Wieland Becker
ABENDDÄMMERUNG IM WESTEN
Gedanken und Notizen zur Welt
von gestern, heute und morgen
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Für Chris, Conni, Hannelore, Fraka, Regina, Gisela, Jirka und Rudolf
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelfoto: Wolfgang Buddrus, Altefähr
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel Wieland Becker ABENDDÄMMERUNG IM WESTEN Gedanken und Notizen zur Welt von gestern, heute und morgen Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Titelfoto: Wolfgang Buddrus, Altefähr Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Vorwort
Geschichtslos, ratlos, planlos ... Warum findet die Welt keinen Frieden?
I. Leben zwischen Krieg und Frieden
Exkurs zum Soldatenleben zu DDR-Zeiten
II. Heldengeschichten?
III. Die Toten und die Überlebenden
Zwei „Tauben“ unter den „Falken“
Nachrichten von Kriegsschauplätzen oder: Der Abschied von Clausewitz
Lateinamerika oder: Der wahre Wert westlicher Menschenrechte
Exkurs Naher Osten
Zerfall eines Imperiums und ein neues Zeitalter des Aufbruchs zu den alten Ufern
Ein „Kainsmal“ des XX. Jahrhunderts
Die Unschuldigen mit den blutigen Händen
IV. Man wird nicht als Soldat geboren
V. Wann kommt er, der ewige Frieden?
Der Triumph des Neoliberalismus über die Demokratie
VI. Schluss-Punkt
Vabanquespiel „Zukunft“
Von der Transformation von 1989 zum Stand der Dinge 2014
Über gewollte und tatsächliche Unwissenheit in der Politik
Das Jahr 1989 – Vorgeschichte, Verlauf und Folgen
Die neue internationale Ordnung – Ziele und Strategien
Chronologie I Der afghanische Kriegsschauplatz 1979 bis 2014
Afghanistan nach dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte 1989 bis 1994
Die Herrschaft der Taleban 1996 bis 2003
Chronologie II Kriegsschauplatz Irak 2003 - 2014
Die Welt nach dem 11. September
„Operation Iraqi Freedom“
Die mediale „Inszenierung“ der Welt
Wie wir Amerikas Präsidenten lieben
Chronologie III Der „Arabische Frühling“
Zu Ursachen, Beginn und Verlauf des „Arabischen Frühlings“
Ägypten, Kairo, „Tahrir-Platz“
Libyen – ein Machtkampf und das grausame Ende eines schrecklichen Diktators
Chronologie IV Syrien – ein endloser, verheerender Bürgerkrieg im Spannungsfeld Naher Osten
Chronologie V Die „Causa“ Ukraine
Vom Beginn der Proteste im November 2013 bis zur Besetzung des „Maidan“ Anfang 2014
Von der Besetzung des „Maidan“ bis zum Sturz Janukowytschs
Die selbsternannte neue Regierung und die „Krimkrise“
Zur westlichen bzw. deutschen Politik in der Ukraine und gegenüber Russland – ein Fazit
Denkt man an Deutschland
Die Demokratien des Westens und der Islam
Wohin treibt der neoliberale Finanzkapitalismus die Welt?
Exkurs zu Bedrohungen der Zukunft
Syrien, Giftgasangriff und Obamas „Rote Linie“
Im Namen der unvergleichlichen deutschen Demokratie!
Januar 2015 Tage des Todes
Unerwartete Wandlungen und Hoffnungen
Terry Eagleton – Katholik und Marxist
Katholizismus und Marxismus – zwei feindliche Brüder
Unzeitgemäße Erinnerungen und Befindlichkeiten
Zum Tag der deutschen Einheit 2013
25 Jahre nach dem „Mauerfall“ oder: Wofür steht die Bundesrepublik?
POST SCRIPTUM
Literatur- und Materialübersicht
Endnoten
Wird es sie je geben?
„Ich schreibe ein Buch über den Krieg. Ich, die ich keine Kriegsbücher mochte, obwohl sie in meiner Kindheit und Jugend bei all meinen Altersgenossen die gängige Lieblingslektüre waren. Das ist nicht weiter erstaunlich – wir waren Kinder des Sieges. Kinder der Sieger. Was erinnere ich noch vom Krieg? Mein kindliches Unbehagen vor unbekannten und furchteinflößenden Worten. Über den Krieg wurde unentwegt gesprochen: in der Schule, zu Hause, bei Hochzeiten und Taufen, an Feiertagen und auf dem Friedhof. Sogar unter Kindern. Der Krieg blieb auch nach dem Krieg die Heimstatt unserer Seele. Alle lebten dort, alles hatte seinen Ursprung in dieser schrecklichen Zeit, auch in unserer Familie: Mein ukrainischer Großvater, der Vater meiner Mutter, ist an der Front gefallen, meine weißrussische Großmutter, die Mutter meines Vaters, ist bei den Partisanen an Typhus gestorben, zwei ihrer Söhne sind verschollen, von den dreien, die sie an die Front geschickt hatte, kam nur einer zurück – mein Vater. Schon als Kinder kannten wir keine Welt ohne Krieg, die Welt des Krieges war die einzige Welt, und die Menschen des Kriegs die einzigen Menschen, denen wir begegneten. Ich kenne auch heute keine andere Welt und keine anderen Menschen. Hat es sie je gegeben?“
Swetlana Alexijewitsch im Jahre 2003 *
Als 1990 die Sonne über dem kommunistischen Osten unterzugehen begann, endete eine Epoche der Konfrontation zwischen kapitalistischen und sozialistisch-kommunistischen Staaten, die sich nach dem Ende des II. Weltkrieges in Blöcken gegeneinander verbunden hatte. Als nach der russischen Oktoberrevolution die Sowjetunion geschaffen wurde, nahm diese Konfrontation ihren Anfang, denn die Staaten Europas, dazu noch Japan, mobilisierten noch während des I. Weltkrieges ihre Kräfte, um der russische Konterrevolution zum Siege zu verhelfen. 1920 war dieser Versuch gescheitert. Mit äußerster Härte wurde dagegen die Ausweitung auf Europa, insbesondere auf Deutschland verhindert.
Sechs Jahre kämpften ab 1939 Frankreich, Großbritannien, die Sowjetunion und schließlich auch die USA in Europa und in Ostasien gegen den faschistischen Verbund von Deutschland, Italien und Japan. Ungeheure Opfer und Anstrengungen waren notwendig, um einen weltbeherrschenden Sieg des Faschismus zu verhindern. Mit den nach dem Krieg geschaffenen Machblöcken brach die Zeit des „Kalten Krieges“ an, die sich auf Europa beschränkte. Denn Kriege gab es außerhalb Europas permanent. Vor allem war es die USA, die mit ihrem antikommunistischen Feldzug, immer wieder zu den Waffen griff.
Die kommunistische Welt hatte gerade 72 Jahre Bestand. Es war ein globales Scheitern eines großen Gesellschaftsentwurfs, der in der Realität kommunistischer Herrschaft sehr schnell und radikal zur Legitimation der Herrschaft Partei-Eliten verkam, die sich auf Karl Marx berufend, weder willens waren, in dessen Sinne eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen, noch bereit waren, ihre Herrschaft durch demokratische Entscheidungen zu legitimieren.
Der „Kalte Krieg“ war nur eine Dominante in der Systemauseinandersetzung. Die andere war der dauerhafte und in gewisser Weise gnadenlose ökonomische und politisch-ideologische Wettbewerb. Auf diesem Feld fiel schließlich die Entscheidung.
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