Wenn eines Ihrer Gelenke zu Schmerzen oder Schwellungen neigt: Tasten Sie es bitte ab und vergleichen Sie das Ergebnis mit dem Tastbefund eines anderen (Knie-, Finger-, Zehen-)Gelenks. Fühlt sich der Knochen durch die Haut auffällig dick oder rau an?
Sind einzelne oder all Ihre Fingergelenke manchmal oder immer ohne Kraft, sodass das Greifen oder das Öffnen einer Flasche Ihnen schwerfällt?
Knickt Ihr Knie bisweilen während des Gehens weg?
Vermeiden Sie Sportarten, die Ihnen früher Freude machten, oder Tätigkeiten im Haushalt, die Ihnen früher leichtfielen, weil sie Ihrem Empfinden nach für Ihre Gelenke zu beschwerlich sind?
Erwachen Sie nachts mit Rücken-, Knie-, Hüft-, Hand- oder Fuß-schmerzen?
Wenn Sie eine oder mehrere Fragen mit Ja beantwortet haben, könnten Sie unter Arthrose leiden, und Sie sollten bei Ihrem Hausarzt vorstellig werden. Mehr dazu, wie Sie den Arzttermin bereits vorbereiten können, erfahren Sie auf S. 32.
Von innen kommt es zum übermäßigen Knorpelverschleiß durch
natürliche Alterungsprozesse,
rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis (kurz RA), Morbus Bechterew oder Gicht,
genetische Faktoren, die zum Großteil noch erforscht werden müssen,
hormonelle Veränderungen,
einen Lebensstil, der Entzündungen fördert, zum Beispiel mit einseitiger Ernährung, regelmäßigem Alkoholkonsum, wenig Bewegung,
die lange oder häufige Einnahme bestimmter Medikamente, z. B. einer Gruppe von Antibiotika, den sogenannten Gyrasehemmern.
Wie es zum Knorpelverlust kommt
Sie ahnen es: Bei vielen Menschen treten mehrere Risikofaktoren in Kombination auf, sowohl von außen als auch von innen. Die Folgen sind immer dieselben: Der Gelenkspalt verengt sich, die Synovia wird in anderer Zusammensetzung oder gar nicht mehr gebildet bzw. kann nicht mehr frei fließen. Gelegentlich wird die Gelenkschleimhaut so gereizt, dass sie sich entzündet: Hier spricht man vom Stadium der aktivierten Arthrose. Solche Entzündungs-prozesse tragen dazu bei, dass der Knorpel seine Struktur verändert, seine Widerstandskraft verliert und mit der Zeit schwindet. Nach dem Knorpel nimmt auch der Knochen irgendwann Schaden. Doch Ihnen bleibt noch viel Zeit, einzugreifen und so diesen Verschleiß zumindest teilweise zu stoppen.
Wie weit fortgeschritten ist die Arthrose?
Das Stadium der Arthrose zu bestimmen, ist die Aufgabe eines Arztes (oder sogar mehrerer Fachärzte, siehe S. 32). Ihr Hausarzt kann Sie so weit durchchecken, dass sich Ihr Verdacht erhärtet oder zerstreut. Mithilfe eines Blutbilds kann ermittelt werden, ob bestimmte Entzündungsmarker in Ihrem Blut erhöht sind. Das gibt Hinweise auf andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, zum Beispiel die rheumatoide Arthritis (RA). Je nachdem, was Ihr Hausarzt herausgefunden hat, wird er Sie entweder zum Orthopäden oder zu einem rheumatologischen Internisten schicken – einem Facharzt der Inneren Medizin, der sich auf rheumatische Erkrankungen spezialisiert hat.
Eine Frage des Verschleißes
Nach der Diagnose einer Arthrose stellt sich die Frage nach dem Stadium. Hier wird zwischen dem Grad des Knorpelabbaus bzw. der Knochenschädigungen und dem der Beeinträchtigungen unterschieden. Beide können erheblich voneinander abweichen. Fest steht: Sie können noch so viele Röntgen-, MRT- oder CT-Bilder von Ihren Gelenken aufnehmen lassen (siehe S. 37), auf denen sich der Gelenkspalt eindeutig messen lässt und teilweise auch Schäden am Knochen zeigen. Diese sagen jedoch nur wenig darüber aus, wie sehr die Arthrose Sie selbst belastet (siehe S. 54).
Stadium 1:Der Knochen sieht noch gesund aus, der Knorpel (hellblau) ist jedoch bereits brüchiger als üblich, in seiner Struktur verändert. Die Gelenkschleimhaut (dunkelblau) kann bereits gereizt sein. Hier lässt sich mit entzündungshemmender Lebensweise und behutsamer Bewegung noch viel tun, damit die Arthrose nicht voranschreitet.
Stadium 2:Die Oberfläche des Knorpels ist uneben und fasert sich auf. Auch die Gelenkschleimhaut hat durch Entzündungen Schaden genommen. Symptome wie Anlauf- oder Belastungsschmerz beginnen. Kleine Knorpeldefekte können jetzt noch ausheilen und mit muskelaufbauendem, die Gelenke entlastendem Training wird das Voranschreiten der Erkrankung gebremst.
Stadium 3:Der Gelenkspalt ist enger geworden, der Knochen hat sich verbreitert, um Lasten anders zu verteilen. Die Synovia fließt jetzt nicht mehr frei und kann den Knorpel weder ernähren noch schützen. Er schwindet zunehmend.
Stadium 4:Knochen reibt an Knochen, dieses gefürchtete Stadium nennen viele Knochenglatze. Im Knochen haben sich Verhärtungen (subchondrale Sklerosierungen) gebildet. Vom Gelenkspalt und Knorpel sind nur noch Reste vorhanden. Wenn beide ganz verschwunden sind, kann das Gelenk sich versteifen.
Studien zeigen immer wieder, dass manche Patienten, bei denen der Knorpel ganz abgetragen ist – also Knochen an Knochen reibt (das nennen viele auch Knochenglatze) –, nur leichte Schmerzen haben. Gleichzeitig finden sich Menschen mit lediglich geringen Knorpeldefekten, die dennoch jeder Schritt belastet und die keine Nacht mehr durchschlafen. Verwunderlich ist das nur auf den ersten Blick. Denn die Schmerzen entstehen nicht etwa im Knorpel selbst und auch nur selten im Knochen. Allerdings kann eine entzündete Gelenkinnenhaut heftig wehtun.
Aber nicht immer ist es der Knochen selbst bzw. die Gelenkinnenhaut, die schmerzen. In den meisten Fällen sind es die das Gelenk umgebenden Strukturen, namentlich Bänder, Sehnen, Faszien und Muskeln, die Schmerzsignale durch Ihren Körper senden.
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