In Gernsbach startet der Ortenauer Weinpfad, der 100 Kilometer durch teils weltberühmte Weinberge verläuft. Nach der Führung sollte man deshalb unbedingt die Weine des Weinguts Iselin im Parterre und Gewölbekeller des Rathauses probieren. Die Rebstöcke sind fast in Sichtweite, die Riesling- und Burgundertrauben von erlesener Qualität. Die Geschichte des Bio-Weinguts erzählt Winzer Rainer Iselin persönlich. Und natürlich auch die des Rathauses und dessen Bauherrn Johann Jakob Kast. Der war Vorstand der Murgschifferschaft, des bedeutendsten Unternehmens der Region, eine Art »badischer Fugger«.
Lohnenswert ist der Katz’sche Garten, ein Skulpturengarten aus dem Barock, angelegt von einem italienischen Gartenbaumeister im Auftrag der Murgschifferfamilie Katz. Hier gedeihen seltene Pflanzen.
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Altes Rathaus
Hauptstraße 11
76593 Gernsbach
Jan Brauers-Stiftung für Fortschritt durch Harmonie im Alten Rathaus
(nur zeitweise geöffnet)
07224 623607 (Museum)
www.janbrauers-stiftung.de
Weingut Iselin im Alten Rathaus
07224 1666
www.weingutiselin.com
5 Wildromantisch und fast alpin
Loffenau: Großes Loch Teufelsmühle
Der Aussichtsturm der Teufelsmühle (895 Meter) ist eines der spektakulärsten Wanderziele im Nordschwarzwald. Nicht allein wegen der Aussicht ins Murgtal, sondern wegen des Aufstiegs von Bad Herrenalb aus. Es ist eine anspruchsvolle, oft alpin anmutende Tour, steil, teilweise mit Felsstufen versetzt. Oberhalb des Parkplatzes Risswasen bei Loffenau wird es ernst. Von dort aus führt der Wanderweg an den Teufelskammern, am Großen Loch vorbei. Man sollte den Weg kurz verlassen, um die gewaltigen Höhlen zu bestaunen, welche die Erosion im Laufe der Jahrmillionen aus dem Sandstein gewaschen hat. »Wildromantisch« möchte man die gesamte Nordseite nennen, aber auch der südseitige Abstieg nach Gernsbach ist zunächst recht steil, bevor er durch liebliche Streuobstwiesen führt.
Alternativ kann man vom Startpunkt Bad Herrenalb der 15,5 Kilometer langen Großen Runde über die Teufelsmühle folgen, dem am besten beschilderten Weg. Kenner steigen, vorbei an weiteren Sandsteinformationen, zur Plotzsägemühle ab – rund um die Teufelsmühle lassen sich schier endlos viele Naturwunder entdecken! Am höchsten Punkt erwartet den Bergfreund ein Aussichtsturm des Schwarzwaldvereins und eine Höhengaststätte. Sofern der Turm geöffnet ist, schweift der Blick weit über die Rheinebene und die Berge des Nordschwarzwaldes bis zum Pfälzer Wald. Auch unterhalb des Turms öffnet sich eine schöne Aussicht nach Westen. Mit etwas Glück sieht man hier den einen oder anderen Teufelsflieger starten, so der Name des 1977 gegründeten Drachenflugvereins von Loffenau. Ihren Namen verdanken die Teufelskammern und die Teufelsmühle einer Sage. Die vielen Felsblöcke der Gegend habe der Teufel zum Bau einer Mühle verwendet – so erklärten sich unsere Vorfahren die Entstehung des Naturwunders.
Fast wie in den Alpen mutet auch das rustikale und stimmungsvolle Höhengasthaus Teufelsmühle an in unmittelbarer Nähe des Aussichtsturms mit gutbürgerlicher schwäbischer und badischer Küche.
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Großes Loch Teufelsmühle
Startpunkt: Wanderparkplatz Risswasen
76597 Loffenau
www.schwarzwaldverein.de
Höhengasthaus Teufelsmühle
Landstrasse L564
76597 Loffenau
07083 8302
6 Naturdenkmal mit Aussicht
Bad Herrenalb: Bernsteinfels
Von allen Seiten führen Wanderwege auf den beliebtesten Punkt zwischen Murg- und Albtal, zwischen Gaggenau und Bad Herrenalb. Lange wandert man durch prächtigen Mischwald, bis man plötzlich unter einem beeindruckenden, zerklüfteten Buntsandsteinfelsen steht. Ein paar Treppenstufen führen auf das 25-Quadratmeter-Plateau des 200-Kubikmeter-Klotzes, der als Naturdenkmal geschützt ist. Hier trifft man sich, Familien nutzen den Grillplatz, junge Paare stoßen oben auf dem sechs Meter hohen Felsklotz inklusive steinernem Gipfelkreuz mit Sekt an. Wer ihn umrundet, dem fallen allenthalben runde Aushöhlungen auf, sogenannte »Geoden«, bei denen bestimmte Anteile des Buntsandsteins im Laufe der Jahrmillionen chemisch ausgefällt wurden.
Wie viele der markanten Felsformationen im Nordschwarzwald hat der Bernstein seine Entstehung der Absenkung des Rheingrabens vor etwa 50 Millionen Jahren zu verdanken. Vor »nur« fünf Millionen Jahren wurden die Ränder des Schwarzwalds dann nach und nach gehoben und gekippt – der Fels wurde freigelegt und durch Verwitterung in seine heutige Form gebracht. Der Bernsteinfels befindet sich ganz in der Nähe der »Badischen Wespentaille«, der mit 17,2 Kilometern schmalsten Stelle Badens. Wandervereine haben einen »Historischen Grenzweg« angelegt: Hier fallen zahllose Grenzsteine auf, welche die alte württembergische von der badischen Gemarkung trennten. Besserwisser, die die Landkarte genau studiert haben, können bei den Wanderern am Bernsteinfels damit prahlen, dass sie sich nicht auf dem höchsten Punkt des Berges befinden. Dieser liegt nämlich recht unspektakulär etwas weiter südöstlich im Wald. Der Name übrigens leitet sich nicht vom gelben Schmuckstein ab, sondern meint den »Bären«, ähnlich wie im Fall der schweizerischen Bundeshauptstadt Bern.
Ein weiteres Naturdenkmal ist der sagenumwobene Mauzenstein. Vom Bernstein führt ein Wanderweg nach Bernbach. Diesem bis zum Abzweig Mauzenstein folgen.
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Bernsteinfels
Startpunkt für Wanderung: Tourismus und Stadtmarketing Bad Herrenalb
Rathausplatz 11
76332 Bad Herrenalb
07083 500555
www.badherrenalb.de
Weitere Wanderrouten beginnen in Gaggenau und Gernsbach.
7 Hexen, Heu und Hütten
Forbach: Hexenbrunnen bei Gausbach
Vom Forbacher Ortsteil Gausbach beginnen eine Reihe Wanderwege. Oder sie enden dort. Je nachdem hat der Wanderer eine schweißtreibende Tour vor oder hinter sich und ist froh um die vielen Trinkwasserbrunnen am liebevoll angelegten und gut ausgeschilderten Brunnenweg. Die Wasserquellen dienten früher teilweise als Viehtränken. Kurz vor dem Ortseingang wartet der unscheinbare Hexenbrunnen mit seiner »gnitzen« Hexe auf durstige Passanten. Hier sollte man unbedingt pausieren. Die Wiese gegenüber dem Brunnen heißt Ringwiese, in alten Chroniken ist die Bezeichnung »Ring tanzender Hexen« überliefert. Tatsächlich befindet sich inmitten der Ringwiese ein gewaltiger Felsen, auf dem der Künstler Rüdiger Seidt einen Hexenbesen montiert hat. Solche Felsen waren früher oft mit Ringen und Nägeln verziert.
Einmalig im Nordschwarzwald sind die Heuhütten rund um Gausbach. In früheren Jahrhunderten wurden Waldgebiete entlang der Bachläufe gerodet, da die Murgtäler mehr Landwirtschaftsfläche brauchten. Für das Vieh waren die Hänge zu steil, sie wurden im Sommer auf Waldweiden getrieben. Einwanderer aus Tirol waren es, die nach dem Dreißigjährigen Krieg die Kenntnis von den fast würfelförmigen Heuhütten mitbrachten, in denen die Bauern das Heu trockneten, um es im Winter ins Tal zu befördern. Sei es auf dem eigenen Rücken oder per Schlitten. Heute werden die offenen Täler der Gegend nicht mehr bewirtschaftet. Dennoch werden sie frei von Bewaldung gehalten, denn die Fallwinde schaffen ein angenehmes Mikroklima. Der Platz am Hexenbrunnen ist nicht nur Idylle, er erzählt ebenso vom Leben der Bauern früher sowie von ihren Sagen und Mythen.
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