Dienstvereinbarung zum „Demografischen Wandel“
Gestützt wird diese Arbeitsweise durch eine Dienstvereinbarung zwischen Personalrat und der Betriebsleitung zum „Demografischen Wandel.“ Die Dienstvereinbarung ist das finale Ergebnis eines gemeinsamen Projektes aus Betrieb, Personalrat, Beschäftigten, ver.di und einem Berater. Die Arbeitszeiten sind neu definiert worden. So kann der Beginn der Arbeitsaufnahme je Kolonne zwischen 6 Uhr und 8 Uhr frei gewählt werden. Hell- und Dunkelarbeitszeiten kann die Kolonne so eigenverantwortlich steuern. Ferner gibt es ein Arbeitszeitkonto, welches Plus- und Minusstunden erlaubt. An Regen- oder Hitzetagen kann die Kolonne einen Arbeitsabbruch beschließen und das Arbeitszeitkonto belasten. Als Motivationsfaktor trägt der OSB anteilig Ausfallstunden. So werden „unproduktive Arbeitsstunden“ vermieden, die Motivation gestärkt und den wertvollen Gütern Arbeitszeit und Gesunderhaltung wird Rechnung getragen.
Das Projekt lebt in der Initiierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) weiter. Jede Kolonne erhält für die Abstimmungsprozesse Teambesprechungszeiten, ebenso die Vorarbeiter unter sich.
1 Beispiel GIS Osnabrück – die grünen Punkte zeigen den Baumbestand im Stadtgebiet © Axel Raue OSB
Die flächenzugeordnete Steuerung der Arbeitsprozesse bedingt jedoch den Blick über den Tellerrand. Der OSB ist als kommunaler Dienstleister letztendlich für das städtische Erscheinungsbild (öffentlicher Raum) verantwortlich.
2 Beispiel GIS Osnabrück © Axel Raue OSB
2a Legende zur Abbildung 2 © Axel Raue OSB
Management des öffentlichen Raums
Die Straßenreinigung ist, wie die Grünflächenpflege, in ein und derselben Abteilung verankert. Die Abfallentsorgung aus den Grünflächen sowie die Papierkorbentleerung ist schon seit Jahren in die Straßenreinigung verlagert, ebenso wie die Reinigung der befestigten Wege in Grünanlagen und auf den Friedhöfen. Die Straßenreinigung erbringt ca. 40 % ihrer Leistungen – durch interne Abrechnungsprozesse gesteuert – für die Grünflächenpflege.
Dies hat wirtschaftlich vorteilhafte Effekte im Budget der Grünflächenunterhaltung, insbesondere bleibt so aber auch das Zeitkontingent und die Fachlichkeit der „Grünen Kompetenz“ für die originären Aufgaben gewahrt. Dennoch werden die integrativen Arbeitsprozesse (integrales Arbeiten) nicht aus dem Betrachtungswinkel entlassen und weiterhin gefördert. Das Einräumen von Vorarbeiterbesprechungen unterschiedlicher Abteilungen (Straßenreinigung, Grünflächenunterhaltung) hilft zunächst die gegenseitige Akzeptanz zu stärken. Die Trennung in den Abrechnungsprozessen zwischen Gebührenrefinanzierung und Aufwandsbereich erfolgt auf Basis der digitalen Erfassung der Leistungserbringung durch die Vorarbeiter.
Die Standards in der Straßenreinigung wurden aktuell auf Basis des FLL-Bildqualitätskatalog Freianlagen 2016 (BK FREI) der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. neu erhoben und definiert (Abbildungen 3 und 4). Im Kontext des Prozesses wurde auf Basis des erstellten Leistungsverzeichnisses eine Personalbedarfsermittlung erstellt. Die Stadt wurde so in die Qualitätsstufen A und B eingeteilt; wobei A den Innenstadtbereich abdeckt. Wahlweise können auch Gewerbegebiete aufgenommen werden.
Innenstadt: A
Stadtteile: B
Gewerbegebiete (gelb): C
Weiterentwicklung
Die wesentliche Weiterentwicklung gegenüber den Pflegestufenkonzepten aus dem grünen Bereich ist die Visualisierung. Diese wurde im weiteren Verlauf dafür verwendet, den Bürgern und insbesondere der Politik zu vermitteln, mit welchen monetären Mitteln (im Wesentlichen Personalstärke), welche optischen Ergebnisse in den Standards abgebildet werden können.
Ein weiterer Baustein ist die nachweisbare Messbarkeit der Leistungserbringung. Im Beschwerdefall aber auch zur Leistungskontrolle können Beurteilungen und Messungen erfolgen, die politischen oder im öffentlichen Raum interessierten Bürgern dargestellt werden können.
Adaption in Objektartenkatalog Freianlagen (OK FREI) und Bildqualitätskatalog Freianlagen (BK FREI)
Die Systematik wird aktuell auf die Grünflächenpflege adaptiert. Das Pflegestufenkonzept des OSB mit den Leistungsverzeichnissen je Pflegestufe wird faktisch einem Update unterzogen. Dabei wird die Systematik des Freiflächenmanagements inkl. OK-FREI der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) als künftige Basis übernommen und wird auch der Leistungserfassung der Kolonnen dienen. Zudem erfolgt die Visualisierung aus dem BK-FREI der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. Eine konsequente Weiterentwicklung.
Der öffentliche Raum in Osnabrück wird in Zukunft über ein einheitliches System transparent und nachvollziehbar gesteuert. Insbesondere können in Zukunft Veränderungen im Personalkörper direkt und für jeden nachvollziehbar visualisiert werden. Jeder Personalabbau kann per Bildentwicklung prognostiziert werden; ebenso kann aber auch jeder Wunsch nach einer erhöhten Qualität in den Standards über den Flächenschlüssel im GIS und dem Bildqualitätskatalog abgebildet werden.
Die Standards im Management des öffentlichen Raums sind politisch beschlossen in der Beratungsfolge: Betriebsausschuss OSB, Verwaltungsausschuss und RAT.
Controlling
Die Steuerung der Grünflächenpflege und der Straßenreinigung sowie die Dokumentation und das Controlling als auch die Benchmark-Fähigkeit werden dargestellt und ebenso auf den Fuhrpark übertragen. Die Großgeräte wie Lkw, Rasenmäher, Schlepper mit Anbaugeräten usw. werden analog gesteuert. Über die Flächenzuordnung bei der Mahd und den zugeordneten Stundenaufwendungen ergeben sich über viele Jahre hinweg auf Quadratmeter bezogene Mittelzeiten (Soll-Ist-Vergleich), die mit dem Baustellenmittellohn multipliziert den Quadratmeteraufwand in Euro ergeben.
3 Auszug BK-FREI 2016 der FLL © GRISCONSULT Gageler
4 Auszug BK-FREI 2016 der FLL © GRISCONSULT Gageler
Sämtliche Kleingeräte werden über ein Strichcodesystem im Materiallager verwaltet und kolonnen - bzw. auftragsbezogen vergeben. Somit können in etwa die Stundenleistungen, aber auch die fälligen Sicherheitsüberprüfungen und Aufwendungen der OSB-internen Landmaschinenwerkstatt nachgehalten werden. Die Lebenszykluskosten einer Maschine werden so erfasst und fließen in die Bewertung von Neuanschaffungen ein.
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