und Entschlossenheit und Beweglichkeit
Geschwister würden.
Schön wäre es,
wenn die Aufrichtigen
ihre Zaghaftigkeit aufgeben könnten
und Wahrheit und Liebe
miteinander ein Fest feiern würden.
Schön wäre es, wenn …
Schön wäre es,
wenn zwei, du und ich,
anfangen würden,
das Leben als Leben zu erleben.
Nimmst du das Leben leicht,
wirst du als oberflächlich gescholten;
nimmst du es schwer,
giltst du als komplizierter Charakter.
Setzt du dich für etwas ein,
wirst du als aufdringlich empfunden;
hältst du dich zurück,
sieht man dich als Duckmäuser.
Bist du offen und frei,
wirst du vielfach anecken;
bist du schweigsam,
wird man dich als verschlossen abtun.
Lässt du es dir gut gehen,
nennt man dich einen Prasser;
bist du sparsam,
wirst du als Geizhals verschrien.
Machst du mit, wo es lustig zugeht,
vermisst man bei dir den nötigen Ernst;
machst du nicht mit,
wirst du als Spielverderber abgestempelt.
Was also tun? Lebe! Nimm dich
mit deinen Licht- und Schattenseiten an
und sei nur darauf bedacht, vor Gott zu bestehen.
Dann erfüllt dich der Frieden,
den dir die Welt nicht geben –
und auch nicht nehmen kann.
Die Lebenszeit ist uns gegeben,
dass wir mit Gott zusammen leben
und nicht, dass wir nur rackern, schuften,
und wie ein Blütenstrauß verduften.
Die Lebenszeit ist uns gegeben,
dass wir mit Gott zusammen leben
und nicht, dass wir uns profilieren,
nach Lustgewinn und Späßen gieren.
Die Lebenszeit ist uns gegeben,
dass wir mit Gott zusammen leben
und nicht, dass wir hier Träume sähen,
die niemals in Erfüllung gehen.
Die Lebenszeit ist uns gegeben,
dass wir mit Gott zusammen leben
und nicht, dass wir uns krampfhaft mühen,
vor Gottes Wirkungskraft zu fliehen.
Nichts bleibt, was wir für wichtig halten,
es wird versickern und veralten.
Die Lebenszeit ist uns gegeben,
dass wir mit Gott zusammen leben.
Wie viele Träume liegen verborgen
in der Seele eines Kindes!
Erstarren sie im Eis der kalkulierten Nützlichkeit?
Verderben sie wie ein Ährenfeld
im Dauerregen des Einerlei?
Was lässt sie zur Sprache erwachen?
Wer schenkt ihnen Atem und Bestand?
Du, Herr, hast mir mein Königtum
des Menschseins bewahrt.
All meine Wünsche, Erwartungen,
und Sehnsüchte wurzeln in dir.
Du bestimmst ihr Wachstum,
bringst sie zum Blühen
und lässt sie reifen bis zur Ernte.
Wenn du mich von den Zwängen der Zeit befreist,
werde ich sein wie ein Träumender.
Du aber wirst zu mir sagen:
Mein Kind, alles ist wahr.
In der Kindheit
kauten wir trocknes Brot,
pflückten Butterblumen von der Wiese
und brachten Sonnenschein
mit frischem Grün nach Hause.
Heute verrenken wir uns den Magen
im Nobelrestaurant,
konsultieren eine Floristin,
um hernach über den enormen
Verwelkungsgrad ihrer exotischen
Blütenkunstwerke Klage zu führen,
obwohl wir doch vorschriftsmäßig
irgend so ein Langlebepulver
ins lauwarme Wasser
rieseln ließen.
Was macht den Menschen glücklich?
Ich denk an früher und sage:
Kerniges Brot, Butterblumen
und Sonnenschein mit Hoffnungsgrün.
Ein reifes Ährenfeld –
vom Himmel überblaut –
ein fröhlich-klarer Lerchenton,
das Kind, das horcht und schaut.
So seh ich mich bis heut’
und denke gern zurück;
empfinde tief im Herzen drin
ein unbeschwertes Glück.
Die Traumzeit ist nicht fern,
solang ein Kind sie lebt,
solang ein Mensch sie liebt und sucht
und täglich neu erstrebt!
Wenn nun die Tage ruhevoller werden,
und über Glück und Leid sich Gnade breitet,
bist du dem Tage Gottes vorbereitet.
Und wächst das Ängsten vorm Gericht auf Erden:
Steh fest! Dir ist die Hoffnung eingeboren.
Wer glaubt und liebt, ist nie vor Gott verloren.
Du bist gerüstet für der Zeit Beschwerden;
und der dir kommt, ist mächtig in den Schwachen.
Du darfst getrost dem Tag entgegenwachen.
Lief durch den Frühling,
die duftenden Wiesen;
sprang durch den Sommer,
der singend mich rief;
schritt durch die Herbstzeit,
als Stürme rings bliesen;
ging durch den Winter
und atmete tief.
Kindheit und Jugend
sind längst schon vergangen.
Herbstzeit führt zügig
dem Alter entgegen.
Was wir verschenken,
entspricht dem Empfangen.
Wachsen und Werden
ist Gnade und Segen.
Es wandelt sich der Erde Braun
in eine grüne Landschaft voll Vertraun;
das Lockengelb hebt seinen Kopf empor,
und auch das stolze Lila kommt hervor,
das sanfte Rosa flötet, lockt und neckt,
indes das Flaggenrot zum Morgen weckt.
Die Blumen atmen ein Gebet.
Der Winter weicht. Das Nebelgrau vergeht.
Und über allem schwebt der Gnade Blau.
Da möcht’ man sagen: Schau doch endlich, schau!
Versäume nicht das Frühjahrsangesicht!
Wach auf! Verbirg dich nicht, verbirg dich nicht!
Noch fehlt den Bäumen Frühlingsduft.
Die Berge ragen hoch im Schnee;
doch Hoffnung sprengt die Trauergruft,
dass ich schon Blütenmeere seh’
von weiß und rosa, lichtgetränkt,
im blattumrankten frischen Grün
und Früchte, Früchte, unbeschränkt,
die satt in ihrer Reife glühn. –
Noch fehlt den Bäumen Frühlingsduft.
Der Frostwind durch die Lüfte hetzt.
Doch Hoffnung sprengt die Trauergruft
und sieht das Morgen schon im Jetzt.
Lass den Frühlingin dich ein
Lass den Frühling in dich ein,
Gott ruft dich zum Leben!
Vor der Sonne Kraft und Schein
gilt kein Widerstreben.
Nun entsag der Düsternis,
ist nicht Zeit zu klagen!
Gottes Liebe ist gewiss.
Alle sind getragen.
Rühme Gottes Jahreslauf,
geh in seinen Garten!
Frühling schließt die Herzen auf,
lässt die Frucht erwarten.
Wend dein Gesicht zur Sonne,
damit du nicht blind wirst
vom Trübsinn der Düsternis.
Leg dich ins Gras
und blick in die Sonne,
damit dich die Weite des Himmels beseelt.
Die letzten Tage im August
August, August,
hast du noch Lust,
den Sommer zu genießen?
Dann freue dich und sei vergnügt,
weil nur zu leben nicht genügt.
Jawohl, August,
vermeid den Frust!
Und doch, August,
bleib dir bewusst,
dass deine Zeit zu Ende geht,
weil Zeit sich niemals rückwärts dreht.
Feierabend
hat sich in den Blütenkelchen verfangen.
Schönheitskönig Sommer nimmt Abschied;
hüpft über Berge und Hügel,
lugt in Türen und Fenster,
erhascht einen Zipfel Zukunft
und steckt – wie immer –
den Dufthauch Erinnerung in den Briefkasten.
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