Zeitschrift für kritische Theorie
Heft 36–37 / 2013
herausgegeben von
Sven Kramer und
Gerhard Schweppenhäuser
zu Klampen
Zeitschrift für kritische Theorie,
19. Jahrgang (2013), Heft 36–37
Herausgeber:Sven Kramer und Gerhard Schweppenhäuser
Geschäftsführender Herausgeber:Sven Kramer, Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Geschichtswissenschaft und Literarische Kulturen
Redaktion:Roger Behrens (Hamburg), Wolfgang Bock (Rio de Janeiro), Thomas Friedrich (Mannheim), Sven Kramer (Lüneburg), Gerhard Schweppenhäuser (Würzburg)
Korrespondierende Mitarbeiter:Rodrigo Duarte (Belo Horizonte), Jörg Gleiter (Berlin), Christoph Görg (Kassel), Frank Hermenau (Kassel), Fredric Jameson (Durham, NC), Per Jepsen (Kopenhagen), Douglas Kellner (Los Angeles, CA), Claudia Rademacher (Bielefeld), Gunzelin Schmid Noerr (Mönchengladbach), Jeremy Shapiro (New York, NY)
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Erscheinungsweise:Die Zeitschrift für kritische Theorie erscheint einmal jährlich als Doppelheft. Preis des Doppelheftes: 32,– Euro [D]; Jahresabo Inland: 28,– Euro [D]; Bezugspreis Ausland bitte erfragen. Berechnung jährlich bei Auslieferung des Heftes. Das Abonnement verlängert sich automatisch, wenn die Kündigung nicht bis zum 15.11. des jeweiligen Jahres erfolgt. Fragen zum Abonnement bitte an folgende Adresse:
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über › http://dnb.ddb.de‹ abrufbar.
Aufnahme nach 1995, H. 1; ISSN 0945-7313; ISBN 978-3-86674-664-0
Cover
Titel Zeitschrift für kritische Theorie Heft 36–37 / 2013 herausgegeben von Sven Kramer und Gerhard Schweppenhäuser zu Klampen
Impressum
Vorbemerkung der Redaktion
ABHANDLUNGEN
Andreas Greiert
»Weh spricht: vergeh«. Negative Dialektik und Biopolitik
Hans-Ernst Schiller
In der Spanne eines Augenblicks. Messianische Motive bei Benjamin, Adorno und Horkheimer
Thomas Khurana
Impuls und Reflexion. Aporien der Moralphilosophie und die Moral der Aporien nach Adorno
Sebastian Tränkle
Die materialistische Sehnsucht. Über das Bilderverbot in der Philosophie Theodor W. Adornos
Christian Lotz
Capitalist Schematization. Political Economy, Exchange, and Objecthood in Adorno
Thomas Jung
Bedeutung oder Geltung? Zum Sprachpragmatismus von Jürgen Habermas
Stefan Gandler
Materialismus heute. Alfred Schmidt und Adolfo Sánchez Vázquez
Gunzelin Schmid Noerr
Alfred Schmidt und das Projekt einer Geschichte des Materialismus
EINLASSUNGEN
Hermann Schweppenhäuser
Zum Begriff der Demokratie
Konstantinos Rantis
Gesellschaftstheorie in Griechenland 1974-2012. Psychopedis, Kondylis, Castoriadis, Giannaras
Michael Schwarz
Adorno in der Akademie der Künste. Vorträge und Diskussionen 1957-1967
Gert Sautermeister
Geschichtsphilosophische Dialektik literaturkritisch gewendet. Theodor W. Adornos Essay »Zum Klassizismus von Goethes Iphigenie«
BESPRECHUNG
Marc Kleine
Adornos Schriften zu Literatur und Ästhetik. Neue literaturwissenschaftliche Studien
Kritische Theorie – Neue Bücher des Jahres 2012 in Auswahl
Autoren
Fußnoten
Vorbemerkung der Redaktion
Darf in Zeiten der Krise an die langen Zyklen der Philologie erinnert werden? Ist es angemessen, den täglichen Meldungen über den Existenzkampf der vom internationalen Finanzkapital enteigneten Bevölkerungen Südeuropas eine Notiz an die Seite zu stellen, die die Fertigstellung der Ausgabe der Werke Siegfried Kracauers im Suhrkamp Verlag anzeigt? Kritische Theorie kann sich mit dem aktuellen Leiden nicht abfinden, aber sie muss sich auch den langen Atem bewahren und auf dem Beharrungsvermögen des widerständigen Geistes bestehen. Deshalb sei den Herausgeberinnen Inka Mülder-Bach und Ingrid Belke dafür gedankt, dass sie ein Projekt, das vor über vierzig Jahren, 1971, mit der Arbeit an der Herausgabe der Schriften durch Carsten Witte begann, aber in den neunziger Jahren brachlag, in einem zweiten Anlauf 2012 zum Abschluss führten. So sind die ihrerseits in Krisenzeiten entstandenen Werke Kracauers heute wieder allgemein zugänglich und können zur Analyse der aktuellen Situation beitragen. Diesem Ziel ist auch das vorliegende Doppelheft der Zk T verpflichtet, in das wir die folgenden Abhandlungen, Einlassungen und Besprechungen aufgenommen haben.
In den Einlassungen zeigt Andreas Greiert , dass Adornos Kritik der Metaphysik einen der zentralen Anknüpfungspunkte im aktuellen Diskurs über »Biopolitik« bildet, welcher freilich weniger an Adornos historisch gesättigten als an Foucaults konstruktivistischen Begriff des Individuums anknüpfe. Ausgehend von den objektiv-realistischen und performativen Aspekten des Widerspruchsbegriffs und dem Leib-Motiv wird der Zusammenhang von Natur und Gesellschaft bei Adorno unter dem Aspekt des Zwangs diskutiert. Dabei zeigt Greiert Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen Agambens Theorie des Körpers im Lager und Adornos Theorem des Somatischen und benennt das Verhältnis zur Ethik als entscheidenden Differenzpunkt: Während Adorno eine negative Ethik zugrunde lege, um verantwortliche, verändernde Praxis zu begründen, verabschiede Agamben jegliche Normativität und fordere – die äußerliche Arbeitsteilung zwischen Rechtswissenschaft und Ethik verabsolutierend – den Übergang in die biopolitische Dimension. Damit schließe er an Heideggers apologetische Deutung des Geschehens in den Konzentrationslagern an und sitze wie dieser der Hypostasierung des enthistorisierten Seins auf. – Hans-Ernst Schiller untersucht das Verhältnis von religiösen Offenbarungsmotiven und Vernunftbegriffen bei Kant, Benjamin, Adorno und Horkheimer entlang der Kernfrage, welche Topoi des Messianismus sich säkularisieren lassen und welche nicht, bzw. in welchem Maße und mit welchen Folgen sie säkularisiert werden können. Er legt dar, wie der messianische Komplex von Hoffnungen – auf soziale Gerechtigkeit und Frieden einerseits sowie auf den Sieg über den Tod andererseits – in philosophische Begriffe übersetzt werden kann. Dies sind vor allem das Konzept universalistisch-moralischen Handelns bei Kant, die Begriffe des Eingedenkens sowie der Gefahr und der Rettung (bzw. des veralltäglichten Katastrophischen) bei Benjamin und die Begriffe von Anwachsen und Vollendung der Negativität als Anzeichen für das Nahen der Erlösung sowie deren potenziell jederzeitiges Eintreten bei Horkheimer und Adorno. In einer Diskussion des Verhältnisses von religiösen Erlösungsvorstellungen und deren Übersetzung in Theoreme der praktischen Philosophie klärt Schiller den philosophischen Gehalt jener »messianischen Motive« in der Kritischen Theorie, die in der Rezeption häufig nur oberflächlich wahrgenommen werden, und benennt ihre Aporien. –
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