Er und Shane packten gleich darauf mit an. Sie luden weitere Waffen, Lebensmittel, Trinkwasser und Geräte um. Und dann wurden die neuen Segel angeschlagen, das einzige, was auf der alten Feluke in einwandfreiem Zustand war, und das der Teppichhändler als Blendwerk benutzt hatte.
Bis sie damit fertig waren, vergingen noch einmal drei Stunden. Dann war alles, was verwertbar war, umgestaut und stapelte sich an Deck. Später würden sie es auf die einzelnen Räume verteilen, denn jetzt wollten sie weg. Uluch Ali würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um seine Niederlage wieder auszubügeln, und Hasard wußte, daß er die Mittel dazu besaß, daß er ganze Heerscharen von Piraten befehligte, und daß sie jetzt noch lange nicht aus dem Schneider waren.
Sie mußten sogar ganz fest damit rechnen, dem alten Knochen bald wieder zu begegnen, und dann gab es Kleinholz. Es war nur noch fraglich, auf welcher Seite es dann Trümmer gab. Aber sie hatten ein gutes, solides und seetüchtiges Schiff, und damit konnten sie etwas anfangen.
Als alles umgestaut war, zeigte Shane auf den „alten Mistkahn“.
„Sollen wir ihn treiben lassen, oder stecken wir ihn in Brand?“
Hasard antwortete mit einer Gegenfrage.
„Hast du daran gedacht, ein paar Ersatzplanken mitzunehmen oder anderes verwertbares Ersatzmaterial? Kann ja sein, daß uns auch auf diesem Schiffchen wieder was wegbricht.“
„Alles, was brauchbar ist, befindet sich an Bord. Drüben ist nur noch alter Krempel, mit dem wir nichts, mehr anfangen können.“
„Dann bohren wir den Kahn an und versenken ihn“, entschied Hasard. „Ein paar Löcher in den Rumpf geschlagen, und weg ist er.“
„Die Arbeit mit dem Bohren können wir uns sparen“, sagte Matt. „Ich gehe allein hinüber, das ist gleich erledigt.“
Er hob die Hakenprothese, daß sie in der Sonne blitzte. Diese scharfgeschliffene Eisenspitze war ein mörderisches Instrument, mit dem der grauhaarige Matt fürchterlich umgehen konnte. Sie war auch zu allem zu gebrauchen, angefangen vom Holzspalten bis dazu, gewissen Teppichhändlern gewisse Stellen bis zum Kragen aufzureißen, wie er versicherte.
Hasard nickte nur, er wußte, was Matt meinte, denn er hatte schon unabsichtlich ein Loch in den morschen Rumpf gehauen.
Matt stieg hinüber, sprang in den Raum und holte aus. Schon sein erster Schlag fetzte Holzbrocken aus der Bilge, und als er zum zweiten Male kräftig zuhieb, hatte er das Holz durchschlagen, und ein dicker Schwall Wasser schoß zischend herein.
„Mann, o Mann“, sagte er. „Dieser Lausekahn hätte aber wirklich nicht mehr lange gehalten. Ein Wunder, daß wir damit noch schwimmen konnten.“
Der Haken sauste nieder, Holzsplitter flogen davon, und dann knackte unter seinen Füßen eine Planke.
Mit gewaltigem Tosen schoß das Wasser herein, zischend und gurgelnd, alles blitzschnell überschwemmend.
Matt stieg nach oben, und selbst zum Klimmen benutzte er seinen Haken. Er knallte ihn in zwei Yards Höhe hart ins Holz. Dann griff er mit der anderen Hand zu und zog sich hoch. Mit einem Satz war er an Bord des neuen Schiffes.
„Jetzt kann der Teufel weiter lenzen“, sagte er trocken. „Wir haben mit dem Mistding nichts mehr zu tun.“
Das Gurgeln und Rauschen, mit dem das Wasser hereinschoß, war jetzt deutlich zu hören. Knacken mischte sich in das Geräusch, leises Krachen und Knistern, als die altersschwachen Planken dem Druck nachgaben.
Hasard schüttelte verwundert den Kopf.
„Daß der Kahn den Sturm noch überstanden hat“, murmelte er. „Das ist fast nicht zu glauben.“
Die Segel wurden gesetzt. Die Zwillinge lösten die Leinen, die beide Schiffe verbanden. Ein Weilchen noch trieb die alte Feluke hartnäckig auf der Seite mit, dann sackte sie ganz langsam achteraus.
Sie hielt sich auch nicht mehr lange auf dem Wasser. Immer schwerfälliger rollte sie in der schwachen Dünung. Dann sah es so aus, als wollte sie sich noch einmal vor den Seewölfen verneigen. Sie stellte den Bug tief in die See und kriegte Schlagseite nach Backbord. So hing sie tieftraurig im Wasser, aber niemand hatte Mitleid mit diesem verdammten Eimer, der ihnen so viele höllische Stunden beschert hatte.
„Die braucht trotzdem noch lange, bis sie sinkt“, stellte Dan fest, der den Kahn noch einmal durch den Kieker betrachtete.
„Gott sei Dank, daß wir den los sind“, sagte Gary Andrews, der früher als Fockmastgast gefahren war. „Wenn ich nur an die verdammte ewige Lenzerei denke, wird mir ganz schlecht.“
„Hier haben wir das jedenfalls nicht zu befürchten“, versicherte Dan. „Diese Feluke reitet auch ziemlich mühelos einen Sturm ab. Sie ist viel härter und stabiler gebaut als der lausige Teppichkahn, in dem in allen Ecken orientalische Flöhe nisten.“
Sie waren noch keine halbe Meile entfernt, da stellte sich die Feluke noch weiter auf den Bug, und das Achterdeck hob sich in einer fast tänzerischen grotesken Bewegung steil in die Luft. Der vordere Mast neigte sich noch weiter nach vorn, dann brach er ab und knallte in die See.
Gleich darauf hatte auch die Feluke ausgelitten. Als hätte sie es verdammt eilig, rauschte sie senkrecht auf Tiefe und verschwand in einer großen schäumenden Blase.
Nur noch ein paar armselige Trümmer trieben in der See. Dann war der löchrige Sarg endgültig verschwunden.
Hasard und seine Gruppe aber segelten weiter. Sie hatten ein schönes neues Schiff, und sie dankten Uluch Ali mit einem höhnischen Grinsen. Der alte narbige Pirat war kein Teppichhändler. Er hatte nur gute und einwandfreie Ware anzubieten. Und der Preis war auch direkt lächerlich, im Gegensatz zu dem des Teppichhändlers.
Diese Feluke hatte nur ein wenig Mut und Geschick gekostet. Und natürlich ein paar Brandpfeile und etwas Blei, aber selbst das hatte Uluch Ali großzügig an Bord zurückgelassen.
Ein richtiges orientalisches Geschäftchen, dachte Hasard. Und es war nur ganz kurz darum gefeilscht worden.
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