Aus dem Englischen übersetzt
von Paul Fleischmann
www.hannibal-verlag.de
Impressum
Die Autorin: Brooke Shields
Deutsche Erstausgabe 2015
Amerikanische Originalausgabe by DUTTON an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC (USA) mit dem Titel „There Was A Little Girl“
ISBN: 978-0-525-95484-2
© 2014 by Brooke Shields
Coverfoto: © by Jack Mitchell/Getty Images
Coverdesign: www.bw-works.com
Lektorat: Verena Zankl
Übersetzung: Paul Fleischmann
Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com
© 2015 by Hannibal
Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN 978-3-85445-482-3
Auch als Printversion erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-481-6
Hinweis für den Leser:
Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.
Inhalt
Vorwort
Teil 1
Kapitel 1
Teri Terrific
Kapitel 2
Shields & Co
Kapitel 3
Sie konnte es regnen lassen
Kapitel 4
Wenn du stirbst, sterbe auch ich
Teil 2
Kapitel 5
Pretty Baby
Kapitel 6
Scheiß auf sie, wenn sie nicht damit umgehen können
Kapitel 7
Bist du jetzt fertig?
Kapitel 8
Blau
Kapitel 9
Eine Puppe namens Brooke
Teil 3
Kapitel 10
Erinnere dich an den Hula-Hoop
Bildstrecke
Kapitel 11
Amerikas Sweetheart
Kapitel 12
Ich wünschte, ich würde dich nur am Morgen kennen
Teil 4
Kapitel 13
Wir trafen uns per Fax
Kapitel 14
Verschollen
Kapitel 15
Toots
Kapitel 16
Typen wie du
Teil 5
Kapitel 17
Ramschverkauf
Kapitel 18
Sie sterben mit den Füßen zuerst
Kapitel 19
Asche zu Asche
Kapitel 20
Zurück zu den Wurzeln
Epilog
Danksagungen
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Am 5. November 2012, sechs Tage nachdem ich meine Mutter vor meinen Augen hatte sterben sehen, schlug ich die Todesanzeigen in der New York Times auf und eine Welle des Zorns überkam mich. Ich fühlte mich so gekränkt, dass die Welt vor meinen Augen verschwamm. Ich konnte nicht glauben, was ich da las. Ich fragte mich selbst, wie ich nur so dumm und naiv hatte sein können? Wie hatte ich nur so unachtsam sein können? Wie konnten sie meiner Mommy das nur antun?
Ein paar Tage zuvor hatte ich einen eher simpel und kurz gehaltenen Nachruf geschrieben sowie die erforderlichen 1.500 Dollar bezahlt. Am darauffolgenden Nachmittag erhielt ich einen Anruf von der New York Times. Sie meinten, sie würden den Nachruf gerne auf der ersten Seite der Todesanzeigen veröffentlichen. Ich sagte, dass sie ihn positionieren könnten, wo es ihnen gefiele.
Man erklärte mir, dass meine Mom es verdient hätte, an prominenter Stelle zu stehen. Das gab mir das Gefühl, dass Mom nach all den Jahren vielleicht doch noch ein gewisses Maß an Respekt zuteilwerden würde. Und tief drinnen wissen wir wohl alle, dass unsere Mütter Respekt verdienen, oder? Die Times versicherte mir außerdem, dass sie meine 1.500 Dollar gar nicht haben wollte, aber ich erklärte, dass das schon okay sein würde, und bedankte mich für das Angebot. Die Person am anderen Ende der Leitung gab daraufhin an, dass jetzt, wo die Anzeige für eine etwas augenscheinlichere Stelle der Zeitung vorgesehen wäre, sie nun etwas mehr Text benötigten. Das wäre das erste Warnsignal gewesen.
„Ich werde kein Interview geben. Veröffentlicht bitte meinen schriftlichen Nachruf.“
„Nun, wir bräuchten vielleicht ein oder zwei zusätzliche Fakten.“
„Hören Sie, ich habe meinen persönlich verfassten Nachruf auf meine Mutter und einen Scheck eingeschickt. Danke.“
„Okay, wir wollten Sie nicht aufregen … Wie wäre es, wenn wir zusätzlich zum Nachruf noch ein oder zwei Fakten über ihre Kindheit oder so drucken?“
„Gut.“
Sie riefen tatsächlich an und stellten eine Frage über Moms verstorbenen Bruder beziehungsweise darüber, ob sie in New Jersey noch in einer anderen Stadt gelebt hatte, bevor sie nach New York City gezogen war. Es war ein zweiminütiges Telefonat und alles schien in Ordnung zu sein. Ich war zufrieden.
Ein paar Tage danach stand ich auf meiner Türschwelle und war gleichermaßen schockiert und entsetzt, als ich den Text las. Es war eine beleidigende und voreingenommene Kritik am Leben meiner Mutter. Ich rang nach Luft und starrte mit großen Augen auf dieses widerliche, ätzende Stück sogenannten Journalismus.
In der ersten Zeile stand: „Teri Shields, die ihre Tochter Brooke als Kindermodel und Schauspielerin vorantrieb, als diese ein Kleinkind war, und erlaubte, dass sie als Kinderprostituierte besetzt wurde, … verstarb am Mittwoch.“ Was für ein Einstieg!
Der Autor des Nachrufs betonte – völlig aus dem Kontext gerissen – die schlüpfrigsten Tatsachen und Zitate. Er stellte sie als verzweifelte Alleinerziehende dar, die ihre Tochter zu ihrem eigenen Profit in die Prostitution und zu Nacktauftritten gezwungen hätte. Er verdrehte auch Moms berühmtestes Zitat und fehlinterpretierte ihren trockenen Humor als abgründigen Missbrauch: „Zum Glück war Brooke in einem Alter, in dem sie nicht widersprechen konnte.“ Dieser Ausspruch hatte sich eigentlich auf die Tatsache bezogen, dass ich elf Monate alt war, als ich meine erste Werbung für die Seifenfirma Ivory machte – und nicht darauf, dass ich als Minderjährige in die Prostitution verkauft worden wäre.
Was zum Teufel dachte sich dieser Typ dabei, so etwas über eine Frau zu schreiben, die er nie kennengelernt hatte. Wie konnte er nur so gemeine Anschuldigungen ausstoßen? Ein solcher Nachruf sollte doch auf Fakten beruhen, oder? Der Text war aber abscheulich und auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht, was besonders furchtbar war, da er von jemandem, der sich selbst als seriösen Journalisten bezeichnete, verfasst worden war.
Während ich mir den Nachruf durchlas, spürte ich, wie ich durchzudrehen begann. Ich atmete tief ein und aus und versuchte, nicht in Panik zu geraten oder auszurasten. Ich eilte in die Küche und ging schnellen Schrittes um den Tisch, während ich schluchzte und schimpfte. Warum sind sie so grausam? Warum können sie sie nicht in Ruhe lassen? Warum können sie nicht ein einziges Mal nett zu ihr sein? Warum ist es diesem Typen so leicht gefallen, sie niederzumachen? Wo bleibt da der menschliche Anstand? Schließlich war ja jemandes Mutter gerade gestorben.
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