Bild 22: Funktionen der Dampfdruckausgleichsschicht und mögliche Ausbildung (Quelle: Schmidt)
1.6.6 Dachabdichtung
{Dachabdichtung}
Die Dachabdichtung schützt die darunterliegenden Schichten sowie die Baukonstruktion vor dem Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit. Sie nimmt das auf der Dachfläche anfallende Niederschlagswasser auf und leitet es zu den Dachabläufen.
Zur Dachabdichtung zählen außer der Flächenabdichtung auch sämtliche An- und Abschlüsse, Durchdringungen sowie die Abdichtung von Bewegungsfugen. Kennzeichnende Eigenschaft der Abdichtung ist die wasserdichte Ausführung, die selbst einem hydrostatischen Druck – der z. B. durch Anstauen von Niederschlagswasser bei Starkregenereignissen auftritt – standhält.
In der Regel ist die Dachabdichtung mit einem Gefälle auszuführen, das in der Fläche mindestens 2 % und im Bereich von Kehlen mindestens 1 % betragen muss. Das Gefälle ist in Richtung der Abläufe oder Entwässerungsrinnen auszubilden, d. h., diese sind in den jeweiligen Tiefpunkten bzw. -stellen anzuordnen. Außerdem sollte beachtet werden, dass vorübergehende Pfützenbildung auch auf Dachflächen mit einem Gefälle bis zu 5 % aufgrund von Unebenheiten, den zulässigen Ebenheitstoleranzen sowie der Durchbiegung der Tragkonstruktion zeitweise vorkommen kann. Sollen Pfützen auf der Dachfläche vollständig vermieden werden, ist ein Gefälle von mehr als 5 % auszuführen.
Nach DIN 18531 können Dachflächen zwar auch ohne Gefälle ausgeführt werden. In diesem Fall sind aber besondere Maßnahmen zu beachten. Die Flachdachrichtlinie (2016) lässt ebenfalls Ausnahmen zu, wenn diese begründet sind, wie z. B. bei Bestandsgebäuden, Dachflächen mit Intensivbegrünung und planmäßiger Anstaubewässerung oder baurechtlichen Anforderungen, die die Ausführung eines Gefälles nicht ermöglichen.
Diese Optionen sollen hier nicht weiter betrachtet werden, es wird auf die beiden Regelwerke verwiesen.
Die Dachabdichtung kann mit folgenden Stoffen ausgeführt werden:
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Bitumen- und Polymerbitumenbahnen |
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Kunststoff- und Elastomerbahnen |
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flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe (FLK) |
Abdichtungen aus Bitumen- und Polymerbitumenbahnen werden mehrlagig ausgeführt. Die Anzahl der Lagen sowie die einzubauenden Bahnentypen ergeben sich im Wesentlichen aus der zu erwartenden Beanspruchung, die durch die geplante Nutzung und weitere Einflussgrößen bestimmt wird. Je nach Bahnentyp werden die einzelnen Bahnen durch Schweißen (z. B. bei Bitumenschweißbahnen) oder Verkleben (z. B. bei Selbstklebebahnen (KSK)) vollflächig mit dem Untergrund und miteinander verbunden.
Abdichtungen aus Kunststoff- und Elastomerbahnen werden nur einlagig ausgeführt. Je nach Nutzung des Daches und Bahnentyp sind unterschiedliche Dicken der Bahnen vorzusehen.
Bei Abdichtungen aus flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen (Flüssigkunststoffe: FLK) wird der Abdichtungsstoff, der aus Reaktionsharzen besteht, in flüssigem Zustand auf die Dachfläche aufgebracht, wo er nach dem Aushärten die Abdichtung bildet. Flüssigkunststoffe müssen in mindestens zwei Schichten (zwei Arbeitsgänge) aufgetragen werden, wobei eine Einlage (Flächengewicht mindestens 110 g/m2) einzubauen ist. Als Mindesttrockenschichtdicke wird in der Regel ein Wert von 2,1 mm gefordert.
Die Abdichtungsstoffe werden aufgrund ihrer individuellen Anwendungsmöglichkeiten in die folgenden Anwendungstypen unterteilt. Die Klassifizierung erfolgt nach DIN SPEC 20000-201:
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DE: Bahnen für eine einlagige Abdichtung (z. B. Kunststoff- und Elastomerbahnen, Abdichtungen aus flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen) |
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DO: Bahnen, die als Oberlage einer mehrlagigen Abdichtung geeignet sind (z. B. Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen) |
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DU: Bahnen, die für die untere Lage einer mehrlagigen Abdichtung geeignet sind (z. B. Bitumenschweißbahnen) |
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DZ: Bahnen, die für die Zwischenlage bzw. zusätzliche Lagen einer mehrlagigen Abdichtung geeignet sind (z. B. Glasvlies-Bitumendachbahnen) |
Bild 23: Anwendungstypen von Abdichtungsstoffen (Quelle: Schmidt)
Planung, Bemessung (Auswahl) und Ausführung der Abdichtung richten sich nach der geplanten Nutzung der Dachflächen, den daraus resultierenden Einwirkungen und Beanspruchungen sowie den verwendeten Abdichtungsstoffen.
1.6.7 Schutz der Abdichtung/ Oberflächenschutz
1.6.7.1 Schutzlagen und Schutzschichten
{Schutzlage}
{Schutzschicht}
Eine Schutzlage bezeichnet eine auf der Abdichtung zusätzlich flächig verlegte Lage zum Schutz der Abdichtung vor mechanischen Einwirkungen. Als Stoffe eignen sich Kunststoffvlies (mindestens 300 g/m2), Kunststoffbahnen (mindestens 1,2 mm Dicke), Bautenschutzmatten und -platten aus Gummigranulat (mindestens 6 mm dick) oder Kunststoffgranulat (mindestens 4 mm dick) sowie Dränagematten und -platten.
Bei nicht genutzten Dächern ist eine Schutzlage nur erforderlich, wenn die Abdichtung mechanisch beansprucht wird, wie z. B. bei extensiver Begrünung oder bei Wartungswegen auf dem Dach. Die Schutzlage braucht in diesem Fall nur in den betroffenen Bereichen verlegt zu werden. Schutzlagen können auch weitere Funktionen übernehmen, z. B. als Trennlage, Gleitlage.
Eine Schutzschicht ist eine auf der Abdichtung verlegte Schicht zum Schutz vor mechanischen und/oder thermischen Einwirkungen. Als Stoffe sind Platten aus XPS, Schutzestriche und Betonplatten geeignet. Im Gegensatz zur Schutzlage ist die Schutzschicht dicker und besitzt eine Biegesteifigkeit, d. h., sie eignet sich besser zur Lastverteilung.
Bei genutzten Dächern ist die Abdichtung durch eine Schutzlage oder -schicht vor Beschädigungen zu schützen. Die Schutzfunktion kann auch von der Nutzschicht (z. B. vom Belag) übernommen werden, wenn diese dafür geeignet ist. Bei Umkehrdächern übernimmt die auf der Abdichtung angeordnete Dämmschicht aus XPS die Funktion der Schutzschicht.
1.6.7.2 Oberflächenschutz
Als Oberflächenschutz wird die Abdeckung der Abdichtung zum Schutz vor mechanischen, thermischen und weiteren Einwirkungen (z. B.
UV-Strahlung, Hagel) bezeichnet.
Je nach Ausführung wird zwischen leichtem und schwerem Oberflächenschutz unterschieden.
Als leichter Oberflächenschutz {Oberflächenschutz, leichter} sind geeignet:
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werksseitig aufgebrachte Bestreuung auf einer Bitumenbahn |
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eingestreuter Splitt (Schiefer) in eine Kaltmasse aus Polymerbitumen |
Als schwerer Oberflächenschutz {Oberflächenschutz, schwerer} eignen sich folgende Stoffe:
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Kiesschicht mit Körnung 16/32 mm, Dicke mindestens 50 mm |
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Beläge aus Platten auf einem Kies-/Splittbett |
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Begrünungen, Bodenschichten |
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Nutzschichten von befahrbaren Flächen (Fahrbahn) |
Bild 24: Kiesschicht auf einem nicht genutzten Dach als schwerer Oberflächenschutz (Quelle: Schmidt)
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