo dei Fiori verbrannt. Ein Denkmal an der Stelle des Scheiterhaufens erinnert noch heute an ihn, an seinen Todesmut. Hätte man es Giordano Bruno angesichts der Todesandrohung übelnehmen können, wenn er, um sein Leben zu retten, widerrufen, also intellektuellen Verrat begangen hätte?

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