Bauwerke sind auf folgende Gegebenheiten zu untersuchen:
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Schadensformen: Art, Ausmaß, Besonderheiten |
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vorhandene Abdichtungen: Art, Lage, Zustand, Mängel und deren Ursachen, frühere Instandsetzungen |
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Dränungen: Art, Lage, Vorflut |
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Baugrund |
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Bodenfeuchte, nichtstauendes Sickerwasser (an Bodenplatten und Wänden) |
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nichtdrückendes Wasser (auf Deckenflächen) |
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drückendes Wasser, zeitweise aufstauendes Sickerwasser |
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kapillar aufsteigende Feuchtigkeit |
Wenn das Bauwerk, sprich das Untergeschoss (Keller), nachträglich abzudichten ist, muss grundsätzlich entschieden werden, welche Abdichtungsart die richtige ist: Außenabdichtung oder Innenabdichtung.
Die Abdichtungsart richtet sich nach den Hauptfeuchteursachen {Feuchteursachen} im Gründungs- und Wandsockelbereich. Ein weiteres Kriterium ist die Bauwerksnutzung und Erreichbarkeit der Bauteile.
Bild 17: Hauptfeuchteursachen im Gründungs- und Wandsockelbereich (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Bauwerks- und Laboruntersuchungen haben so zu erfolgen, dass sie repräsentativ sind und nicht zu Verfälschungen der Untersuchungsergebnisse führen. Die Feuchteursache muss analysiert werden und die festgestellten Ergebnisse sind sicher zu interpretieren. Das heißt, dass die Untersuchungen in erster Linie die Ursache ermittelt und nicht wissenschaftliche Kenngrößen. Auch sind bauschädliche Salze zu ermitteln und zu bewerten.
Beispiel 1: Nachträgliche vertikale Außenabdichtung {Außenabdichtung} auf Natursteinmauerwerk {Natursteinmauerwerk}
In diesem Beispiel war das Untergeschoss eines Bahnhofs zu sanieren, denn es sollte ein Museum eingerichtet werden. Das Untergeschoss war zuvor als Lager und Keller genutzt worden und sollte nun Ausstellungszwecken dienen. Da die Außenabdichtung nicht mehr funktionsfähig war, musste sie erneuert werden. Zudem sollte die horizontale Sperre der neuen Nutzung angepasst werden.
Nachdem im Rahmen einer Bauzustandsanalyse die Feuchteursachen und der Feuchtegehalt festgestellt wurden, wurde an diesem Objekt eine nachträgliche Bauwerksabdichtung und eine Injektion gegen kapillar aufsteigende Mauerfeuchtigkeit durchgeführt.
Bild 18: Vorhandener Untergrund (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Bei genauer Betrachtung kann festgestellt werden, dass der an diesem Objekt vorgefundene Untergrund für die Abdichtung nicht genormt ist und hier schon vonseiten der Planung ein Sonderfall vorliegt. Somit wurde ein entsprechendes Leistungsverzeichnis erarbeitet und nach diesen Vorgaben nachträglich abgedichtet.
Zunächst waren der Untergrund zu reinigen und dann ein Abdichtungsuntergrund herzustellen. Im zweiten Schritt wurde eine Stahlbetonschale vorbetoniert. Das folgende Bild zeigt, dass im Arbeitsraum Wasser steht, weshalb zusätzlich eine Dränanlage gemäß DIN 4095 [1]zu planen und auszuführen war. Am Übergang von der Wand zur Bodenplatte wurde mit Dichtungsmörtel eine Dichtungskehle ausgeführt.
Bild 19: Hergestellter neuer Abdichtungsuntergrund (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Bild 20: Einbau einer Dichtungskehle mit Dichtungsmörtel (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Nach den erforderlichen, vorbereitenden Maßnahmen wurden die gesamten Außenwände mit einem PMBC-System abgedichtet und die einzelnen Lagen und Arbeitsschritte durch einen Sachverständigen begleitet, abgenommen und dokumentiert. Zur Qualitätskontrolle wurden die Schichtdicken, die Ausführung sowie die vollständige Durchtrocknung überprüft, bevor weitere Schichten aufgebracht wurden.
Bild 21: Abdichtungsanschluss im Sockelbereich (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Die erdberührte Bauwerksabdichtung endet an diesem Objekt planmäßig mit einem Anschluss an einem wasserabweisenden Natursteinsockel. Der Übergang zum Sockel wurde mechanisch angeschlossen und das Perimeterdämmsystem einschließlich der Drän- und Schutzsysteme angeschlossen.
Der Wandsockel selbst besteht aus einem wasserabweisenden Natursteinmauerwerk, sodass hier kein weiterer Feuchteschutz notwendig ist.
Bild 22: Fertiger Wandsockelanschluss (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Beispiel 2: Sanierung einer mangelhaften, vertikalen Außenabdichtung {Außenabdichtung}
Ein zweigeschossiges Einfamilienhaus mit angebautem Carport und vollständiger Unterkellerung als Untergeschoss mit hochwertiger Nutzung zeigte Feuchtigkeitsschäden im Untergeschoss. Die Schäden traten in Form von kapillaren Durchfeuchtungen und Putzzerstörungen im Bereich der aufgehenden Wände zutage. Sie waren sowohl an den Außen- als auch an den Innenwänden zu finden, begleitet von hygrischen Längenänderungen der entsprechenden Sockelleisten.
Um die Bauweise an diesem Objekt nachvollziehen zu können, wurden über den Bauherrn Pläne und Bilder aus der Bauphase an den Sachverständigen übergeben. Auf dieser Basis wurden die Wände von außen freigelegt, das heißt, eine Schürfgrube angelegt, um die Schadensursache vor Ort festzustellen und den Schaden nicht nur von innen zu beseitigen.
Bei einer Bauteilöffnung wurde festgestellt, dass das vorhandene Schutzsystem {Bauwerksabdichtung, Schutzsystem} teilweise einlagig verwendet wurde und sich in die Abdichtungs- und die Dämmstoffebene eingedrückt hatte. Dies entspricht nicht den Regeln der Technik. Die vorhandene Bauwerksabdichtung hatte sich sogar vom Beton abgelöst; dieser war stark durchfeuchtet. Beides war ein Indiz dafür, dass die Feuchtigkeit (also das Wasser) an diesem Objekt von außen eindringt. Zudem stand in der Schürfgrube aufstauendes Sickerwasser an, das heißt, die vorhandene Dränanlage war nicht in der Lage, das Wasser dauerhaft abzuleiten.
Bild 23: Abdichtungsfläche mit einem Schutzsystem ohne Gleit-, Schutz- und Lastverteilungsschicht (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Bild 24: Aufstauendes Sickerwasser sowie Verschmutzungen zwischen Beton und Abdichtung – Wassereintritt (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Bei einem Ortstermin wurde die weitere Vorgehensweise an dem freigelegten Objekt festgelegt. Dazu gehörten:
1. |
Reinigung der gesamten Fläche mit einem Hochdruckreinigungsgerät |
2. |
Entfernen vorhandener Abdichtungsrückstände mit einer Schrubbscheibe |
3. |
Herstellen einer Phase an der Stirnseite der Bodenplatte |
4. |
Einbringen von Drän- und Filterkies |
5. |
Entwässerung der Lichtschächte |
6. |
Abdichtung der Kellerfenster im Bereich der Fensterbänke |
7. |
Anschluss der Abdichtung im Bereich der Lichtschächte und im Bereich des Gebäudesockels |
Die nachfolgenden Bilder dokumentieren die Baustellensituation und Instandsetzung:
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