1. Auflage April 2014
©2014 OCM GmbH, Dortmund
Gestaltung, Satz und Herstellung:
OCM GmbH, Dortmund
Verlag:
OCM GmbH, Dortmund, www.ocm-verlag.de
Printed in Germany
ISBN 978-3-942672-25-2
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Dies gilt auch für die fotomechanische Vervielfältigung (Fotokopie/Mikrokopie) und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Susanne Limbach
Tausend Träume
&
Tödliche Flaschenpost
© 2014
Die handelnden Personen und ihre Schicksale sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Ereignissen sind nicht beabsichtigt.
1. Auflage Mai 2014
©2014 OCM GmbH, Dortmund
Gestaltung, Satz und Herstellung:
OCM GmbH, Dortmund
Verlag:
OCM GmbH, Dortmund, www.ocm-gmbh.de
Printed in Germany
ISBN 978-3-942672-20-7
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Vorwort Tausend Träume
Gefühl
Glück auf
Sternenbild
Loslassen
Stimmen im Wind
Das Mädchen auf der Treppe
Das geheime Leben der Worte
Erinnerungen zu Besuch
Tausend Träume
Winternostalgie
Die Schatzsucherin
Cosimo
Die geheime Linde
Vorwort Tödliche Flaschenpost
Die Fremde in mir
Die Todesbotschaft
Morgentau
Tödliche Flaschenpost
Der Duft der Kaffeebohne
Heimatlos
Die Geliebte des Blanken Hans
Frauenabend
Tausend Träume
Das sind leise, zarte Geschichten mitten aus dem Leben. Sie erzählen von Liebe, Familie, Neuanfängen und dem Vergessen.
Ich schlage ein Bein über das andere, streiche dabei den hellgrauen Baumwollstoff über dem Schoß glatt und warte. Die Aura einer gut gespielten Eleganz umgibt mich und vorsichtig nippe ich an einem Coffee to go. Es könnte auch der Eindruck entstehen, der Pappbecher wäre ein Glas Champagner.
Heute Morgen habe ich es mir angezogen, habe mich richtig aufgedonnert, mit dem guten Gefühl. Habe eine ganze Zeit vor dem Spiegel verbracht, mich gedreht und gewendet, bis ich zu dem Entschluss gekommen bin, dass es passt.
Es passt sogar richtig gut. Nichts rutscht oder kneift, es sitzt, als wäre es echt, als gehörte es immer zu mir.
Das gute Gefühl.
Charlotte, meine fast achtjährige Tochter, hat sich zum Mittagessen einen Möhreneintopf mit viiiel Butter gewünscht.
Ich habe noch genau dreieinhalb Stunden Zeit, dem Spiel seinen Lauf zu lassen, bevor sie aus der Schule kommt und ich das Essen fertig haben muss.
Dem Alltag will ich heute ein kleines Schnippchen schlagen.
Ich schüttle einen imaginären Lederbecher und lasse im Geiste die Würfel fallen, heute will ich einmal gewinnen, will eine taffe Frau sein. Eine, die sich nicht ständig fragt, warum gerade bei ihr die kostbaren Zeiten so schnell zu Ende gewesen waren. Die die unendlichen Konsequenzen nicht begreifen muss, und immer wieder versucht, ihnen an den Kragen zu gehen.
Die Atmosphäre des Flughafens hat mich sofort im Griff, sie drückt mich fest auf einen der Stühle in der Wartehalle. Hinter der großen Scheibe in meinem Rücken rangieren die Flugzeuge, heben ab und kommen wieder auf den Boden zurück. Die dröhnenden Motoren zaubern das Flair der Freiheit in die Luft. Ich möchte ein wenig abheben, denn auf den Boden der Tatsachen komme ich eh wieder zurück.
Die perfekte Location für das Spiel.
Ich blicke mich um und beobachte die wartenden Passagiere, die meine Mitspieler werden könnten. Sie sind noch nicht ganz in der Luft, aber bestimmt nicht mehr mit beiden Beinen auf dem Boden.
Mit meinem hellgrauen Kostüm habe ich vorhin das Vakuum des Alltags schon mal durchstoßen, ein paar Blicke, die mir der ein oder andere heimlich zugeworfen hat, konnte ich mir bereits im Geiste notieren. Normalerweise trage ich Jeans und
T-Shirt mit buntem Druck, damit falle ich nicht besonders auf. Ich hole mir einen zweiten Kaffee und bleibe kurz am Last-Minute-Schalter stehen, studiere die Angebote.
Ein Wochenende für zwei in Paris, das wäre doch mal was. Romantik gibt’s sogar gratis.
Das, was ich suche, ist aber nicht dabei.
Ich drehe meine schlanke Silhouette in den Spiegel. Eine fleischfarbene Miederhose, die ich unterm Rock trage, kaschiert meinen untrainierten, etwas schwabbeligen Bauch.
Habe ich schon einmal im Mondschein getanzt?
Ich halte meine Handtasche, in der ich ein Handy, ein Filofax aus Leder, ein Schminktäschchen, einen MP3-Stick und stilles Evian habe, elegant fest.
Dann schwebe ich, wie auf Wolken, zurück zu einem freien Stuhl, lasse mich dort nieder und blicke in meinen Spiegel, um das Make-up zu überprüfen.
„Entschuldigung“, ruft plötzlich jemand neben mir.
Herablassend schaue ich auf einen braun gelockten Hinterkopf, der genau neben meinem linken Schuh liegt.
„Ach Jooonas, pass doch auf.“
Eine junge Frau versucht gerade, den kleinen Jungen wieder vom Boden hochzuziehen, er war wohl über meine Schuhspitze gestolpert.
Ich lächle affektiert, klappe den Spiegel zu, das Gefühl sitzt an der richtigen Stelle, und eröffne das Spiel.
„Das macht doch nichts, meinem Schuh ist ja nichts passiert“, füge ich süffisant hinzu.
Jonas hat sich längst aufgerappelt, nicht einen Klecks seines Cornetto Erdbeer dabei verloren, fasziniert starrt er durch die große Scheibe, den Flugzeugen hinterher.
Die missbilligenden Blicke einiger Passagiere treffen die beiden wie lange, spitze Speere.
Die Würfel sind in meine Richtung gefallen.
„Die meisten Menschen haben kein Verständnis für ihn“, sagt sie, blickt sich peinlich berührt um und lächelt mich an.
„Ich bin froh, einmal Kinder in meiner Nähe zu haben, sonst habe ich es nur mit Erwachsenen zu tun, das ist auch ziemlich anstrengend, glauben Sie mir.“
Ich hole, wie selbstverständlich, meinen Filofax aus der Handtasche, kritzle Termine hinein, wichtig und unaufschiebbar.
„Das stimmt. Darf ich fragen, ob Sie geschäftlich oder privat auf Reisen sind?“
Mir ist ihr bewundernder Blick nicht eine Sekunde lang entgangen, das Gefühl breitet sich bis in den großen Zeh aus. Bingo.
„Aber natürlich.“ Heimlich schiele ich auf die Anzeigentafel des nächsten Fluges.
Dortmund-London, elf Uhr dreißig.
„Ich treffe heute Abend meine Angestellte in London. Wir richten Häuser und Wohnungen in ganz Europa ein.“
Die junge Frau schaut schnell zu ihrem Sohn, dann setzt sie sich mir gegenüber. Neugier steht nun quer in ihrem Gesicht.
„Ich möchte schon mein ganzes Leben einmal nach England, die Landschaft muss einfach herrlich sein, nur einmal aus dem Alltag ausbrechen, hmm, ich beneide Sie.“
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