Eike Geisel - Die Wiedergutwerdung der Deutschen

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"Some of my best friends are German", machte sich Eike Geisel gerne über das antisemitische Stereotyp lustig, demzufolge einige Juden zu den besten Freunden zählen. Eike Geisel war aber nicht nur ein unnachgiebiger Kritiker des deutsch-jüdischen Verbrüderungskitsches und der Entsorgung deutscher Vergangenheit, sondern machte als Historiker mit seinen Arbeiten u.a. über den jüdischen Kulturbund und das Berliner Scheunenviertel aufmerksam.
Dieser Band versammelt Geisels große essayistische Arbeiten wie über den Antisemitismus des «anderen Deutschland» und den Mythos vom Widerstand des 20. Juli.
"Die Deutschen haben sich nie als Bürger dieser Welt, sondern immer als Verdammte dieser Erde gesehen. Auch die Wiedervereinigung hat daran nichts geändert. Gab es vor dem Fall der Mauer 60 Millionen Opfer, so hat sich deren Zahl nun um 17 Millionen Insassen einer Einrichtung erhöht, die nicht nur der Kanzler schon vor 1989 als Konzentrationslager bezeichnet hatte." Eike Geisel

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Monatelang, Tag für Tag, erst im Gefängnis, dann im Gericht, bemühten sich die Prozessbeteiligten um den Angeklagten wie Pädagogen, die einem begriffsstutzigen Kind eine Vorstellung von dem zu geben suchen, was es angestellt hat. Doch die Mühe war vergeblich, Eichmann las die von ihm unterzeichneten Anordnungen, die ihm vorgehalten wurden, mit derselben Beflissenheit durch, mit der er sie einst ausgefertigt hatte. Er hatte gewissermaßen seinen Arbeitsplatz aus der Berliner Kurfürstenstraße in den Glaskasten im Jerusalemer Landgericht verlegt.

Die Verlaufsform der deutschen Vergangenheitsbewältigung ähnelt auf frappante Weise jenem juristischen Schauspiel in Jerusalem. Wie der ewige Student saßen die Deutschen in einer Art Dauerrepetitorium und zeigten sich resistent gegen jede Aufklärung über die eigene Vergangenheit. Weil der Student nun im annähernd neunzigsten Semester sich befindet und immer noch bei jeder Prüfung durchfällt, werden anlässlich des Pogrom-Jubiläums wieder zahllose Sendungen, Veranstaltungen und Ausstellungen als Nachhilfeunterricht angeboten. Damit nun der Kandidat nicht sofort wieder alles vergißt und zwischenzeitlich – wie bei der Bundeswehr geschehen – nicht symbolisch ein paar Juden verbrennt, bietet das erste Fernsehprogramm im Anschluss daran einen Intensivkurs über die Endlösung an: einen Mehrteiler über die Massenvernichtung vom Nordkap bis zur Ägäis. Um die Lernmotivation des Studenten kümmert sich ein ganzes Rudel von bislang arbeitslosen Lehrern, die nun den neugeschaffenen Beruf des Betroffensheitsarbeiters ausüben nach der Devise: »Wenn Sie bisher Juden ausrotteten, dann müssen Sie jetzt Judenpfleger sein.«

Diese Neufassung der Sonderbehandlung war einer der letzten Befehle, den Eichmann von Himmler erhalten hatte und nur mangels Gelegenheit nicht ausführen konnte. Der Umschwung wäre dem erklärten Hobbyjudaisten nicht schwergefallen. Statt seiner bemühen sich nun andere darum, diese Direktive zu befolgen. Mit päda­gogischem Eifer sind sie darum bemüht, den Glaskasten in ein historisches Terrarium, in einen Erlebnisraum umzugestalten. Wenn einer schon nichts begreift, dann soll er wenigstens was zum Anfassen haben. »Ihre Neugier auf sinnliche Erlebnisse ist offensichtlich; die Phantasie möchte sich an der Retrospektive beteiligen«, schrieb W.F. Schoeller in der Süddeutschen Zeitung voller Sympathie für die Restverwerter, die angesichts der freigelegten Fundamente des jüdischen Gettos in Frankfurt ins Schwärmen gerieten. Weil es dort aber nur viel Steine und wenig Tod gibt, ist die Ausbeute an sinnlichen Erlebnissen mager. Von Arnulf Baring, dem Peter Alexander der deutschen Historiker, kam ein ganzes Bündel von Vorschlägen, diesen Erlebnishunger zu stillen, darunter die Anregung, in die sinnliche Wahrnehmung der Vergangenheit auch ein Schnupperstudium mit »Zyklon B« einzubeziehen. Das neueste Stimulanz zur Beflügelung des Lerneifers ist jedoch, nachdem die »Geschichte von unten« an ihre natürlichen Grenzen, ans Grundwasser, gestoßen ist, die »Geschichte von innen«. So bezeichnen Menschen, die die Geschichte lieben, aber ihresgleichen offenkundig nicht respektieren, ein Projekt, in welchem sie Überlebende in ihre »Geschichtswerkstatt« locken, um Hand an sie zu legen. Die einst Verfolgten und Gequälten sollen dort, möglichst naturgetreu, ihr Opferschicksal rekonstruieren. In einem Versuchsprotokoll heißt es: »Der Zeitzeuge berichtet nicht nur mündlich, sondern er durchlebt gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch einmal den geschichtlichen Vorfall. Bei allen Beteiligten, nicht nur bei S. selbst, führte dies zu tiefen und eindringlichen emotionalen Reaktionen. ›Betroffenheit‹ wurde vom Schlagwort zur Realität.«

Zwei prominente Beutestücke, die den Jägern der verlorenen Einmaligkeit wieder in die Hände gefallen sind, liegen in Berlin: die ausgebuddelten Gestapo-Keller und die Wannsee-Villa, wo 1941 bei einem Arbeitsfrühstück die Richtlinien der Massenvernichtung beschlossen wurden.

Diese Villa soll, wie das Gruseltroja an der Mauer, als eine Art Spukschloss am Wannsee künftig das Pflichtprogramm von Klassenfahrten nach Berlin ergänzen. Und die Historiker, die die deutsche Selbstfindung in der Professoralform und im Feuilleton versanden ließen, sollen hier wieder zur aktuellen Eingreiftruppe werden. In einer Art Neuauflage der Wannseekonferenz, die den Neid alternativer Freilandhistoriker auf sich zöge, könnten dann jene seit der TV-Sendung »Holocaust« unvermeidlichen Expertenrunden stattfinden. In der Atmosphäre des neuen Bekenntnisses zur Einzigartigkeit würde dann gewiß die immer noch brennende Streitfrage nach der maximalen Kapazität der Verbrennungsöfen zufriedenstellend geklärt.

Damit ein solcher Ort jedoch richtig zum Übungsgelände für Identität und Nationalbewusstsein wird, dafür müssen dann die Kleinkünstler der Selbstwiedergutmachung sorgen – die Schriftsteller. Denn wo die Begriffe fehlen, da stellt sich eine Lesung ein. Und dafür, dass ihn vom Kanzler bis zum Regierenden Bürgermeister alle plagiieren, könnte sich Peter Schneider dann mit einer Lesung aus »Vati« 2revanchieren.

1988

Zweimal 9. November

Oder: Die Juden sind unser Glück

»Kinder, es lebe die Nachkriegszeit, denn bald wird sie wieder zur Vorkriegszeit.«

Song aus dem Film »Wir Wunderkinder«

Erinnert sich noch irgend jemand an den sogenannten Historikerstreit? An jene einschläfernde Debatte über die jüngere deutsche Geschichte, an jene bloß akademische Auseinandersetzung, die in Wirklichkeit längst entschieden war, ehe sie in der Professoralform nochmals verschied und aufwendig in Feuilletons und zwischen Buchdeckeln beerdigt wurde? Das Klagelied über »die Vergangenheit, die nicht vergehen will«, hat sich nach dem 9. November 1989 in einen Triumphgesang verwandelt, mit welchem der unbefleckte Wiedereintritt in die Weltgeschichte gefeiert wurde. Kaum war die Grenze innerhalb Berlins einen Spaltbreit geöffnet worden, da fielen im Bonner Parlament schon alle Schranken: die Fraktionen grölten die Nationalhymne. Das hatte es zum letzten Mal Anfang 1933 gegeben.

Berlin ist der Ort, an welchem die deutsche Nachkriegsgeschichte für alle sichtbar zu Ende geht. Mit der Öffnung der Mauer brach freilich nicht nur die Begrenzung eines von Deutschen erstmals für die eigene Bevölkerung errichteten Gettos zusammen, sondern mit jedem Stein, der aus der Mauer gehämmert wurde, fiel auch allen eine Zentnerlast vom Herzen: das letzte markante Erinnerungszeichen daran, dass die Deutschen den Zweiten Weltkrieg doch nicht gewonnen hatten, begann zu verschwinden. Die Teilung hatte dieses Land, wie man nun sehen konnte, nicht halbiert, sondern vor allem dessen Bereitschaft zur vorsätzlichen Amnesie verdoppelt. Und der Regierende Bürgermeister von Berlin brachte die mit Hämmern und Alkohol durchgeführte Selbstabsolu­tion auf die von allen Politikern übernommene Formel, dass dieser Tag ein historisches Datum sei. Die total entsorgten Gemüter und ihre freiwillig gleichgeschaltete Presse mussten erst wieder vom Ausland daran erinnert werden, dass dieses Datum längst ein historisches war. Doch inzwischen lief das »glücklichste Volk der Erde« (Momper) schon in T-Shirts herum, auf denen zu lesen war: »9. November – ich war dabei«. Die Veteranen werden sich über diese generationsübergreifende Wiedervereinigung gefreut haben.

Das übermächtige kollektive Verlangen, den Prozess der nationalen Rehabilitierung der Deutschen als Deutsche endlich zum Abschluss zu bringen, kulminierte ein Jahr zuvor noch darin, dass 1988 Deutsche und Juden sich heftig versöhnten. Woran indes die damalige Zeremonie noch krankte, war nun behoben: nun fielen sich nur rein Deutsche in die Arme.

Aus dem von einer Mauer umgebenen Gefängnis ihrer eigenen Geschichte befreit, machten sich die Prolet-Arier auf, um sich mit der Drohung »Wir sind das Volk« mit ihren bislang von einer starken Währung, Schweizer Schokolade und amerikanischer Kultur im Zaum gehaltenen Brüdern und Schwestern in einer Abstammungsgemeinschaft zu vereinigen.

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