So rot war selten je ein Herbst;
und sieh, was vorher grün, wirkt duftig gelb.
Die Zeit blüht auf.
Die Zeit blüht auf, bevor der Wind
den Rest der Blätter ins Vergessen fegt
und Nebel kommt.
Und Nebel kommt? Blick nicht betrübt!
Was ist, füg in dein Herz und sei gewiss:
Die Zeit ist gut.
Weit dehnt sich das Tal;
grüngefleckt, strohern und rostig.
Schmerz und Hoffnung
wehen über die Hügel,
ziehen hin bis zur Waldung
am Horizont und vereinen sich
mit dem grau-blauen
Blinklicht des Himmels.
Die eiligen Tage
verzögern den Schritt.
Es ist Herbst geworden.
Abschied und Ernte
genießen die Zeit.
Sieh den Kastanienbaum!
Sein Blattwerk mahnt: Das Jahr ist alt geworden.
Das späte Licht hat sich entfernt, doch du
bemerkst es kaum.
Der Herbst zürnt aufgebracht
und schickt zum Stoppelfeld die Sturmeshorden.
Die Zeit bezieht Quartier für eine lange
Winternacht.
Was folgt? Was kommt danach?
Bringt uns der neue Frühling neues Morden?
Erwächst uns Frieden?
Oder bleibt der Zukunftsacker brach?
Die Fragen schweigen nicht.
Was tun, wenn Angst, Befürchtung überborden?
Verzagtheit ist ein wirres Spiel. –
Erhebe dein Gesicht!
So sanft in Stille eingewoben
verbring ich nun die Winterzeit.
Die Zeit: Gelegenheit zum Loben,
zum Rückblick und zur Dankbarkeit.
Was war, was immer kam gegangen
im trägen Schritt, im Überfall
des jähen Lichtes auf den Wangen,
es blinkt und schwingt, wird Widerhall;
wird Widerhall von Ruf und Gnade,
wird Einsicht in der Führung Sinn.
Ich stehe an des Stroms Gestade
und weiß, dass ich verwandelt bin.
Viel Schnee ist schon gefallen
in letzter Nacht.
Das Weiß der weiten Felder
erstrahlt in Pracht.
Sie Saat ruht in der Erde.
Das Korn vergeht;
und keimt doch hin zum Leben,
das aufersteht.
Ich sehe und betrachte
dies Winterbild.
Hat sich nicht Gleichnishaftes
an uns erfüllt?
Es waren unsre Sünden
wie Blut so rot.
Schneeweiß sind sie geworden
durch Christi Tod.
Des Lebens Kraft erwies sich
im Auferstehn.
So dürfen wir die Wege
getröstet gehn.
Wie im Frühling
die Pracht der Blüte
so, Herr, ist deine Liebe;
Liebe, die mich neu belebt
und glücklich macht.
Wie im Sommer
das Flutlicht der Sonne
so, Herr, ist deine Liebe;
Liebe, die mich wärmt
und deine Nähe spüren lässt.
Wie im Herbst
die Fülle der Früchte
so, Herr, ist deine Liebe;
Liebe, die mir Reife
und Ruhe schenkt.
Wie im Winter
die Decke des Schnees
so, Herr, ist deine Liebe;
Liebe, die mich beschützt,
bis ich erwache
vor deinem Angesicht.
Wie schön, den frühen Tag zu sehn
Wie schön, den frühen Tag zu sehn,
wenn noch die vielen Stimmen schweigen
und die Gedanken im Gebet
Gott voller Ehrfurcht Dank erzeigen!
Dann sendet er den Segen aus,
erfüllt das Herz mit Mut und Freude,
gibt Ruhe und Entschiedenheit
zur Arbeit und Geduld im Leide.
Dann stehen wir nicht hilflos da –
denn er schafft Wollen und Vollbringen –
und brauchen nicht der Menschen Gunst
durch Leistung und Verzicht erzwingen.
Gott hält zu uns und bleibt uns treu,
selbst wenn wir zweifeln und versagen.
Ein jeder Tag ist sein Geschenk!
Auf! Lasst ihn uns auch heute wagen!
Die Sonne scheint, der Tag ist da!
Das Licht der Welt ist uns noch nah;
und wen es jetzt erleuchtet und erhellt,
wird ebenfalls zum Licht der Welt.
Seid nur getrost und sorgt euch nicht.
Auch das Verborgne kommt ans Licht.
Der Herr, der ewig in dem Lichte wohnt,
ein jedes Werk gerecht belohnt.
Sein Leuchten immer heller scheint,
auch wenn die Welt es anders meint.
Drum schlafe, wer da länger schlafen mag:
Die Sonne Christus preist den Tag!
Herr, an jedem neuen Morgen
lehrst du mich die Tage zählen,
willst, dass meine Zeit gelingt,
tröstest mich durch dein Erwählen.
Habe Dank für deine Liebe,
die mich stündlich neu begleitet
und zum Reden, Schweigen, Tun,
Herz und Hände vorbereitet.
Schenk dem Weinstock das Gedeihen,
stärke mich durch Mut und Glauben,
dass die Lebensernte reift
zu der Fülle süßer Trauben.
Segne mich mit deiner Treue!
Niemals will ich von dir weichen.
Lass mich, wenn die Zeit verrinnt,
deine Ewigkeit erreichen!
Nun ist Abend, falt’ die Hände,
werde still, es ist schon spät;
lasse werden, was in Hoffnung
du tagsüber ausgesät.
Keinen Wunsch musst du verbergen,
lebe Glauben und Verzeihn,
so wirst du, von Gott gesegnet,
jeden Tag zufrieden sein.
Sende in die Himmelweite
jetzt hinauf ein Abendlied;
schlafe gut, bis dann am Morgen
dich die Sonne wiedersieht,
die dir Licht gibt, zu erkennen,
was dir Gott längst zugedacht.
Wisse, ER, der Herr der Zeiten,
ist dir nah, hat auf dich Acht.
Wolken, Spätsonnenglut,
Gräser im Winde.
Was mir noch ferne ist,
ob ich’s ergründe?
Wolken – so rasch vorbei,
eh ich erkenne.
Sonnenglut – dunkles Grau,
ehe ich brenne.
Menschenzeit blüht wie Gras.
Mahnt es vergeblich?
Mensch, läufst dem Glücke nach,
läufst und verfehlst dich.
Wachen im Dämmerlicht.
Leuchten verglommen.
Tag, der nie enden wird,
wann wirst du kommen?
O schöner Schlaf,
komm und decke zu
die Bürde dieser Zeit!
Denn siehe, unergründlich,
fast erdrückend ist,
was uns zu tragen auferlegt,
was wir uns selbst verschuldet.
Darum: Nicht feige,
göttlich geboten,
ist das Vergessen.
In allem, was geschehen
und noch geschieht:
Zuvorgekommen dem Elend
ist das Heil.
O schöner, tiefer Schlaf,
mach stark zum Tag!
Er kommt so schnell.
O schöner Schlaf,
bald kommt der Tag,
da werden wir aufwachen
in unermesslicher Freude.
Sein wird uns wie den Träumenden,
die nur mit Blinzeln erblicken
das Licht der Frühe;
doch weil wir berührt
von der Kraft der Sonne,
muss zerreißen der Schleier
und lobpreisend werden wir schauen:
Das Alte ist vergangen,
alles ist neu geworden!
O schöner, letzter Schlaf,
bring uns hindurch
zur Wohnung des Lichtes!
Das Jahr ist noch jung,
ein noch schweigsames Land;
das Herz atmet Frische,
und stark ist die Hand.
Erwartung glüht rot,
und die Hoffnung strahlt grün,
die Spannung des Wachseins
erfüllt dein Bemühn.
So pfleg und bebau
deinen Garten, dein Feld,
und glaube, dass Jesus
Читать дальше