Zeitschrift für kritische Theorie
Heft 30–31 / 2010
herausgegeben von
Wolfgang Bock,
Sven Kramer und
Gerhard Schweppenhäuser
zu Klampen
Zeitschrift für kritische Theorie,
16. Jahrgang (2010), Heft 30–31
Herausgeber:Wolfgang Bock, Sven Kramer und Gerhard Schweppenhäuser
Geschäftsführender Herausgeber:Sven Kramer, Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste
Redaktion:Roger Behrens (Hamburg), Wolfgang Bock (Rio de Janeiro), Thomas Friedrich (Mannheim), Sven Kramer (Lüneburg), Gerhard Schweppenhäuser (Würzburg)
Korrespondierende Mitarbeiter:Rodrigo Duarte (Belo Horizonte), Jörg Gleiter (Bozen), Christoph Görg (Leipzig), Frank Hermenau (Kassel), Fredric Jameson (Durham, North Carolina), Douglas Kellner (Los Angeles), Claudia Rademacher (Berlin), Gunzelin Schmid Noerr (Mönchengladbach), Jeremy Shapiro (New York)
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Zeitschrift für kritische Theorie
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Erscheinungsweise:Die Zeitschrift für kritische Theorie erscheint einmal jährlich als Doppelheft. Preis des Doppelheftes: 28,– Euro [D]; Jahresabo Inland: 25,– Euro [D]; Bezugspreis Ausland bitte erfragen. Berechnung jährlich bei Auslieferung des Heftes. Das Abonnement verlängert sich automatisch, wenn die Kündigung nicht bis zum 15.11. des jeweiligen Jahres erfolgt. Fragen zum Abonnement bitte an folgende Adresse:
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über › http://dnb.ddb.de‹ abrufbar.
Aufnahme nach 1995, H. 1; ISSN 0945-7313; ISBN 978-3-86674-677-0
Cover
Titel Zeitschrift für kritische Theorie Heft 30–31 / 2010 herausgegeben von Wolfgang Bock, Sven Kramer und Gerhard Schweppenhäuser zu Klampen
Impressum
Vorbemerkung der Redaktion
ABHANDLUNGEN
Shierry Weber Nicholsen
The Mutilated Subject Extinguished in the Arena of Aesthetic Experience Adorno and Aesthetic Violence
Susanne Lettow
Philosophiegeschichte als Verflechtungsgeschichte Globalität, Naturwissen und Kants Theorie der Menschenrassen
Hans-Ernst Schiller
Das Individuum bei Freud und die Macht der Kollektive
Patricia Lavelle
Denkbilder Zu den Beziehungen zwischen Kunst und Theorie bei Benjamin und Kant
Hans Marius Hansteen
Adornos philosophische Rhetorik oder »Wie zu lesen sei«
Timo Ogrzal
Eine »innere musikalische Verbindung«? Artaud im Horizont der Sprachtheorien Benjamins und Adornos
Frank Jablonka
Magie im Marxismus – Magie des Marxismus
EINLASSUNGEN
Utopie und Differenz
Martin Jay im Gespräch mit Dennis Johannßen
Claus-Steffen Mahnkopf
Kleiner Versuch über falsches Bewusstsein
Gesamtinhaltsverzeichnis der Hefte 1–31
Neuerscheinungen 2009
Autorinnen und Autoren
Fußnoten
Vorbemerkung der Redaktion
Es steht nicht schlecht um die Kritische Theorie – zumindest aus verlegerischer und bibliothekarischer Perspektive. Mittlerweile erscheint schon die dritte Werkausgabe Walter Benjamins, Adornos Vorlesungen und die bislang unveröffentlichten Schriften kommen nach und nach auf den Markt und Kracauers Werkausgabe soll nun endlich vervollständigt werden, nachdem sie Jahrzehnte lang einen Torso bildete. Marcuses Nachgelassene Schriften sind erschienen, Horkheimers und Löwenthals Schriften liegen schon seit längerer Zeit vor und diverse Briefausgaben der Autoren kommen noch hinzu. Die Lage – das heißt die Editionslage – in Bezug auf die erste Generation der Kritischen Theorie kann sich sehen lassen. Die Kritische Theorie ist aus den Bibliotheken nicht mehr wegzudenken.
Sind diese erfreulichen Entwicklungen der einzige Maßstab für die Einschätzung der aktuellen Lage der Kritischen Theorie? Natürlich nicht. Denn erst die Einbindung der Theoreme der genannten Autoren in die derzeitigen intellektuellen Auseinandersetzungen kann ein Maßstab dafür sein, ob die in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts entwickelte Theorie in der Gegenwart lebendig ist. Und hier fällt die Bestandsaufnahme unterschiedlich aus, je nachdem, um welche Themen es geht und welche Fächer involviert sind. Ästhetische Debatten kommen heute ohne Adorno und Benjamin nicht mehr aus, aber die theoretische Aufarbeitung der – soeben an der Oberfläche überwundenen – Krise der kapitalistischen Finanzwirtschaft greift kaum mehr auf marxistisch beeinflusste, kapitalismuskritische Gedankengänge zurück.
Zu erkennen ist außerdem eine Tendenz, die Kritische Theorie in einen Zusammenhang mit anderen theoretischen Zugängen zu stellen und neue Wege der gegenseitigen Befruchtung zu erproben. Diese Hybridisierung der Theorie kann im Eklektizismus enden, sie kann aber auch stimulierend wirken. Ermutigend ist immerhin, dass viele jüngere Intellektuelle an den Grundorientierungen der Kritischen Theorie festhalten. Es gibt also nach wie vor eine lebendige Auseinandersetzung und Weiterentwicklung der Kritischen Theorie. Dies dokumentiert nicht zuletzt das vorliegende Doppelheft, das aufs Neue ein Forum für Beiträge arrivierter und jüngerer Autoren bietet, die in wissenschaftlich fundierten Abhandlungen und aktuellen Einlassungen eine abermalige Positionsbestimmung kritischer Theorie vornehmen.
Die Reihe der Abhandlungen eröffnet Shierry Weber Nicholsen , eine der besten US-amerianischen Kennerinnen von Adorno, die über verschiedene Aspekte von Adornos Theorie publiziert und mehrere seiner Werke ins Englische übersetzt hat. Sie rekonstruiert die Dimension der Gewalt in Adornos Theorie der ästhetischen Erfahrung. Ausgehend von einer Lektüre der Ästhetischen Theorie weist Nicholsen nach, dass das kunstrezipierende Subjekt ästhetische Gewalt erfahre, die aus dem Schockcharakter der Kunstwerke hervorgehe. Die Erschütterung, die die Werke verursachten, sei vor allem eine Kraft der Negation. Das in der verwalteten und kulturindustriell durchsetzten Gesellschaft verstümmelte Subjekt werde durch diese ästhetische Gewalt aus seinen Alltagssicherheiten heraus in etwas anderes hineingerissen. In der Auseinandersetzung mit dem Werk verändere es sich. Die Erschütterung rufe immer die Dimension des Todes mit auf, aber auch – negativ – die Möglichkeit der Versöhnung.
Susanne Lettow führt Diskurse aus der postkolonialen Theorie und der Globalgeschichte in die Rekonstruktion der Geschichte der Philosophie ein. Sie untersucht die Theorie der Entstehung der Menschenrassen als globale Wissenschaftsgeschichte und verfolgt den Rassenbegriff bei Forster und Kant als Grundlegung einer Vorstellung von Vererbung in der Biologie und den Humanwissenschaften. Dabei gibt sie eine überzeugende Erläuterung der kantischen Vorstellung von einer Naturgeschichte, die in der späteren Begrifflichkeit von Benjamin und Adorno eine wichtige Rolle spielt. Ihr Beitrag knüpft damit an Andreas Greierts Aufsatz über Benjamins Rezeption von Kants Geschichtsphilosophie aus Heft 26 / 27 (2008) an.
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