„Er ist schon jetzt einer der Größten aller Zeiten“, sagt Steve Nash, der ebenfalls zweimal in Folge den MVP-Titel gewinnen konnte, im Jahr 2018 als Curry erst 30 Jahre alt ist. „Er ist der ultimative Einmalige. Er ist die Evolution des Basketballs. Es hat sich vor unseren Augen entwickelt.“
Curry ist sehr beliebt, vor allem unter jungen Fans, aber er genießt nicht den Respekt, den jemand mit seiner Statur von 84 Kilogramm auf 1,91 Meter verlangen sollte. Es gibt viele Beispiele, aber um eines hervorzuheben: Der Gegenwind, der ihm ins Gesicht bläst, als er 2016 der erste einstimmige MVP, der „Wertvollste Spieler der Saison“, wird. Gary Payton sagte dazu, es sei respektlos gegenüber Größen wie Michael Jordan. Tracy McGrady findet, das sei ein Zeichen dafür, dass die Liga verwässert. Finalgegner LeBron James unterstützt Currys Triumph, stellt aber die Bedeutung „wertvoll“ in Frage.
„Es gibt Staubschichten auf seinem Platz im Zeitgeist“, weiß Nash. „Die Leute assoziieren ihn nicht mit Größe, weil er das Spiel nicht physisch dominiert. Er tanzt. Dafür zahlt er eine Steuer. Er zahlt eine Steuer für seine großartigen Teamkollegen.“
Currys Platz in der Geschichte hat zwei wichtige Säulen, von denen eine unbestreitbar und die andere in Grau gehüllt ist. Er wird allgemein als der größte Schütze anerkannt und seine Brillanz hat einen Weg gefunden, die Form des Basketballparketts zu verändern. Mit Curry haben sich einige der Grundlagen des Spieles geändert. „Wilt Chamberlain, Kareem und die großartigen Bigmen wie Russell haben das Spiel von innen verändert. Steph hat das Spiel von außen verändert“, sagt Jack McCallum, Autor des Buches „Golden Days“. „Er ist ein wandelndes Stück Geschichte. Aber es gibt immer noch einen gewissen Widerstand gegen ihn.“
Curry hat Kevin Durant bereitwillig einen Sitzplatz in der ersten Reihe der Achterbahnfahrt der Warriors in eine Dynastie angeboten. Er hat sein Wort gehalten, Platz für einen weiteren Superstar im Team zu machen, sich zu beugen. Dieser Akt und die Fähigkeit, dabei weiter zu brillieren, sind für Currys Status genauso wichtig, wie all die Würfe aus neun Metern Entfernung. In gewisser Hinsicht ist das genauso historisch.
„Seine Bereitschaft, sich für KD zu opfern, ist eine der großen Geschichten in der NBA-Historie“, sagt der sechsfache Champion Scottie Pippen. „Wenn du einen Verstand für das Spiel hast, weißt du, dass es Opfer braucht, um groß zu sein. Alle Größen müssen etwas opfern. Sonst kannst du nicht gewinnen. Wenn Jordan den Ball in seine Hände bekommen hat, hat er den Korb attackiert und gepunktet. Er hat gewonnen, indem er scort. Für mich hat das bedeutet, nicht so viel werfen zu können. Aber ich glaube, nicht das hat meiner Größe im Wege gestanden. Steph gibt seinen Platz für KD auf. Aber das macht ihn nicht weniger großartig. Er sollte als einer der besten Guards, die das Spiel je gesehen hat, betrachtet werden.“
Curry wird dafür kritisiert, keine Finals-MVP-Trophäe zu haben. Er wird dafür kritisiert, kein großer Verteidiger zu sein. Er wird dafür kritisiert, Basketball mit einem Lächeln zu spielen. „Er spielt mit Freude, er trainiert mit Freude, aber er hat eine starke, ernsthafte Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Nash. „Er ist ein Gelehrter.“
Stephen Curry ist vieles. Er ist der beste Schütze in der Geschichte des Basketballs, hat das Spiel verändert, Center eliminiert. Er ist der einzige einstimmige MVP, hält den Rekord für die meisten Siege in der regulären Saison und er ist auch die Seele der letzten Dynastie in der NBA.
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LEBRON JAMES: GRÖSSER ALS BASKETBALL
„Träume, als ob du ewig leben würdest und lebe, als würdest du heute sterben.“
Jahre: |
seit 2003 |
Position: |
Point Forward |
Größe: |
2,06 m |
Teams: |
Cleveland Cavaliers (2003-10, 2014-18), Miami Heat (2010-14), Los Angeles Lakers (ab 2018) |
Meisterschaften: |
4 (2012-13, 2016, 2020) |
MVP-Titel: |
4 (2009-10, 2012-13) |
Trikotnummer: |
23 (Cleveland, Los Angeles), 6 (Miami) |
Spitznamen: |
King James, LBJ, The Chosen One, Bron-Bron, L-Train, The Akron Hammer |
Allstar-Spiele: |
16+ |
Hall of Fame: |
noch nicht |
Prime-Stats: |
28,5 PPS, 7,5 RPS, 7,0 APS, 50,2 FW% (2006-13) |
Walt Disney World Resort in Orlando, Florida, 12. Oktober 2020. LeBron James ist der Bubble-König! Nach 100 Tagen isoliert wie bei Big Brother platzt die Blase in Disney World mit den Los Angeles Lakers als NBA-Champion und King James als deren Anführer. Mit zwei goldglänzenden Pokalen im Arm führt der nun viermalige Meister und Finals-MVP auf dem Parkett ein Freudentänzchen auf.
Längst sind die Errungenschaften und Rekorde von James dicker als ein Dickens-Roman. Ein Beispiel auf Seite 723 in „Große Erwartungen“: Er ist der erste Spieler, der mit drei verschiedenen Mannschaften Meister und Finals-MVP werden konnte (2012 & 2013 mit Miami, 2016 mit Cleveland, 2020 mit Los Angeles) und er hat mehr Playoff-Spiele und -Minuten auf dem Buckel als jeder andere Akteur vor ihm – wohlgemerkt mit 35 Jahren noch weit vom Karriereende entfernt.
Vergleiche mit Michael Jordan machen die Runde wie Corona beim Après-Ski in Ichgl. Wer ist „der Größte aller Zeiten“? Jordan hat bei seinen sechs Finalteilnahmen sechs Meisterschaften geholt und die Liga mit den Chicago Bulls in den 1990er-Jahren dominiert. James dagegen prägt die NBA bereits über einen viel längeren Zeitraum – mit seinen zehn Finalteilnahmen kann Jordan nicht mithalten. Auch auf James‘ 260 Spiele in den Playoffs kommt Jordan nicht ansatzweise.
Und eine weitere James-Statistik stellt His Airness in den Schatten: 500 Punkte, 150 Rebounds und 150 Assists in den Playoffs – sechsmal hat das LeBron James in der entscheidenden Saisonphase geschafft und damit seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Dem einzigen Spieler in der Geschichte, dem diese Statistik zumindest einmal gelang, war Larry Bird in den Playoffs 1987. James hat das wie gesagt sechsmal vollbracht!
Während Jordan in seiner Ära als unkaputtbare Punktemaschine und mit seinem Killerinstinkt brilliert hat, dominiert James mit seinen Allroundqualitäten und als mannschaftsdienlicher Spieler. LBJ oder MJ – für viele Fans und Profis in der NBA ist die Debatte um den größten Basketballer der Geschichte eine Glaubensfrage, die sich angeregt debattieren, aber nicht abschließend beantworten lässt.
Seit James seine vierte Meisterschaft gewonnen hat, ist die Debatte jedoch heißer als die Glut des Playoff-Runs der Miami Heat. Für James‘ Coach bei den Los Angeles Lakers, Frank Vogel, steht nach seinem ersten Titel mit den Lakers fest: „Er ist der größte Spieler, den das Basketball-Universum jemals gesehen hat.“ LeBrons Co-Star Anthony Davis kommt bei der Frage derweil ins Schlingern. „Ich bin aus Chicago, also liebe ich Jordan. Es ist schwierig, ihn zu schlagen. Man muss Fakten schaffen. Aber LeBron hat mit diesem Titel definitiv ein weiteres Argument auf seine Seite gebracht.“ Ähnlich sieht es NBA-Legende Magic Johnson, mit dem James aufgrund seiner Spielübersicht zu Beginn seiner Karriere verglichen wurde. „LeBron James ist auf einem guten Weg“, würdigt Magic, der seinerzeit als Gesicht der Liga von Jordan enterbt wurde. „Wenn er noch eine Meisterschaft gewinnt, also seinen fünften Titel holt, werden Michael und er auf einer Ebene sein.“
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