Hier haben wir eine vaskuläre Störung. Ich würde sagen, ein Aufstauen von etwas – ein Aufstauen von Lymphe. Es gibt einen starken Stau und dieser wird zu einem ziemlich großen ätiologischen Faktor in jener Pathologie. Irgendwann muss es einen allgemeinen Zug auf die Faszien gegeben haben – nicht nur einem lokalen, spezifischen Zug auf die Faszien, sondern einen allgemeinen Zug auf diese wichtige Reziproke Spannungsmembran.
Wo würden wir nach einer Obstruktion der hauptsächlichen Lymphdrainage suchen? Die Drainage des gesamten Körpers außer der des rechten oberen Quadranten? Denken Sie an den Ductus thoracicus, der von der Cisterna chyli wegführt, in welche die Lymphe von unterhalb drainiert. Die Lymphe wird im Anschluss daran den Ductus hinauf transportiert und in die linke V. subclavia entleert. Denken Sie wieder an die Ziege des Alten Doktors auf dem Bergpfad, die an jener Stelle gegen den Felsbrocken läuft, an der sich die Crura diaphragmatica oberhalb der Aorta und der Cisterna chyli kreuzen. Können Sie es sich nun bildlich vorstellen?
Lassen Sie uns jetzt über die Anwendung der Wissenschaft der Osteopathie sprechen. Wie können wir den normalen Fluss des Lymphstromes regulieren und sicherstellen? Ich möchte diese Anwendung als eine Demonstration nicht-schneidender Medizin bezeichnen.
Es ist bei jeder Behandlung notwendig, sich als ersten Schritt des Vorgehens ein mentales Bild des Mechanismus zu machen. Beachten Sie, dass das physikalische Ausleeren des Lymphstromes in das venöse System am Eintrittsort des Ductus thoracicus in die V. subclavia sinistra passiert. Diese physiologische Entleerung verlangt einen sanften und ziemlich einzigartigen siphonartigen, ansaugenden Vorgang im Ductus thoracicus.
Dieser Vorgang kann mithilfe fühlender, sehender, kluger und wissender Finger unterstützt und erleichtert werden. Eine solche Unterstützung unterscheidet sich eindeutig von manueller Manipulation. Während der Behandlung stellen die Finger der einen Hand den Kontakt zu den Lymphknoten her, während durch die andere Hand, die darüber gelegt wird, eine sich übertragende Vibration verursacht wird. Zwischen den Anwendungen sollte eine Ruhepause erfolgen.
Die erste Anwendung wird am oberen linken Thorax nahe der Axilla durchgeführt. Die zweite geschieht mit einem Lift im Bereich oberhalb der Cisterna chyli. Die dritte Anwendung erfolgt mit einem Lift am großen Omentum.
Diese sich übertragende Vibration setzt einen siphonartigen, saugenden Prozess in Gang. Der erste ansaugende Vorgang tritt an jener Stelle im oberen linken Bereich des Thorax auf der Ebene der Axilla auf, wo sich Lymphknoten befinden Wenn Sie sie nicht finden, schauen Sie nach den Chapman - Reflexen. Dann gehen Sie hinunter zum Epigastrium. Dort befinden sich weitere Lymphknoten. Als Nächstes gehen Sie zum Omentum hinunter und heben es an. Das Ziel beim Liften des großen Omentum ist, es umzudrehen.
Auch dort befinden sich Lymphknoten, diese kleinen Dinge, durch die ‚feinere Nerven verlaufen als sogar im Auge‘. Das gilt für das gesamte Lymphsystem des Körpers. Ich kann mich an einen Patienten erinnern, einen Kriegsveteranen, mit einem schlimmen Fall von Lymphstau und all den daraus resultierenden Folgen. Nachdem der Stau aufgehoben war, kam es zu einem der überraschendsten Ergebnisse, die sich je vor den Augen eines Behandlers abgespielt haben.
Alles, was dazu gehört, ist das Ziel, die Lymphe durch ihre normalen Kanäle und all die kleinen Knoten fließen zu lassen. Das System sammelt ständig Stoffe an. Es handelt sich um das Klärsystem des Körpers, welches die Stoffwechselabfälle abtransportiert, die Gifte und die Moleküle, denen die Kapillaren verschlossen sind. Es ist ein wunderbares System.
Sie haben sicherlich schon von Millers lymphatischer Pumpe gehört. 63Sie macht das Gleiche mithilfe des sekundären Atmungssystems.
Mit der von mir beschriebenen Methode zur Erleichterung des Lymphstromes und der Kontrolle der Tide, indem man die Fluktuation auf ihre kurze rhythmische Periode herunterbringt, haben Sie einen Austausch sämtlicher Körperflüssigkeiten. Wenn Sie den Primären Atemmechanismus nutzen, müssen Sie keinen mechanischen Aufwand betreiben. Durch das Halten der Wände des vierten Ventrikels bekommen Sie eine Transmutation. Sie haben es mit dem Motor zu tun, der die Arbeit durch die primären Atemzentren am Boden des vierten Ventrikels übernimmt. Über diese physiologischen Zentren können Sie das gesamte System erreichen.
ZEICHNUNG I–14: DIE ANWENDUNGSBEREICHE FÜR DIE BEHANDLUNG DER LYMPHE NACH DR. SUTHERLAND
Gezeigt werden das Gebiet der Verbindungsstelle zwischen Ductus thoracicus und V. subclavia, der Verlauf des Ductus thoracicus und das Omentum.
Von Zeit zu Zeit werden Sie mich sagen hören, dass der arterielle Blutstrom übergeordnet ist; aber die Zerebrospinale Flüssigkeit hat das Kommando. Ich hoffe, Sie werden verstehen, dass das Kraniale Konzept ein Gedankenbeitrag ist, der die Aufmerksamkeit auf einen bis dahin unerforschten Bereich oder Zweig der Wissenschaft der Osteopathie lenkt. Es ist ein Gedanke, der sich in keiner Weise von der Wissenschaft der Osteopathie entfernt. Machen Sie sich das klar. Keine Trennung. Es handelt sich nicht um eine Spezialisierung an sich; es ist nicht einfach eine Behandlungsmethode. Wir haben es mit einer Wissenschaft zu tun.
Es ist wichtig, die Nervenfasern und Ganglien in ihrer Beziehung zur Bewegung der Knochen zu visualisieren, um ein komplettes diagnostisches Bild der Probleme Ihrer Patienten zu bekommen. Ich möchte mit Ihnen einige meiner Erfahrungen in bestimmten Situationen teilen. Denken Sie aber daran, dass die Möglichkeiten endlos sein können. Lernen Sie, mit Ihrem Wissen über den Verlauf, den die Nerven von ihren Nuclei zu ihrem jeweiligen Ziel nehmen, zu arbeiten. Berücksichtigen Sie dabei vor allem, dass unendlich kleine Strains im kranialen Bereich möglich sind.
Betrachten Sie die durale Umhüllung des V. Hirnnervs an seiner Verzweigung, dort wo die einzelnen Zweige das Ganglion trigeminale verlassen. Fokussieren Sie ihre Aufmerksamkeit auf einen unendlich kleinen Strain der duralen Umhüllung des mittleren Zweiges, dem N. maxillaris, wenn eine Rotation der Pars petrosa des Os temporale die Spannung in diesem Bereich erhöht. Eine solche Situation besteht häufig im Falle einer Trigeminusneuralgie. Stellen Sie sich vor, wie unangenehm es für einen Menschen ist, eine enganliegende Ärmelmanschette zu tragen. Dies ist ein passendes Bild für einen Vergleich mit dem unangenehmen Gefühl im Gesicht, das man bei einer Trigeminusneuralgie verspürt.
Es gibt eine weitere kleine Situation, die man bei einer Trigeminusneuralgie erkennen muss. Es handelt sich dabei um einen besonderen Strain im Verlauf des N. infraorbitalis, der durch eine Überdehnung hervorgerufen wird. Die enganliegende durale Umhüllung ist möglicherweise beeinträchtigt im Verlauf des Nervs, um die schmale Rinne am Proc. orbitalis des Os palatinum und weiter durch die Rille in der Maxilla, bis zu seinem Ausgang am Foramen infraorbitale unterhalb des Os zygomaticum.
Ich rate zu einer genauen Untersuchung, um zu wissen, ob winzige Strains in der Beziehungsmechanik zwischen den Ossa palatina und den Maxillen vorkommen. Denken Sie dabei immer an Auswirkungen auf das Ganglion pterygopalatinum. Diese Art Strain, hervorgerufen durch Überdehnung, kann auch im Verlauf des N. ischiadicus vorkommen. Es gibt spezifische Stellen im Verlauf all dieser Nerven, an welchen dieses Entrapment-Problem auftauchen kann.
Stellen Sie sich die Auswirkung von Bewegung auf die physiologische Funktion des Ganglion trigeminale vor. Letzteres befindet sich in der Nähe der Spitze der Partes petrosae der Ossa temporalia, an der diese spezielle rollende, rotierende Bewegung die gesamte Zeit regelmäßig stattfindet. Fühlen Sie die schaukelnde Bewegung der Lamina cribrosa des Os ethmoidale in Verbindung mit den Bulbi olfactorii. Sehen Sie nun die ‚Bewegungsvision‘ in der Aufhängung des Ganglion ciliare in den Orbitae.
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