Charlotte Jaekel - TEXT + KRITIK 231 - Thomas Meinecke

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Romancier, Musiker, DJ, Journalist, Radio-Moderator und Produzent von Hörspielen: Thomas Meinecke – zuletzt ausgezeichnet mit dem Berliner Literaturpreis (2020) – ist so vielseitig wie kaum ein Schriftsteller der Gegenwart.
Romane wie «The Church of John F. Kennedy», «Tomboy», «Lookalikes» oder «Selbst» spannen ein dynamisches, diskursives Netz, das neue Welten aus disparaten Fragmenten aufscheinen lässt. Sie provozieren, weil sie konventionelle Gattungsmuster und Kulturtechniken, gesellschaftliche Normen und geläufige Dichotomien unterlaufen. Ihre 'ozeanische' Ästhetik erweitert das popkulturelle Universum, verbindet Sounds der Popmusik mit Theologie, Ethnografie, Psychoanalyse und Queerness, verwebt schöne Literatur mit 'schöner Theorie'. Meineckes so virtuose wie spielerische Bewegung zwischen High und Low macht ihn zum zentralen Autor der Gegenwartsliteratur, der einen produktiven Diskurs um die Frage von Autorschaft anregt, was sich nicht zuletzt in seinen Poetik-Dozenturen bisher u. a. in Frankfurt, Köln und Berlin niederschlägt.
Die Beiträge des Heftes loten die poetologisch-theoretische Matrix und materielle Basis von Meineckes vielschichtigem Werk aus. Sie fragen nach dem Verhältnis von Intertextualität und Plagiat, widmen sich seiner Bibliomanie, Musikaffinität und Gegenwartsemphase, fokussieren die popkulturelle Oberflächenästhetik, erzählerische Ethik und mittelalterliche Mystik.

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Gleich mit den ersten Sätzen signalisiert Meinecke, dass es sich hier nicht um einen Roman im herkömmlichen Sinn handelt. Die Handlung, die Meinecke ohne große emotionale Anteilnahme erzählt, dient primär als Klammer für eine Fülle an disparatem Material: historische Dokumente, kulturarchäologische Erläuterungen und Zitate. Assmanns Erlebnisse beschränken sich auf lange Autofahrten und flüchtige (Liebes-)Begegnungen, wobei er sich am sichersten dann fühlt, wenn er über sein Thema sprechen kann. Mit der Fülle von Beobachtungen, Diskussionen und Quellenstudien legt Meinecke Schicht um Schicht die Ablagerungen eines deutschen Pioniergeistes frei, der integraler Bestandteil der amerikanischen Geschichte ist. Meinecke scheut in seiner kritischen Auseinandersetzung mit Amerika keine Widersprüchlichkeit, doch im Unterschied zu den soliden antiamerikanischen Ressentiments, wie sie auch in Deutschland gehegt werden, fühlt er sich seiner Position nie sicher. Sein Protagonist Assmann erfährt das Land und die assimilierte Kultur der einstigen Auswanderer als Befreiung. Nur hier in der Fremde »konnte Nationalbewußtsein auch fortschrittliche, naturgemäß antinationalistische Erkenntnisse lostreten«. 17Allerdings steckt darin gleich auch ein Keim des Scheiterns, denn nirgends präsentieren sich ihm Antisemitismus und Rassismus so unverhüllt wie in dem toleranten Nebeneinander von abgeschotteten Subszenen, Geheimzirkeln und Sekten (unter ihnen die titelgebende »Church of John F. Kennedy«). Auf seiner Reise durch das germanische Amerika revidiert Wenzel Assmann seinen Glauben an vorgefertigte Kategorien und Identitäten und revitalisiert so die Überzeugung, dass jeder sein eigener Pionier ist, der sich den eigenen subkulturellen Claim absteckt – auch um den Preis der Kluft innerhalb der Gesellschaft. Dafür bedarf Meinecke allerdings weder schöner Naturpanoramen noch psychologischer Entwicklung. Wenzel Assmann ist ein Medium eines diskursiven Konzepts, das gewissermaßen den analytischen Pioniergeist der Leser*innen herausfordert.

»Hier weiß bald keiner mehr, ob er Männlein oder Weiblein ist«, 18wirft Erika einmal ein. Der Einwurf erinnert entfernt an eine Stelle in Fiedlers »Cross the Border«-Aufsatz: »Standardformen heterosexueller Kopulation, normal oder ›poetisch‹ vermittelt, sind verflucht altmodisch«. 19Thomas Meinecke nimmt das Thema in seinem zweiten Roman »Tomboy« (1998) auf. Es geht ihm dabei nicht um pornografische Prosa, worauf Fiedler anspielt, sondern fundamental um »Dekonstruktion geschlechtlicher Identität«. 20Amerika bleibt präsent in den Theoretikerinnen Donna Haraway oder Judith Butler sowie in der Figur der 24-jährigen »zwangsheterosexuellen« Vivian Atkinson, der Tochter einer deutschen Hippie-Mutter und eines in Heidelberg stationierten GI. Vivian arbeitet an einer Magisterarbeit über postfeministische Diskurse, dargestellt an Otto Weiningers Pamphlet »Geschlecht und Charakter«, in dem sich jüdischer Selbsthass mit misogynen Tiraden verbindet. Ihre Arbeit versteht Vivian rein interrogativ, sie stellt einen Wald voller Fragen, aus dem keine Antworten herausrufen. Zusammen mit ihren Freund*innen und einem Sample von theoretischen Erörterungen umkreist sie die fließenden Grenzen zwischen dem Männlichen und Weiblichen.

Mit dem Erscheinen von »Tomboy« erhielt Meinecke 1998 den Kranichsteiner Literaturpreis verliehen für einen »Erzählsound, der keinen Spannungsbogen mehr hat, sondern in einem sich ständig verändernden Energiefeld pulsiert«. 21Dieses musikalische Verfahren ist Ausdruck der tiefen Skepsis gegenüber jeglicher Originalität. Stattdessen vernetzt er eine Fülle von popistischen Motiven und dissidenten Themen, sodass sie über die Begrenzung eines Buches hinausweisen. Sex wird in »Tomboy« in erster Linie theoretisch/diskursiv vollzogen, was erzählpsychologisch enttäuschend sein mag, dafür geschärfte gesellschaftliche Relevanz erhält.

Was daran fasziniert (und etliche Kritiker auch irritiert) hat, ist dieser an den Rändern ausfransende Wald von Zeichen, Zitaten, Referenzen und Signalen, die sich zu einem kaum mehr überschaubaren Diskursmix formen, der nebst einer phallogozentrischen Versuchsanordnung am eigenen Körper auch angrenzende Themen wie Haute Couture, Ökofundamentalismus oder regionale Eigenheiten aus der Gegend um Heidelberg und Mannheim in den Blick fasst. Auf diesem geografischen Terrain begegnen sich Judith Butler, Ernst Bloch und BASF. Auf listige und witzige Weise verfolgt Meinecke so den doppelt subversiven Anspruch, den »grassierenden Authentizitäts- und Identitätswahn« (wie es schon in »Alles Mist« hieß 22) infrage zu stellen und das Private diskursiv zu repolitisieren. Nur folgerichtig, dass er die Grenzen zwischen Literatur und Sampling, zwischen Belletristik und Diskurs verwischt.

Dabei verfolgt Thomas Meinecke keine essayistischen Ziele, wie er in einem Interview sagte: Er sei »heilfroh, wenn ich keine wissenschaftliche Conclusio finden muss. Dadurch kann ich alles schmetterlingshaft mal kurz miteinander befruchten, ohne dass es das von sich aus gewollt hätte.« 23In »Hellblau« (2001) perfektioniert Meinecke dieses poetologische Konzept. Für ein Buch über »ethnische Identität« forschen Tillmann und Yolanda an unterschiedlichen Orten in den USA und kommunizieren miteinander und mit Freunden zu Hause über Fax und E-Mail. Die Dekonstruktion der ethnischen Kategorien Weiß und Schwarz kristallisiert sich an der Frage: »Welche Farbe hat Mariah Carey?« 24Meinecke hat dazu auch einen gleichnamigen Song für F. S.K. geschrieben: »Dana International / Arabian boy a Jewish girl / gewann den Grand Prix de la Chanson / in eurovisueller Dekonstruktion«. 25

Abermals entwirft er eine vielschichtige Textur, die Schnittstellen eröffnet zum Mythos des »Black Atlantic«, zum Underground-Techno, zum »white negro«, zur virulenten Verknüpfung von Antisemitismus und Antifeminismus bis hin zur Ambivalenz von Gedenken und Vergessen am Beispiel des Besuchs von Kohl und Reagan auf dem Bitburger Soldatenfriedhof. Die mündlich geprägte Form der Sprache in »Tomboy« hat hier einem komplexen schriftlichen Ausdruck Platz gemacht, mit dem die Erzählerfiguren miteinander kommunizieren. Dadurch wird alles Diskurs, unendlich verzweigt in einem virtuos unstrukturierten System von Theoremen, Konstrukten, Konzepten, Phänomenen und Gerüchten. »Hellblau« präsentiert sich als eine sich nach allen Seiten verzweigende rhizomatische (Hyper-)Textur, in deren Fülle an Referenzen unweigerlich die Gefahr des Verzettelns steckt. Doch wo die Inhalte auseinanderdriften, hält sie Meinecke mit seinem »Sound« formal zusammen, der in »Hellblau« auch thematisch einen breiten Raum einnimmt. Ins Zentrum des Diskurses rücken die Ikonen der amerikanischen Pop-Kultur, die jenseits des Mainstreams, also auch jenseits von Hollywood ihre Wirkung entfalten: Jazz, Rhythm & Blues, Ziegfeld Follies, Camp oder Chicago House und eben Mariah Carey.

An diese Schnittstellen schließt Meineckes vierter Roman »Musik« (2004) an; er schreibt die kulturologische Textur unter einem neuen programmatischen Titelbegriff und aus neu justierter Perspektive fort. Das symbiotische Geschwisterpaar Kandis und Karol reflektiert die Grenzen normativer Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit. Während Karol seinen Lebensunterhalt im vorwiegend weiblich kodierten Beruf eines Flight Attendant verdient, arbeitet Kandis an einem Roman, oder eher einer »Mitschrift« von Lebensgeschichten, die sich an ihrem Geburtsdatum kristallisieren. Nebst ihr (und dem Autor Meinecke) sind am 25. August auch Ludwig II., Lola Montez oder Claudia Schiffer zur Welt gekommen, sowie Nietzsche oder die schwarze R&B-Sängerin Aaliyah verstorben. Letztere verbindet Kandis mit Karol, der sich speziell für die fließenden Übergänge zwischen Jazz, R&B, Rap und Techno interessiert.

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