Als Sonderform wird Stuckmarmor mit Marmorgips und Farbstoffen auf einem Unterputz aus Stuckgips aufgetragen, gespachtelt, poliert und nach dem vollständigen Trocknen gewachst. Stuckmarmor muss in der Regel mindestens der Qualitätsstufe Q3, meist aber Q4 entsprechen.
Organische Innenputze {Innenputz, organischer}
Dispersionsputz (auch: Kunstharzputz) wird normalerweise zweilagig als Unterputz und Oberputz ausgeführt. Er erhält seine Eigenschaften – geringe Wasseraufnahme, hohe Dehnfähigkeit und Alkalibeständigkeit – durch sein Bindemittel Polymerdispersion. Insbesondere die geringe Feuchtaufnahme kann in Innenräumen problematisch für den Feuchtehaushalt und damit das Raumklima werden.
Dispersions-Silikatputz (auch: Silikatputz) enthält ebenfalls Polymerdispersion, zusätzlich aber Kali-Wasserglas und kann nur auf mineralischen Untergründen eingesetzt werden.
1.7 Beschichtungen
Neben dem gestaltenden Element der Farbwahl haben Beschichtungen {Beschichtung} vor allem
• |
die Wetter- und UV-Beständigkeit, |
• |
Elastizität und |
• |
Algen- und Pilzresistenz |
zu gewährleisten. Sie sind jedoch nicht zwingend erforderlich – außer bei dünnlagigen farbigen Mineralputzen, die einen zweifachen Egalisationsanstrich mit Silikonharzfarbe erfordern. Empfehlenswert ist diese Oberflächenbehandlung zudem bei hohen Anforderungen an die Gestaltung und/oder hohen Umweltbelastungen sowie erhöhtem Wasseranfall, entweder regional oder konstruktiv (Dachüberstände) bedingt, und erhöhten Belastungen durch Algen und Pilze.
Allgemein stehen Silikatfarben und Dispersionssilikatfarben mit hoher Wasserdampfdurchlässigkeit, aber geringer Algen- und Pilzresistenz, Silikonharzfarben mit hohen Wasserabweisungseigenschaften und guter Wasserdampfdurchlässigkeit und Algen- und Pilzresistenz sowie Dispersionsfarben mit guter Elastizität, Wasserabweisung und Algen- und Pilzresistenz zur Verfügung.
Die Farbwahl ist analog zu den Vorgaben für Oberputze zu betrachten. Der Glanz bzw. die Reflexion wird durch den Reflektometerwert dargestellt.
Klasse |
Messwinkel [°] |
Anforderung [–] |
G1 |
glänzend bzw. hochglänzend |
60 |
> 60 |
G2 |
mittlerer Glanz bzw. halbglänzend, halbmatt oder seidenglänzend |
60 |
≤ 60 |
85 |
> 10 |
G3 |
matt |
85 |
≤ 10 |
Tab. 17: Glanzeigenschaften {Beschichtung, Glanzeigenschaften} von Beschichtungen gemäß DIN EN ISO 2813 (Quelle: Ingrid Kaiser)
Die Oberflächen sollen möglichst trocken bleiben und Feuchtigkeit schnell wieder abtrocknen. Hierzu ist eine ausreichende Wasserdampfdurchlässigkeit erforderlich. Als Grundlage der Ermittlung der wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicke sd [m] dient die Wasserdampf-Diffusionsstromdichte V [g/m2d], die angibt, welche Menge Wasserdampf pro m2 Fläche in 24 Stunden (d = day = Tag) durch Beschichtungen hindurchdiffundieren kann.
Kategorie |
Bezeichnung |
Anforderung |
Wasserdampf-Diffusionsstromdichte V [g/m2d] |
Wasserdampfdiffusions-äquivalente Luftschichtdicke sd [m] |
V1 |
hoch |
> 150 |
< 0,14 |
V2 |
mittel |
≤ 150 / > 15 |
≥ 0,14 / < 1,4 |
V3 |
gering |
≤ 15 |
≥ 1,4 |
Tab. 18: Diffusionseigenschaften {Beschichtung, Diffusionseigenschaften} von Beschichtungen gemäß DIN 1062-1 (Quelle: Ingrid Kaiser)
Beschichtungen auf nicht pigmentierten Oberputzen werden in zwei Schichten aufgebracht.
Bei Beschichtungen zur Rissüberbrückung {Beschichtung, Rissüberbrückung} spielt die Elastizität, abhängig von der Konzentration und Wahl der Bindemittel, eine wesentliche Rolle.
Kategorie |
Anforderung |
Prüftemperatur |
Rissbreitenüberbrückung1 |
Geschwindigkeit |
A1 |
> 100 μm |
– |
23 °C |
A2 |
> 250 μm |
0,05 mm/min |
-10 °C |
A3 |
> 500 μm |
A4 |
> 1.250 μm |
A5 |
> 2.500 μm |
1 100 μm = 0,1 mm |
Tab. 19: Rissüberbrückungseigenschaften von Beschichtungen nach DIN 1062-7 (Quelle: Ingrid Kaiser)
Außer auf Kratzputzen können auf alle farbigen Edelputze Egalisationsanstriche aufgebracht werden, um Farbunterschiede auszugleichen. Innerhalb der Herstellersysteme sind sie auf den Putz abgestimmt und entsprechen den jeweiligen Wasserdampfdiffusions- wie auch anderen Eigenschaften.
1.8 Spezialputze mit besonderen Eigenschaften
Brandschutz
Gips- und Kalk-Zement-Putze {Kalk-Zement-Putz} werden häufig als Brandschutzbekleidungen gemäß DIN 4102-4 und DIN 13279-1, insbesondere auf Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen, meist mit Ziegeldrahtgewebe als Putzträger eingesetzt.
Gips- und Kalk-Zement-Putze, die Vermiculite (Blähton) enthalten, verlängern die Feuerwiderstandsdauer {Feuerwiderstandsdauer} (Mauerwerk, Stahl, Stahlbeton) in Abhängigkeit von ihrer Dicke.
Feuerwiderstandsklasse |
auf F30 |
auf F60 |
auf F90 |
auf F120 |
auf F180 |
von |
F30 |
– |
1,0 cm |
1,5 cm |
2,0 cm |
2,5 cm |
F60 |
– |
– |
1,0 cm |
1,5 cm |
2,0 cm |
F90 |
– |
– |
– |
1,0 cm |
1,5 cm |
F120 |
– |
– |
– |
– |
1,0 cm |
Tab. 20: Erforderliche Dicke des Brandschutzputzes zur Verbesserung der Feuerwiderstandsklasse (Quelle: Ingrid Kaiser)
Bei Stahlträgern und -stützen ist die Dicke des Brandschutzputzes {Brandschutzputz} abhängig vom Verhältnis des Profilumfangs zum Profilquerschnitt (U/A [m-1]), die Werte können entsprechenden Tabellen entnommen werden; je schlanker das Profil, desto dicker muss in Abhängigkeit von der zu erzielenden Feuerwiderstandsklasse gemäß DIN 4102-4 die Schichtdicke sein.
U/A-Wert Stahlträger [m-1] |
Dicke Brandschutzputz [cm] in Abhängigkeit Feuerwiderstandsklasse |
F30 |
F60 |
F90 |
F120 |
F180 |
< 90 |
0,5 |
0,5 |
1,5 |
1,5 |
2,5 |
90 bis 119 |
2,5 |
– |
120 bis 179 |
180 bis 300 |
2,5 |
> 300 |
keine bauaufsichtliche Zulassung |
Tab. 21: Erforderliche Dicke Brandschutzputz bei Stahlträgern nach DIN 4102-4 (Quelle: Ingrid Kaiser)
U/A-Wert Stahlstütze [m-1] |
Dicke Brandschutzputz [cm] in Abhängigkeit Feuerwiderstandsklasse |
F30 |
F60 |
F90 |
F120 |
F180 |
< 90 |
1,0 |
1,0 |
3,5 |
3,5 |
4,5 |
90 bis 119 |
2,0 |
4,5 |
5,5 |
120 bis 179 |
180 bis 300 |
4,5 |
> 300 |
keine bauaufsichtliche Zulassung |
Tab. 22: Erforderliche Dicke Brandschutzputz bei Stahlstützen nach DIN 4102-4 (Quelle: Ingrid Kaiser)
Gipsputze {Gipsputz} eignen sich – bereits mit geringen Schichtdicken zwischen 0,6 und 4 cm – besonders zur Ertüchtigung von Bauteilen aus Stahl und Stahlbeton im Rahmen des Brandschutzes. Stahlbauteile und profilierte Bleche sind häufig mit Beschichtungen aus Epoxidharz-, Alkyd- oder Zinksilikat-Basis beschichtet; haften diese Beschichtungen noch fest und/oder können sie nicht entfernt werden, sind sie als Untergrund für Gipsputze geeignet. Alle anderen vorhandenen Beschichtungen müssen entfernt und der Untergrund muss aus den genannten Materialien als Korrosionsschutz beschichtet werden. Bei Betonoberflächen sind Schalöle und Verunreinigungen unbedingt zu entfernen, vorhandene fest haftende Beschichtungen müssen auf Verträglichkeit und Haftzugfestigkeit mit Gipsputz geprüft werden.
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