1 ...7 8 9 11 12 13 ...16
Viele Wege führen durch Namibia!
Die Strecken- und Etappenplanung ist bei einer Selbstfahrerreise im Südlichen Afrika von entscheidender Bedeutung und bedarf einiger Voraussicht. Zumindest Start- und Zielpunkt der Reise sollten durch die interkontinentalen Flüge und die Mietbedingungen des Fahrzeuges (Ort der Abholung und der Abgabe etc.) vorgegeben sein. Doch zwischen dem Anfang und dem Ende der Reise harren hohe Erwartungen, unvergessliche Erlebnisse, einige Abenteuer und vor allem die große Freiheit.
Mit einer Grundfläche von weit über 800.000 Quadratkilometern ist Namibia mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Dem Reisenden eröffnet sich also eine riesige Spielwiese voll intensiver Naturerlebnisse. Einige Regionen fallen jedoch aufgrund der fehlenden touristischen Infrastruktur oder einem hohen Schutzstatus (Kernzonen der Nationalparks) von vornherein aus der Reiseplanung heraus. Dennoch können die verbleibenden Landesteile und die vorhandenen Urlaubstage den Reisenden erst einmal vor einige Probleme stellen. Anders als in Mitteleuropa ist die Fahrtzeit zwischen Start- und Zielpunkt nicht so stark abhängig von der Entfernung bzw. den dazwischenliegenden Straßenkilometern. Viel entscheidender für die Reisegeschwindigkeit sind der Straßenbelag (Asphalt, Schotter, Sand, …) und der Zustand der jeweiligen Straßen.
4.1 Der erste grobe Plan
In der Regel verwenden mitteleuropäische Touristen ca. 10 bis 20 Urlaubstage für eine Fernreise. Das ist definitiv zu wenig Zeit, um Namibias wunderbare Vielfalt und beeindruckende Weite in seiner Gesamtheit zu erleben. Der Tourismus in Namibia freut sich daher über einen hohen Prozentsatz an „Wiederholungstätern“. Doch egal ob Erstbesucher, Selbstfahrer bzw. Namibia-Kenner: Sinnvolle und empfehlenswerte Routen ergeben sich immer aus den persönlichen Interessen und einer realistischen Einschätzung der Streckenabschnitte.
Es gibt viele Gründe, eine (Selbstfahrer-)Reise zu unternehmen! Je nach Interessenlage der Mitreisenden sollten bestimmte Schwerpunkte auf der Route festgelegt werden, gleichbedeutend mit einer Beschränkung auf einige Höhepunkte. Das bedeutet, es können nicht alle Dörfer der Himbas im Kaokoveld besucht, nicht alle noch fehlenden Vogelarten abgehakt und auch nicht alle geologischen Formationen bestaunt werden. Einschlägige Internetforen und die unterschiedlichsten Reiseführer helfen da als Vorabinformation und Einschätzungsgrundlage. Der häufigste Fehler bei einer Fernreise stellt ein zu vollgepacktes Programm dar. Der allgegenwärtige Drang, möglichst viel in der (zu) kurzen Urlaubszeit zu sehen, ist erstaunlich groß. Auch wenn sich genügend Argumente für dieses Phänomen finden (Reisepreis, Flugzeit etc.), ist weniger häufiger mehr. Die Gefahr eines überladenen Programms besteht auch bei einer Selbstfahrerreise, bei der man sich die Reise, Route und Inhalte individuell zusammenstellen kann. Dies liegt sowohl an der Fülle an Programmpunkten bzw. Reiseinhalten als auch an der Verkennung von Entfernungen und Reisezeiten.
Übernachtung im Zelt oder im Hotel!? Namibia bietet für alle Geschmäcker etwas.
Im Normalfall sollten Tagesetappen von maximal 300 bis 400 Kilometern ausgewählt werden. Damit dürften ein entspannter Tagesablauf und ein problemloses, frühes Erreichen des Nachtquartiers möglich sein. Entfernungstabellen helfen bei der groben Einschätzung der Abstände, für die detaillierte Routenplanung steht gutes Kartenmaterial (auch in digitaler Form) zur Verfügung. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Standorte von Tankstellen und Lebensmittelshops gelegt werden. Auch der schönste Urlaub endet mit leerem Tank bzw. leerem Magen. Die Wegstrecken Namibias sind ohnehin immer wieder mit Überraschungen, Herausforderungen und Erlebnissen gespickt. Die Begegnungen mit anderen Menschen und Kulturen, Haus- und Wildtieren sowie das Auftreten von Pannen und Unfällen werden später noch näher beleuchtet (s. S. 246ff.).
„Die Europäer haben die Uhren, die Afrikaner die Zeit!“. Getreu diesem Motto sollte man es gerade in Afrika und zudem als Selbstfahrer gemütlich und entspannt angehen lassen. Denn als Selbstfahrer hat man den großen Vorteil, sein Reisetempo selbst bestimmen zu können. Demnach besteht auch immer die Möglichkeit, den im Vorhinein verfassten Reiseplan individuell und flexibel anzupassen und abzuändern. Derart kann man auf aktuelle und lokale Ereignisse jederzeit reagieren. Wäre es nicht ein Jammer, wenn man das Dorffest abseits der Route verpassen würde? Ist es wirklich so schlimm, noch eine weitere Nacht auf diesem schönen Campingplatz mit den neuen, netten Bekanntschaften zu verbringen? Generell sollte der Routenplan so angelegt sein, dass in regelmäßigen Abständen immer wieder zwei Übernachtungen an einer Stelle angedacht sind. Dies gibt dem Reisenden die Gelegenheit, sich zu sammeln und die Ereignisse der letzten Tage zu verarbeiten, zumal auch das Camping-Equipment (samt Lebensmittel) und das Fahrzeug immer wieder Pflege und Kontrolle benötigen.
Streckenplanung:
• individuelle Auflistung aller interessanten Sehenswürdigkeiten und wichtigen Aktivitäten
• Vorabinformation über das geplante Programm mittels Printmedien oder Internet
• Rücksprache mit den Mitreisenden (Partner, Freunde, Kinder etc.)
• Überarbeitung der Programmliste:
– Streichen bzw. Hinzufügen von Programmpunkten
– Anpassung: Programmpunkte – Urlaubstage
• Markierung der Programmpunkte auf einer Karte
• Erstellung eines ersten Routenverlaufs durch Verbinden der einzelnen Programmpunkte
• Feinplanung der Strecke, der einzelnen Tage und notwendigen Infrastruktur (Lebensmittel, Treibstoff, Übernachtungsmöglichkeiten etc.)
4.2 Streckenplanung nach Jahreszeit und Saison
Ähnlich wie in Deutschland drehen sich viele Gespräche in Namibia (zumindest außerhalb der Städte) um das Wetter. Landesweites Gesprächsthema Nummer eins sind Regenfälle und die damit verbundenen Niederschlagsmengen, die über das Wohlergehen der Farmen entscheiden. Also bloß nicht wundern, wenn auf Gästefarmen über Millimeterangaben philosophiert wird. Das Auftreten und die Intensität des Regens hält das ganze Land in Atem. Charakteristisch für das Klima Namibias sind oft jahrelange Dürreperioden (schlechte Jahre). In guten Jahren kommt der Regen wie geplant während des warm-heißen Sommers (Oktober bis April), mit den ergiebigsten Niederschlägen zwischen Januar und März. Die Trockenzeit fällt in den namibischen Winter (Mai bis September), der durch kühle bis kalte Nächte gekennzeichnet ist. Deutlich kühler als das abgeschlossene Binnenland erweist sich die Atlantikküste, an welcher der kalte Benguelastrom (12 bis 14°C Wassertemperatur) vorherrscht. Diese aus der Antarktis stammende Strömung ist einer der entscheidenden Wetterfaktoren in Namibia und Ursache für die Trockenheit des Landes. Aufgrund des großen Temperaturunterschiedes zwischen Wasser- und Lufttemperatur findet keine Wolkenbildung statt, lediglich Morgennebel ist in Küstennähe zu beobachten. Die Regenwolken, die das Land erreichen, dringen vom Äquator über Angola und Sambia nach Süden vor und erreichen Namibias Norden und Nordosten. Je weiter es nach Südwesten geht, umso geringer werden die durchschnittlichen Niederschlagsmengen.
Читать дальше