Sogar im Winter lohnt ein Abstecher auf die Toronto Islands – für Skilanglauf, Schneewanderungen und Schlittschuh-Ausflüge auf den Lagunenseen, die bei oft eisigen Temperaturen zwischen den insgesamt 15 Inseln zufrieren. Unbedingt Proviant mitbringen, denn im Winter hat keines der Restaurants offen! Und warm einpacken, denn am Fähranleger gibt es keine geheizten Schutzhäuschen. Die Überfahrt ist im Winter nur mit der Ward's Island-Fähre möglich. Benannt ist die Insel übrigens nach William Ward, der hier im Mai 1862 zu einem Segeltörn aufbrach und dabei alle fünf Schwestern im Sturm verlor. Nach diesem traumatischen Erlebnis engagierte er sich bis zu seinem Tode als Rettungsschwimmer und rettete in den Gewässern rund um Toronto angeblich insgesamt 160 Menschen vor dem Ertrinken.
Paddelboote aller Art ...
Blick auf Downtown
Info
Lage:im Lake Ontario, 10 Min. mit der Fähre ab Toronto Central Business District. Toronto Islands, Toronto, M5J 1A1
Anfahrt:Mit dem Bus oder der U-Bahn zur Union Station fahren; von dort in der 509er Harbourfront- oder der 510er Spadina-Straßenbahn zur Haltestelle Bay Street/Queens Quay. Der Fähranleger befindet sich südlich der Bay Steet.
Öffnungszeiten:24/7, aber Besuche der Islands sind abhängig von den Fahrzeiten der Fähren.
Eintritt:kostenlos
• Tramtour: Kinder (2-12 J.) 3,50 CAD, Erwachsene 6,50 CAD
• Der Eintritt in den Centreville Theme Park ist ebenfalls frei, aber die Karussells kosten.
Webseiten:
• www.torontoisland.commit allen Infos, auch zu den Fährverbindungen
•Karte zum Download unter www.toronto-travel-guide.com/support-files/toronto-islands-map.pdf
•Übernachten: torontoisland.org/i-want/accommodation-b-bs
•Café: therectorycafe.com
•Fahrradverleih: torontoislandbicyclerental.com
•Paddelbootverleih: paddletoronto.com
•Stand Up Paddeling: torontoislandsup.com
•Dragon Boat Festival: dragonboats.com
•Infos über Manuel Cappel: manuelcappel.com
•Ausleihe von Winterausrüstung: mec.ca/en/stores/toronto?open_tab=toronto-gear-rentals
6. Bata Shoe Museum: Napoleons Socken, Marilyns Stilettos und Elton Johns Plateaustiefel
In dem eigenwillig designten Gebäude sind nicht nur extravagante Promi-Treter, sondern erzählte Schuh-Geschichten zu sehen – von altägyptischen Sandalen bis zu Spezialschuhen, die Astronauten bei Flügen in den Weltraum trugen.
Das Bata Shoe Museum
So so, ein XXL-Schuhkarton soll das also sein. Beim ersten Blick auf das Bata Shoe Museum kommt einem eher die Mehrzweckturnhalle aus der Schulzeit oder ein fensterloses Lagerhaus in den Sinn. Zugegeben, beides hätte wohl keine Kunstwerke an seinen Außenfassaden und auch keinen gläsernen Eingang. Aber das Bata Shoe Museum als großen architektonischen Geniestreich zu sehen (wie vielfach beschrieben), das fällt dann doch etwas schwer. Einmal drinnen, gewinnt der steinerne Schuhkarton dann aber schnell. Auf fünf Etagen, verbunden durch eine (nun aber wirklich) an gestapelt Schuhkartons erinnernde Holztreppe ist nahezu alles zu sehen, was Menschen sich seit etwa 4500 Jahren über Zehen, Hacken und Spann streifen.
Ötzis Fellfetzen an den Füßen und altägyptische Sandalen etwa, von denen nur die Bastsohle übrig ist. Sie könnten das Unterteil moderner Espadrilles sein könnte. Oder der spitze Metallstiefel mittelalterlicher Ritter: Genaugenommen nicht zur Fortbewegung geeignet, sondern um den gesellschaftlichen Status des schwer bewehrten Edelmanns deutlich zu machen. Aus der Neuzeit stehen brokatbesetzte Schuhe aus den 1920er-Jahren da, manche erstmals in den Absätzen mit Brillanten verziert. Abenteuerlich hohe Stilettos – etwa von Marilyn Monroe – gibt es und Plateaustiefel, die nicht nur Orthopäden an kompliziert verknackste Knöchel und gerissene Sehnen denken lassen. Apropos: auch die Kuh kann nicht ohne Schuh – jedenfalls nach einer Bein-Operation. Dann streift ihr der Tierarzt einen – ebenfalls ausgestellten – Lederschuh über, der dafür sorgen soll, dass die Wunde schneller heilt. Insgesamt etwa 13.000 Schuhe lagern im Bata Shoe Museum, die meisten davon in Regalen im Keller. Nur ein Bruchteil ist in der permanenten Ausstellung „All about shoes“ und in zeitlich befristeten Sonderausstellungen zu sehen.
Elton John
Marilyn Monroe
Zu verdanken hat Toronto dieses einmalige Museum einer Frau namens Sonja Bata. Schuhmacher sei ihr Mann gewesen, hat sie zeitlebens gerne gesagt. Dabei war Tomas J Bata ein Nachfahre der Familie mit gleichnamiger Schuhfabrik, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Niederlassungen in vielen europäischen Ländern hatte. Nach 1945 verstaatlichten die Tschechen den Hauptsitz der Firma. Tomas und Sonja gingen ins Ausland, bauten sich eine neue Existenz auf – unter anderem in Toronto. Seit den 1940er-Jahren habe sie Schuhe gesammelt, vor allem während vieler Reisen auf alle Kontinente, erzählte die im Februar 2018 verstorbene Sonja Bata gern, wenn sie Besucher durch ihr Museum führte. Entstanden ist es in den frühen 1990er-Jahren, der Grund wird vielen Frauen einleuchten: Sonja Bata hatte einfach zu viele Schuhe gesammelt und brauchte einen Ort, um sie unterzubringen. Und weil sie wusste, dass voluminöse Behältnisse nötig sind, um Schuh-Armeen zu transportieren, ist auch ein Louis-Vuitton-Koffer mit 30 Einzelfächern und einem für Stiefel zu sehen.
Dalai Lama
Viele Besucher im Museum bestaunen vor allem die von Prominenten überlassenen Exemplare: Björn Borgs ausgetretenen Tennis- und Pierce Brosnans Bond-Schuhe, die Flipflops des Dalai Lama, Justin Biebers Sneakers, Napoleons seidene Socken, Queen Victorias Hochzeits-Ballerinas oder Elton Johns silberne Stiefel aus seinem schrillen Bühnen-Outfit. All diese Ausstellungsstücke sind aufwendig gesichert, denn im Jahr 2016 fehlte plötzlich ein Paar, und zwar ein sehr wertvolles: Die mit Gold, Diamanten und Rubinen besetzten Schuhe eines indischen Prinzen aus dem 19. Jahrhundert. 25.000 Dollar Belohnung setzte die Bata-Familie aus, um sie zurückzubekommen. Offenbar um sie zum Verkauf anzubieten, ließen die Diebe Bilder der Schuhe in einem Fotokopierladen drucken, sodass ihnen die Polizei auf die Spur kam und die Täter festnehmen konnte.
Altägyptische Sandalen
Über das dauernde Sammeln von Schuhen hinaus hat die Bata Foundation auch viele internationale Forschungsprojekte initiiert und finanziert – vor allem in Kulturen und Regionen der Erde, die nicht im Fokus stehen: Die Traditionen der Fußbekleidung bei den Inuit etwa, den Einwohnern Sibiriens oder nordamerikanischen Indianerstämmen: Navajos trugen offenbar vorzugsweise Mokassins ohne Verzierungen, die Apachen welche mit Perlen in Regenbogen-Farben und die Cheyenne verzierten sogar ihre Sohlen. Was aber ist mit Schuhen der Firma Bata? Immerhin trägt das Museum ja den Namen dieses bis heute weltweit operierenden Herstellers? Nicht einmal zehn Paare stehen in Torontos Schuhkarton-Ausstellung. Nein, man wolle kein Marken-Museum sein – das war immer Sonja Batas Credo. Sehr angenehm!
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