Petra Gabriel
Operation Gold
Kappes 21. Fall
Kriminalroman
Jaron Verlag
Petra Gabriel, geboren in Stuttgart, ist gelernte Hotelkauffrau, Dolmetscherin und Journalistin. Sie lebt als freiberufliche Autorin in Laufenburg und Berlin. 2001 wurde ihr erster Roman «Zeit des Lavendels» veröffentlicht. Neben historischen Romanen schreibt sie Kurzgeschichten und Krimis. 2004 gründete sie das Internetmagazin 3land.info. 2010 erschien ihr Mystery-Roman «Der Klang des Regenbogens», 2011 ihr sechster historischer Roman «Die Köchin und der König». Zur Krimireihe «Es geschah in Berlin» trug sie bereits den Band «Beutezug» (2012) bei. (www.petra-gabriel.de)
Originalausgabe
1. Auflage 2013
1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH
© 2013 Jaron Verlag GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
www.jaron-verlag.de
Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin
ISBN 9783955520199
Cover
Titelseite Petra Gabriel Operation Gold Kappes 21. Fall Kriminalroman Jaron Verlag
Impressum Petra Gabriel, geboren in Stuttgart, ist gelernte Hotelkauffrau, Dolmetscherin und Journalistin. Sie lebt als freiberufliche Autorin in Laufenburg und Berlin. 2001 wurde ihr erster Roman «Zeit des Lavendels» veröffentlicht. Neben historischen Romanen schreibt sie Kurzgeschichten und Krimis. 2004 gründete sie das Internetmagazin 3land.info. 2010 erschien ihr Mystery-Roman «Der Klang des Regenbogens», 2011 ihr sechster historischer Roman «Die Köchin und der König». Zur Krimireihe «Es geschah in Berlin» trug sie bereits den Band «Beutezug» (2012) bei. (www.petra-gabriel.de) Originalausgabe 1. Auflage 2013 1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH © 2013 Jaron Verlag GmbH, Berlin Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien. www.jaron-verlag.de Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin ISBN 9783955520199
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
NACHWORT
Es geschah in Berlin …
KAPITEL EINS
in dem Kappe eine dicke Witwe in der Kattegatstraße aufsucht
WILMA WUTTKE unterbrach ihre Erzählung und schnaubte missbilligend. Sie hatte turbulente Zeiten hinter sich. Dabei war ihr jede Form der Aufregung ein Greuel. Sie legte Wert auf einen ruhigen, geregelten Tagesablauf. Erst waren zwei fremde Männer ins Haus in der Kattegatstraße, Ecke Sternstraße gestürmt und an ihrer Türe im dritten Stock vorbei in den vierten getrampelt. Und nun saß auch noch dieser Kommissar in ihrem Wohnzimmer. Sie mochte keine fremden Männer im Haus – keine von der Polizei und schon gar keine Männer, die finstere Mienen hatten und trampelten. Gut, die finsteren Mienen hatte sie nicht sehen können, nur die Rücken, aber inzwischen war sie davon überzeugt, dass sie finstere Mienen gehabt haben mussten. Denn als die Fremden wieder heruntergekommen waren, dieses Mal sehr leise, gewissermaßen auf Zehenspitzen, hatten sie jemanden im Schwitzkasten gehabt – der Figur nach Gerhard Schmücke, den Mieter im Vierten.
Sie verwirbelte mit ihrem wurstartigen Zeigefinger anklagend die Luft. «Ick konnt die Jeschehnisse ja bloß durch’n kleen Spalt vafolgn, als se schon vorbei warn. Wenn ick die Tür weiter uffjemacht hätt, hättn die Vabrecha mia am Ende noch bemerkt. Det warn Entführer, sach ick Ihnen!» Wilma Wuttke legte allen Abscheu, dessen sie fähig war, in diese Worte – und das war eine Menge, fand Kappe.
«Wie kommen Sie darauf, dass das eine Entführung gewesen sein könnte?», fragte er, richtete sich ein wenig auf und hätte fast geschmunzelt. Er schaffte es gerade noch, das zu unterdrücken, aber seine linke Augenbraue ging unwillkürlich nach oben. Wilma Wuttke schien daraufhin zu glauben, dass er nicht alles verstanden habe. Sie holte tief Luft, und Kappe ahnte, dass sie nun zu einer neuen weitschweifigen Erklärung ansetzte. Er wurde langsam ungeduldig, gab sich aber Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
«Ick denk, Sie sind ’n Kriminaler! Un Sie wolln nich wissn, was ’n Schwitzkasten is? Das is, wenn Vabrecher anständije Leute gegen ihren Willen irgendwo hinbringen wolln, wo die niemals freiwillig hinjehn würdn. Denn sind die Körper von die Vabrecher irgendwie – wie sach ick’s am bestn – anjespannt, denn sehn se aus, als wärn se ’n Schraubstock. Sie ham die Schultern hochjezogn, un der Rücken ist rund, während sie so ’n armet Opfer zwischen sich jequetscht halten, als wollten se ’ne Zitrone auspressn. Hab’s im Krieg jesehn. So wat vergisst man nich. Und nu ist der Krieg vorbei, un et jibt immer noch solchet Jesindl.»
«Wie kommen Sie darauf, dass das Verbrecher waren?»
«Na ja, man hört doch so einiges, wa? Vielleicht warn det ja noch ’n paar Versprengte von die Gladow-Bande. Berlin is ’n einzijer Sündenpfuhl. Übaall lauern die Verbrecher, ständig muss ’ne alte Frau wie ick Angst ham, übafalln und ausjeraubt zu werdn.»
Kappe nickte verständnisvoll. In seine vergissmeinnichtblauen Augen stieg ein Lächeln. «Vor der Gladow-Bande müssen Sie sich nicht mehr fürchten. Die ist geschnappt und verurteilt worden, schon letzten Monat. Auf die Anführer wartet der Henker. Aber wie ging es dann weiter? Was haben Sie noch beobachtet?»
Wilma Wuttke tat einen weiteren Schnaufer. Kappe kannte diesen Gesichtsausdruck von anderen Vernehmungen. Offenbar bereute sie es gerade, die Polizei eingeschaltet zu haben. Sie wäre nicht die Erste. Wenn er nachzubohren begann, wenn er sich nicht mit dem vagen Bauchgefühl zufriedengab, sondern die Zeugen zwang, ihre Beobachtungen zu präzisieren und zu erklären, warum sie zu einer bestimmten Schlussfolgerung gelangt waren, dann dachten die meisten Leute darüber nach, ob es nicht besser gewesen wäre sich rauszuhalten.
Wilma Wuttke drückte ihren umfangreichen Busen raus und zog den Bauch ein – worauf dieser das lila-rot-blau-grün geblümelte Küchenkleid etwas weniger ausbeulte und die Knopfleiste zwischen den Knöpfen nicht mehr ganz so weit auseinanderklaffte. Dann prustete sie durch die Nase. «So, so, der Henker! Det gloob ick erst, wenn ick det inne Zeitung lese. Die ham doch mit dem Henker-Hannes jemeinsame Sache jemacht. Erzähln Se mir nüscht vom Ferd! Is neulich im Telegraf jestandn: Man is heutzutage inne eigene Wohnung nich mehr sicher!»
Das wusste Kappe, er las nämlich dieselbe Zeitung. Der Telegraf erschien im britischen Sektor und stand, wie er selbst auch, den Sozialdemokraten nahe. Nach Kriegsende war die Lizenz glücklicherweise an Leute seines Vertrauens gegangen, an den früheren Reichstagspräsidenten Paul Löbe und Annedore Leber, die Witwe des von den Nationalsozialisten hingerichteten Widerstandskämpfers Julius Leber. Chefredakteur war Arno Scholz.
Aber Kappe hätte auch ohne die Zeitung vom Prozess gegen Gustav Völpel alias Henker-Hannes vor der 5. Großen Strafkammer des Moabiter Kriminalgerichtes gewusst. Er war an den Ermittlungen beteiligt gewesen, hatte als Erster jenen aufmerksamen Passanten befragt, der im April des letzten Jahres die Polizei auf den Überfall auf einen Neuköllner Kaufmann hingewiesen hatte. Das war einer der Überfälle, derentwegen Werner Gladow, ein achtzehnjähriges Jüngelchen, den seine Abenteuerträume zum Schwerverbrecher gemacht hatten, zum Tode verurteilt worden war. Der Zeuge des Überfalls hatte, im Gegensatz zu Wilma Wuttke, eine sehr knappe, aber genaue Beschreibung der beteiligten Personen und seiner Beobachtungen geliefert. Er war durch Schreie aufmerksam geworden, die aus dem Haus des Opfers auf die Straße drangen.
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