Matthias Klingenberg - Ein kleines Leben

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Schon als kleiner Junge hatte der Autor wissen wollen, welche Rolle sein Großvater Karl als Angehöriger der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gespielt hat. Faszination und Grauen erfüllen ihn, als er sich in den 1980er-Jahren die eine oder andere Epi­sode von ihm erzählen lässt. Dann, als Anfang 40-Jähriger, siebzig Jahre nach Kriegsende, macht er sich selbst auf die Suche, mehr über ihn und die Auswirkungen seines Schicksals zu erfahren: Mit der Instamatic-Kamera des verstorbenen Karl, für die nur noch längst abgelaufene Filme existieren, und alten Fotos reist er an die Orte, an denen dieser sich einst als Soldat aufgehalten hat. Über seinen Opa findet der Autor nur wenig Neues heraus, stattdessen aber umso mehr über sich selbst, seine Familie und die transgenerationale Verarbeitung von Erinnerungen. Plätze, Menschen, Begegnungen und histo­rische Relikte sprechen für sich und ganze Nachkriegsgenerationen, ob Ukraine, Frankreich, Polen, Tschechien, West- oder Ost­deutschland. Obwohl der Suchende oft im Konflikt ist, ob seine Recherchen Sinn machen, kommt er am Ende zu dem Schluss, dass das Fragen nach der Vergangenheit, Antworten für die Jetztzeit bereithält und über die eigene Identität Aufschluss gibt.

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Im Folgenden berichtet Karl immer wieder von seinen Quartieren. „Berichtet“ ist zu viel gesagt, er zählt sie auf. Mir, als Nachgeborenem, war völlig unbekannt, dass Soldaten, die ja sozusagen in offiziellem Auftrag unterwegs waren, so oft privat untergebracht waren: „einqwartiert“, wie es Karl schreibt. Einquartiert mit Familienanschluss, so suggerieren es jedenfalls die Aufzeichnungen: „ich wohnte bei einer Familie Stoffel [...] in Mamer auch in Luxenburg vom 08. bis 10.10 1940 auch in privat Qwartieren untergebracht.“ Später hielt er sich im sächsischen Laußnitz auf, dann die letzte verzeichnete private Unterbringung bei einer Familie Bergmann. Die Beziehung zu den Bergmanns scheint eine intensivere gewesen zu sein. Im Nachlass finden sich zahlreiche Briefe an und von den Berg­manns – und dies bis in die späten 1960er-Jahre hinein.

Nach den Bergmanns in Sachsen begann für Karl Krüger der lange Marsch gen Osten. Erst mit dem Zug, dann zu Fuß, ab und an auf Lastwägen quer durch das südliche Polen in Richtung der heutigen Grenze zur Ukraine. Ich gebe die im Bericht aufgelisteten Städtenamen ein und berechne dank Google Maps die Länge der Reiseroute – einige der Straßen hat es wohl damals nicht gegeben, einige Städte der Route musste ich auslassen, weil ich sie einfach nicht gefunden habe –, runde 1.700 Kilometer sind es aber dennoch von Pulsnitz, dem letzten Ort auf deutschem Boden, bis Kiew. Die Reise ging über Wrocław, Katowice, Kraków, Rzeszów – ich stutze und sehe, wie nah die Stadt Rzeszów an Lublin liegt, die Mutter meiner Tochter ist dort groß geworden, ich selbst war mehr­mals dort. Von dort geht es, in der Nähe von Lubaczów, weiter über die Grenze in die damalige Sowjetunion. Am 18.07.1941 wurde Schytomyr erreicht. Nicht nur mein Großvater erreichte am 18. Juli die 300.000-Einwohner-Stadt, 120 Kilometer westlich von Kiew, am gleichen Tag schlug auch der Stab der berüchtigten Einsatzgruppe C sein Quartier in Schytomyr auf. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des Sicher­heits­dienstes waren ideologisch geschulte Spezialkräfte, die direkt für die Ermordung von Juden, Kommunisten, Roma und Sinti, psychisch Kranken und anderen unerwünschten Personengruppen eingesetzt wurden. Die Vorgehensweise dieser Truppen muss so grauenhaft gewesen sein, dass sich der Generalstabsoffizier des eingesetzten 51. Armeekorps, Robert Bernardis, der Operation Walküre anschloss. Für die Teilnahme am Hitlerattentat wurde er im August 1944 in Plötzensee hingerichtet. Es ist überliefert, dass direkt hinter den vor­rückenden Panzern der Wehrmacht drei Lastwagen der Ein­satz­gruppe in die Stadt einrückten. Kurz darauf wurden alle Juden von Schytomyr ermordet. Kann man am 18. Juli als Wehrmachtssoldat in Schytomyr einmarschiert sein und nichts davon mitbekommen haben? Kann man ein Leben führen, einen Friseursalon eröffnen, zwei Töchter großziehen, ein gu­ter Großvater sein, ohne je darüber gesprochen zu haben? Oder hat er darüber gesprochen? Mit seiner Frau Toni? Un­wahr­scheinlich. Mir jedenfalls wollte er nichts, besser ‚fast‘ nichts, darüber erzählen.

„Stellungskrieg vor Kiew 07.08 bis 24.08.1941“ (Kriegsbericht, Karl Krüger, S. 2)

Stadt der Helden

Ich sitze im sogenannten Zentral-Park in Gyumri, der west­lichsten Stadt Armeniens, direkt an der geschlossenen Grenze zur Türkei und schreibe in mein rotes Notizbuch. Es ist schon fast zwei Wochen her, dass ich in der Ukraine war. Ich hatte dort, in einem sowjetisch anmutenden Platten­bauhotel, mit meiner Kollegin Elena ein Training zum Thema Geschichts­aufarbeitung und Oral History gegeben und danach den anschließenden freien Samstag genutzt, um in eigener Sache Nachforschungen anzustellen …

Alexej trifft uns um 8:30 Uhr morgens vor dem zwölfstöckigen Plattenbau in dem Elena wohnt. Eigentlich sollte uns Pawel treffen. Beide, Alexej und Pawel, kenne ich schon von unserem Training. Sie sind Hobby-Historiker und beschäftigen sich mit der Geschichte der Belagerung Kiews im Zweiten Weltkrieg. Leider tun sie dies auf reichlich unkritische Art und Weise: Bei der Exkursion, die wir gemeinsam mit ihnen und den Teil­nehmern des Trainings gemacht hatten, hinterließen sie einen reichlich militaristischen Eindruck. Wir besichtigten mit ihnen den Verteidigungswall, den die Sowjets in den zwanziger Jahren um Kiew gelegt haben, damals noch um eine mögliche Invasion der Polen abzuwehren. Erstmals genutzt wurde diese aus hun­derten kleinen Vier-Mann-Bunkern bestehende Anlage aber im Jahr 1941 gegen die Deutschen. Die einzelnen Bunker nennt man auf Russisch „DOT“, was eine Abkürzung für Долговременная Огневая Точка ist und auf Deutsch in etwa „Langzeit-Feuer-Position“ heißen könnte. Wir besuchen auch das Grab eines unbekannten sowjetischen Soldaten, den Pawel und seine Freunde am Rande der Haupteinfallstraße gefunden hatten.

Aus dem einfachen Grab ist mittlerweile ein farbenfrohes Mahnmal geworden: Als man den Toten ausgrub, kamen die auf der anderen Straßenseite in kleinen Datschen lebenden Anwohner herüber, interessierten sich und ein Dialog zwi­schen ihnen und Pawels Gruppe entstand. Einer von ihnen mauerte einen steinernen Ring um das Grab, ein anderer setzte einen Stein; man beschriftete ihn, pflanzte Blumen und schattenspendende Bäume und begann, sich um das Grab und die Geschichte des dort bestatteten Soldaten zu kümmern.

Der Boden in den westlichen Vororten von Kiew trägt noch immer die Überreste unzähliger noch unentdeckter und nicht identifizierter Toter deutscher und sowjetischer Herkunft. Bei ihren Recherchen zum DOT-System gräbt Pawels Gruppe fast jeden Monat einen von ihnen aus: Ist es ein Deutscher, so verständigen sie die Kriegsgräberfürsorge, die den Gefallenen dann auf einen der großen deutschen Friedhöfe rund um Kiew umbettet. Manchmal kommen die Verwandten des Toten, um dem siebzig Jahre zu späten Begräbnis beizuwohnen, immer öfter kommt aber niemand. Nach dem Grab des unbekannten Soldaten besuchen wir eine Reihe weiterer DOTs, kleine halb in die Erde versenkte Schießstände.

Durch vier dünne Schlitze wurde auf die nahenden deutschen Faschisten aus wassergekühlten Maschinengewehren geschossen. Ein fünfter Mann bediente das Teleskop in der Mitte des ca. 20 Quadratmeter großen Betonwürfels. Zielen konnte man durch die engen Schlitze nicht. Der Teleskop­mann, vielleicht auch eine Frau (!), ordnete nur an, welches der vier MGs zu schießen hatte. Erobert wurden die DOTs über ihre einzige Schwachstelle: das Teleskoprohr. Die Deutschen schlichen sich an, gelangten unter erheblichen Verlusten irgendwie auf das Dach des Bunkers, sprengten den Stahl­deckel des versenkbaren Teleskops ab und warfen ein oder zwei Granaten in die Öffnung. Des ‚Augenlichtes‘ so beraubt wurde das DOT dann gestürmt und von den Eroberern übernommen. Vor einem dieser Bunker hat die Gruppe Schau­tafeln aus bedruckter LKW-Plane aufgestellt. Auf ihnen wird in russischer und ukrainischer Sprache die militär­tech­nische Seite der Anlage erklärt. Darüber hinaus zeigt eine der Tafeln Bilder von deutschen Soldaten, die Pawel oder jemand aus seiner Gruppe aus dem Internet heruntergeladen hat. Auf einem dieser Bilder sieht man deutsche Wehrmachts­angehörige der 71. Infanterie-Division: Sie haben sich vor dem DOT, vor dem auch unsere Gruppe gerade steht, für die Kamera aufgestellt. Der Bunker auf dem Foto ist an mehreren Seiten durch Granateinschläge schwer beschädigt, die Tür ist heraus­gerissen und eine entrückt daliegende Leiche eines Soldaten der Roten Armee liegt etwa 5 Meter vor dem Eingang zum Bunker. Die drei deutschen Soldaten lächeln in die Kamera.

Heute befindet sich dieser Bunker innerhalb einer in der Chrustschow’schen Zeit gebauten Vorstadtsiedlung: Etwa zehn planmäßig angeordnete, mittlerweile halb verfallene zweistö­ckige Mehrfamilienhäuser rahmen den Bunker ein, unmittel­bar neben ihm ein Kinderspielplatz mit Rutsche und Schaukel. Auf einer Bank sitzen die Alten der Siedlung und schauen dem Treiben im und um das DOT zu. Am Ende der Führung, die Pawel mit viel militärhistorischem Wissen anreichert, spielt ein Alter, der wohl zu Pawels Gruppe gehört, selbstgeschriebene und sowjetische Lieder auf dem Schifferklavier.

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