Zöller, M.; Sous, S.; Wilmes, K.: Dauerhaftigkeit von Abdichtungen auf nicht massiven Untergründen im Sockelbereich. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2016
Hornig, U.: Abdichtungen im Bauwesen: Normung, Zulassung, Forschung und Anwendung; Themenschwerpunkt Abdichtung von Bestandsbauwerken/7. Leipziger Abdichtungsseminar, 24.01.2012. MFPA, Leipzig 2012
vdd Industrieverband Bitumen-Dach-und Dichtungsbahnen e.V. (Hrsg.): Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen – abc der Bitumenbahnen. Frankfurt a. Main
Fußnoten:
[1]
Entwurf DIN 18195:2015-06 Abdichtung von Bauwerken – Begriffe
[2]
Vgl. DIN 18195-8:2011-12 Bauwerksabdichtungen – Teil 8: Abdichtungen über Bewegungsfugen sowie DIN 18195-9:2010-05 Bauwerksabdichtungen – Teil 9: Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
[3]
Vgl. DIN 18195 Beiblatt 1:2011-03 Bauwerksabdichtungen – Beiblatt 1: Beispiele für die Anordnung der Abdichtung
[4]
Vgl. Entwurf DIN 18533 Abdichtung von erdberührten Bauteilen, Teile 1 bis 3 vom Dezember 2015: Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze, Teil 2: Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen, Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen
[5]
DIN SPEC 20000-202:2016-03 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – Teil 202: Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung als Abdichtung von erdberührten Bauteilen, von Innenräumen und von Behältern und Becken
Planung und Ausführung vertikaler Abdichtungen am Beispiel
Jede nachträgliche Abdichtungsmaßnahme erfordert eine Voruntersuchung des Bauwerks. Gleichzeitig hängt die Wirkung und Dauerhaftigkeit einer nachträglichen vertikalen Bauwerksabdichtung von ihrer fachgerechten Planung und Ausführung ab. Das Zusammenspiel von Ursachenermittlung, Planung und Ausführung zeigen drei Praxisbeispiele.
Von Franz-Josef Hölzen
Feuchtigkeit in den Wänden von Altbauten
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren bedingt durch das Fehlen technischer und zum Teil finanzieller Möglichkeiten oft bis zu 50 % der Wände in Gebäuden durch Feuchtigkeit in der Nutzung mehr oder weniger stark eingeschränkt bzw. den Ansprüchen entsprechend nicht mehr nutzbar. Seit den 60er Jahren wurden sukzessive Produkte und Systeme entwickelt und eingesetzt, um die Altbaufeuchtigkeit in den Griff zu bekommen und die Räume dem heutigen Wohnstandard entsprechend instand zu setzen. Diese seit den 60er Jahren bewährten Produktsysteme sind für die Instandsetzung grundwassergeschädigter Kellergeschosse planmäßig geeignet.
Dass Feuchtigkeit die Bausubstanz schädigt und gesundheitliche Beschwerden auslösen kann, ist bekannt. In diesem Beitrag soll auf die Zusammenhänge zwischen Feuchtigkeitsursachen, Planung und Ausführung hingewiesen werden.
Wasseraufnahme von Wänden
Abgesehen von reinen Bauschäden durch Undichtigkeiten im Dach- oder Wandbereich zeigt die folgende Skizze wichtige Mechanismen der Wasseraufnahme {Wasseraufnahme} von Außenwänden aus ihrer Umgebung.
Bild 16: Wasseraufnahme von Außenwänden (Quelle: Franz-Josef Hölzen)
Eine weitere Feuchtigkeitsbelastung ist der sich ändernde Grundwasserstand am Gebäude. Auch hier kann natürlich durch Undichtigkeiten Wasser in das Gebäude eindringen.
Verfahren und technische Möglichkeiten der Instandsetzung von feuchtem Mauerwerk
Seit mehreren Jahrzehnten werden namhafte Objekte im Bestand u. a. mit mineralischen Systemen dauerhaft abgedichtet und der bisherigen Nutzung oder neuer Nutzung zugeführt.
Feuchtetechnisch sind hier nach Vorprüfung im Allgemeinen folgende Kernaufgaben zu lösen:
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vertikaler Schutz gegen Wasser im Erdreich |
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Feuchteschutz (innen) |
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Injektionen gegen kapillar aufsteigende Mauerfeuchte |
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Schutz gegen Mauersalze |
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Verminderung von Oberflächenkondensation |
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Sanierputzanwendung |
Zur Lösung dieser Aufgaben gibt es unterschiedliche Instandsetzungsverfahren, wie:
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mineralische vertikale Abdichtung mit Tiefschutz und sulfatbeständigen Dichtungsschlämmen |
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Tiefschutzinjektion (porenverengend und hydrophobierend) mit Injektionsstoffen |
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Instandsetzung der Wandflächen durch porenhaltige Leichtputze/Sanierputze |
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dekorative Oberflächengestaltung mit Silikonemulsionsfarben einschließlich der Grundierung |
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nachträgliche Außenabdichtungen im PMBC-System |
Fachgerechte Planung und Ausführung
Jede Abdichtungs- und Instandsetzungsmaßnahme erfordert eine Voruntersuchung {Voruntersuchung} des Bauwerks und seiner Teile. Die Voruntersuchungen richten sich nach dem Objekt und den Anforderungen an die Nutzung des Bauwerks. Sie sind generell Bestandteil der Planung. Im Verlauf der Voruntersuchungen, die unter Berücksichtigung der dafür geltenden WTA-Merkblätter auszuführen sind, müssen Ursache und Ausmaß der Feuchtigkeitsschäden ermittelt werden. Hierfür sind gegebenenfalls Kontrollöffnungen {Kontrollöffnungen} bzw. Schürfgruben erforderlich. Vor der Planung und Ausführung von nachträglichen Abdichtungen muss ausgeschlossen werden, dass Durchfeuchtungen auf bauphysikalische Ursachen (z. B. Kondensation), Defekte in haustechnischen Anlagen oder Besonderheiten der Nutzung zurückzuführen sind.
Gerade im Bereich der Bauwerkserhaltung bzw. dem Bauen im Bestand ist es nicht möglich, alle bekannten Untersuchungen durchzuführen. Alle Baubeteiligten schulden trotzdem den Erfolg, da im Regelfall von einem Werkvertrag auszugehen ist. Die Erfolgsverpflichtung geht, wie bekannt, über die Pflicht der Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik hinaus, wenn diese im Einzelfall nicht ausreichen sollten, den vertraglich geschuldeten Erfolg herbeizuführen.
Wirkung und Dauerhaftigkeit einer Bauwerksinstandsetzung hängen aber nicht nur von ihrer fachgerechten Planung und Ausführung ab, sondern v. a. von der zweckmäßigen Planung und Ausführung des gesamten Bauwerks und seiner Bauteile. Der verantwortliche Planer oder Architekt hat sein besonderes Augenmerk darauf zu legen, dass alle Maßnahmen nach den Regeln der Technik ausgeführt werden.
Die Normenreihe DIN 18195 Bauwerksabdichtungen gilt u. a. für den erdberührten Bereich, wobei der Bereich der nachträglichen Bauwerksabdichtung vom Prinzip her ausgenommen ist. (Dieses gilt in Zukunft ebenso für die DIN 18533 Abdichtung von erdberührten Bauteilen.)
Nachträgliche Bauwerksabdichtungen werden beispielsweise im WTA-Merkblatt 4-6-14/D Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile (Ausgabe 11/2014)beschrieben. Dieses WTA-Merkblatt beschreibt nachträgliche Bauwerksabdichtungen und deren Detaillösungen in der Bauwerksinstandsetzung und in der Baudenkmalpflege, auch ausgehend von den Wasserbeanspruchungsarten und der Nutzung. Weitere Hinweise gibt das WTA-Merkblatt 4-10-15/D Nachträgliche Horizontalsperren mit zertifizierten Injektionsstoffen (Ausgabe 03/2015).
Ob die Anwendung der Normenreihe DIN 18195 bei allen Bauwerksabdichtungen erforderlich ist, kann nur beantwortet werden, wenn sie auch vertraglich vereinbart ist. Die vom Deutschen Institut für Normung veröffentlichen Normen sind keine Rechtsnormen, sondern private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter, die die anerkannten Regeln der Technik wiedergeben oder hinter diesen zurückbleiben können. Die Erarbeitung anderer Merkblätter und Richtlinien, wie z. B. die WTA-Merkblätter, sind von der fachlichen Struktur her gegenüber DIN-Normen als gleichwertig einzustufen.
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