DANKMAR H. ISLEIB
THRILLER
münchenMAFIAmord
4
PROLOG
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
Kapitel XXIV
Kapitel XXV
Kapitel XXVI
Kapitel XXVII
Kapitel XXVIII
Kapitel XXIX
Kapitel XXX
Kapitel XXXI
Kapitel XXXII
Kapitel XXXIII
Kapitel XXXIV
Kapitel XXXV
Kapitel XXXVI
Kapitel XXXVII
Kapitel XXXVIII
Kapitel XXXIX
Kapitel XL
Kapitel XLI
Kapitel XLII
Kapitel XLIII
Kapitel XLIV
Kapitel XLV
Kapitel XLVI
ZU München empfinde ich inzwischen eine Hassliebe. Mit jedem Jahr meines Lebens in der Stadt werde ich unsicherer, ob es noch der Ort ist, an dem ich weiter leben möchte. Nun neigen wir Deutschen zwar ohnehin dazu, alles zuerst von der negativen Seite zu betrachten … Aber wenn man ein paar Monate woanders ist, im Ausland, im Urlaub, im Nach-Hochzeits-Wahn-Fieber, kommt man schon ins Grübeln. ‚Man‘ heißt in diesem Falle ich. Der letzte Fall hatte mich echt an meine Grenzen gebracht. Von mir aus können die Menschen machen, was sie wollen. Sie klauen, betrügen, morden ohnehin. Okay. Das gehört zum Menschsein. Leider. Daran habe ich mich fast gewöhnt. Wie heißt es im Alten Testament, Joel 1.4 (nach der Übersetzung Luthers)? „Was die Raupen übrig lassen, das fressen die Heuschrecken, und was die Heuschrecken übrig lassen, das fressen die Käfer, und was die Käfer übrig lassen, das frisst das Geschmeiß.“ Alles schön und gut. Aber Kinder, wehrlose Kinder, fast Babys, Jungs wie Mädchen vergewaltigen, auf grausamste Art töten und dann verbrennen?! Die das machen, nur ‚Geschmeiß‘?
Nein, unsagbar schlimmer.
Das hat wahrlich nichts mehr mit natürlichem, menschlichen Leben zu tun – und schon gar nicht mit Gerechtigkeit. Es ist einfach nur unvorstellbar abscheulich! Mich hat das Geschmeiß Jahre meines Lebens gekostet. Ja, ich bin schneller gealtert als erhofft. Meine Seele ist zutiefst verletzt worden. Regelmäßig, bei jedem neuen Job. Hätte ich nicht meine zwei Lieben, Anna und Fanny, an meiner Seite gehabt, ich wäre zum totalen Misanthropen konvertiert! Ehrlich!
Diesmal fiel es mir besonders schwer, wieder in den Alltag zurückzufinden. Mein Fehler war es, im Netz die News aus München zu verfolgen. Fast nur negative Schlagzeilen. Beim Surfen an nur einem einzigen Tag …
„Münchens teuerste Schweinshaxe: geklaut!“,
„Touristen-Boom setzt sich fort. München frohlockt!“,
„Anklage gegen Steckdosen-Sadist fast fertig!“,
„Einbrecher immer dreister – neue Methode bereitet der Polizei Sorgen“,
„Wohnungsnot in München wächst – Preise auf neuem Rekordhoch“,
„Münchens Quadratmeter kostet mittlerweile im Schnitt 10.140 Euro“,
„420.000 Euro Miete für zehn Personen“,
„Maskierter Audi-Fahrer rast in Radarfalle“,
„Bayerns Polizisten bekommen neue Hilfsmittel“,
„Garage zugeparkt: Frau meldet Mord am Ehemann“,
„In München leben immer mehr Reichsbürger“,
„Bronzesau vor dem ›Paulaner‹ im Tal versucht zu klauen – Diebe brechen ‚Resis‘ Huf ab“ (das Frontschwein beim Paulaner im Tal),
„BMW kauft sich offenbar für 800 Millionen Euro beim FC Bayern ein“
Das ist alles der reinste Wahnsinn, oder?! Ist der Fußball nun wirklich das Nonplusultra? Muss Wohnraum jedes Jahr teurer werden? Warum zahlt München für zehn ‚Abschiebehäftlinge‘ für deren Unterkunft am Münchener Flughafen pro Monat 420.000 Euro? Eine Monatsmiete von 42.000 Euro pro Person für ein Zimmer – das kann ich mir nicht leisten, echt! Wäre das Geld nicht besser im sozialen Wohnungsbau ausgegeben? Wer stoppt den Irrsinn? Und: Brauchen wir in München immer mehr Touristen – bahnt sich ein zweites Venedig an?
Armageddon in Minga?
Warum heißt es nicht mal: „Maskierter Reichsbürger brach sich das Bein beim Verzehr einer bei BMW für 800 Millionen Euro geklauten Schweinshax‘n?! …!“
FUCK! Mein Privatleben ist mir heilig! Erst recht an den Wochenenden. Das sollte sich in München doch inzwischen rumgesprochen haben! Warum begreifen das meine Klienten nicht? Gerade war ich mit Anna, Frau Fischer-Richter, meiner fast einzigen Frau, von meiner längst überfälligen Hochzeitsreise nach München zurückgekehrt, als mein Handy auch schon klingelte.
Freitagnachmittag.
Zu der Stunde, wo die sich affengeil findenden Typen im Designer-Outfit schon die erste Line reingezogen haben, dann angefixt den Straßenverkehr zur Mördermeile machen und die Tussis sich aufbrezeln – als stehe schon wieder eine völlig uninteressante Hochzeit im britischen Königshaus an –, um sich von irgendeinem der Gegelten mit Kohle erst ins XY einladen zu lassen, um ihm dann später, ganz unverbindlich, als Dankeschön, einen zu blasen.
Es war kurz nach 16:00 Uhr. Den Anrufer kannte ich. Stimmen sind etwas Einmaliges. Und diese erst …
Ich wollte es mir nicht leisten, den Mittelfinger zu heben und dem einen Korb zu geben. Klar, wir hatten geerbt, besser gesagt meine Anna, aber ich wollte nicht abhängig sein. Außerdem liebe ich irgendwie auch meinen Beruf. Na ja, was heißt schon ‚Beruf‘ – eher meinen Job. ‚Beruf‘ klingt in meinem Fall so nach Ärmelschoner, sterilem Büro und langweiligen Kollegen, die nur …
»Doktor, kommen Sie sofort zu mir. Sie wissen doch, wo ich wohne?! Es ist nur um die Ecke, okay?!«
»Klar doch. Heute wird das aber nichts. Ich bin gerade erst angekommen. Hochzeitsreise, Sie verstehen …?«
»Das ist gut so. Dann brauchen Sie gar nicht erst auspacken. In zehn Minuten bei mir. Ich verlasse mich auf Sie!«
Zack, der Oberarsch hatte aufgelegt, bevor ich die sauerstoffreiche Grünwalder Luft erneut einatmen konnte. Ging gar nicht darauf ein, was ich ihm gesagt hatte.
Was nun?
Fünf Milliarden gegen meine Faulheit.
Ein Mann, der schwebt. Ein Mann, der nicht geht, nicht schreitet – einer der schwebt!
Jesus oder Papst?
Wer kann schon auf Wasser latschen?
Wie kann ich dem Paroli bieten?
Was will der von mir?
»Anna, du kennst das schon. Der Folgmann hat gerade angerufen. Da scheint es was für mich zu tun zu geben. Ich gehe mal kurz rüber. Machst du uns bitte inzwischen einen Tee? Das wäre ganz lieb von dir! Es dauert nicht lange. Bin gleich zurück.«
Anna zeigte mir ihre Enttäuschung nicht, aber ihre Augen sagten, dass nicht der, der mich zwang zu ihm zu kommen der Oberarsch sei, sondern ich.
»Fanny, lass uns gehen!«
Der Mistkerl drehte nicht mal seine Lauscher zu mir. Der war noch immer stinkig. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht wollte er wieder zu der deutschen Wachtelhündin, dieser Rothaarigen mit dem seidigen Fell, die ihm auf Capri total die Schnauze verdreht hatte. Wir waren für ein paar Tage im ›Tiberio Palace‹ abgestiegen und diese dämliche Wachtel hatte meinen Tosa Inu völlig Gaga gemacht. Sie war der Stolz des Hotelbesitzers und ausgesprochen gepflegt. Die weinrote Wachtelhündin mit weißer Blesse und weißer Wamme lag im Foyer des Hotels auf dem schwarzen Marmor, hörte auf den Namen Lola und glotzte meinen Fanny an, als sei er der erste richtige Köter, den sie sieht. Eine Schönheit. Sie. Aber was wollte mein Riesenklotz mit dem zarten Wesen? Einem Schnüffelhund! Schnüffler bin doch ich, wenn ich dafür gut bezahlt werde, oder?!
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