»Keine Widerrede, Flittchen. Du buchst jetzt gleich für uns beide einen Kurztrip nach London. Bei einer Airline, die auch nach Kapstadt fliegt. Ich checke das gleich mal. Wir packen beide. Wir checken nach London ein, nur mit Handgepäck, aber dann buchst du direkt noch in München um nach Kapstadt. Bleibst bis zu deinem Flug im Auslands-Abflugbereich. Da können die, die hinter mir her sind, auf die Schnelle nicht rein. Dann fliegst du nach Kapstadt. Da bist du sicher. Ich weiß, wie ich wieder aus dem Abflugbereich komme, ohne dass man mich sieht. Bleibe in München und trete morgen meinen Trip an. Bis dahin bin ich unsichtbar. Fragt sich nur: Was machen wir mit Fanny?«
Fanny hatte aufmerksam zugehört und er ahnte, was auf ihn zukommen würde.
Sein Blick war vernichtend.
»Doch!«, sagte ich zu ihm, »das muss sein!«
»Bitte deine Eltern, dass sie Fanny für ein paar Tage nehmen. Nur solange, bis wir aus London zurück sind. Das kannst du ihnen doch verklickern, oder?«
»Kann ich. Mir schlagen sie keinen Wunsch ab und ich werde sagen, dass ich kurzfristig einen Job von Armani für London reinbekommen habe und du mich, ausnahmsweise, auf die Insel begleitest. Mein Vater wird uns zum Flughafen bringen.«
»Super Idee. So machen wir es. Pack schon mal ein paar Klamotten zusammen, für dich und mich. Ich kümmere mich um Flüge.«
Anna zog sich ein Kleid über und ging zum Haupthaus, ihre Eltern bezirzen. Ich erläuterte Fanny die Lage und bekam mein Fett weg. Er mochte den Alten so wenig wie ich. Der war aber auch verdammt arrogant und großkotzig. Fake-Dealer. Wenn das alles ist … Aber im Moment war das für uns drei die sicherste und beste Lösung. Anna verschwindet von der Bildfläche, ich auch und Fanny beschützt den riesigen Steinhaufen, genannt Villa, und hat ein Dach überm Kopf. Jessica Fischer, Annas Mutter, ist ja ganz passabel. Sie liebt ihre Tochter abgöttisch und selbst mit Fanny kommt sie einigermaßen zurecht. Sie mochte Tiere, wenn auch nicht gleich einen 98-Kilo-Brocken wie Fanny …
Es gab eine Maschine um 20:30 Uhr nach London und ebenfalls mit der BA einen Flug um 22:00 Uhr nach Kapstadt. Das passte.
Anna kam zurück. Victoryzeichen. Also grünes Licht.
»Hier, schau mal. Buche bitte die Londonflüge. Irgendetwas werden die noch haben.«
Ich hatte ja seit meiner Entlassung keine private Kreditkarte mehr. Die, die ich noch hatte, war Eigentum des LKA, die konnte ich für den Zweck nicht benutzen. Dann hätte jeder Esel checken können, wohin ich geflogen bin und eine neue private hatte ich mir bewusst nicht ausstellen lassen. Nach außen hin gesagt.
Erstens weil keine Kohle da war, die ich hätte abheben können, und zweitens war es auch gut so, denn dann konnten ‚die‘ – mein Ex-Verein – mich schwerer überwachen.
Wir hatten Glück. In der Businessclass gab es noch ein paar Plätze. Die Taschen waren schnell gepackt. Ich musste noch auf einen Abstecher in meine Bude.
Fanny wurde unruhig und der Alte würde uns tatsächlich, wenn auch widerwillig, zum Franz-Josef-Strauss-Airport bringen. Einen besseren Schutz konnte ich mir für uns gar nicht wünschen. Ich brachte Fanny zur Villa der Alten. Jessica tat zumindest so, als ob sie sich freuen würde. Meinen vierbeinigen Beschützer hatte ich gebrieft, der würde keine Probleme machen.
17:42. Schon fuhr der Alte mit seinem Bentley vor. Wir warfen die Taschen in den Kofferraum, Jessica winkte, Fanny heulte und schon waren wir auf dem Weg. Umweg über die Thierschstraße. 67 Kilometer bis zum Airport, Rushhour schon auf der Leopoldstraße – die Zeit würde dennoch reichen.
Im Auto herrschte Ruhe. Auf halber Strecke, in Fröttmaning, bat ich um eine kurze Pinkelpause.
Mit mir wollte Manfred Fischer nicht reden.
Der Entschluss zu fliegen war eine spontane Aktion, aber in Anbetracht der Aggressivität der Mafiosi nicht verkehrt. Das gab ihnen weniger Chancen, uns zu überwachen.
»Guten Flug euch beiden!«
Dazu raffte sich Fischer auf. Gab seiner Tochter eine Kuss auf die Stirn, an mir schaute er vorbei, stieg wieder in seinen schwarzen Bentley Flying Spur und verschwand in die Nacht.
Mein Smartphone hatte ich bei mir zu Hause gelassen. Anna würde sich in Südafrika eines kaufen und mit einer Prepaid-Karte ihre Eltern anrufen können. Dass ‚die‘ so gut ausgerüstet sein würden, dass sie Anna in Südafrika finden, davon war nicht auszugehen. Dass mein Job nicht nur ein paar Tage dauern würde, das hatte ich Anna nicht gesagt. Fanny würde ebenfalls stinksauer sein, mich aber auch verstehen. Dessen war ich mir sicher.
Am Flughafen bat ich Anna, mir ein paar Tausender abzuheben. Ich brauchte mindestens zehn, um über die Runden zu kommen. Die Fischer fragte nicht nach und brachte mir glatte zwanzig. Ein Goldschatz. Wir checkten nach London ein. Bisher war alles nach meiner Zufriedenheit verlaufen. Im Auslandsbereich steuerten wir als erstes British Airways an. Auf der Maschine nach Kapstadt war noch ein Platz erster Klasse frei. Gut für Anna, so konnte sie sich die Nacht über ausruhen.
Der Abschied war spannungsgeladen. Auch an mir perlte die Situation nicht einfach so ab.
»Wenn ich meinen Trip erfolgreich beendet habe, melde ich mich bei dir über euren Festnetzanschluss in Somerset West. Ich klingele dreimal durch. Erst dann hebst du ab und weißt, dass ich es bin. Okay? Du kannst mich nicht erreichen. Mach dir bitte keine Sorgen. Wichtig ist, dass du außer Schussweite bist.«
Anna war sehr nervös. Sie kaute auf ihren Fingernägeln, ein ganz schlechtes Zeichen.
Vielleicht bin ich ja auch ein riesiger Idiot!
Was geht mich der Wille an, seine Tochter erst! Ihn habe ich für zehn Sekunden gesehen, die Tochter kannte ich gar nicht. Sollten die doch machen, was immer sie wollten.
Die ganze Aktion, die ich veranstaltete, war hirnrissig.
Idiotischer Altruismus!
Scheiß LKA, scheiß Ausbildung, scheiß Gerechtigkeitssinn.
Doktor, du hast einen an der Klatsche!
Trotzdem schlich ich mich aus dem Abflugbereich. Wartete noch, bis die Maschine nach Kapstadt in der Luft war. Dann hielt ich ein Taxi an, das gerade den Airport ansteuerte. So konnte ich sicher sein, dass man mich nicht verfolgen kann. Ich wusste schon, wo ich heute Nacht schlafen würde. Nein, keine Angst: nicht bei Hannilein …
Danach stand mir nicht der Sinn. Es gab noch viel zu tun, um meine Reise nach Moldawien antreten zu können …
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