Christof Wackernagel - Verlogen, dumm und unverschämt

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Dieser Essayband versammelt Texte Christof Wackernagels von 1977 bis heute, beginnend mit Reflexionen zur Rolle der RAF, deren Mitglied er war, weswegen er 10 Jahre in verschiedenen Gefängnissen verbrachte, bis hin zur Dokumentation der Situation im afrikanischen Mali, wo er 10 Jahre in der Hauptstadt Bamako lebte. Die Texte dokumentieren seine kritische Auseinandersetzung mit der Haltung der Kulturindustrie und ihrer Rolle innerhalb der gesellschaftlichen Tendenz zu einer Meinungseinebnung, die einzig das Ziel verfolgt, gesellschaftliche Verhältnisse, politische Machtpositionen und wirtschaftliches Handeln der Profitmaximierung zu zementieren.

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die überwachung funktioniert aber auch »umgekehrt«: durch eine art zwang zum zusammenleben – mit den bewachern! ich liege nämlich weniger deshalb gegenüber zum »dienstzimmer«, damit sie schneller zu meiner zelle kommen und z. b. mein schreibmaschinenschreiben hören und so auch eine akustische kontrolle haben, sondern ganz bewußt noch mehr, damit ich sie die ganze zeit hören muß: ich höre nämlich nicht nur auch ihre schreibmaschine, auf der sie oft bis 22 uhr wahrscheinlich irgendwelche blöden formulare ausfüllen, sondern ich bekomme ihren gesamten tagesablauf mit, vom praktisch nie aussetzenden auf- und zuschließen der traktzugangstür, was jedesmal einen lauten knall mit sich bringt und z. b. ausreicht, um jeden versuch eines (nötigen) mittagsschlafs zu verhindern, bis zum gähnen der bewacher in ihrem »dienstzimmer«.

die zigfache routine jeden tag ungefähr so: telefonklingeln im »dienstzimmer«. hörer abnehmen, »ja, nummer soundso« (die gefangenen sind fast nur nummern, klar) »auf hausnummer soundso«, (pause) »ja, ist gut … nein, nein, ich bin froh, ham wir platz, wenn nachher der schub kommt« (bezieht sich auf die neu eingelieferten gefangenen, von denen täglich neue auf die »beobachtungsstation« hier kommen), schritte vom »dienstzimmer« auf den gang, quietsch quietsch quietsch, zellenaufschluß. »so, sachen packen, los, sie werden verlegt, alles einpacken, sie kommen auf nummer soundso, ziehen sie ihre bettwäsche ab und lassen sie die bücher da. wenn sie fertig sind, ruflampe drücken«.

tür zuknallen, zuschließen, quietsch quietsch quietsch, undsoweiter undsoweiter.

da sie aber auch untereinander so laut brüllen, wie sie mit den gefangenen reden, bekomme ich auch die meisten ihrer gespräche mit, ob sie über die neuen essensmarken reden, über die schichteinteilungen meckern, sich über die (gefangenen-)nummern unterhalten und sich gegenseitig ihre einschätzungen mitteilen (»herrgott, geht mir der auf den wecker«) oder übers wetter und die politik. meist gehts aber um die arbeit, von der es auch nicht zu wenig gibt, die spitze des ganzen ist ein wahrscheinlich (kehl)kopfkranker mit einer krächzenden falsettstimme, der ununterbrochen entweder im »dienstzimmer« oder auf dem gang vor sich hintobend wie ein wasserfall zu jedem und allem redet, sich über gott und die welt und vor allem die gefangenen aufregt, und wenn es mal nichts zu tun gibt, wirklich ohne abzusetzen auf seine kollegen einredet – was, kann ich meist gerade nicht mehr verstehen, aber dafür bekomme ich umso deutlicher den tonfall mit, seine sich am rande des hysterischen entlangbewegende erregung, die intensität und eindringlichkeit, mit der er auf sein gegenüber einhämmert – es ist lächerlich bis zur groteske, je mehr er sich aufregt, desto höher wird sein schwäbischer falsett, es ist ebenso bemitleidenswert wie bezeichnend für das menschenvernichtende kalkül, mit dem so ein – ja schließlich von dieser gesellschaft zerstörter – mensch zu ihrer aufrechterhaltung eingesetzt wird: so einer bekommt ja auch sonst gar keine stelle, und hier kann er auch erst richtig die durch die deformationen seiner persönlichkeitstruktur entstehenden verqueren bedürfnisse ausleben zum wohle und zwecke der unterdrückung und zerstörung der gefangenen: das ist die sorte, die mit bis zur selbstauflösung reichender hingabe zellen filzt und für den es zu den sternstunden seines lebens gehört, meine zelle filzen zu dürfen, um dadurch dem vaterland einen dienst tun zu können, und als einziger eine von mir optimal getarnte kerze in einem ausgedienten gewürzgläschen mitten unter anderen gewürzgläschen gefunden hatte, woran man sehen kann, daß er wirklich die ganze bude auf den kopf stellen mußte, denn die dinger hatten ja auch alle den deckel drauf: deswegen wird so einer hier eingesetzt; das ist auch die sorte, die, wenn ich auf dem hof bin, bei der razzia den fenstergriff so verschließt, damit das fenster nur noch schräg zu öffnen geht, und ich mir erst mal die hand verrenke, wenn ich zurückkomme und das fenster aufreißen will, um den widerwärtigen schweißgeruch der wärter auszulüften, mit dem sie der tatsache der razzia noch auf besonders penetrante weise nachdruck verleihen: grinsend wird dann auf meinen protest hin der fenstergriff wieder umgeschlossen, so dass ich es ganz öffnen kann (an den beiden fensterflügeln sind insgesamt drei schlösser! der linke flügel ist sowieso immer verschlossen), das ist auch die sorte, die verquer genug ist, nachts auf filzpantoffeln – oder auch mit besonders lauten schuhen, damit man es auch ja hört – durch die gänge zu schleichen, ob man gefangene beim onanieren »erwischen« kann (denn das zu »verbieten«, fehlt eigentlich noch in der hausordnung, da sind sie wahrscheinlich zu verklemmt zu, das offen zu verbieten) – und das ist halt die sorte, von der hier praktisch alle sind – die den ganzen tag mitzubekommen, erfordert ein höchstmaß an konzentration und abwehrenergie, denn wenn man nicht in der lage ist, sie voll aufzubringen, gerät man sofort an den rand des verrücktwerdens, es ist ja nicht nur das akustische zusammenleben mit dem direkten gegner (also den direkt physisch wahrnehmbaren organen/funktionen des gegners), der nur dazu da ist, einen am weglaufen zu hindern, weswegen jeder von ihm doppelt unerträglich ist, sondern damit ist vor allem die permanente demonstration der kontrolle und übermacht beabsichtigt, und du sollst dauernd daran erinnert werden, daß es keinen zweck hat. als »gegenmittel« bleibt dir nur noch swf 3 … (auf dem eigenen radio gibts nur mittelwelle – da ist tagsüber fast nichts brauchbares zu finden, plattenspieler und kassetten-recorder werden immer wieder abgelehnt).

besonders krass deutlich wird art und funktion dieses zwanges zum »zusammenleben« an der tatsache, daß auf der anderen seite gespräche mit den wärtern nicht möglich sind, etwas, das in anderen gefängnissen nicht nur selbstverständlich läuft, sondern meist auch gesucht wird, sei es aus neugier, sei es, um einen auszuhorchen, sei es auch nur aus dem persönlichen interesse des wärters heraus, eine einschätzung von einem zu kriegen, um zu wissen, wie sie sich verhalten sollen, und sich eventuell arrangieren zu können, daß auf beiden seiten eine ruhige kugel geschoben werden kann, aber hier wird (sogar unter inkaufnahme eines versäumten resozialisierungsversuchs, die derartige gespräche langfristig natürlich auch darstellen sollen) jeder über das nötigste technische hinausgehende kontakt verhindert, um das höchstmaß an spannung aufrechterhalten zu können; und um das mal zu verdeutlichen: in einem der anderen gefängnisse, in denen ich war, sagte mal ein wächter nach einer längeren diskussion über wohlstandsgesellschaft, psyschiche verelendung in den metropolen bei millionenfachem verhungernlassen der menschen in der dritten welt und der notwendigkeit revolutionärer gewalt, er stimme zwar nicht mit meinen methoden überein (klar), aber er empfände »größte hochachtung« vor mir, daß ich »standhaft bleibe, trotz der unglaublich harten haftbedingungen« (wörtliches zitat!) – so einer würde mich zwar nicht abhauen lassen, aber der findet keine selbstgemachte kerze, der zählt nicht nach, ob ich 21 oder auch 25 statt der erlaubten 20 bücher habe, wie es hier jeden tag läuft, und der legt auch insgesamt, soweit es in seinem rahmen geht, die haftbedingungsbestimmungen genau in der entgegengesetzten richtung exzessiv aus.

so etwas erklärt natürlich nicht nur, warum gespräche unterbunden werden müssen, sondern auch, warum sie nicht unter 2-3 mann zur zelle kommen dürfen (hier sowieso noch mit mehr), denn der hatte das natürlich gesagt, als er allein zu mir gekommen war.

aber man muß das alles als mosaiksteinchen eines gesamtprogramms sehen, das so angelegt ist, daß nicht jede dieser einzelheiten bewußt programmiert und bestimmt ist, sondern vieles sich aus der strukturellen anlage her »von alleine«, als folge von einem aus dem andern ergibt, denn abgestimmt ist das alles immer auf den gleichen zweck: die unterwerfung. wenn du mitspielst, wird dir auch »menschlichkeit« gewährt – sie sind kalt genug, das genau so zu kalkulieren, und das schwingt bei jeder auch noch so kleinen »kleinigkeit« mit.

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