23 Nach der Sanierung mit entprechender Bodenvorbereitung und mineralischer Mulchschicht werden Wildkräuter zur Schonung des Wurzelwerkes gejätet. © Monika Böhm
24 Auch bei Wegflächen bestimmen der Qualitätsanspruch und die fachgerechte Durchführung der Wildkrautbeseitigung das Ergebnis. © Monika Böhm
Bei der Erstellung der Jahrespflegepläne für eine werterhaltende Pflege und Unterhaltung hat es sich bereits im Rahmen der Analyse der gegenwärtigen Arbeitspraxis bewährt, die Durchführungszeiten sowie den Maschinen-, Geräte und Werkzeugeinsatz zu durchleuchten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können genutzt werden, entsprechende Anpassungen vorzunehmen.
Ein Beispiel: Die Staudenfläche in Abbildung 22 wurde bislang immer mit der Hacke bearbeitet. Dadurch wurden die Wurzelausläufer zerstört, sodass Pflanzlücken entstanden sind, und sich Dauerunkräuter breit machen konnten. Auch wenn die Lücken nachgepflanzt werden, muss dort eine Fertigstellungs- und Entwicklungspflege erfolgen. Werden solche Einzelflächen nicht entsprechend betreut, was häufig der Fall ist, müssen erneut Nachpflanzungen erfolgen oder lückenhafte Bestände mit überhöhtem Aufwand gepflegt werden.
Auch bei der Pflege von Wegeflächen gibt es diverse Gestaltungsmöglichkeiten, wie und mit welcher Methode das Wildkraut beseitigt wird. Ob thermisch oder mechanisch, bei der Bearbeitung ist der gewählte Zeitpunkt wichtig. Stark eingewachsene Flächen mit Altkrautbewuchs sollten bereits im Herbst behandelt werden. Die weiteren Behandlungen sollten zeitig im Frühjahr beginnen. Erfahrungsgemäß sind für zwei ehemals durchgeführte Herbizidanwendungen anfangs sieben thermische Behandlungen notwendig. Danach muss dauerhaft mit einem Anstieg des Arbeitsaufwandes um 60 % bis 80 % für die Beseitigung des Wildkrautes gerechnet werden.
Angesichts dieser Fakten lohnt es sich bei der Festlegung der Qualitätsziele, den Sauberkeitsgrad der Wegeflächen zu überdenken. Ein Ansatz könnte die Empfehlung im Leitfaden zur Qualitätssicherung bei Planung, Bau und Bewirtschaftung landeseigener Liegenschaften sein: „Befestigte Flächen sind nach ökologischen Gesichtspunkten zu pflegen [...] Die Wildkrautbekämpfung sollte nur mechanisch oder thermisch erfolgen (z. B. mittels Heißbedampfung; bei starker Verunkrautung ca. drei- bis viermal im Jahr, danach ca. zweimal im Jahr).“ [3]
Im Rahmen der effizienten Bewirtschaftung von Grünflächen ist die entscheidende Fragestellung: Wie viel Zeit wird auf den Flächen zur Durchführung aller im Jahrespflegeplan aufgeführten Arbeiten mit dem eigenen Personal benötigt?
In einem mit dieser Thematik befassten Projekt wurde zur Ermittlung von Zeitwerten eines Servicebetriebes im Verlauf eines Jahres die Arbeitszeiten in der Jahrespflege festgehalten und ausgewertet. Da noch keine spezifische Software vorhanden war, wurden die Aufnahmen auf Grundlage eines speziell entwickelten Formblatts getätigt. Die Auswertungen erfolgten über den Betrieb mittels Excel-Tabelle. Die Zeitwerte wurden mit Daten der FLL sowie bundesweit vergleichbaren Erfahrungswerten verglichen. Falls die Werte vom Servicebetrieb stark abwichen, wurden die Arbeitsprozesse vor Ort noch einmal gemeinsam mit den Verantwortlichen überprüft und bei Bedarf korrigiert. Durch diese Vorgehensweise wurde deutlich, wie wichtig es ist, eigene Zeitaufwände zu ermitteln, da Bedingungen, wie Topographie, Personalbeschaffenheit, Anfahrtswege etc. in jeder Kommune unterschiedlich sind.
In Tabelle 25 sind die im Jahresverlauf durchgeführten Arbeitsprozesse am Beispiel geschlossener Strauchflächen und Rosen stichwortartig beschrieben. Obwohl im Jahrespflegeplan eingeplant, konnten wegen Personal- und Mittelknappheit verschiedene Pflegegänge wie Aufwuchsbeseitigung, Auslichtungs- und Verjüngungsschnitt sowie Düngung der Beetrosen nicht durchgeführt werden. Zwei Zeitwerte wichen gegenüber den Richtwerten stark ab. Der Zeitaufwand für das auf den Stock setzen der Gehölze fiel höher aus, da in den jahrelang nicht zurückgeschnittenen Flächen zusätzlich eine Grundreinigung durchgeführt werden musste. Mit dieser Maßnahme wurde unbeabsichtigt ein weiteres Problem geschaffen. Da ein sehr großer Teilbereich zurück geschnitten wurde, können sich Lichtkeimer entwickeln, die aufwendig beseitigt werden müssen. Dieser Zeitaufwand muss zukünftig vermieden werden, indem ein fachgerechter Auslichtungs- und Verjüngungsschnitt erfolgt. Auf den Stock setzen der Gehölze sollte lediglich partiell durchgeführt werden. Dieser Fall zeigt, dass fachgerechte Pflege Zeit und Geld spart.
Aufwendig war ebenso die Beseitigung des Aufwuchses bei den ehemals lückenhaften Beetrosen. Um die Qualität der Anlage zu verbessern, erfolgten Nachpflanzungen und partieller Bodenaustausch. Da die Dauerunkräuter nicht komplett entfernt werden konnten, trieben diese durch und verursachten wiederum den erhöhten Pflegeaufwand. In solchen Fällen ist es ratsam, komplett zu sanieren sowie alternative pflegeleichtere Bepflanzungen zu prüfen, um kosten- und zeitaufwendige Experimente zu vermeiden.
25 Pflegeplan mit Vorgabe des Maschinen- und Geräteeinsatzes sowie der Durchführungszeiten © Monika Böhm
26 Diese stark lückenhafte Rosenfläche war nicht mehr zu bearbeiten. © Monika Böhm
Die beschrieben Fallbeispiele zeigen, dass durch die methodische Erfassung und Analyse sowohl die Stärken als auch das Optimierungspotenzial entdeckt werden können. Im Rahmen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses können somit schrittweise Anpassungen und Veränderungen vorgenommen werden.
27 Da die vorhandenen Dauerunkräuter bei der Nachpflanzung nicht vollständig entfernt werden konnten, wirkte sich das nachteilig auf die Qualität und den Pflegaufwand aus. © Monika Böhm
Durch die strukturierte Vorgehensweise,
Bestandsaufnahme,
Qualitätssicherung und
betriebswirtschaftliche Steuerung
steigt neben allen innerbetrieblichen Vorteilen die Transparenz und das Ansehen der operativ Tätigen. Vielen Bürgern, Politikern und Entscheidern ist nämlich gar nicht bewusst, welche Maßnahmen und fachliche Auseinandersetzungen hinter einer qualitätsvollen sowie nachhaltigen Pflege und Unterhaltung stehen.
Читать дальше