Barbara Cartland - Falsches Spiel der Liebe wegen

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Roxana Brunts Cousine Caroline ist verzweifelt. Sie soll den Marquis von Quorn heiraten, liebt aber einen anderen. Als der Marquis aus äußerst egoistischen Gründen immer stärker auf Heirat drängt, läßt sich Roxana aus Liebe zu Lady Caroline überreden, den Platz ihrer Cousine vor dem Altar einzunehmen. Doch ihr falsches Spiel wird entdeckt und der Marquis ist überrascht, welche Frau er da geheiratet hat. Kann das Paar dennoch Liebe finden?

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Falsches Spiel Der Liebe Wegen

Barbara Cartland

Barbara Cartland E-Books Ltd.

Vorliegende Ausgabe ©2015

Copyright Cartland Promotions 1985

Gestaltung M-Y Books

www.m-ybooks.co.uk

1 ~ 1820

Roxana saß auf der Fensterbank des einstigen Schulzimmers im herzoglichen Schloß. Plötzlich flog die Tür auf, und ihre Kusine stürmte herein.

Ein Blick in das hübsche Gesicht des Mädchens sagte Roxana sofort, daß irgend etwas nicht stimmte.

„Was ist los, Caroline?“

Zunächst sah es so aus, als könnte Lady Caroline Brunt kein Wort hervorbringen. Dann ging sie wütend zu Roxana.

„Ich heirate ihn nicht! Was immer Papa auch sagen mag!“

„Wovon redest du?“ rief Roxana verwundert.

Caroline setzte sich zu ihr auf die Bank und schlang die zitternden Finger ineinander.

„Du wirst es nicht glauben!“

Roxana legte ein Kleid der Herzogin beiseite, an dem sie gerade eine Spitzenborte mit winzigen Stichen ausbesserte.

„Erzähl mir alles“, bat sie mit sanfter Stimme. „Du bist ja völlig aufgelöst.“

„Aufgelöst? Ich bin wütend und todunglücklich - und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.“

Diese Worte klangen so mitleidserregend, daß Roxana die Hand ihrer Kusine ergriff.

„Nun erzähl doch endlich!“

„Wie ich soeben von Papa erfuhr, hat er den Marquis von Quorn zum Hindernisrennen eingeladen, das am Mittwoch stattfinden soll. Der Marquis möchte um meine Hand anhalten.“

„Der Marquis von Quorn! Bist du sicher?“

„Natürlich. Und als ich erklärte, ich würde ihn niemals heiraten, sagte Papa nur: ,Ich wünsche nicht mit dir darüber zu streiten, Caroline. Wende dich an deine Mutter.‘“

Die beiden Mädchen schwiegen. Sie wußten, wie sinnlos es war, mit der Herzogin zu reden. Wenn sie einmal einen Entschluß gefaßt hatte, gelang es niemandem, sie umzustimmen.

Nach einer Weile sprang Caroline auf.

„Ich heirate ihn nicht! Du weißt, daß ich Patrick liebe. Er wartet nur noch auf eine gute Gelegenheit, um mit Papa zu sprechen.“

Roxana sagte nichts. Sie befürchtete schon seit langer Zeit, daß man ihrer Kusine niemals erlauben würde, Patrick Fairley zu heiraten. Patrick, ein Nachbar des Herzogs, war der Sohn eines Baronets und ein sehr liebenswerter junger Mann. Es gab nichts an ihm auszusetzen, aber die ehrgeizige Herzogin wünschte sich einen vornehmeren Schwiegersohn. Ein einfacher Landedelmann kam nicht in Frage.

Normalerweise fügte sich Caroline den Wünschen ihrer Mutter und war in jeder Hinsicht eine mustergültige Tochter. Nur Roxana wußte, wie sehr die Liebe ihre Kusine verändert hatte. Nun ließ Caroline zum ersten Mal das Erbe der Herzogin erkennen - einen eisernen Willen.

Es war kein Wunder, daß sie Patrick liebte, den sie seit ihrer frühen Kindheit kannte. Erst vor zwei Monaten hatte Caroline das Schulzimmer verlassen, um in der Gesellschaft zu debütieren. Davor hatte sie niemals an den Dinnerpartys ihrer Eltern teilgenommen, sondern ihre Zeit mit Roxana und der Gouvernante im ersten Stock des Schlosses verbracht. Sie hatte kaum gesellschaftliche Kontakte gehabt. Aber Patrick begegnete ihr fast täglich, wenn sie mit Roxana ausritt. Und so war es nahezu unvermeidlich gewesen, daß sich die beiden ineinander verliebt hatten.

Nur Roxana war eingeweiht und fragte sich, was geschehen würde, wenn die Herzogin dahinter kam. Nein - danach brauchte sie sich nicht zu fragen. Sie wußte es nur zu gut.

Die Herzogin hatte ihren Mann gezwungen, alle verfügbaren hohen Ämter im County zu übernehmen und seinen ererbten Pflichten im königlichen Palast nachzukommen, was ihm gründlich mißfiel. Er zog das einfache Leben vor, und es hätte ihm vollauf genügt, sein Landgut zu verwalten und sich mit seinen Pferden und Hunden zu amüsieren. Sein einziges extravagantes Interesse galt seinen Rennpferden, die ihm eine willkommene Gelegenheit boten, diverse Rennen zu besuchen, wofür sich die Herzogin zu seiner Erleichterung nicht begeisterte.

Bei einem solchen Rennen mußte er wohl den Marquis von Quorn kennengelernt haben. Denn normalerweise bewegte sich der Marquis in ganz anderen Kreisen als der Herzog und die Herzogin von Bruntwick.

Der Ruf dieses Mannes war sogar in abgeschiedene ländliche Regionen gedrungen. Er durfte sich als engen Freund des Prinzregenten bezeichnen, unterschied sich aber von den Dandys, die Seine Königliche Hoheit so zahlreich umgaben. Und er war nicht nur einer der reichsten Aristokraten von England, sondern auch sehr erfolgreich. Seine exquisiten Pferde, die der Herzog oft begeistert erwähnte, gewannen bei allen Rennen hohe Preise. Außerdem war der Marquis ein ausgezeichneter Schütze und Faustkämpfer, der sich bereits mit ,Gentleman‘ Jackson und Mendoza gemessen hatte. Im Krieg waren ihm mehrere Orden verliehen worden.

In den Salons wußte er sich ebenso zu behaupten. Roxana hatte von Dienstmädchen und Freundinnen ihrer Tante Dinge gehört, die nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen waren. Obwohl es sie nicht sonderlich interessierte, wußte sie von den unzähligen Liebesaffären des Marquis, die teilweise tragisch geendet hatten. Angeblich waren mehrere schöne Damen seinetwegen freiwillig aus dem Leben geschieden, während andere mit gebrochenen Herzen dahinwelkten. Gerüchten zufolge war er von einigen eifersüchtigen, in ihrer Ehre gekränkten Ehemännern zum Duell gefordert worden und hatte stets gesiegt.

Roxana fand ihn eher unwirklich, wie eine Romanfigur - zu phantastisch, um wahr zu sein. Und in Gedanken fügte sie dem Bild, das sie sich von ihm machte, alle seine neuen Eskapaden hinzu, wie weitere Romankapitel.

Als sie nun hörte, daß er ihre Kusine heiraten wollte, verschlug es ihr erst einmal den Atem. Sobald sie wieder sprechen konnte, fragte sie: „Kennst du den Marquis?“

„Ich glaube, ich habe ihn zwei- oder dreimal getroffen“, antwortete Caroline. „Lady Jersey hat ihn mir im Almack vorgestellt - aus reiner Bosheit. Sie wußte ganz genau, daß er nicht mit Debütantinnen tanzt. “

„Was hast du zu ihm gesagt?“

„Nichts. Ich war zu schüchtern. Außerdem runzelte er ungehalten die Stirn, weil er nicht tanzen wollte - schon gar nicht mit mir.“

„Und wann hast du ihn wiedergesehen?“

„Ich kann mich nicht erinnern, auf welchem Ball das war. Vielleicht im Devonshire House.“

„Was ist da passiert?“

„Er sprach mit Papa über ein Rennen, das sie am Vortag besucht hatten. Die Gangart eines Pferdes war beanstandet worden - oder irgend so etwas Langweiliges ...“

„Erzähl doch weiter!“ drängte Roxana.

„Nachdem sie sich eine zeitlang unterhalten hatten, fragte Papa: ,Kennen Sie meine Tochter Caroline?‘ Der Marquis verbeugte sich vor mir, ich knickste, und er erwiderte: ,Wir haben uns im Almack getroffen.‘ Ich war erstaunt, weil er das noch wußte, und sagte: ,Ja.‘ Danach redete er nicht mehr mit mir.“

„Und was geschah das nächste Mal?“

„Da mußte er mit mir sprechen, weil ich beim Dinner neben ihm saß. Aber er richtete kaum das Wort an mich, denn er war in ein Gespräch mit der Dame an seiner anderen Seite vertieft. Und die tat ihr Bestes, um zu verhindern, daß ich seine Aufmerksamkeit erregte.“

„Wie kann er dich unter diesen Umständen heiraten?“

„Dazu wird es niemals kommen!“ stieß Caroline hervor. „Ich weiß, das alles ist Mamas Werk. Wenn sie keinen Prinzen oder Herzog für mich findet, muß es eben ein Marquis sein - das Nächstbeste eben.“

Nach allem, was Roxana gehört hatte, mußte der Marquis viel wichtiger sein als jeder Herzog. Und sie wußte, wie hilflos und elend sich Caroline als Ehefrau dieses arroganten Mannes fühlen würde, der noch dazu einen so fragwürdigen Ruf genoß.

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