– Ungeeignete Pflanzenauswahl
– verwinkelt geplante und damit pflegeaufwendige Situationen auf Wegen und Rasenflächen
– ungeeignete Ausstattungen in stark genutzten Anlagen
9 Unbefestigte Bankstandorte sind pflegeaufwendig und werden häufig übersehen. © Monika Böhm
10 Der schmale Rasenstreifen muss in Handarbeit gemäht, ungeeignete Gehölze regelmäßig beschnitten werden. © Monika Böhm
11 Zu stark wachsende Gehölze sprengen den Platz auf den Grabzwischenbepflanzungen. © Monika Böhm
12 Kleinteilige Planungen erschweren die Pflege. © Monika Böhm
Wenn die Bearbeitung der begutachteten Anlagen aus verschiedenen Gründen zu aufwendig ist, und eine werterhaltende Entwicklung nicht gewährleistet werden kann, müssen neben der Anpassung der Pflegstandards die festgestellten Mängel in den Anlagen beseitigt werden. Am Beispiel von Testflächen können zunächst Erfahrungen gesammelt werden. Um die Pflege und Unterhaltung jedoch anhaltend effizienter zu gestalten, ist es sinnvoll, alle Anlagen des Grünbestandes zu begutachten und darauf abgestimmte Pflege- und Entwicklungspläne zu erarbeiten, die im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten kurz-, mittel- und langfristig realisiert werden können.
Die Attraktivitätssteigerung bei gleichzeitiger Erleichterung und Reduzierung des Pflege- und Unterhaltungsaufwandes stehen dabei immer an erster Stelle. Um die gewünschten Ziele zu erreichen, ist es empfehlenswert, im Vorfeld Kostenszenarien hinsichtlich der Auswahl der Vegetation, der Materialen, der Ausstattungsgegenstände, sowie des anschließenden Unterhaltungsaufwandes zu machen. Wichtig ist hier die frühzeitige Zusammenarbeit der Planung mit den Verantwortlichen für den Unterhalt.
Betriebswirtschaftliche Steuerung
Im Modell-Projekt Grünpflege-Konzept (Abbildung 7) wurden in einem Rechenbeispiel der optimierte (werterhaltende) Pflegebedarf und der vorhandene Personalbestand gegenüber gestellt. Daraus ergibt sich eine Differenz von fünf Ganzjahresvollzeitkräften (GJV). Ein Exempel wie es mit anderen Zahlen in der Praxis auch auftreten kann.
Zur Reduzierung der berechneten Differenz gibt es verschiedene Möglichkeiten bzw. Stellschrauben. Eine davon ist die gestalterische Überarbeitung des Bestandes: Im Modell-Projekt ist angestrebt, auf diese Art und Weise 1,5 GJV weniger zusätzlich aufwenden zu müssen. Die weitere Reduzierung von zusätzlich benötigten Arbeitskräften soll durch die Prüfung und Optimierung der Arbeitsorganisation sowie des Fuhrparkeinsatzes kompensiert werden.
13 Pflegereduzierung durch gestalterische Anpassungen wie Rückbauten, Lückenschluss bei Pflanzflächen, Austausch von pflegeintensiven Bepflanzungen. Durch diese Maßnahmen können Umschichtungen in der prozentualen Verteilung der Pflegekategorien erfolgen und somit Zeit und Geld eingespart werden. © Monika Böhm
Gestalterische Anpassung der Flächen zur Attraktivitätssteigerung und Pflegereduzierung
Bevor für einzelne Anlagen Anpassungsplanungen erstellt werden, muss der gesamte Bestand im Hinblick auf überflüssige Angebote, Vegetation, Wegeverbindungen und Ausstattungen untersucht werden.
Ein Verantwortlicher hat bspw. in Absprache mit dem Bürgermeister seiner Gemeinde sämtliche unbespielte Bolzplätze extensiviert. Neben der Reduzierung ungenutzter Flächen konnte damit ein entscheidender Beitrag zur Biodiversität geleistet werden.
Im Rahmen eines Projekts zur Effizienzsteigerung wurden fragwürdige Bepflanzungen auf deren Funktionserfüllung und Pflegbarkeit überprüft. In diesem Beispiel war die den gesamten Sportplatz umgebende Hecke bis zu 3 m hoch. Für den einmal pro Jahr durchgeführten Rückschnitt wurden ca. 75 Stunden ohne Abtransport des Materials benötigt. Da der Heckenschnitt aus Kapazitätsgründen in der gesamten Ortschaft lediglich einmal pro Jahr vorgesehen war, ist die Hecke entsprechend hoch gewachsen. Somit wurde der Beweis angetreten, dass die Reduzierung von Pflegegängen eher zusätzlichen Aufwand erzeugen als einsparen kann. Konkret ging es um die Frage, ob die Hecke komplett entfernt oder zurückgeschnitten werden soll. Da der Sichtschutz aus Sicht der Betreiber des Sportplatzes notwendig war, wurde der Bestand auf eine Höhe von 1,70 m herabgesetzt und als Pflegeziel dieselbe Höhe und eine Breite von 0,80 m festgelegt. Als zukünftiges Pflegeziel wurde fixiert, dass die Arbeiten zukünftig ohne Leitern oder Gestelle durchgeführt werden sollen.
14 Durchgewachsene Hecke mit hohem Pflegaufwand © Monika Böhm
15 Frühjahrsaspekt alternativer Bepflanzungskonzepte im Straßenbegleitgrün © Monika Böhm
16 Lückenhafte Rosenbepflanzungen im Straßenbegleitgrün bieten Anlass zu Veränderungen. © Monika Böhm
17 Die Attraktivität ist nach der Sanierung gestiegen, der Aufwand deutlich gesunken. © Monika Böhm
Die Pflege und Unterhaltung des Straßenbegleitgrüns stellt die Mitarbeiter vieler Städte und Kommunen immer wieder wegen der extremen Standorte und Belastungen vor Herausforderungen. In vielen Städten und Gemeinden werden deshalb seit einigen Jahren ganze Straßenzüge zur Attraktivitätssteigerung und besseren Pflegbarkeit abschnittsweise umgebaut. Mit Erfolg wurde bspw. in Konstanz seit 2009 der Versuch gestartet, eine pflegeleichte Bepflanzung anzusiedeln, die den extremen standörtlichen und klimatischen Bedingungen wie Wanneneffekt, Hitze, Streusalzbelastung und Trockenheit standhält. Vor allem bei Neubauvorhaben sollte neben den wirtschaftlichen Gründen forciert werden, dass die Mitteltrenn- und Seitentrennstreifen nicht der „Einfachheit“ wegen gepflastert, sondern weiterhin begrünt werden. Das Staudensortiment wird von Anfang an je nach Standort in unterschiedlichen Kombinationen in ein 40 cm bis 50 cm starkes Substrat aus ungewaschenem Kies der Körnung Ø 0 – 120 mm gepflanzt und bekommt eine organische Startdüngung. Sämtliche Sortimente wurden in den letzten Jahren auf Tauglichkeit überprüft und entsprechend angepasst. Der Pflegeaufwand ist anfangs etwas aufwendiger (Wässern, Wildkrautbekämpfung). Sobald die Flächen jedoch geschlossen sind, ist eine Reduktion von mindestens 20 % bis 30 % des Aufwandes zur Pflege von „klassischen“ Bepflanzungen festzustellen.
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