Im Dialog mit Sterbenden

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Wie schwer fällt es uns schon im Alltagsleben, die Botschaften des anderen richtig zu verstehen. Man müsste mehr als vier Ohren haben, um richtig hinhören zu können. Die nonverbalen Botschaften werden von uns oft gänzlich übersehen.
Sterbende können häufig nur auf solche Art kommunizieren. Wie die Signale richtig deuten, um Missverständnisse zu vermeiden? Wie gut ins Gespräch kommen, sodass eine tragende Beziehung aufgebaut werden, das bisherige und restliche Leben besprochen und Vorstellungen über das Ende und darüber hinaus
thematisiert werden können? Wie mit hilfreichen Ritualen den Abschied gestalten?
Alle diese Themen werden in diesem Buch einfühlsam, ideenvoll und aufschlussreich behandelt. Sterbende richtig zu verstehen, den Kontakt zu finden, zu halten und auch mit Kunst, Humor und Tieren aufzubauen, ist eine schwierige, aber wie Sie sehen werden, lösbare und wertvolle Aufgabe.

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Prof. Dr. phil. Werner Burgheim (Hrsg.)

Im Dialog mit Sterbenden

zuhören – reden – sich verstehen

Im Dialog mit Sterbenden - изображение 1

Prof. Dr. phil. Werner Burgheim (Hrsg.)

Im Dialog mit Sterbenden

zuhören – reden – sich verstehen

Im Dialog mit Sterbenden - изображение 2 Im Dialog mit Sterbenden - изображение 3

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ISBN 978-3-934131-67-5

eBook-Herstellung und Auslieferung:

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www.readbox.net

Inhalt

Lobpreis eines alten Menschen Lobpreis eines alten Menschen Selig, die Verständnis zeigen für meinen stolpernden Fuß und meine lahme Hand. Selig, die begreifen, dass mein Ohr sich anstrengen muss, um alles aufzunehmen, was man zu mir spricht. Selig, die zu wissen scheinen, dass mein Auge trübe und meine Gedanken träge geworden sind. Selig, die mit einem freundlichen Lächeln verweilen, um ein wenig mit mir zu plaudern. Selig, die niemals sagen: „Diese Geschichte haben Sie mir heute schon zweimal erzählt.“ Selig, die es verstehen, Erinnerungen an frühere Zeiten in mir wachzurufen. Selig, die mich erfahren lassen, dass ich geliebt, geachtet und nicht alleingelassen bin. Selig, die in ihrer Güte die Tage, die mir noch bleiben auf dem Weg in die Heimat erleichtern. anonym

Einführung

Roland Hofmann

Verbale und nonverbale Kommunikation bei Sterbenden

Roland Hofmann

Modelle und Grundlagen der Kommunikation

Carola Otterstedt

Die Symbolsprache Sterbender

Gerda Graf

Gezielte Hilfestellung für Gespräche

Carola Otterstedt

Vorbereitung auf den Dialog in der Kranken und Sterbebegleitung

Sabine Brée

Validation: Ein Kommunikationskonzept für verwirrte Menschen

Werner Burgheim

Strukturierte Biografiearbeit mit Sterbenden und Trauernden

Lisa Niederreiter

Kunsttherapie mit Sterbenden und Trauernden

Ulrike Heinzen

Musiktherapie

Carola Otterstedt

Tiere als Helfer in der Begleitung

Werner Burgheim

Humor in der Sterbebegleitung

Carola Otterstedt

Miteinander Abschiednehmen

Birgit Janetzky

Rituale für Sterbende, Tote und Trauernde

Carola Otterstedt

Rituale beim Abschied – Stützungen der Seele

Lobpreis eines alten Menschen

Selig, die Verständnis zeigen für meinen

stolpernden Fuß und meine lahme Hand.

Selig, die begreifen, dass mein Ohr sich

anstrengen muss, um alles aufzunehmen,

was man zu mir spricht.

Selig, die zu wissen scheinen,

dass mein Auge trübe

und meine Gedanken träge geworden sind.

Selig, die mit einem freundlichen Lächeln verweilen,

um ein wenig mit mir zu plaudern.

Selig, die niemals sagen: „Diese Geschichte

haben Sie mir heute schon zweimal erzählt.“

Selig, die es verstehen, Erinnerungen

an frühere Zeiten in mir wachzurufen.

Selig, die mich erfahren lassen, dass ich

geliebt, geachtet und nicht alleingelassen bin.

Selig, die in ihrer Güte die Tage,

die mir noch bleiben auf dem Weg

in die Heimat

erleichtern.

anonym

Einführung

Jeder, der heute was auf sich hält, ist kommunikativ und steht im Dialog. Doch nicht jeder Dialog ist wirklich das, was eigentlich gemeint ist.

Dialog ist ein Prozess in einer offenen, unabgeschlossenen Gestalt, der dem Für und Wider unter gleichberechtigten Partnern Raum gibt und eigenes Urteilen ermöglicht.

Dialog unterscheidet sich von anderen Formen verbaler Kommunikation wie Rhetorik , die durch gezielten und überlegten Aufbau überreden, versüßen (lat. persvadere) und von der Debatte , welche nach harter Auseinandersetzung durch Abstimmung beendet wird und Sieger und Verlierer bestimmt.

Dialog ist partnerschaftliche Begegnung zwischen Menschen. Eine Indianerweisheit aus dem Stamme Dakota sagt: „Die wahrhaft höfliche Art und Weise, ein Gespräch zu beginnen, war eine Zeit gemeinsamen stillen Nachdenkens und auch während des Gespräches achteten wir jede Pause, in denen der Partner überlegte und nachdachte.“ Für die Dakota war das Schweigen bedeutungsvoll. Im Unglück und Leid, wenn Krankheit und Tod unser Leben überschatteten, war Schweigen ein Zeichen von Ehrfurcht und Respekt. Für die Dakota war Schweigen von größerer Kraft als das Wort.

„Weil Dialog Begegnung zwischen Menschen ist, die die Welt benennen, darf er keine Situation bilden, in der einige Menschen auf Kosten der anderen die Welt benennen. Vielmehr ist er ein Akt der Schöpfung 1… Dort, wo man sich begegnet, gibt es weder totale Ignoranten noch vollkommene Weise – es gibt nur Menschen, die miteinander den Versuch unternehmen, zu dem, was sie schon wissen, hinzuzulernen 2“, so der bekannte brasilianisch Erwachsenenbildner Paulo Freire .

Martin Buber geht davon aus, dass Leben sich nur in der Gemeinschaft entfalten kann. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ 3Im Ich-Du-Verhältnis wird diese Begegnung erfahren und zwar im Sicht-Erschließen. Es ist ein zweiseitiger Vorgang zwischen Ich und Du. Im Es-Verhältnis wird ein / eine oder ein anderes (das Es) dem eigenen Zweck unterworfen, es wird, besessen. Im begrenzten Ich, durch Dinge und Menschen, auf die es stößt, erfährt es die anderen, das Du und zugleich sich selbst und kommt damit zum Bewusstsein der anderen und seiner selbst.

Nina Herrmann berichtet aus ihrer Arbeit als Klinik-Seelsorgerin in den USA in ihrem Buch: Mit Trauernden reden“ von zwei Kollegen. Der Priester „hält im Vorübergehen eine Minute bei einem Menschen an, und der hat hinterher das Gefühl, er hätte gut und gern fünf Minuten mit ihm gesprochen. Ein Pfarrer redet fünf Minuten mit einem Kranken und hinterlässt das Gefühl, mal eben eine flüchtige Minute vorbeigekommen zu sein. Der Priester bleibt stehen, stellt sich bequem hin oder setzt sich, nimmt eine Hand, hält Blickkontakt und gibt dem Kranken das Gefühl, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. Der Pfarrer kann nicht stillstehen, setzt sich nicht hin, kann nicht entspannen, fasst niemand an, guckt in der Gegend umher und vermittelt den Eindruck, schrecklich beschäftigt zu sein, und schon damit einen Gefallen getan zu haben, dass er mal eben vorbeigekommen ist. 4

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