Johannes Czwalina
Wer mutig ist,
der kennt die Angst
Zivilcourage statt Opportunismus –
denn nur wer Stellung bezieht,
ist wirklich frei
Gewidmet meinen Söhnen Raphael, Michael, Gabriel, David
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.deabrufbar.
ISBN 9783865066503
© 2008 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, D-Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfoto: Getty Images
Satz: Satzstudio Winkens, Wegberg
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
www.brendow-verlag.de
Wer wagt es, sich den daherdonnernden Zügen entgegenzustellen? Es sind die kleinen gelben Blümchen zwischen den Gleisschwellen.
»Ich glaube, dass, wenn die Bischöfe alle miteinander an einem bestimmten Tage öffentlich von den Kanzeln aus dagegen Stellung genommen hätten, sie vieles hätten verhindern können. Das ist nicht geschehen, und dafür gibt es keine Entschuldigung. Wenn die Bischöfe dadurch ins Gefängnis oder in Konzentrationslager gekommen wären, so wäre das keine Schande, im Gegenteil. Alles das ist nicht geschehen, und darum schweigt man am besten.«
Konrad Adenauer in einem Brief
an den Bonner Pfarrer Bernhard Custodis
vom 23. Februar 19461
Cover
Titel Johannes Czwalina Wer mutig ist, der kennt die Angst Zivilcourage statt Opportunismus – denn nur wer Stellung bezieht, ist wirklich frei
Impressum Impressum Gewidmet meinen Söhnen Raphael, Michael, Gabriel, David Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar. ISBN 9783865066503 © 2008 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, D-Moers Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers Titelfoto: Getty Images Satz: Satzstudio Winkens, Wegberg 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014 www.brendow-verlag.de
Brief an den Bonner Pfarrer Bernhard Custodis Wer wagt es, sich den daherdonnernden Zügen entgegenzustellen? Es sind die kleinen gelben Blümchen zwischen den Gleisschwellen. »Ich glaube, dass, wenn die Bischöfe alle miteinander an einem bestimmten Tage öffentlich von den Kanzeln aus dagegen Stellung genommen hätten, sie vieles hätten verhindern können. Das ist nicht geschehen, und dafür gibt es keine Entschuldigung. Wenn die Bischöfe dadurch ins Gefängnis oder in Konzentrationslager gekommen wären, so wäre das keine Schande, im Gegenteil. Alles das ist nicht geschehen, und darum schweigt man am besten.« Konrad Adenauer in einem Brief an den Bonner Pfarrer Bernhard Custodis vom 23. Februar 19461
Einleitung – Warum ist Zivilcourage nötig?
1. Wahrnehmungen
Was bedeuten Mut und Zivilcourage?
Nichts ist so faszinierend wie gelebter Mut und Authenzität
Was bewirkt die Anpassung gegen die inneren Überzeugungen?
Warum passte sich Liu Shao-Chi nicht an?
Sind wir noch fähig zum Mut?
Zählt nur noch der Mut von gestern?
Macht Demokratie Zivilcourage überflüssig?
Warum sind Situationen, die unseren Mut herausfordern, bedeutungsvoll?
Wo und wann werden Mut und Zivilcourage gebraucht?
2. Ausblicke
Wesensmerkmale mutiger Menschen
Auswirkungen unterlassener Zivilcourage auf den Einzelnen
Auswirkungen gelebter Zivilcourage auf den Einzelnen
Auswirkungen gelebter Zivilcourage auf die Gesellschaft
Eine gute Nachricht für Feiglinge
3. Lösungen
Vom Gefangensein der Angst zur Freiheit des Mutes
Der Angstkreislauf
Der Mutkreislauf
Von der Angst zum Vertrauen
Authentizität ist unser Schlüssel
Was ist Authentizität?
Wesensmerkmale unserer menschlichen Authentizität
Ursachen für fehlende Authentizität
4. Aufbruch
Aufbruch zur Authentizität
Aufbruch zum Mut
Anatomie einer mutigen Entscheidung
Die Lebensplananalyse – eine Reflexionshilfe für mehr Mut
Fragen zur Selbstprüfung
Schlusswort
Literaturhinweise
Endnoten
Einleitung
Warum ist Zivilcourage nötig?
Uneigennütziger Mut steht im Widerstreit zu aktuellen Verhaltensweisen unserer Zeit. Das Bedürfnis, die eigene Haut zu retten, lässt in einer Welt, die stark auf individuelles Glück ausgerichtet ist, die egoistischen Ziele siegen. So neigen viele dazu, Werte, Freundschaften, Lebensgrundsätze spätestens in dem Moment hintanzustellen, wo sie Karriere »riechen«.
Das Auffällige an mutigen Menschen ist, dass sie nichts Auffälliges an sich haben.
Einige wenige Menschen haben in der Weltgeschichte viel erreicht, weil sie mutig waren. Francesco Guicciardini resümierte in seinen Erinnerungen an seine politischen Erfahrungen in der Republik Florenz, »dass fast immer die Wenigen Neues in Gang bringen und die Ziele dieser Wenigen fast immer den Begierden und Wünschen der Mengen entgegen sind«2.
Opportunismus und Machtgehabe sind die Gesichter der Feigheit . Feigheit ist das Gegenteil von Mut. Die tägliche Begegnung mit diesem Phänomen veranlasst mich, dieses Buch zu schreiben.
Nach der intensiven Beschäftigung mit den Biografien mutiger Menschen bemerkte ich keine besondere Auffälligkeit. Das Auffällige an diesen Menschen ist, dass sie nichts Auffälliges an sich haben.
Einige der Mutigen waren Menschen mit viel Selbstwertgefühl, in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen, mit einem gesunden Einfühlungsvermögen. Andere waren durch starke Kindheitsdefizite und Mobbing gezeichnet. Unter ihnen gab es narzisstisch veranlagte Menschen, impulsive, jähzornige, emotional verletzte Choleriker und solche, die durch mutige Taten andere Defizite kompensieren wollten. Auch Ängstlichkeit und Selbstzweifel waren Merkmale von vielen, die Mut bewiesen.
Diese Beobachtung der Uneinheitlichkeit verwirrte mich zunächst, war ich doch auf der Suche nach Anhaltspunkten, die ich anderen zum Erlernen von Zivilcourage mit auf den Weg geben kann. Andererseits beruhigte mich diese Beobachtung. Wären sie anders, könnten sie mit ihren moralischen Maßstäben wieder andere unterdrücken, wieder Urheber von Diktaturen sein, gegen die sich dann andere wieder auflehnen müssen.
Gerade diese unvollkommenen Repräsentanten halfen mir auf meiner Suche nach Erkenntnissen weiter, weil sie mich von der Messlatte unerreichbarer Vorbilder befreit haben.
So ist gerade die Angst die wichtigste Voraussetzung für Mut. Ich habe keinen einzigen mutigen, zivilcouragierten Menschen getroffen, der Angst nicht kennt. Im Gegenteil: Je mutiger ein Mensch war, desto ängstlicher war er. Ohne Angst zu kennen, können wir gar nicht mutig sein. Mut bedeutet, trotz der Angst das Richtige zu tun.
Wir kommen nicht an einer persönlichen Auseinandersetzung mit uns selbst vorbei.
Wenn wir davon ausgehen, dass nachhaltige Veränderungen immer von innen nach außen gehen und nicht umgekehrt, dann können wir der Frage nach unserer persönlichen Authentizität, die Grundstein für jede Art von Mut und Zivilcourage ist, nicht ausweichen. Dabei kommen wir nicht an einer persönlichen Auseinandersetzung mit uns selbst vorbei. Wenn wir mutig werden wollen, müssen wir uns also mit dem Thema unserer Authentizität befassen. Sobald uns der unverzichtbare Wert unserer Authentizität bewusst wird, werden wir nur noch von einem Ziel erfüllt sein: authentisch zu leben, auch unter Druck!
Читать дальше