Matthias Klingenberg - Ein kleines Leben

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Schon als kleiner Junge hatte der Autor wissen wollen, welche Rolle sein Großvater Karl als Angehöriger der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gespielt hat. Faszination und Grauen erfüllen ihn, als er sich in den 1980er-Jahren die eine oder andere Epi­sode von ihm erzählen lässt. Dann, als Anfang 40-Jähriger, siebzig Jahre nach Kriegsende, macht er sich selbst auf die Suche, mehr über ihn und die Auswirkungen seines Schicksals zu erfahren: Mit der Instamatic-Kamera des verstorbenen Karl, für die nur noch längst abgelaufene Filme existieren, und alten Fotos reist er an die Orte, an denen dieser sich einst als Soldat aufgehalten hat. Über seinen Opa findet der Autor nur wenig Neues heraus, stattdessen aber umso mehr über sich selbst, seine Familie und die transgenerationale Verarbeitung von Erinnerungen. Plätze, Menschen, Begegnungen und histo­rische Relikte sprechen für sich und ganze Nachkriegsgenerationen, ob Ukraine, Frankreich, Polen, Tschechien, West- oder Ost­deutschland. Obwohl der Suchende oft im Konflikt ist, ob seine Recherchen Sinn machen, kommt er am Ende zu dem Schluss, dass das Fragen nach der Vergangenheit, Antworten für die Jetztzeit bereithält und über die eigene Identität Aufschluss gibt.

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Der Erkenntnisgewinn dieses Trips zu Himmlers Bunker hält sich für mich stark in Grenzen. Auf dem Rückweg, kurz vor der Überquerung des Flusses Huiva biegen wir links ab und stehen vor einem etwa einen halben Hektar großen, mit kniehohen Mauern eingefassten Friedhof. Neun mannshohe Stelen aus Granitstein sind beidseitig eng an eng mit den Namen von Toten deutscher Herkunft beschriftet: Es müssen mehrere tausend Namen sein, so meine vorsichtige Schätzung. Etwas abseits machen zwei junge Frauen Rast unter einem Baum; ein Rasenmäher steht neben ihnen, Gartengeräte lehnen am Baum, beide lächeln, sie unterhalten sich angeregt und essen Wareniki aus einer mitgebrachten Plastiktüte, eine späte Mittagspause wohl.

Wir bleiben nicht lange. Mir ist unbehaglich inmitten dieses Massengrabes. Nicht weil mich die Anwesenheit tausender Toter bzw. ihrer wenigen Überreste schockiert, sondern weil ich das beklemmende Gefühl, das mich hier befällt, nicht loswerde: Tausende, zumeist junge Männer, gestorben für ein verbrecherisches Regime. Tausende junge deutsche Männer, die trotz ihres Alters schon so viel Unheil angerichtet haben. Ich schäme mich für meine Herkunft, hier auf dem akkurat gepflegten deutschen Friedhof im ukrainischen Schytomyr.

Wir fahren schweigend über die gut ausgebaute Trasse zurück in die Stadt der Helden. Ich verabschiede mich von Elena und Alexej, lasse Pawel die besten Genesungswünsche ausrichten und nehme ein Taxi zum Boryspil Flughafen.

Einige Tage später finde ich eine EMail von Konstantin aus Irpin in meinem - фото 5

Einige Tage später finde ich eine E-Mail von Konstantin aus Irpin in meinem Postfach. Ich hatte ihm die Bilder meines Großvaters – zumindest die, die meiner Ansicht nach vom ‚Russlandfeldzug‘ stammen könnten – zugesandt und ihn ge­be­ten, doch einmal zu schauen, ob er irgendetwas wieder­erkennt. Tatsächlich erkennt Konstantin ein abgebildetes Kloster in Berditschew wieder, es handele sich um einen Kloster­­komplex des Unbeschuhten Karmeliterordens. Im Anhang schickt er mir ein Worddokument mit Fotografien des Klosters aus verschiedenen Jahrzehnten des letzten Jahr­hunderts und einen russischsprachigen Text zur Kloster­geschichte. Auf Karls Bild – das wird deutlich, als ich sein Bild mit den geschickten Vorkriegsaufnahmen vergleiche – ist das Kloster, zumindest teilweise, eine Ruine: Dem Hauptturm fehlt der Dachstuhl und ein kleinerer Nebenturm ist halb in sich zusammengefallen. Erklärung liefert der beigefügte Text: Der Zweite Weltkrieg habe der Marienkirche schwer zugesetzt, ein Feuer habe im Jahr 1941 die Ikone der Heiligen Jungfrau Maria und die Gebäude der Klosteranlage zerstört. Ich antworte Konstantin und bedanke mich herzlich für die übersandten Materialien. Gleichzeitig drücke ich mein Bedauern aus, dass dieses wichtige Kloster – immerhin laut Text die Hauptsehens­würdigkeit der Stadt – von meinen Vorfahren zerstört wurde.

Zwei Tage später schreibt Konstantin zurück: „Lieber Matthias, ich möchte zusätzlich sagen, dass das Kloster wegen eines Feuers zerstört wurde, das sich vor Kriegsbeginn ereignet hat. Diese Information habe ich im Internet gefunden. Aber egal, trotzdem sehr bedauerlich ...“

Erst einmal bin ich natürlich erleichtert, als ich Konstantins E-Mail lese, dann aber kommen Zweifel in mir auf und ich überlege, ob ich nicht noch einmal recherchieren soll, was es wirklich mit dem Brand auf sich hatte. Ich google mich also durch ukrainisch- und russischsprachige Webseiten und lese Seite über Seite, finde aber keine weiteren Informationen zum Feuer: Nichts, was die Aussage des Textes bestätigen würde, noch irgendetwas, was sie widerlegen oder Kontantins These bestätigen könnte.

Es soll wohl so sein: Ich werde Konstantin glauben müssen. Aber das Gefühl, er könnte das nur geschrieben haben, um mich zu beruhigen, lässt mich nicht mehr los.

#das dorf

liegt eingebettet in die feldmark

entökologisierte agrarwüste, zuckerrübensteppe,

weizenmono­tonie

roter backstein, klinker, fachwerk

schlaglochdurchsetzt die straßen!

„unser-dorf-soll-schöner-werden“-sünden

leerstand und abwanderung

tiefergelegte schwanzverlängerungen

die halbstarken stehen an der bushaltestelle

büchsenbier wird entsichert und entleert

vor dem jugendklub: mofas, fuchsschwänze und chopperlenker

ein fleischereifachgeschäft geschlossen, die farbe blättert

auf den asphalt

der schießverein, die feuerwehr und heldengedenken

in grauem granit

fahnenappell und ‚wir hatten einen kameraden‘

an der schule eine gasse, hier wohnte meine erste

dahinter, kaum 100 meter weiter, meine oma

ihr kiosk – betrunkene am tresen, kümmerling mit pils

ich stehle süßigkeiten, ein-pfennig-salinos, aus den runden haribo-plastikboxen

die plastikgießkannen des friedhofs sind frühlingsfroh grün

hier liegt in einem urnengrab anna und nicht weit

der rest der bagage

sind wir nun wirklich alle tot?

neubauviertel, kataloghäuser, carports vermoosen

jahreswagen, vereinzelt ein sonnensammler auf dem dach

neubausiedlungen, häusliche gewalt

kleines bürgertum, abwärts geht der ruf

sinnlosigkeit in ästhetik vereint

ja, es sind wirklich alle tot.

im kleinen wäldchen hat doch tatsächlich jemand den ältesten Baum angezündet // 500 Jahre? // dreimal musste die feuerwehr anrücken // langeweile macht aggression.

G.

Gadenstedt/Bargfeld

„Als erstes sieht man eine öde Gegend

Bis zum Horizont ein wirres Licht

Irgendwo in einer weiten Welt gelegen

Und alles ist umringt vom Nichts“

(Kid Kopphausen: Schritt für Schritt )

Tiflis, 18. Januar. Heute vor 100 Jahren wurde Arno Schmidt geboren. Schmidt suchte die Abgeschiedenheit, die Isolation von der Realwelt und fand sie dann im kleinen 150-Seelendorf Bargfeld in der Lüneburger Heide. Als er das kleine Holzhaus am Rande des Dorfes bezog, zäunte er das Grundstück erst einmal ein, fertigte Skizzen für ein hölzernes Eingangstor an, gab es in Auftrag und stellte es auf. Eine Klingel installierte er nicht. Später bepflanzte er den Zaun, um sich vor den Blicken Fremder zu schützen. „Ein guter Schriftsteller darf weder haben Freund noch Vaterland noch Religion“, sagt Schmidt in einem Interview. Bargfeld liegt genau 60 Kilometer nördlich vom Dorf, in dem der Friseursalon meines Großvaters steht. In einem Film zum Anlass des 100. Geburtstages des Schrift­stellers wird die Suche Arno Schmidts nach Abgeschiedenheit und einem eigenen Refugium als Auswuchs seines Charakters und eines Werks, das seinen Erschaffer Stück für Stück auffraß, dargestellt. Ich behaupte aber, dass es hier ein weiteres Moment gibt, das als Erklärung herhalten kann.

Was verbindet Karl Krüger und Arno Schmidt? Der eine Schriftsteller, der andere Friseurmeister. Beide sind im Jahr 1914 geboren. Beide waren dreißig, als sich der Krieg dem Ende zuneigte und verloren war. Sie sind Zeitgenossen. Beide haben überlebt. Beide haben Erfahrungen gemacht, die zu verarbeiten sie wahrscheinlich nicht in der Lage waren. Beide waren Kriegsteilnehmer, die ins zivile Leben zurückkehrten und es noch einmal (oder jetzt endlich) wissen wollten, sich hineinstürzten mit Elan und Energie in das neue Leben. Der eine übernahm nur Monate nach der Rückkehr aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft den Friseursalon seines verstorbenen Schwiegervaters, der andere schrieb die Erzäh­lung „Leviathan“ in Ermangelung von normalem Papier auf Telegrammformularen der US-amerikanischen Besat­zungs­truppen. Beide wussten, dass es höchste Zeit war, die verlorene Kriegszeit aufzuholen, allerhöchste Zeit, noch einmal neu anzufangen. Am 1. Dezember 1946 bezeichnete sich Schmidt erstmals als „Freier Schriftsteller“. Man spürt den Aufbruchs­geist der Zeit. Karl Krüger machte am 21. Oktober desselben Jahres seine Meisterprüfung. Es begann eine Zeit hektischer Produktivität. Schmidts Leben war in erster Linie von Arbeit erfüllt, es war sein Sinn schlechthin. „Sei es noch so unzeit­gemäß und unpopulär; aber ich weiß, als einzige Panacee, gegen Alles, immer nur ‚Die Arbeit‘ zu nennen; und was speziell das anbelangt, ist unser ganzes Volk, an der Spitze natürlich die Jugend, mit nichten überarbeitet, vielmehr typisch unterarbeitet: ich kann das Geschwafel von der ‚40= Stunden=Woche‘ einfach nicht mehr hören: meine Woche hat immer 100 Stunden gehabt.“ Das galt so auch für Karl. Eine Flucht in die Arbeit, wo alle anderen Werte durch das erlebte Grauen für immer vernichtet waren? „Nicht sprechen, sondern produzieren“ lautete die Devise. Arbeit verarbeitet. Schmidt wünschte sich eine Insel, seine Insel, das Wasser als trennendes Element zwischen ihm und der Welt, dem Draußen, distanzschaffend und sicherheitsgebend. Die Insel ein Ich-Biotop, wo niemand einem mehr reinredet, keiner Befehle gibt, ein eigenes Reich: „Vorgesetzte, Chefs, Direktoren, Präsi­denten, Generale, Minister, Kanzler. Ein anständiger Mensch schämt sich, Vorgesetzter zu sein“, schreibt Schmidt im Leben eines Fauns (1953 erschienen). Die ‚Insel‘ meines Großvaters hieß „Salon Karl Krüger“, gelegen an der Land­wehr 193. Dort war er sein eigener Chef und seine Frau Toni seinem Masterplan zu 150 Prozent verpflichtet: Ähnlich dem, was man über die Beziehung Schmidts zu seiner Ehefrau weiß: 1937 schreibt er in einem Brief über seine Beziehung zu Alice: „Eine ganz ideale vertikale Liebe (meine Spezialität! Leider!).“ Er verbietet ihr, trotz erheblichen Geld­mangels (!), weiter in der Fabrik zu arbeiten. Alice ist Zeit seines Lebens dem Genie, ihrem Mann, abhängig ergeben. Drei Jahre nach Schmidt stirbt Alice vereinsamt in Bargfeld.

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