Reinhard Heilmann
Der Schatz vom Ulmenhof
Eine beinahe unglaubliche Geschichte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Reinhard Heilmann Der Schatz vom Ulmenhof Eine beinahe unglaubliche Geschichte Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Impressum neobooks
Es war einmal ..., so beginnen manchmal Märchen und ein wenig ist auch dies ein Märchen, ein wenig auch Phantasie und ein wenig Wahrheit.
Und so fing alles an ...
Die Geschichte begann schon vor vielen Jahren, als der inzwischen dreizehnjährige Junge das erste mal auf dem Dachboden seines Elternhauses herumstöberte. Es war ein altes Haus, das so ungefähr um 1890 erbaut worden war
und man kann sich denken, dass auf so einem Dachboden im Laufe der Zeit alle möglichen Sachen abgelegt wurden, die irgendwann keiner mehr brauchte oder sie einfach nur beiseite legen wollte.
Als Fünfjähriger hatte sich Jan-Moritz das erste mal hier heraufgetraut, durch den nur spärlich beleuchteten Flur, über die dunkle Stiege nach oben, über 13 knarrende Stufen und war in eine sonderbare mysteriöse Welt eingetaucht, die ihm anfangs Angst einflößte. Aber schon bald fühlte er sich von den vielen verstaubten Dingen dort oben wie magisch angezogen und immer öfter verbrachte er seine Nachmittage auf diesem Dachboden, wenn seine Mutter ihre Hausarbeiten machte oder die Tiere versorgte und auch die Schwester mit anderen Dingen beschäftigt war und niemand Zeit hatte, sich um den Jungen zu kümmern. Und so blieben diese Ausflüge in eine vergangene Welt Jan-Moritz‘ Geheimnis, das er sorgsam hütete.
Immer, wenn er dort oben war, hatte er seinen Lieblings- Teddybären im Arm, kuschelte sich mit ihm auf ein altes Sofa und erzählte dem Bären Geschichten, die er sich gerade mal so ausgedacht hatte. Es waren seltsame Geschichten, in denen die verschiedensten Gegenstände vorkamen, wie sie dort oben auf dem Dachboden herumlagen, herumstanden, abgelegt waren, aufgehängt oder irgendwo aufgestapelt. Da sich der Dachboden über die gesamte Länge und Breite des Hauses erstreckte, das immerhin so an die zehn Zimmer hatte, war das schon ein ganz schön beachtlich großer Dachboden, mit viel Platz für alles mögliche Gerümpel: es gab eine alte Nähmaschine, Schneiderpuppen, Regale voller Gläser, Dosen, Geschirr und verstaubten Illustrierten, es gab Teppichrollen am Boden oder an die Wand gelehnt; alte Stühle, manche mit nur noch drei Beinen; eine Unmenge Kartons, auf denen in verblasster Schrift stand, was darin war; Kleiderschränke voller alter Kleider; Kisten mit Kinderspielsachen, alte Käfige für Vögel oder andere Haustiere; eine große Standuhr, ja sogar Türen, die hier abgestellt worden waren; Kinderwagen und ein Kinderbett; alte Fahrräder, ein Kinderroller und vieles, vieles mehr, so dass es Jan-Moritz nicht schwer fiel, jedes Mal wieder neue Geschichten zu erfinden.
Irgendwann, viel später, wurde es dem Jungen dann doch zu langweilig, schließlich war er inzwischen mit sieben Jahren schon ein großer Junge geworden, der nun schon die zweite Schulklasse besuchte.
Und so gerieten all‘ die seltsamen Gegenstände dort oben auf dem Dachboden dann schließlich in Vergessenheit, die Bewohner des Hauses stellten zwar ab und zu noch etwas dazu, aber Jan-Moritz hatte jetzt ganz andere Vorlieben.
So saß der Teddybär irgendwo alleine herum, weil Jan-Moritz kaum noch Zeit hatte, sich mit ihm zu beschäftigen und ihm auch keine Geschichten mehr erzählte.
Das änderte sichdann irgendwann wieder als der Junge inzwischen dreizehn Jahre alt war und durch irgendeinen Zufall
- oder war es gar kein Zufall? -,
wieder mal dort hinauf musste. Jan-Moritz hatte ein paar Spielsachen aussortiert, die er in eine Kiste gepackt hatte, um so mehr Platz in seinem Zimmer für anderes zu haben.
Außerdem: Diese Holzeisenbahn war ja ganz schön und gut, aber schließlich war er kein Baby mehr, brummelte er sich in den noch nicht vorhandenen Bart, und so räumte er sie zusammen und trug die Kiste auf den Dachboden.
Wie es geschah, wusste er später gar nicht mehr zu sagen, jedenfalls war ihm, als er die Tür geöffnet hatte, als wenn ihn von fern hinten aus der Ecke des Dachbodens jemand zurief, ja richtig flehte: “Jan-Moritz, Du musst mir helfen, ich muss hier raus! Komm und befreie mich!“ - Es schauderte den Jungen als er die nur leicht und ganz leise dahingesäuselten Worte hörte, es war beinahe wie das Säuseln des Windes, der sich in irgendeiner Hausecke verfing oder war es tatsächlich nur der Wind?
Jan-Moritz fasste all‘ seinen Mut, stellte seine Kiste irgendwo beiseite und ging auf die Suche. Die Funzeln hier oben spendeten sowieso kaum genügend Licht und durch die vergilbten und verstaubten Fensterrosetten an den Giebelseiten drang auch nicht viel Helligkeit, so dass Jan-Moritz gleich seine kleine Taschenlampe anknipste, die er meistens bei sich trug. - Da war es wieder, dieses Säuseln
und mit jedem Schritt, den der Junge in die Richtung tat, aus der das Geräusch kam, wurde es ein wenig lauter. Jetzt stand er neben einem Sofa, einer Art Kanapee mit einer abgebrochenen Lehne, das er aus seinen früheren Besuchen hier oben gar nicht kannte. Und neben diesem Sofa eine alte Truhe etwa so hoch, dass sie dem Jungen bis zum Bauchnabel reichte. Ein schwerer Deckel versperrte die Truhe, doch als Jan-Moritz ihn anhob, ging es ganz leicht und er konnte den Deckel mühelos zurückklappen. Der Truheninhalt war durch ein altes besticktes Tuch verdeckt, das Jan-Moritz vorsichtig anhob und beiseite legte.
Und dann war da plötzlich wieder dieses Säuseln! Aber nun erkannte der Junge, das es tatsächlich von draußen irgendwo an der Hausecke kam, wo der Wind, der hier an der See immer mehr oder weniger wehte, sich wohl verfangen hatte und dieses merkwürdige Geräusch verursachte, das den Jungen hierher gelockt hatte. War das alles nur Zufall?
Jedenfalls begannen mit diesem Tage, zu dieser Stunde eine Reihe von sonderbaren Erlebnissen und Träumen, die den Jungen beinahe ein ganzes Jahr lang in ihren Bann zogen und ihn nicht mehr losließen.
Immer wieder musste Jan-Moritz hier hoch auf den Dachboden kommen, ging wieder zu seiner „Schatztruhe“, wie er sie nannte, öffnete den schweren Deckel, nahm einen der zahllosen Gegenstände heraus und machte es sich auf dem kaputten Sofa bequem. Nicht, dass er wieder seinen Lieblingsteddybären dabei hatte, nein, der saß unten in
Jan-Moritz‘ Zimmer in einer Ecke des Bettes und bewachte den Jungen, sobald der in sein Bett gekrochen war.
Also konnte er dem auch keine Geschichten mehr erzählen, während er so herumsaß und sich den Gegenstand anschaute, den er aus der Truhe genommen hatte.
Und plötzlich war auch alles anders geworden, gegenüber früher, als er dem Teddybären seine Geschichten erzählt hatte. Denn jedes Mal, wenn der Junge den Gegenstand aus der Truhe in die Hand nahm und seinen Kopf am Sofarand anlehnte, wurde er ganz schläfrig, dämmerte müde vor sich hin und schlief schließlich ein.
Es waren wilde Träume, die Jan-Moritz erlebte, Abenteuer,
Reisen in ferne Länder, aufregende Geschichten und Erlebnisse und jedes Mal erlebte der Junge alles so, als wenn er mittendrin gewesen wäre. Er erlebte alles so hautnah mit, als wenn er Teil dieser Zeitdokumente gewesen wäre, als wenn er in dieser Zeit, in der der Traum spielte, tatsächlich gelebt hätte: dann hätte er allerdings schon uralt sein müssen, dachte der Junge, denn manche Geschichten handelten von der Entstehung des Hauses, auf dessen Dachboden er jetzt saß und manche von Menschen, die vor mehr als hundert Jahren ausgewandert waren.
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