In scharfem Kontrast zur ersten Szene wird gezeigt, wie der Souffleur Simon im Rausch auf offener Gasse seine Frau verprügelt, weil diese die Prostitution ihrer Tochter duldet, um die kleine Familie zu ernähren. Das Gespräch einiger beobachtender Passanten radikalisiert sich bis zur Forderung nach unmittelbarer Gewalt gegenüber allen sozial Bessergestellten. So drohen sie, einen jungen Mann, den sie aufgrund seines Taschentuchs für einen Aristokraten halten, zu lynchen; dieser kann sich aber mit einer sinnigen Bemerkung retten. Robespierre beim VolkRobespierre beschwichtigt, und das Volk folgt ihm zu den Jakobinern.
I,3 Robespierre im Jakobinerklub
Abb. 1: Versammlung des Jakobinerklubs (Januar 1792).
Anlass der großen Rede Robespierres ist die Forderung von Jakobinern aus Lyon nach weiterer Radikalisierung der Revolution. Er verteidigt die Schreckensherrschaft im Namen der Tugend gegen deren Feinde von allen Seiten, womit auch die Dantonisten gemeint sind.
I,4 Gefahr für die Dantonisten
Lacroix wirft Legendre vor, durch sein ungeschicktes Verhalten im Jakobinerklub die Dantonisten gefährdet zu haben. Er hatte dort erklärt, dass es auch in Paris einen Personenkreis gebe, der den Aristokraten nacheifere, und so Robespierres Aufmerksamkeit und Argwohn auf Danton gelenkt. Sie suchen Danton, um ihn zu warnen.
I,5 Danton und die Prostituierte Marion
In einem Zimmer des Palais Royal erzählt die Prostituierte MarionMarion Danton ihre Lebensgeschichte und stellt sich dabei als äußerst selbstbewusste, ganzheitliche Persönlichkeit dar. Lacroix kommt in Begleitung von Adelaide und Rosalie, zwei weiteren Prostituierten, hinzu und warnt Danton – allerdings erst nach einigen scherzhaften Worten – vor der Gefahr des Tugendterrors Robespierres; der zuletzt hinzukommende Paris unterstreicht das. Danton wiegelt ab, verspricht aber gleichwohl, seinen Gegenspieler am nächsten Tag aufzusuchen.
I,6 Danton bei Robespierre
Im Streitgespräch werden die gegensätzlichen Positionen ohne Ergebnis ausgetauscht: Danton tritt für Mäßigung und die Beendigung der terreur -Phase ein, während Robespierre die gewaltvolle Revolution fortsetzen möchte, um soziale Veränderungen durchzusetzen. Danton und Paris verlassen das Zimmer, um an die Öffentlichkeit zu gehen. In zwei, durch ein Gespräch mit dem ihn bestärkenden St. Just unterbrochenen Monologen beschließt Robespierre die Beseitigung Dantons, wobei jedoch Zweifel bei RobespierreSelbstzweifel und ein Gefühl der Isolation deutlich werden.
II Dantons Verhaftung
II,1 Danton handelt nicht
Obwohl seine Freunde ihn zum sofortigen Handeln drängen und von Danton verlangen, Widerstand gegen Robespierre zu leisten, wiegelt dieser weiter nur gelangweilt ab: Die Gefahr sei gar nicht groß. Lacroix wirft ihm Faulheit vor.
II,2 Danton auf der Straße im Kontakt mit dem Volk
Vertreter unterschiedlicher sozialer Schichten führen auf der Promenade Gespräche über den Alltag zur Zeit der Revolution. Danton und das VolkDanton kommt mit Camille zufällig hinzu. Dantons Bemerkungen changieren zwischen Obszönität und Melancholie.
Während eines Gesprächs bei Camille und dessen Ehefrau Lucile über zeitgenössische KunstgesprächKunst wird Danton hinter der Bühne die Verhaftung angekündigt, falls er es ablehnen sollte zu fliehen. Er gibt sich zunächst unbeeindruckt und will spazieren gehen. Lucile macht sich nun Sorgen um Camille, der beschwichtigt aber: er sei mit Robespierre in freundschaftlichem Kontakt und somit nicht in Gefahr.
Bereits auf freiem Freies FeldFeld entschließt sich Danton im Monolog endgültig gegen eine Flucht, will den Tod als Möglichkeit des Vergessens gerne annehmen, aber beruhigt sich andererseits auch wieder erneut: »sie werden’s nicht wagen« (S. 40).
II,5 Erinnerung an die Septembermorde
Danton steht nachts schlaflos am Fenster, gequält von Schuldgefühlen wegen des vom ihm verantworteten SeptembermordeMord an über 1000 Häftlingen (vornehmlich Aristokraten und Soldaten der Schweizer Garde) im September 1792. Julie kommt hinzu und beruhigt ihn; gemeinsam rechtfertigen sie das damalige Geschehen als alternativlos. In der Tat war Danton für den unerhörten Vorgang nicht alleine verantwortlich: der radikale Jean Paul Marat, der bereits einige Monate vor Einsetzen der Dramenhandlung am 13. Juli 1793 ermordet worden war, war ebenfalls beteiligt (vgl. S. 7, und v. a. S. 8 sowie Abb. 7). Danton vergleicht seine Handlungsmöglichkeiten resigniert mit denen einer Marionette.
Bevor einige Bürgersoldaten, an ihrer Spitze Simon, Danton verhaften, scherzen sie derb.
Tags darauf verhandelt der Nationalkonvent das weitere Schicksal der Dantonisten. Legendre beantragt die Schonung Dantons wegen seiner großen Verdienste um die Revolution. Nach kurzem, aber heftigem Wortwechsel unter den Deputierten weisen zunächst Rede RobespierresRobespierre, dann Rede St. JustsSt. Just in großen Reden dies zurück, weil sie aus Gründen der Gleichheit jegliche Privilegien auch für die Revolutionäre der ersten Stunde ablehnen. Die Redner feiern den Revolutionsmythos, die Szene endet im Rausch der Begeisterung unter Absingen der Marseillaise.
III Haft und Prozess
III,1 Diskussion über Gottesbeweise im Gefängnis
Im zum Gefängnis umfunktionierten ehemaligen Schloss Luxemburg sitzen bereits einige Häftlinge unterschiedlicher politischer Couleur. Der Engländer und Aktivist im amerikanischen Bürgerkrieg Thomas Payne etwa ist Girondist, er versucht im Gespräch mit Chaumette, als erklärter AtheismusAtheist den Hébertisten nahestehend, und Mercier philosophisch die Existenz Gottes zu widerlegen. Hérault-Séchelles umarmt Danton sofort, als dieser mit Lacroix, Camille und Philippeau hereingeführt wird. Danton betont, dass er von seiner Verhaftung überrascht wurde und gibt sich resigniert.
III,2 Vorbereitung des Revolutionstribunals
Der Prozess gegen Danton wird in der Art eines Komplotts vorbereitet, indem die Geschworenen nicht, wie eigentlich vorgeschrieben, gelost, sondern ausgewählt werden, um Danton zu schaden. Ferner soll er in einer Gruppe neben anderen Kriminellen vor das Tribunal gebracht werden.
III,3 Warten auf dem Prozess
Danton wartet mit Lacroix, Mercier und weiteren Häftlingen auf seinen Prozess. Danton konstatiert die Ironie der Geschichte, dass er selbst für die Einrichtung des Revolutionstribunals nach den Septembermorden verantwortlich war.
III,4 Verhör vor dem Revolutionstribunal
Danton reagiert Widersprüchliches Verhalten Dantonsambivalent auf sein Verfahren, das ihn der konterrevolutionären Konspiration bezichtigt. Ihm wird vorgeworfen, einen Ausgleich mit dem Königtum angestrebt zu haben. Einerseits kokettiert er mit einem ausgesprochenen Nihilismus, andererseits betont er seine großen Verdienste um die Revolution. Seine unkonventionelle Rede hat keinerlei Aussicht auf Erfolg. Der nichtsdestotrotz anschwellende Beifall veranlasst den Präsidenten des Tribunals, die Sitzung abzubrechen.
III,5 Möglichkeit einer Wende
Der Girondist Dillon Verschwörungplant im Gefängnis angetrunken die Befreiung der gemäßigten Kräfte und den Sturz des Wohlfahrtsausschusses, Laflotte, Mitgefangener und Zeuge, entschließt sich jedoch zum Verrat.
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