Johannes Czwalina - Das Schweigen redet

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Das Schweigen prägt oft unseren Umgang mit vergangenen Ereignissen. Das größte Beispiel für gescheiterte Vergangenheitsbewältigung ist das Schweigen der Generation des Zweiten Weltkriegs. Der frühere Pfarrer Johannes Czwalina bricht dieses Schweigen. Der nunmehr als Unternehmensberater tätige Czwalina lässt sowohl Täter (z.B. Hitlers Privatsekretär Martin Bormann) als auch Opfer zu Wort kommen, die er persönlich kennengelernt hat. Auch die Täterkinder (der Sohn Martin Bormanns) und die Opferkinder (z.B. Helen Epstein) wie auch das Schweigen von Kirche und Gott geraten in den Fokus. Noch heute wird verhängnisvoll geschwiegen, etwa in Anbetracht des Terrors der RAF und der Stasi. Auch das Erstarken neonazistischer Gruppen geht auf verschwiegene Schuld zurück. Czwalina geht auf theologische Lösungsansätze ein und betrachtet auch außereuropäische Versöhnungsmodelle wie die südafrikanische Wahrheits- und Versöhnungskommission

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Es wäre zu einfach, bei diesen jahre- und jahrzehntelang andauernden Verhaltensweisen von „Traumata“ zu sprechen. In der gängigen medizinischen Betrachtung ist ein Trauma die psychische Reaktion eines Einzelnen auf ein akutes, überwältigendes und mit Lebensgefahr verbundenes Geschehen. Bei betroffenen Menschen folgt vielfach nach relativ kurzer Zeit eine deutliche Erholung. Bei Kriegsopfern und speziell bei den Opfern des Holocausts aber verhält es sich oft anders: Ihre Erkrankung erstreckt sich über Jahrzehnte oder über das ganze Leben. Der Begriff „posttraumatische Belastungsstörung“ ist hier durchaus eine adäquate Bezeichnung. Eine posttraumatische Belastungsstörung beginnt in der Regel dort, wo das Trauma aufhört.17

Die in diesem Sinn traumatisierten Menschen leben sozusagen seelisch zerstört in dem „Gefängnis“ ihrer Trauer und ihres Schmerzes. Als Folge der traumatischen Beeinträchtigung ist es für die Betroffenen unmöglich, auf das zeitgeschichtliche Geschehen flexibel zu reagieren und sich im gesellschaftlichen Leben zu verwirklichen.18

Der Psychologe G. William Niederland hat den Begriff „Überlebenden-Syndrom“ geprägt:

[B]ei aller Unterschiedlichkeit der Begrifflichkeiten handelt es sich im Wesentlichen um Schmerz, Pein und große innere Drangsal […] die frühere Lebenslinie wurde durch Verfolgung abgeschnitten – vollständig und oft in grausamster Weise. So entstand ein zumeist unheilbarer Knick in der Lebenslinie […] nach der Rettung kam es zu Depressionen und Angst. Die Angst mündete bei vielen in quälende Empfindungen des ständigen Sich-fürchten-Müssens mit begleitenden körperlichen Zustandsänderungen (Herzklopfen, Atemnot, Händezittern, Schwäche) ein. Die seelischen Störungsbilder zeigten sich in der Form von ängstlichem Erregtsein, innerer Spannung und nervöser Unruhe, Angst- und Albträumen, unausgesprochenen phobischen Erscheinungen wie plötzlichem Zusammenschrecken beim Hören der Türklingel oder beim Anblick von uniformierten Menschen auf der Straße. Misstrauen, Furcht und Argwohn beherrschten die gesamte Gefühls- und Gedankenwelt der so Geschädigten. Das Verbrechen am Seelenleben dieser Menschen hält an.19

Der Psychologe Weitzel-Polzer ergänzt die Liste durch folgende weitere Beobachtungen:

Gedächtnisstörung für zeitliche oder inhaltliche Erinnerungen

gestörte Selbstwahrnehmung mit Ohnmachtsgefühl

Selbstbezichtigung, Beschmutzungsgefühl oder Stigmatisierung

das Gefühl, sich von anderen grundlegend zu unterscheiden

ständiges Nachdenken über die Beziehung zum Täter

unrealistische Einschätzung des Täters, Idealisierung oder paradoxe Dankbarkeit

Übernahme des Überzeugungssystems des Täters

Beziehungsprobleme mit Isolation und Rückzug

gestörte Intimbeziehungen

wiederholte Suche nach einem Retter

anhaltendes Misstrauen

Verlust fester Glaubensinhalte

Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung

andauernde Gefühle des Betäubtseins und emotionaler Stumpfheit

Anhedonie (die Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden)

Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten

Suizidgedanken

Depressionen

Alkoholmissbrauch

Hinzu kommen noch in bestimmten Situationen Angst auslösende Assoziationen, die Erinnerungen wachrufen wie Hundegebell, dichtgedrängte Menschenmassen, Feuerwerkskörper, Kindergeschrei oder Sirenen. Opfer des Holocausts haben oft das Gefühl des Ausgeliefertseins, des Verlassenseins und des Nichtgewolltseins.20

Bei einer so umfangreichen Liste von Symptomen ist es sehr verständlich, dass manche Opfer das Erlebte nicht nur verdrängen, sondern sogar versuchen, es von ihrer eigenen Person abzuspalten, so als wäre das Verbrechen nicht an ihnen, sondern an jemand anderem begangen worden.

Zwischen Überlebenskraft und Zusammenbrüchen

Gerade wegen dieses verdrängenden Schweigens waren viele paradoxerweise zu einem vollen, nützlichen und produktiven Leben imstande, immer danach strebend, ihre unaussprechlichen Verluste wiedergutzumachen.

Das unbewusste Schweigen diente dazu, den Überlebenden in ihrem Daseinskampf zu helfen. Die Welt nach 1945 forderte von den Zurückgekommenen Verleugnungen zugunsten der Wiederanpassung: „Und tatsächlich haben sie sich angepasst, haben Familien gegründet, haben Karriere gemacht. Und es fehlte ihnen die Zeit zum Sprechen.“21

Forschungsergebnisse der israelischen Sozialmedizin weisen darauf hin, dass man den überlebenden Opfern im Alltag ihre verborgene verschwiegene Last oft nicht ansah.22

Im Gegenteil: Sie wirkten oberflächlich betrachtet oft zäher und abgehärteter als nicht betroffene Zeitgenossen.

Vierzig Jahre nach der Schoah, nach einem abgehärteten Leben, brechen auffallend viele psychisch zusammen und suchen erst am Ende ihres Lebens – wesentlich öfter als andere Gleichaltrige – psychologische Beratung. Sie wollen sich jetzt aussprechen, meiden aber für ihr Anliegen Kliniken und Psychiater.

Der Holocaustüberlebende und Kinderpsychiater David de Levita (geb. 1926) begründet dieses Phänomen so: „Im Laufe der Jahre, nachdem man überlebt hat, halten sich zwei Komponenten die Waage: die Schuld, dass man überlebt hat, und der Triumph, dass man überlebt hat. Im vorgerückten Alter jedoch ist der Triumph dahin. Man steht der unausweichlichen Tatsache des eigenen Todes (ein zweites Mal) gegenüber. Diese Verschiebung ist der zentrale Konflikt des Überlebenden. Man hat in seiner Psyche verinnerlicht, dass man für immer dem Reigen des Todes entsprungen sei. Und jetzt zeigt sich, dass schließlich niemand dem Tod entkommt. So gibt es zwei Sorten von Überlebenden: Den einen geht es im Laufe ihres Lebens besser, weil sich ihr Schuldgefühl verringert. Die anderen brechen nach einer Periode der Latenz zusammen, weil das Gefühl des Triumphierens über den Tod, das sie in Gang hielt, im Angesicht des Todes zusammenschrumpft. Albträume, Angst- und Panikanfälle plagen plötzlich die älteren Leute der ersten Generation, die körperlich kerngesund sind und ein erfolgreiches Leben hinter sich haben. Die Konfrontation mit der Unausweichlichkeit des Todes ist hier am stärksten, stärker als bei der relativ hohen Zahl der Überlebenden, die von körperlichen Erkrankungen geplagt werden. In ihrem Körper ist der Tod gleichsam bereits tätig und die Konfrontation somit weniger plötzlich.“23

Das Schuldgefühl, überlebt zu haben

Das Vorhandensein von Schuldgefühlen sagt noch nichts über objektive Schuld aus. So haben viele, die in der NS-Zeit nichts Böses getan haben, besonders die Nachkommen von Opfern, Schuldgefühle, etwa in der Art, dass sie sich beschuldigen, nichts oder nicht genügend Gutes bewirkt zu haben, oder dass sie sich selbst Vorwürfe machen, unverdient überlebt zu haben, während ihre engsten Angehörigen ermordet wurden.

Die eigentlich Schuldigen empfinden seltsamerweise häufig keine Schuldgefühle, während sich Menschen, die eigentlich schuldlos sind, mit Schuldgefühlen quälen. Das Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein von Schuldgefühlen ist somit auch keine Messlatte für das Ermitteln tatsächlicher, objektiver Schuld.

Im Jahr 2001 fragte ich Ursula Meißner, die als 20-jährige Schauspielerin unter Gustaf Gründgens in Berlin die jüdische Familie des Konrad Latte über längere Zeit in ihrer Wohnung aufgenommen hatte, nach ihren Beweggründen. Sie antwortete: „Ich habe nur meine Pflicht getan mit meiner bescheidenen Hilfe, aber was mir im Rückblick viel Schmerz und Schuldgefühle bereitet: Warum habe ich nicht viel mehr getan und die mahnende Stimme meines Gewissens nicht viel häufiger und mehr beachtet?“

Die Reaktion auf eine Traumatisierung besteht also in oft unbewussten Scham- und Schuldgefühlen. Den direkt Betroffenen fällt es auch deshalb besonders schwer, sich zu öffnen. Sie ertragen das Leben am besten, wenn sie über das Erlebte schweigen. Dennoch besteht bei ihnen das unausgesprochene Bedürfnis, dass die Traumatisierung von ihrer Umgebung gesehen und anerkannt wird. Sie sind darauf angewiesen, dass sie Menschen treffen, die das Dilemma behutsam aufspüren.

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