Schwanfeld: Kloster Heiligenthal
Eine der ältesten Spuren jungsteinzeitlicher Bauern in Deutschland findet sich in Schwanfeld. Belegt ist, dass hier vor rund 7.500 Jahren Bandkeramiker Ackerbau betrieben und in Häusern lebten. Dies kann man im Museum nachprüfen.
Nach den frühgeschichtlichen Funden wurde Schwanfeld das erste Mal 772 urkundlich erwähnt. Jutta von Fuchsstadt gründete 1234 das Kloster Heiligenthal. Sie war die erste Äbtissin des Zisterzienserinnenkloster und wurde später als Jutta von Heiligenthal selig gesprochen. Die Schwanfelder bezeichnen das Kloster auch heute noch als sehr wichtigen Bau; er dokumentiert schließlich eine Glanzzeit der Schwanfelder Ortsgeschichte. Doch das Juwel ist gar nicht so einfach zu finden, befindet sich einen Kilometer außerhalb des Ortes, Hinweisschilder sind selten und die Straße ist eng. Und dann landet man schließlich auf einem Bauernhof.
Der Eingang am Wohnhaus beweist, dass man es mit historischem Gemäuer zu tun hat. 1579 löste Fürstbischof Julius Echter das Kloster auf und von da an nutzte man es nur noch landwirtschaftlich. Dabei wurde der westliche Gebäudekomplex, in dem die Nonnen gelebt hatten, zu Scheune und Getreidespeicher umgebaut, 1610 ließ Julius Echter das Wohnhaus neu errichten. Nur der östliche Teil blieb erhalten, die Kirche. Seit 1951 ist sie im Besitz der Familie Wirth. Die Kirche wirkt vom Bauernhof aus gesehen wie eine Scheune mit einem großen Scheunentor. Erst muss man um die Mauern des Hofes herumgehen, dann erkennt man den imposanten Bau. Sie steht zwar unter Denkmalsschutz, was aber nicht bedeutet, dass sie irgendwie gepflegt wird. Der Zutritt ist nur möglich, wenn man jemanden von der Bauersfamilie findet, der aufsperrt. Trotz allem: Die Kirche ist imposant und die Umwidmung zum Bauernhof wirkt irgendwie stark.
Bandkeramiken sind nicht jedermanns Sache. Vielleicht sollte man hier eine Ausnahme machen, allein wegen des Alters.
8
Klosterkirche Heiligenthal, Familie Wirth
Heiligenthal 1
97523 Schwanfeld
09384 1510
www.schwanfeld.de
Von Schwanfeld aus dem Heiligenthalgraben folgen.
Bandkeramik Museum
Pfarrgasse4
97523 Schwanfeld
09384 97300 (Verwaltungsgemeinschaft Schwanfeld)
www.schwanfeld.de
9 Pfadfindergeist notwendig
Schwanfeld: Jüdischer Friedhof
Es gibt in Franken viele Jüdische Friedhöfe. Ihnen ist meistens gemein, dass sie in den Ortschaften nicht ausgeschildert sind. Sie liegen außerhalb und es gehört etwas Pfadfindergeist dazu, sie zu finden. In Schwanfeld ist dies anders. Bereits am Ortsschild erfährt man, dass es hier einen solchen gibt – sozusagen als Sehenswürdigkeit. Die Hinweisschilder sind dann aber auch so selten, dass man ihn kaum findet – wäre nicht die Ortskarte. Auch dieser Jüdische Friedhof liegt recht weit außerhalb der Ortschaft. Kein asphaltierter Weg führt zu ihm, nur ein Wiesenrain. Dann ein Zaun. Dahinter zwei Reihen Gräber, eher ungepflegt. Also doch keine so große Sehenswürdigkeit.
Urkundlich nachweisen kann man den Friedhof seit 1604. Damals gestattete der Grundbesitzer Konrad von Grumbach, Amtmann zu Karlstadt, die Beisetzung der Juden am Untereisenheimer Weg auf Schwanfelder Gemarkung. Das war Ödland, für nichts sonst zu gebrauchen, also konnte man es den Juden auch als Friedhof gönnen. Zu dieser Zeit durften die Juden in Schwanfeld auch Unterricht geben und ein jüdisches Gericht halten. Interessant ist allerdings die Passage, dass dieser Kauf auch Gültigkeit habe, wenn der Flecken Schwanfeld an einen anderen Herrn verkauft werden solle.
Bis 1940 wurde der Friedhof genutzt. Juden von Dettelbach bis Eisenheim und Rimpar wurden hier bestattet. Augenscheinlich war Schwanfeld ein jüdisches Zentrum in Mainfranken. 1938 stellte man den Friedhof unter Naturschutz, was vielleicht ein ganz geschickter Schachzug war, da sich kaum mehr jemand um ihn kümmerte und sich die Natur seiner erbarmte.
In Erinnerung an den letzten in Schwanfeld geborenen jüdischen Mitbürger, der am 1. Februar 1984 im hochbetagten Alter von 82 Jahren verstarb, erhielt der zum Jüdischen Friedhof führende Holperweg den Namen Ludwig-Gutmann-Weg.
Der Jüdische Friedhof steht unter der Obhut des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern.
9
Jüdischer Friedhof
Ludwig-Gutmann-Weg
97523 Schwanfeld
Das Dorf über die Obereisenheimer Straße verlassen und auf den ungepflasterten Ludwig-Gutmann-Weg einbiegen.
10 Don Quijote kämpft noch immer
Dipbach: Windmühlen
Wind in Unterfranken? Der Wind des Wandels weht auch hier: Wenn man von Eisenheim nach Dipbach fährt, kommt man auf der Anhöhe an einem Feld voller Windmühlen vorbei. Die Dörfer sind dagegen Sturm gelaufen. Sie wollten keine Windräder an der Mainschleife, sie beeinträchtigen nur das Leben, verunstalten die Landschaft. So haben sich die Menschen organisiert: für den Erhalt der Kulturlandschaft Mainschleife und gegen den Bau von Windkraftanlagen.
Im Rahmen der Energiewende hat der Protest nicht viel genutzt. Es wurde gebaut. Und nun stehen die Windmühlen auf dem Feld. Sie überragen die Mainschleife, sind weithin sichtbar. Sie sind respekteinflößend hoch: 160 Meter, die Rotoren kreisen leicht und eigentlich gemütlich langsam. Ein leises Summen begleitet sie.
Und sie verschandeln nun die Landschaft? Vielleicht müssen wir uns einfach erst an ihren Anblick gewöhnen, wie man sich auch an Wolkenkratzer gewöhnen musste, an Solaranlagen auf den Bauernhöfen und an Straßen, die überall das Land durchqueren.
Sie sind mit Sicherheit ein neuer Akzent in der Natur der Mainschleife. Aber zerstören sie das Landschaftsbild? Bei tief stehender Abendsonne trete durch die Rotorenbewegung der sogenannte Stroboskop-Effekt ein, behaupten die Kritiker, der bekanntermaßen Mensch und Tier irritiert und das gesamte Maintal belästigt. Es ist gerade Abend und die Sonne geht unter. Ich kann keine irritierenden Effekte feststellen. Wie auch immer, die Entscheidung ist gefallen, für die Energieversorgung, für erneuerbare Energien, für einen Riesen-Windmühlen-Park an der Mainschleife. Ich würde in diesem Fall Peter Altmaier zustimmen, der einmal sagte: »Jede Erneuerung braucht Zeit, bis sie auch glaubwürdig wirkt.«
Hoffentlich hat das keinen Einfluss auf die Weinqualität. Der Geschmack des Frankenweins muss erhalten bleiben. Wenn dies nicht garantiert wäre, würde auch ich protestieren.
Dipbach liegt etwa vier Kilometer östlich der Gemeinde Bergtheim auf der Hochfläche des Maindreiecks.
10
Windmühle
Zwischen 97241 Dipbach und 97247 Eisenheim
11 Wo der Wein bunt schmeckt
Eisenheim: Weingut Hirn
Читать дальше