Ähnliche Erfahrungen hat die Stadt Göttingen gemacht. Während in früheren Zeiten Einsparmaßnahmen durch Reduzierung von Pflegegängen mit entsprechenden negativen Folgeerscheinungen auf den Vegetationsflächen vorgenommen wurden, hat der Fachdienst Grünflächen nach alternativen Möglichkeiten von Kostensenkungen gesucht. Als Ziel wurde deklariert, von den Erfahrungen dieser Maßnahme gesamtstädtisch ein Modell für ein nachhaltiges Grünflächenmanagement zu entwickeln. Im Zuge dessen wurden exemplarische Flächen im Straßenbegleitgrün begutachtet und festgestellt, dass die oft pflegeaufwendigen Stauden-, Bodendecker-, Strauch- und Rosenflächen teils erheblich überaltert waren, und massive Lücken in den Bepflanzungen aufwiesen. Nach Analyse der Bestandsaufnahme wurden, als Orientierungshilfe für zukünftige Bepflanzungen sowie zur Gewährleistung einer möglichst hohen Artenvielfalt insgesamt, zehn unterschiedliche Vegetationstypen für das Straßenbegleitgrün festgelegt. Dieser Katalog dient auch externen Auftragnehmern als Leitfaden für zukünftige Planungen. Aufgrund der durchgeführten Sanierungen konnte der Aufwand im Untersuchungsgebiet um 30 % reduziert werden. Die Amortisationszeiten lagen im Mittel bei vier Jahren.
Anlässlich der Teilnahme am nationalen und internationalen Wettbewerb „Entente Florale“ in den Jahren 2014 und 2015 begann die Stadt Rheinfelden u. a. Grünanlagen wie den Stadtpark, die Rudolf-Vogel-Anlage (siehe Abbildung 18 und 19), und den Hauptfriedhof zu überarbeiten. Die Bewertung der Jury war äußerst positiv. Auch dank dieser Maßnahmen wurde in beiden Wettbewerben Gold gewonnen.
„Für die Rudolf-Vogel-Anlage [...] wurde ein Pflegekonzept entwickelt, in dem Ziele und Maßnahmen beschrieben und festgelegt sind. In gleichem Sinne wurde mit dem Stadtpark verfahren, welcher nach fachlich guter Überarbeitung und durch Ergänzung mit vielen standortgeeigneten Pflanzen zu einem neuen Schmuckstück wurde. Die Jury lobt die Vorgehensweise und Hinzuziehung von Fachleuten ausdrücklich. Wichtig ist es, den nun eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen, alle notwendigen Pflege-, Änderungs- und Ergänzungsmaßnahmen durchzuführen und vor allem für den Erhalt und die dauerhafte Pflege zu sorgen.“ [1]
Weniger ist oft mehr – Bei der Begutachtung des Grünanlagenbestandes müssen immer folgende Fragen beantwortet werden:
Welche Funktion und Nutzergruppen hat eine Anlage?
Welche Ausstattungen sind notwendig?
Welche Wegebeläge und Vegetationstypen eignen sich am besten?
Wie sieht der spätere Unterhaltungsaufwand im Gegensatz zum derzeitigen Einsatz aus?
Qualität trotz Geld und Personalmangel ist möglich, indem alle Anlagen und deren Optimierungsmöglichkeiten gründlich unter die Lupe genommen werden. Die Erarbeitung und Umsetzung von Pflege- und Entwicklungskonzepten samt den dazugehörigen Kostenaufstellungen für den Umbau sowie den späteren Unterhaltungsaufwand bringen Struktur in den Arbeitsalltag und dienen als Argumentationsgrundlage für kurz-, mittel- und langfristige Mittelanmeldungen.
Die Stadt Mosbach konnte bspw. mit dem Pflege- und Entwicklungskonzept für den Landesartenschaupark bis zu 10 % des Unterhaltungsaufwandes einsparen und die Qualität nachhaltig steigern. Von 140 geplanten Maßnahmen in drei Parkteilen wurden in den ersten drei Jahren 50 Einzelmaßnahmen umgesetzt. „Dies wäre ohne das Parkpflege- und Entwicklungskonzept und der damit einhergehenden erhöhten Aufmerksamkeit aller Beteiligten am Landesgartenschaupark nicht möglich gewesen.“ [2]
Möglichkeiten der Optimierung des Personaleinsatzes
Die Personaleinsatzplanung und Steuerung der Betriebsabläufe im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten sind weitere beeinflussbare Größen beim Aufbau und der Fortführung des effizienten Grünflächenmanagements.
Eine große Herausforderung für die ausführenden Bauhöfe und Servicebetriebe ist oftmals der Altersdurchschnitt sowie zuweilen hohe Krankenstände. Das durchschnittliche Alter liegt in vielen Betrieben im Mittel bei 50 Jahren, die Krankheitsrate zwischen 25 % und 30 %, bisweilen auch höher. Diese Fakten müssen bei der Einsatzplanung, aber auch bei der Bewertung der tatsächlich verfügbaren Kapazitäten berücksichtigt werden. Einige Betriebe bilden (wieder) eigenes Personal aus, um ausscheidende Mitarbeiter durch fachlich gut geschultes Personal zu ersetzen. Neben der Nachwuchsförderung spielt der individuell auf die Anforderungen des Betriebes zugeschnittene Qualifikationsmix eine entscheidende Rolle zur effizienten Bewältigung der Aufgaben.
Vorher |
Nachher |
18 Vor der Umgestaltung wuchert das Grün im Gelände und auf den Wegen in der Stadt Rheinfelden. © Monika Böhm |
19 Nach der Umgestaltung: Das Pflege- und Entwicklungskonzept sorgt für Transparenz und reduzierten Unterhaltungsaufwand. © Monika Böhm |
20 Die Arbeitseinsatzplanung erfolgt auf Grundlage der Qualitätsziele, der Jahrespflegepläne sowie im Rahmen der individuellen Erfordernisse in Eigenarbeit und Fremdvergabe. © Monika Böhm
Jeder Betrieb sollte für sich überprüfen, wie viele Fachkräfte neben den Führungspersonen in den Kolonnen benötigt werden, und wie viele angelernte Hilfskräfte die Fachkräfte unterstützen sollen. Erfahrungsgemäß können bspw. bei der Wildkrautbeseitigung in Gehölzen und Stauden-Blockbepflanzungen geschulte Hilfskräfte eingesetzt werden. Bei dynamischen Staudenmischpflanzungen werden jedoch Fachkräfte mit dem nötigen Ausbildungshintergrund gebraucht.
Die Frage, welche Arbeiten im Eigenbetrieb und welche in Fremdvergabe geleistet werden, hängt von den Stärken und Schwächen des jeweiligen Betriebes ab. Einige arbeiten zum Großteil mit eigenem Personal und vergeben das Massengeschäft wie Rasen- und Wiesenmahd, Gehölz- und Heckenschnitt, die Baumpflege oder Bewässerungsarbeiten. Andere vergeben den größten Teil der Pflege- und Instandhaltungsarbeiten und agieren als fachlich steuernde und kontrollierende Verwaltungseinheit, so z. B. die Grün Berlin GmbH im ehemaligen Bundegartenschaugelände Britzer Garten und weiteren Anlagen.
21 Pflegeplan mit Vorgabe des Maschinen- und Geräteeinsatzes sowie der Durchführungszeiten © Monika Böhm
22 Mangelhafte Bodenvorbereitung sowie Einsatz von ungeeigneten Werkzeugen führen zu immer größer werdenden Pflanzlücken. © Monika Böhm
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