Johannes Czwalina - Das Schweigen redet

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Das Schweigen prägt oft unseren Umgang mit vergangenen Ereignissen. Das größte Beispiel für gescheiterte Vergangenheitsbewältigung ist das Schweigen der Generation des Zweiten Weltkriegs. Der frühere Pfarrer Johannes Czwalina bricht dieses Schweigen. Der nunmehr als Unternehmensberater tätige Czwalina lässt sowohl Täter (z.B. Hitlers Privatsekretär Martin Bormann) als auch Opfer zu Wort kommen, die er persönlich kennengelernt hat. Auch die Täterkinder (der Sohn Martin Bormanns) und die Opferkinder (z.B. Helen Epstein) wie auch das Schweigen von Kirche und Gott geraten in den Fokus. Noch heute wird verhängnisvoll geschwiegen, etwa in Anbetracht des Terrors der RAF und der Stasi. Auch das Erstarken neonazistischer Gruppen geht auf verschwiegene Schuld zurück. Czwalina geht auf theologische Lösungsansätze ein und betrachtet auch außereuropäische Versöhnungsmodelle wie die südafrikanische Wahrheits- und Versöhnungskommission

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Der Überlebende hat die Fähigkeit verloren, sich mit der Welt zu verständigen. Er ist in eine Lage zurückversetzt worden, in der es keine Realität gibt, die er beeinflussen kann, um wieder normale Verhältnisse aufzubauen. Aus vielen Gesprächen mit Überlebenden wissen wir, dass sie es nicht fertigbrachten, von den Erniedrigungen zu erzählen, die sie erlebt hatten. Die Scham verschloss ihnen den Mund. Im November 2011 luden wir Wassili Michailowski als Zeitzeugen der Judenverfolgung in der Ukraine zu einem Vortrag in unserer Gedenkstätte für jüdische Flüchtlinge in Riehen (Schweiz) ein. Er zählt zu den wenigen Überlebenden des Massakers von Babij Jar , einer der größten Einzelmordaktionen der Nazis während des Zweiten Weltkriegs: Am 29. und 30. September 1941 wurden in der Schlucht Babij Jar bei Kiew 33 771 Menschen ermordet. Michailowski überlebte dank des Mutes einer Ärztin. Noch 60 Jahre später stand der 90-Jährige als ergrauter Mann vor seinem Schweizer Publikum und konnte nicht sprechen. Er brachte kein Wort heraus. Vor den betroffenen Besuchern bestand seine Botschaft einzig und allein aus seinem Schweigen.

Menschen, die die Hölle der Konzentrationslager überlebt haben, sagen immer wieder, wie unsagbar schwer es ihnen fällt, über das Erlebte zu sprechen.

Für die Opfer selbst ist das Erzählen eine große seelische Belastung. Wenn sie erzählen, schildern sie nicht nur ihre Vergangenheit, sondern sie wähnen sich wieder im Lager, und alles wird Gegenwart.

Der Holocaustüberlebende Elie Wiesel antwortet auf die Frage, warum ihm das Sprechen so schwerfällt, so:

Ich fühle mich ganz und gar nicht wohl, darüber zu sprechen. Ich muss dann etwas sagen, aber habe immer Lust, etwas anderes zu sagen. Und es ist mir auch schon passiert, dass ich mittendrin aufhören musste, weil ich spürte, dass ich weinen würde. Ich weine nicht gern in der Öffentlichkeit, sogar wenn ich alleine bin, weine ich nicht gerne. Das ist ein Gefühl, dem man nicht entkommen kann.14

Im Jahr 2011 war der Zeitzeuge Michał Ziółkowski in meinem Haus zu Gast. Nur unter Tränen konnte er an diesem Abend sagen:

Als ich am 20. Juli 1940 ins Konzentrationslager Auschwitz kam, wurden wir in eine Liste eingetragen, und jeder bekam seine Nummer. In diesem Moment verabschiedeten wir uns von unserem Namen. Ich bekam die Nummer 1055. … Als alles überstanden war, habe ich am Anfang kaum etwas erzählt. Ich kann mich nur erinnern, als ich meine Frau geheiratet habe, haben wir 1950 eine Rundreise durch Polen gemacht und auch Auschwitz besucht, da habe ich am Tor angefangen zu erzählen, wie ich hierherkam und was ich hier erlebt habe. Aber auf Block 11, als wir zu den Stehzellen kamen – ich hatte unter anderem erzählt, dass ich hier in dieser Stehzelle war –, da brach ich zusammen, und mein Reden verstummte. Seit dieser Zeit sagt meine Frau, sie kommt nie mehr hierher. In der Familie, als die Kinder klein waren, hatte es keinen Sinn, von diesen schrecklichen Ereignissen zu erzählen. Später haben sie das Haus verlassen. (…) Jetzt in meinem hohen Alter, ich bin 83, beschäftige ich mich mehr als früher mit der Vergangenheit. Früher musste ich arbeiten, für meine Familie sorgen, da hatte ich keine Zeit, über dieses Thema nachzudenken, und deswegen sprach ich nicht darüber.

Abgewiesen von der desinteressierten Umgebung

Ein oft genannter Grund für das Schweigen ist der, dass es einfach kein Interesse daran gegeben haben soll, diese schrecklichen Geschichten zu hören, sei es in der Familie oder im Bekanntenkreis. Fast jede Familie hatte Schreckliches erlebt und war nicht an den Erzählungen anderer interessiert.

Nicht wenige formulierten den Grund ihres Schweigens etwa so: „Diejenigen, die es erlebt haben, wissen es schon. Die anderen wollen es nicht wissen.“ Den Betroffenen hätten viele nicht zuhören wollen. In der alten Umgebung sei man oft nicht willkommen gewesen. Überall hätte man sich mehr auf den Wiederaufbau konzentriert. Wenn Opfer ihre Geschichte erzählen, werden sie häufig von jenen, denen sie sich anvertrauen, ein weiteres Mal verletzt. Auch deshalb schweigen sie. Menschen identifizieren sich nicht gerne mit Opfern, sondern lieber mit Siegern. Darum werden Opfer – ob bewusst oder unbewusst – häufig mit Verachtung gestraft.

„Man wollte uns einfach nicht zuhören. Weil wir eine Schande für die Menschheit waren. Man hatte Mitleid mit uns. Ich selber habe zehn Jahre gebraucht, bis ich darüber sprechen konnte, und ich sage im Grunde ja nur wenig darüber, und ich sage es nicht sehr gut. Man wollte uns jedenfalls nicht zuhören“, konstatierte Wiesel.15

Am 13. Juli 2011 führte ich ein Gespräch mit Professor Ivan Lefkovitz. Als fünfjähriges Kind erlebte er mit Mutter und Bruder das ganze Ausmaß der Verfolgung: Kellerversteck, Gefangennahme, Gestapo-Gefängnis, Deportation, Trennung der Familienmitglieder, KZ Ravensbrück, Vergasung seines Bruders, Todesmarsch, anschließend KZ Bergen-Belsen, Typhus, Befreiung am 15. April 1945 durch die Engländer. Am Schluss eines langen Gespräches stellte ich ihm die Frage: „Wie kommt es, dass Holocaustüberlebende es oft so schwer haben, über ihre Erlebnisse zu sprechen, und auch den eigenen Verwandten gegenüber, oft ein Leben lang schweigen? Ihnen wurde Böses getan. Sie hätten doch die Möglichkeit, darüber zu sprechen?“ Darauf antwortete mir Lefkovitz: „Es ist schwierig für mich, dies im Allgemeinen zu beantworten. Ich kann es aus der Sicht unserer Familie erzählen, das heißt, meiner Mutter und mir. Wir kehrten aus Bergen-Belsen zurück und stellten fest: Erstens haben nur wir zwei überlebt. Zweitens war es schwierig, den Leuten zu erklären, um was es eigentlich ging. Wir wurden oft mit der Bemerkung unterbrochen, dass es bei anderen genauso schlimm gewesen wäre. Wir stellten fest, dass Dinge, die nicht vergleichbar sind, durchaus von anderen verglichen wurden. Deshalb zogen wir das Schweigen vor. Aber es waren auch ganz triviale Gründe: Wir kamen zurück und hatten nichts, nicht einmal einen Koffer mit unseren Sachen. Leute sprachen uns auf der Straße an und sagten, dass von den Dingen, die wir bei ihnen deponiert hätten, nichts übrig geblieben sei. Unser Hab und Gut wurde entweder von den Deutschen oder den Russen weggenommen. Wir sahen so viel Unverständnis, dass es am besten war zu sagen: ‚Schwamm drüber.‘ Wir reden nur darüber, was jetzt ist, und nicht von dem Vergangenen.“

Aber es gab auch andere Gründe. Ich habe festgestellt, dass meiner Mutter die Fragen, die ich ihr eventuell stellen würde, wehtun würden, und das wollte ich nicht. Ich verdeutliche es an einem Beispiel: Da gab es eine Frau, sie war Apothekerin, genau wie meine Mutter. Sie kehrte aus Auschwitz zurück, wo ihr Mann und ihre zwei Söhne ermordet worden waren. Sie blieb alleine zurück. Wenn sie zu uns zu Besuch kam, umarmte sie mich und sagte, dass es schön gewesen wäre, wenn ihr Sohn noch leben würde. Dann sagte sie zu meiner Mutter: ‚Du bist doch so glücklich, dass du deinen Sohn noch hast, ich habe niemanden.‘ Ich hörte das alles, und die Reaktion des Elf- oder Zwölfjährigen, der ich damals war, war es, diese Frau zu meiden. Ich wusste, dass ich ihr durch meine Präsenz wehtue, weil sie durch mich an ihr tiefes Unglück erinnert wird.“16 Sogar unter Leidensgenossen war es also sehr schwer, das jeweils Erlebte zu teilen.

Erlebte Traumatisierung verschließt den Mund

Die anhaltende Traumatisierung durch die Bedrohung, die Flucht, die Ermordung der Angehörigen, durch den Verlust der Heimat und schließlich das erwähnte Desinteresse derer, die den Berichten misstrauten bzw. diese nicht hören wollten, haben so schwer gewogen, dass viele Opfer das Schweigen als Lebensweise angenommen haben. Unzählige, die überlebt haben und über ihre Erfahrungen nicht zu sprechen vermögen, tragen ein Leben lang die Folgen ihres Schweigens, was nicht ohne Wirkung auf Kinder und Kindeskinder bleibt.

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