Talisa und die anderen schnappten sich Pferde aus dem Stall und saßen auf. Sie presste die Zügel so fest zusammen, dass das Leder unter ihren Fingern knirschte. Neben ihr saß Schmutzbart im Sattel und hatte sich den Kriegshammer über die rechte Schulter gelegt.
»Herrin, Palastwachen, dreißig Mann!«, schrie der lockenköpfige Bezwinger, der auf den Wehrgang geklettert war.
Talisa knirschte mit den Zähnen. Zähe Bastarde. Gut gerüstet, gut trainiert, gut im Töten. Sie beäugte ihre Bezwinger. Die Pferde unter ihren Hintern standen besser im Futter als die Reiter.
Hammling schob sich zu ihr durch. Sein Atem bildete Wolken in der kalten Luft. »Sie sind zu nah dran, wir können ihnen nicht davonreiten «, bemerkte er knapp.
»Wer sagt denn, dass wir entkommen wollen? Wir nehmen sie in der Front, brechen durch und teilen sie auf. Im Ansturm sind wir ihnen überlegen.« Sie gab dem Mann am Tor ein Handzeichen.
Er schnitt das Gegengewicht los. Das Seil schnappte über den Flaschenzug hoch, während die beiden Hoftorflügel gegen die Innenwände schlugen.
Talisa, mit Schmutzbart zur Rechten und Hammling zur Linken, trabte hinaus, das Bastardschwert baumelte am Sattel. Die restlichen Bezwinger folgten ihr. Sie beschleunigten ihr Tempo und richteten ihre Speere nach vorn. Der Boden erbebte unter den Hufen der gepanzerten Einheit, die Schnee und Erdklumpen in die Luft sprengte.
Die Palastwachen, auch im Zinnoberrot aller Eliteeinheiten der Krone, richteten ihre Kavallerieformation neu aus im Versuch, sich auf das Unerwartete einzustellen. Sie schnallten ihre Schilde von den Sätteln ab und kombinierten sie mit Speeren. Ihre Helmbüsche wippten bei dem Manöver, das zu langsam ausgeführt wurde. Ein tödlicher Fehler.
»Sterbt gut!«, brüllte Talisa in dem Wissen, dass der Tod auf dem Feld eine Ehre für jeden Krieger war. Kurz darauf brachen die Bezwinger mit Gewalt in die Reihen der Palastwache. Die ersten Feinde fielen mit Speeren in den Bäuchen, dann schmetterte der Rest der Angreifer in sie hinein. Talisa stieß ihr Schwert in die Brust einer jungen Palastwache. Blut schäumte dem Mann aus dem Mund, während sie ihre Klinge herauszog, den Griff beidhändig umfasste und nach einem Pferdehals schlug. Das Tier brach unter dem Genickschlag zusammen. Talisa achtete darauf, ihren Schwung nicht zu verlieren und die Wucht des Angriffs weiterzutragen, sonst konnten sie nicht durchbrechen.
Das Gerangel verdichtete sich. Das Geschiebe und Gedränge begann; das Leid einer jeden Schlacht.
Schmutzbart schlug einer Palastwache so hart vor die Brust, dass sie aus dem Sattel gehoben und auf ihren Hintermann geschleudert wurde. Der Hüne hob seine Waffe und hämmerte einem Pferd den Dorn seiner Waffe in die Hinterbacke. Es bäumte sich auf und warf den Reiter vom Sattel, bevor es zur Seite wegbrach. Metall schrammte über die Schuppen seines Drachenarms, doch das hielt ihn nicht auf. Er holte aus und zertrümmerte dem Angreifer die rechte Schulter samt Rüstung. Mit einem Mpfff sackte der Angreifer zur Seite. Jemand fasste Schmutzbart am Arm und wollte ihn herunterziehen. Ein Rückhandschlag seiner Linken zerschmetterte das dreckige Gesicht zu Brei. Er lachte, während sein Hammer wie ein Kolben im Butterfass auf und ab fuhr.
Talisa wandte den Blick von Schmutzbart ab und verteilte wilde Hiebe nach links und rechts. Ihrem Gaul gab sie mit dem Druck ihrer Schenkel zu verstehen, dass er immer weiter nach vorn zu schreiten hatte. »Weiter!«, brüllte Talisa über den Kampfeslärm. »Wir sind gleich durch, weiter!« Mit einem Stich nach vorn riss sie eine weitere Palastwache vom Sattel. Sie machte sich nicht die Mühe, ihn zu töten. Wer im Getümmel fiel, kam unter den Füßen und Hufen nie wieder hoch.
Mit blutverschmiertem Gesicht schnappte sie nach Luft, ihr Körper brannte vor Hitze. Um sie herum war Platz – der Durchbruch war gelungen. Als sie sich umdrehte, beobachtete sie, wie die beiden Flanken kollabierten. Einzelne Reiter lösten sich und galoppierten vor den Bezwingern davon.
»Haltet ein!« Talisa wollte verhindern, dass ihre Leute den Rest der Wachen niedermachten. Aufreiben genügte und würde ihnen Zeit verschaffen, die Flucht anzutreten. Trotz des Siegs war eine Flucht nichts, was sie so leicht mit sich selbst vereinbaren konnte.
Sammle dich, um dann härter zuzuschlagen.
Talisa atmete durch. Vier ihrer Leute lagen am Boden, mindestens achtzehn von der Palastwache. Schmutzbart war abgestiegen und rammte einem Verletzten, der auf dem Bauch lag und jammerte, den Hammer ins Rückgrat. Er drehte sich um, hielt den Hammer in der Rechten und funkelte Talisa aus tiefliegenden Augen an. So sah es also aus, wenn der Dämon des Mordens höchstpersönlich aus den Höllen der Verfluchten Sieben emporstieg und sich am Leid der Sterblichen ergötzte.
»Nehmt Proviant. Keine Beute, keine Trophäen oder Ballast«, befahl Talisa. Sie wollte den Schneefall nutzen, damit dieser ihre Spuren überdeckte. Zum Glück war die Befreiungsaktion von Erfolg gekrönt, im Gegensatz zu der Jagd auf Firuwahr. Doch das Glück war eine Dirne an einem religiösen Feiertag, die von Schoß zu Schoß wanderte.
»Stürzt euch mit Freude in ihre Schwerter, denn Gefangenschaft ist schlimmer als der Tod.«
– General Kasturon, Kriegstaktik, Kapitel 20, Feldberichte
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