Matthias Klingenberg - Ein kleines Leben

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Schon als kleiner Junge hatte der Autor wissen wollen, welche Rolle sein Großvater Karl als Angehöriger der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gespielt hat. Faszination und Grauen erfüllen ihn, als er sich in den 1980er-Jahren die eine oder andere Epi­sode von ihm erzählen lässt. Dann, als Anfang 40-Jähriger, siebzig Jahre nach Kriegsende, macht er sich selbst auf die Suche, mehr über ihn und die Auswirkungen seines Schicksals zu erfahren: Mit der Instamatic-Kamera des verstorbenen Karl, für die nur noch längst abgelaufene Filme existieren, und alten Fotos reist er an die Orte, an denen dieser sich einst als Soldat aufgehalten hat. Über seinen Opa findet der Autor nur wenig Neues heraus, stattdessen aber umso mehr über sich selbst, seine Familie und die transgenerationale Verarbeitung von Erinnerungen. Plätze, Menschen, Begegnungen und histo­rische Relikte sprechen für sich und ganze Nachkriegsgenerationen, ob Ukraine, Frankreich, Polen, Tschechien, West- oder Ost­deutschland. Obwohl der Suchende oft im Konflikt ist, ob seine Recherchen Sinn machen, kommt er am Ende zu dem Schluss, dass das Fragen nach der Vergangenheit, Antworten für die Jetztzeit bereithält und über die eigene Identität Aufschluss gibt.

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Diese Geschichte reichte mir nicht aus. Ja, sie war scho­ckierend und erzählte von der Brutalität des Krieges, was mich ja auch brennend interessierte, aber sie spielte nicht direkt an der Front, im Schützengraben. Der Deserteur war schließlich durch die Kugeln der eigenen Soldaten gestorben, aber ohne Feindkontakt. Und war er nicht auch ein wenig selbst schuld? Da schlugen sie wieder, die beiden Herzen in meiner Brust.

Die nächste Gesprächssituation ergab sich vielleicht erst Wochen später. Ich wollte mehr hören, noch Schlimmeres, eine Art Sensationsgier machte sich in mir breit. Ich bohrte, er zögerte, wich aus, versuchte, das Thema auf etwas anderes zu lenken, ich blieb hartnäckig, und er begann, über etwas zu berichten, dass für ihn sehr schmerzvoll gewesen sein muss: Sie lagen eingegraben irgendwo im heutigen Russland oder der Ukraine, vielleicht war es auf der Krim. Plötzlich hörten sie das Zischen einer Granate, das Geschoss flog direkt auf sie zu und schlug direkt neben ihm ein. Karl hatte sich geduckt, den Kopf rechtzeitig eingezogen, das Gesicht verdeckt. Rauch, Stöhnen, Hilferufe der Verletzten, langsam verließ Karl seine Schutzhaltung und schaute sich um. Dort, wo neben ihm sein Kamerad – an den Namen erinnere ich mich nicht – im Graben gelegen hatte, war nur noch der Rumpf seines Körpers erkennbar. Dort, wo eben noch sein Kopf gesessen hatte: nichts. Im Arbeitszimmer lag ein Knistern in der Luft – Stille, mein Großvater unterdrückt mit Mühe die Tränen. Auch ich bin betroffen und meine Neugier ist fürs Erste gestillt. Es läuft mir kalt den Rücken herunter. Karl braucht einige Minuten, um seine Fassung wiederzuerlangen.

Kurze Zeit später zeigt Karl mir sein auseinanderfallendes Soldbuch, weil ich gefragt hatte, ob er denn bei der SS gewesen sei. Es hatte mich einige Überwindung gekostet, diese mir seit sehr langer Zeit auf den Lippen brennende Frage tatsächlich zu stellen. Sie zu beantworten, war mit Sicherheit nicht einfacher. Das Büchlein mit der Aufschrift „Soldbuch und Personalausweis“ ist in eine schwarze Lederhülle gekleidet. Auf der ersten Innenseite lächelt mich ein sehr junger Soldat Karl Krüger an und auf Seite drei sind seine Beförderungen eingetragen, zwei an der Zahl: am 3. Februar 1940 zum Ge­freiten einer Nachschubeinheit und am 1. Dezember 1941 zum Ober­gefreiten des 5. Infanterie-Regiments 194. Weitere Ein­tra­gungen sind nicht zu sehen. „Ich hatte großes Glück, dass die Beförderung zur SS nur mit Bleistift eingetragen worden war. Als uns klar wurde, dass wir demnächst in Gefangenschaft gehen würden, habe ich den Eintrag einfach herausradiert. Das hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Denn die SS-Angehörigen sind gleich zu Anfang aussortiert worden, ich habe meine Kameraden nie wiedergesehen. Ich glaube, die Russen haben die sogleich alle erschossen.“

Ich nehme das Heft, führe es ganz dicht vor meine Augen und halte es gegen das Licht. Ich will sehen, ob es dort Anhalts­­punkte, Überreste gibt, die die Geschichte meines Großvaters stützen. Während ich das tue, frage ich mich insgeheim, ob ich wirklich entsprechende Hinweise finden möchte oder lieber doch nicht. Sollte ich mir nicht besser wünschen, dass er nicht Teil der SS war? Aber irgendwie geht trotzdem ein Nerven­kitzel von der Idee aus, dass er, der hier neben mir sitzt, Teil dieser Mördertruppe gewesen sein soll. Ich prüfe das vergilbte Blatt von beiden Seiten ganz genau; ich kann keinen ein­deutigen Hinweis darauf finden, dass hier etwas entfernt wurde. Ich bin erleichtert und enttäuscht zugleich.

„Und wie bist du da reingekommen, in die SS?“, fragte ich weiter. „Das war ganz am Ende des Krieges in Russland, als schon alles egal war, die hatten einfach nicht mehr genug Leute. Da haben die mich gefragt und ablehnen konnte man das nicht, und plötzlich war ich in der SS, in der Waffen-SS wohlgemerkt.“

Wenn ich heute hier an meinem Schreibtisch in Tiflis sitze und in meinen Garten schaue, frage ich mich, während ich dies tippe: Und was hat er da gemacht? Was waren seine Aufgaben bei der SS? In welche Gräueltaten war er verwickelt? Fragen, die höchst wahrscheinlich jeder von uns mit den zwei Runen assoziieren würde. Leider habe ich ihn all diese Fragen damals nicht gefragt, mich nicht getraut, zu fragen. Nicht getraut, weil ich ihn nicht verletzen wollte? Weil ich mein Bild von ihm nicht zerstören wollte? Weil ich mich selbst nicht mit einem solchen Erbe belasten wollte? Hinzu kam sicherlich, dass er auch keine Anstalten machte, weiterzureden; nonverbal gab er zu ver­stehen: bis hierher und nicht weiter. Wie auch in seinem Kriegs­bericht behielt er einen (entscheidenden?) Teil seines Lebens – die Zeit von Anfang Mai 1942 bis zur Entlassung aus der sowjetischen Gefangenschaft im Juli 1945 – für sich.

Manchmal holte Karl auch sein braunes Fotoalbum aus dem kleinen Eckschrank im Arbeitszimmer: Auf schwarzer Foto­pap­pe, geschützt durch milchige Transparentpapiere mit Spinn­­webmuster und mit Fotoecken fixiert sind dort an die drei­hundert Schwarz-Weiß-Fotos eingeklebt. Mit dem Album auf dem Schreibtisch saßen wir dann zusammen, gingen die Fotos durch und Karl erzählte: „Hier auf dem Vormarsch nach Frankreich ... Aha, das war an der Maginot-Linie. Und hier, das war mein Kamerad Willi in Luxemburg. Hier war ich ein­quartiert in Laußnitz. Das ist ein Truppenübungsplatz irgend­wo bei Berlin.“ Fotos, die ihn an die traumatischen Erlebnisse an der Ostfront – in Kiew, Charkow oder Stalingrad – erin­nerten, überblätterte er unkommentiert, wenn ich nicht um Erklärung bittend insistierte.

Seinen Kriegsbericht hat Karl in einen langen, schmalen Kalender eingetragen, den er, wenn wir über den Krieg re­deten, zu Hilfe nahm, um sich zurückzuerinnern. Im Kalen­der sind die Stationen des Krieges mit Datum und Ortsangabe verzeichnet. Nicht alle.

Kriegsbericht – Teil 1

Der Kriegsbericht von Karl Krüger umfasst nur zweieinhalb Schreibmaschinenseiten. Er beginnt mit der Auflistung: „Meine mir noch bekannten Feldpostnummern“. Danach folgen Na­men und Adressen von fünf Kriegskameraden und die „Ad­res­sen von Quartieren während des Krieges“, wie am Rand handschriftlich vermerkt ist. Es sind also nicht nur die Namen und Adressen der Kameraden, sondern auch die der Familien und Einzelpersonen, bei denen er während des Krieges unter­gekommen war. Danach folgen, Satz an Satz, Datum an Da­tum, kurz und knapp, die Stationen des Gefreiten, dann später Obergefreiten, Karl Krüger. Auf der Mitte der dritten Seite endet der Bericht mit den Sätzen: „Wir wurden dann auf einen Brückenkopf eingesetzt über eine Kettenbrücke kamen wir auf diesen Brückenkopf. Nach etwa 14 Tagen begann dann der weitere Vormarsch.“ Das letzte genannte Datum ist der 10.05.1942. An diesem Tag kam die 71. Infanterie-Division in Charkow, in der Ukraine an, schreibt Karl und vermerkt lapidar: „Die 71. Division kam bei der Kesselschlacht um Scharkow nicht mehr zum Einsatz.“ Übertitelt ist der Kriegs­bericht jedoch mit der Zeitangabe „Vom 27.08.1939– 29.07.1945“. Warum endet hier der Bericht nach nur zwei­einhalb Seiten im Mai 1942?

Im grauen Ordner, in dem dieser Kriegsbericht zu finden ist, ist auch ein einzelnes Kalenderblatt eingeheftet: Es stammt aus einem Wochenkalender der Firma Gieseke in Hannover, die bis heute mit Friseurbedarf handelt, und umfasst den Zeitraum zwischen den beiden Sonntagen 26. Januar und 1. Februar. Leider fehlt die Jahresangabe, die sich aber nach einigen Recherchen ermitteln lässt: Zwischen 1930 und 1993 fiel der 26. Januar genau zehnmal auf einen Sonntag. Schaut man sich nun das abgerissene Blatt noch einmal genauer an und bezieht die nicht beschriebene Rückseite in die Berech­nung mit ein, so ist für den 28. Januar und den 4. Februar der Stand des Mondes eingetragen, zunehmender Mond und Voll­mond. Legt man nun beides übereinander, so kann das Jahr eindeutig bestimmt werden: Das Kalenderblatt ist von 1958.

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