Hans-Dieter Mutschler - Halbierte Wirklichkeit

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Weithin hat die Meinung um sich gegriffen, allein mit Hilfe der Naturwissenschaften seien das Leben und die Welt zu begreifen. Doch das wäre nicht nur eine Bankrotterklärung für die Religion. Mit einer Absolutsetzung der Naturwissenschaften ist es zudem nur noch ein kleiner Schritt hin zur Ideologisierung einer Weltanschauung – mit unabsehbaren Folgen für unser Menschenbild.
Demgegenüber zeigt Hans-Dieter Mutschler, dass die Naturwissenschaften und ganz besonders der sich daraus ableitende Materialismus nicht ausreichen können, um das Leben in all seinen Dimensionen zu verstehen. Denn die materialistische Weltsicht blendet weite Teile der Realität aus, die durch materielle Prozesse allein eben nicht erklärbar sind.
In sowohl naturwissenschaftlich als auch philosophisch fundierter Weise führt der Autor durch dieses spannende Grenzgebiet. Letztlich gelingt es ihm, eine Brücke zu einer «narrativen Theologie der Natur» zu schlagen, in der er eine begründbare Alternative zum weitverbreiteten Verstehen der Welt sieht.

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Natürlich verfolgt auch der Wissenschaftler Ziele. Er ist eben immer auch eine historisch bedingte Person. All dies sollte nicht auf seine Ergebnisse abfärben und wenn er das Ziel der Wahrheit verfolgt, dann repräsentiert zwar die Wahrheit einen Wert für ihn, aber erstens können wir uns über diese Ausrichtung auf Wahrheit hin intersubjektiv verständigen und zweitens betrifft dieser Wert der Wahrheit nur das forschende Subjekt und die von ihm aufgestellten Theorien, niemals aber die von ihm untersuchten Objekte. Unsere Theorien mögen wahr oder falsch sein. Ein Atom oder ein Gen ist niemals wahr oder falsch. Und so gibt es auch keine falschen Hirsche oder Karnickel. In der alltäglichen Rede unterscheiden wir zwar echte von den unechten Schlüsselblumen, aber der Biologe kann damit nichts anfangen. Wir werden später auf Redeweisen wie „Er ist ein wahrer Freund“ oder „Er ist ein wahrer Künstler“ zurückkommen. So etwas hat man früher einmal ontologische Wahrheit genannt, im Gegensatz zu bloßer Satzwahrheit. Es gibt zwar Gründe, sich in der Wissenschaft ausschließlich auf Satzwahrheiten zu beschränken, aber wir werden im Hegelkapitel sehen, dass der Begriff der ontologischen Wahrheit unverzichtbar ist, wenn er auch in den meisten Philosophiebüchern nicht mehr vorkommt. Unverträglich mit dem Objektivitätsideal der Naturwissenschaft ist nicht nur die Subjektabhängigkeit der Werte, sondern alles, was wir aus der Betroffenenperspektive formulieren. Der Wissenschaftler wird jedoch immer die objektivierend distanzierte Dritte-Person-Perspektive einnehmen, d. h. die Beobachterperspektive. Daher ist es für die Wissenschaft gleichgültig, ob mich das Objekt meiner Wissenschaft anekelt oder entzückt. Eklige Spinnen sind für den Biologen nicht weniger interessant als drollige Pandabären, giftige Brennnesseln nicht weniger als unschuldige Lilien.

Natürlich kann man nicht bestreiten, dass wir auch in unserer Lebenswelt häufig die Beobachterperspektive einnehmen. Tatsächlich springen wir in unserer praktischen Existenz ständig von der Betroffenen- in die Beobachterperspektive und zurück. Aber eben dies, dass wir springen, macht die Differenz zur Grundeinstellung des Wissenschaftlers aus. Ob ihn der Gegenstand seiner Forschung persönlich betrifft, hat für die Formulierung seiner Theorie keine Bedeutung. Das heißt z. B.: wenn ein Molekularbiologe von der Ausdünnung der genetischen Vielfalt durch den Artenschwund moralisch betroffen ist, so wird er deshalb keine bessere Biologie treiben als sein Kollege, dem das ganz gleichgültig ist. Wir können die Dignität wissenschaftlicher Entdeckungen nicht am moralischen Zustand der Akteure bemessen und wenn die Marxisten die Qualität einer wissenschaftlichen Theorie am proletarischen Bewusstsein ihrer Produzenten maßen, dann lagen sie durchaus verkehrt. Auch ein Teufel wäre imstande, die Fakten zutreffend zu beschreiben.

Freilich könnte es durchaus sein, dass auch Betroffenheit uns Realität erschließt, wenn auch nicht in derselben Hinsicht wie aus der Perspektive des distanzierten Beobachters. Der Physiker Werner Heisenberg sagt: „Der Schimmer der Farben, die ohne jede Trübung von ihren Blüten leuchten, ein Windhauch, der den Duft der Rose zu uns herüberträgt, berührt das Innerste unserer Seele. Das ist wohl ein objektiver Tatbestand, so wie irgendein Tatbestand der Naturwissenschaft.“ 7Das Bemerkenswerte an diesem Zitat ist, dass es von einem Physiker stammt. Er hält also die Betroffenenperspektive für ebenso wichtig wie die Beobachterperspektive. Das hier Gesagte darf deshalb nicht so missverstanden werden, als würden wir behaupten, dass ein Naturwissenschaftler nicht zugleich betroffen sein könnte. Nur: Er ist es nicht als Naturwissenschaftler, sondern als Mensch . Auch er springt hin und her, aber nicht im Labor, sondern erst wenn er sich wieder zu Hause befindet.

Wir müssen also damit rechnen, dass die Naturwissenschaft qua Naturwissenschaft ihre Objektivierungsleistungen und ihren Präzisionsgewinn gegenüber unseren lebensweltlichen Überzeugungen mit einer Ausdünnung des Seinsbegriffs bezahlt. In der präzisesten Wissenschaft, die wir kennen, in der Quantenfeldtheorie, führt dies dazu, dass die klügsten Forscher keine allgemein akzeptierte Ontologie mehr entwickeln können. Sie können alles berechnen, aber sie wissen nicht mehr, was sie da berechnen. Präzision und ontologische Relevanz weisen offenbar in die entgegengesetzte Richtung.

Dies führt zu einer unübersichtlichen Lage. Manche Pragmatisten behaupten daher, die Lebenswelt sei die eigentliche Welt und die Wissenschaft sei nur eine Abstraktion davon, etwa, um technische Geräte herzustellen. Hier siegt die Lebenswelt über die Wissenschaft. Weiter verbreitet ist die gegenteilige Auffassung, wonach die Wissenschaft die eigentliche Wahrheit enthält und die Lebenswelt nur ein vorläufiger Schein sei. All dies soll nun diskutiert werden, um eine vermittelnde Position zu erarbeiten. Tatsächlich können wir weder auf die Wissenschaft noch auf die Lebenswelt verzichten. Aber ihr Verhältnis ist subtiler als diese Radikallösungen vermuten lassen, die eins aufs andere reduzieren.

Manche, wie etwa der Philosoph Martin Heidegger oder die Pragmatisten, haben versucht, unser Seinsverständnis ganz aus der praktischen Lebenswelt herzuleiten. Heideggers Seinsbegriff macht keinen Gebrauch von der Naturwissenschaft. Diese hat für ihn nur noch instrumentellen Charakter, d. h. sie ist ein nützliches Instrument zur technischen Weltbewältigung, nämlich so, wie die Klauen und Zähne eines Bären oder die Schwingen und der scharfe Schnabel eines Adlers nützliche Instrumente sind, aber keinen Seinsbegriff generieren, sondern es handelt sich um effiziente Instrumente beim erfolgreichen Kampf ums Überleben. Auf diese Weise ist für Heidegger die Naturwissenschaft lediglich ein effizientes Instrumentarium, uns in der Welt erfolgreich durchzusetzen. Diese These wurde auch von den Marxisten und wird heute noch von den Konstruktivisten und Pragmatisten gehalten. Sie müssen behaupten, dass die Ergebnisse der Naturwissenschaft nichts zu unserem Seinsverständnis beitragen, was eklatant falsch ist. Man bedenke nur, welche Revolutionen in unserem Seins- und Selbstverständnis durch den Heliozentrismus, die Darwinsche Evolutionstheorie, die Relativitäts- und Quantentheorie oder auch die Chaostheorie hervorgerufen wurden!

Es scheint also sinnvoller, solche Extreme zu meiden, d. h. eben auch das andere Extrem. Wenn wir nämlich die Lebenswelt auf die Wissenschaft reduzieren, werden wir uns als Handelnde unverständlich. Bei manchen Neurowissenschaftlern hat dies dazu geführt, dass sie unser Ich, unsere Vernunft und Freiheit für eine Illusion halten oder gar glauben, die Abschaffung des traditionellen Menschenbildes werde mit einem Mehr an Humanität verbunden sein – so z. B. der Neurowissenschaftler Wolf Singer. 8Aber welchen Sinn hat das Wort Humanität , wenn es niemanden gibt, der frei ist, sich human zu verhalten oder auch nicht? Umgekehrt scheint es, wie gesagt, nicht sinnvoll, der Naturwissenschaft jede ontologische Relevanz abzusprechen, denn sie trägt ja doch entscheidend zu unserem Seinsverständnis bei. Dass es überhaupt zu solchen Extremen kommt, scheint daran zu liegen, dass die Spannung zwischen Wissenschaft und Lebenswelt, die ein Sonderfall der Spannung zwischen Theorie und Praxis ist, dass wir also eine derartige Spannung nur schwer aushalten mögen. Menschliches Leben ist durch Gegensätze gekennzeichnet, Sein und Sollen, Tun und Empfangen, Individuum und Gesellschaft, Rationalität und Intuition, Theorie und Praxis, Männer und Frauen, Tiere und Roboter usw., d. h. von Gegensätzen, die selten eine unproblematische Vermittlung erlauben. Aber gerade das Aushalten solcher Spannungen kennzeichnet die Reife menschlicher Existenz, während Ideologien sich dadurch auszeichnen, dass alles mit allem problemlos in Übereinstimmung gebracht wird. Es ist die alte romantische Sehnsucht nach einer Einheit der Welt, nach dem gefühligen Aufgehen im All-Einen, letztlich im Mutterleib, die auch im modernen Materialismus fortlebt, obwohl sich die modernen Materialisten für alles andere als für Romantiker halten. Aber das haben die Marxisten auch geglaubt und doch waren sie Sozialromantiker mit allen zerstörerischen Konsequenzen, die eine solche All-Einheitslehre zur Folge hat.

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