Eveline Luutz - Leben auf brüchigem Eis

Здесь есть возможность читать онлайн «Eveline Luutz - Leben auf brüchigem Eis» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Leben auf brüchigem Eis: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Leben auf brüchigem Eis»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Für ihre Enkelin Eva bleibt Gertrud Ludewig für zwanzig Jahre eine Unbekannte, obgleich sie sich immer wieder begegnen. Jedoch ausgerechnet Eva bietet Gertrud ihr Lebensgeheimnis an, wenn diese ihr einen letzten Wunsch erfüllt. Dieser Wunsch ist ebenso bizarr wie Gertruds ganzes Leben.

Leben auf brüchigem Eis — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Leben auf brüchigem Eis», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Meine Großmutter hingegen schien mir nicht wirklich zu dem Dorf, in welchem sie seit Jahrzehnten lebte, zu gehören. Wie ein Fremdkörper nahm sie sich aus. Sie kannte niemanden wirklich und ihre Mitbewohner kannten sie nicht. Großmutter hatte sich abgekapselt. Sie ließ niemanden an sich heran und besaß im Dorf weder gute Bekannte noch eine Freundin. Meine Großmutter wurde von ihren Mitmenschen respektiert und gefürchtet, aber nicht geliebt.

Wenn ich mit meiner Mutter durch Geestade, ihren Geburtsort, schlendere, in welchem Mama seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr wohnt, wird sie von den Alteingesessenen vertrauter gegrüßt als meine Großmutter, die nahezu ihr ganzes Leben in diesem Dorf verbrachte. Alte Frauen und Männer umarmen meine Mutter bei zufälligen Begegnungen auf der Straße zuweilen aus einer spontanen Regung heraus, einfach so, weil sie ihr noch immer zugetan sind. Und meine Mutter lässt sich umarmen und in Gespräche ziehen.

„Guten Tag, Arabella, auch mal wieder im Lande“, hallt es meiner Mutter in Geestade fortwährend entgegen.

„Ja, Herr Lewerenz“, lächelt meine Mutter freundlich zurück. „Das ist Eva, meine Tochter“, stellt sie mich jedermann sichtbar stolz vor.

„Eine hübsche Tochter hast du, da kannst du stolz drauf sein.“

„Bin ich auch, Herr Lewerenz. Wie geht es Ihrer Frau? …“, so verlaufen die alltäglichen Gespräche, die meiner Mutter von den Einheimischen angetragen werden.

Solche Gespräche, für welche die englische Sprache das Wort Small-Talk kennt, schmale und kurze Dialoge, in denen keine bewegenden Probleme erörtert werden, in denen es mehr um die Geste der Freundlichkeit als um Weltbewegendes geht, sind mit meiner Großmutter undenkbar. Es war nicht etwa so, dass Großmutter derartige Vertraulichkeiten unterband. Sie fanden einfach nicht statt. Die Leute trugen ihr diese nicht an. Mag sein, sie fürchteten sich insgeheim vor einer Abweisung seitens meiner Großmutter.

Auch ich fürchtete mich lange Zeit vor ihr, vor ihren strengen, unbeteiligten Blicken, der harten Stimme und dem verschlossenen, verhärmten Gesicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie sich mir jemals liebevoll zuwandte, dass sie mit mir spielte, mir ein Märchen vorlas oder eine Geschichte erzählte. In der Gegenwart von Großmutter fühlte ich mich stets seltsam gehemmt, befiel mich immer das Gefühl, sie zu stören. Sie interessierte sich nicht für mich, meine kleinen Kümmernisse und meine kühnen Gedanken.

Erst später, die ersten Schuljahre lagen bereits hinter mir, fragte Großmutter mich bei unseren Besuchen manchmal mit ihrer harten Stimme nach meinen Schulnoten. Allein die Frage verursachte mir Unbehagen, obgleich meine Schulnoten nie Anlass zu einer Klage boten. Ich liebte die Schule und meine erste Lehrerin, Frau Gerlach, innig. Ich brannte darauf, alles zu wissen: Warum die Flugzeuge nicht vom Himmel fallen. Welche Sprache die Fische sprechen. Wo der Rio Orinoko fließt. Wie man ein Gedicht schreibt. Wie man im Lateinischen das Gerundium bildet. Mit jeder Frage konnte ich meine Mutter behelligen. Jede nahm Mama ernst. Meine Mutter ermutigte mich, mich weiter voranzufragen, mir fragend die Welt zu erschließen. Mit mir gemeinsam suchte Mama nach Lösungen, auch wenn sie diese bereits wusste. Dabei unterwies sie mich geduldig, wo und wie ich suchen musste, um selbst auf Antworten zu stoßen, sie mir zu entdecken. Sie zeigte mir die Handhabung von Mitteln und Wegen, um selbst Antworten auf meine endlosen Fragen zu finden. Sie erklärte Worte und Zusammenhänge, die ich noch nicht verstanden hatte. Mit zwölf Jahren bereits benutzte ich nicht nur Lexika und Sachbücher, die zuhauf in den Bücherschränken unseres Hauses standen, sondern jede Suchmaschine im Internet eigenständig und souverän. Es gab keinen Grund, Großmutters Frage nach meinen Schulleistungen zu fürchten und doch fürchtete ich sie. Bis heute weiß ich nicht, worauf ihre Fragen eigentlich abzielten, weiß ich nicht, ob sie sich tatsächlich für mich interessierte oder nur einen Gesprächsfaden knüpfen wollte. Befangen, wie ich mich Großmutter gegenüber fühlte, beantwortete ich ihre Fragen knapp und möglichst präzise. Großmutter beschied sich mit der Auskunft, die ich ihr gab, sie lobte oder tadelte nicht, sie fragte nicht nach, so als sei ihr Interesse im Fragen bereits erloschen. Aus ihrer Art zu fragen, las ich Gleichgültigkeit heraus und zog mich instinktiv zurück. Vielleicht war das ein Fehler, deutete Großmutter mein Verhalten als Ablehnung. Ich empfand einfach zuviel Respekt und Furcht vor dieser gestrengen, unnahbaren Frau.

Großmutters Zeit und Aufmerksamkeit für mich zu beanspruchen, sie mit einem harmlosen Scherz zum Lachen zu verleiten, wagte ich einfach nicht. Mir schien stets, Großmutter bedrücke ein Leid, so bitter, dass es ihre Gesichtszüge verhärtete, und das sie ganz und gar verschlinge wie ein gewaltiger Krake. Regelmäßig verspürte ich in Großmutters Gegenwart Anflüge eines schlechten Gewissens, nur weil ich mich fröhlich und unbeschwert fühlte, weil ich vor Heiterkeit tänzelte und sang. Meine Freude schien mir unpassend angesichts des Ernstes und der Bitterkeit, die in ihren Zügen lagen. Ich wagte nicht einmal den Versuch, sie mit meiner Heiterkeit anzustecken, sie mit Nichtigkeiten oder einem Scherz aus ihrem Schmerz herauszureißen.

Meine Cousins, allesamt älter als ich, gingen ganz anders mit Großmutter um. Sie begegneten ihr jeden Tag und kannten sie besser als ich. Sie zeigten weder Furcht noch Achtung vor ihr. Keiner von ihnen redete sie respektvoll mit „Großmutter“ an.

„Oma, mach mal“, forderten sie im Ton eines Kommandeurs. Sie baten nicht und doch kam Großmutter ihren Forderungen widerspruchslos nach.

Sogar Simon, mein jüngster Cousin, nur wenige Monate älter als ich selbst, ein miserabler Schüler und im Umgang mit Gleichaltrigen furchtbar gehemmt und angepasst, kommandierte sie auf diese Weise herum. Ich wagte es nicht, ebenso mit ihr umzuspringen. Wir blieben uns fremd bis zu jenem denkwürdigen Tag.

Der März neigte sich seinem Ende zu. Wir schrieben den Donnerstag vor Ostern.

In diesem Jahr lagen die Osterfeiertage ungewöhnlich früh. Noch kündete nichts vom Frühling. Die Vegetation zeigte sich noch winterlich. Die letzten kärglichen Schneereste waren seit ein paar Tagen geschmolzen, aber die Tagestemperaturen bewegten sich nur knapp über dem Gefrierpunkt. Von Norden her blies ein kalter, unwirtlicher Wind über das Meer. Er wühlte das Wasser der Ostsee auf und schleuderte die Wellen machtvoll gegen den Strand. Immer neue Wolken schob er zu dunklen Wolkengebirgen zusammen, zwischen denen kein Sonnenstrahl hindurch zu dringen vermochte. Es sah aus, als werde sogleich ein Unwetter niedergehen, doch noch ehe die schwarzen Wolken sich ihrer Last entledigen konnten, hatte der Wind sie weiter ins Binnenland hinein geschoben.

In diesem Jahr würde niemand die bunten Ostereier für die Kinder im ersten Grün des Grases verstecken können; alles war noch kahl.

Mama und ich hatten verabredet, die freien Tage gemeinsam an der Ostsee zu verbringen. Zwar wohnten wir nur gut fünfzig Kilometer vom Meer entfernt und gleich hinter unserem Grundstück erstreckte sich ein kleiner, klarer See, in welchem wir vom frühen Sommer bis in den späten Herbst hinein badeten. Dennoch besaß das Meer einen ganz besonderen Reiz für uns beide, der uns immer wieder dazu verlockte, ab und an ein Zimmer auf dem Darß zu mieten. Jedes Jahr vertauschten wir, in der Regel außerhalb der Saison, für ein paar Tage unser Haus mit zwei kleinen Zimmern unter dem Dach von Frau Krawuttke. Frau Krawuttkes Katen lag gleich hinter dem Deich und vom Dachfenster aus konnte man das Meer riechen und sich nachts vom Auf und Ab der Brandung in den Schlaf wiegen lassen.

Ein weiterer Grund für unsere immer wiederkehrenden Besuche in Zingst war, dass hier Onkel Friedhelm und Tante Annelies wohnten.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Leben auf brüchigem Eis»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Leben auf brüchigem Eis» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Leben auf brüchigem Eis»

Обсуждение, отзывы о книге «Leben auf brüchigem Eis» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x