Die Aufmerksamkeitsspeiche kann diese Energiemuster systematisch zur Nabe des Gewahrseins, zur Erfahrung des Wissens, lenken. Sie können die Speiche lenken, indem Sie die Aufmerksamkeit in der Übung, Segment für Segment um den Rand herum, ausrichten. Ihr Geist kann auch »seinen eigenen Kopf haben« und die Aufmerksamkeit kann sich verändern, vom Gelenkt-Werden zum Abgelenkt-Werden in Richtungen, die sich Ihrer Wahl entziehen. Wie wir in der Atem-Gewahrseins-Übung gesehen haben, ist das die Art und Weise, wie der Geist funktioniert.
Wenn es also für Sie möglich ist, erinnern Sie sich bitte daran, freundlich zu sich selbst zu sein, indem Sie offen, geduldig und verständnisvoll sind. Rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass abgelenkt zu werden lediglich bedeutet, dass Sie ein Mensch sind.
Wenn die Aufmerksamkeit Energie ins Gewahrsein strömen lässt, handelt es sich um fokale Aufmerksamkeit. Manchmal werden Sie gelenkte fokale Aufmerksamkeit haben; zu anderen Zeiten abgelenkte fokale Aufmerksamkeit. Zu bestimmten Zeiten während der Übung werden Sie, wie in den ersten beiden Segmenten, die Komponente fokussierter Aufmerksamkeit verbessern. Sie werden absichtsvoll die Aufmerksamkeit auf die ersten fünf Sinne und dann auf den sechsten Sinn lenken. Doch natürlich können während der Übung mit dem Rad Ablenkungen auftreten, und genau so, wie Sie es bei der Atemübung machen, nehmen Sie die Ablenkung zur Kenntnis, lassen sie los und lenken dann die Aufmerksamkeit auf irgendeinen Aspekt des Rands, den Sie in diesem Moment fokussieren, zurück.
Während der Übung werden Sie dazu angeleitet, die Aufmerksamkeit zu verlagern, um neue Aspekte des Energie- und Informationsflusses aufzunehmen, Randsegment für Randsegment, und indem Sie das tun, werden Sie Ihre Fähigkeit stärken, die Aufmerksamkeit zu lenken, den Fokus der Aufmerksamkeit absichtlich zu verschieben.
Sobald wir zum dritten Randsegment kommen, werden wir uns mit einem anderen Aspekt der Stärkung des Geistes beschäftigen, nämlich mit einem Prozess, der als offenes Gewahrsein bezeichnet wird. Im Gegensatz zum absichtsvollen Fokus auf einen Randpunkt mithilfe fokussierter Aufmerksamkeit in den beiden ersten Segmenten werden Sie nun einen anderen Prozess ausprobieren, das offene Beobachten. Lassen Sie hier das Gewahrsein sich füllen mit allem, was einströmt. Es könnte nichts auftauchen oder es könnten viele Dinge auftauchen. Was immer auch eintritt, es ist einfach das, was ins Bewusstsein einströmt. Wie wir später noch ausführlicher sehen werden, ist es genauso wichtig, unsere Fähigkeit zum offenen Gewahrsein zu stärken wie die der fokussierten Aufmerksamkeit, weil es uns dazu befähigt, die Erfahrung des Gewahrseins (das Wissen der Nabe) vom dem zu unterscheiden, dessen wir gewahr sind (die Punkte auf dem Rand). Diese Fähigkeit, das Wissen vom Gewussten, die Nabe vom Rand, zu unterscheiden, ermöglicht uns innere Freiheit. Diese Integration des Bewusstseins hilft uns zu vermeiden, dass wir uns nur mit den sich stets verändernden Randinhalten unseres Geistes identifizieren, mit den mentalen Aktivitäten, in die wir oft hineingezogen werden, indem »wir uns in unserem Rand verlieren«. Offene Aufmerksamkeit erlaubt der Nabe des Rads zu einem Zufluchtsort der Klarheit inmitten des manchmal unaufhörlichen Geplappers der mentalen Aktivitäten auf dem Rand zu werden. Dies ist die Klarheit, dass das integrierende Bewusstsein – das Differenzieren und Verknüpfen von Nabe und Rand – uns stärken kann, um während der Übung einen Geisteszustand zu erleben, den wir dann als Gelassenheit und Resilienz in unserem Alltagsleben genießen.
Von dem offenen Gewahrsein des dritten Segments werden wir voranschreiten, um das vierte Randsegment zu erkunden, den Sinn für die Verbundenheit zu Menschen oder unserer Umwelt. Dieser relationale Sinn umfasst das Fokussieren auf bestimmte Empfindungen, und damit werden wir weiterhin den Beobachtungsaspekt des Geistes stärken. Dieses Segment enthält auch einen Sinn für Vernetzung und Freundlichkeit, indem es dazu befähigt, über uns selbst hinauszugehen – sogar noch bevor wir, in der vollständigen Version der Rad-Übung, freundliche Wünsche hinzufügen. Das relationale Segment des Rands hilft so, die dritte wissenschaftlich belegte Säule des Geistestrainings zu entwickeln, nämlich die Kultivierung freundlicher Absicht, indem wir unseren Sinn für Mitgefühl und Verbundenheit mit der Welt entwickeln.
Die Übung mit dem Rad gibt uns zudem Gelegenheit, in einer Sitzung die große Bandbreite der Erfahrungen, die in unserem mentalen Leben auftauchen, Tag für Tag systematisch zu erkunden, und dies auf eine Art und Weise, die uns dabei unterstützt, unserem häufig fragmentierten und hektischen Leben außerhalb der Übung innerer Einkehr näher zu kommen, mit Fokus, Ruhe und Mitgefühl.
Bereit, loszulegen?
Mit dem einfachen Bewusstseinsrad üben
Suchen Sie sich einen ruhigen Ort aus, an dem Sie für ungefähr eine halbe Stunde ungestört sitzen, liegen oder stehen können. Schalten Sie Ihre mobilen Geräte aus. Schauen Sie sich nochmals das Rad-Diagramm an (die Abbildung im ersten Abschnitt). Sie müssen lediglich die Struktur des Rads kennen; es ist nicht nötig, das Rad als eine Karte visualisieren zu können. Rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass die Nabe das Wissen des Gewahrseins repräsentiert; der Rand das Gewusste und die Speiche den Fokus der Aufmerksamkeit. (Nochmals, es empfiehlt sich, sich die ganze Übung durchzulesen, bevor Sie die Übung ausprobieren, und sich dann selbst aus dem Gedächtnis anzuleiten. Beginnen Sie mit dem einfachen Rad; das vollständige werden wir später auf unserem Weg erkunden.
Lassen Sie uns beginnen, indem wir uns auf den Atem als eine Möglichkeit der Zentrierung fokussieren. Lassen Sie die Empfindung des Atems einfach Ihr Gewahrsein füllen. Ziehen Sie Ihre Aufmerksamkeit von Ihrem Atem weg. Stellen Sie sich vor, im Zentrum des Rads zu sein, in der Nabe des Wissens, des Gewahrseins. Stellen Sie sich vor, wie Sie eine Speiche der Aufmerksamkeit von der Nabe des Wissens auf das erste Segment des Rands richten. Beginnen Sie damit, die Aufmerksamkeit auf die Empfindung des Hörens zu richten, indem Sie das Gewahrsein sich mit Klang füllen lassen … (Es kann hilfreich sein, bei jeder Empfindung fünfzehn bis dreißig Sekunden zu verweilen.)
Lassen Sie nun das Hören los, und rücken Sie die Aufmerksamkeitsspeiche ein bisschen weiter auf diesem ersten Segment zum Sehsinn vor, indem Sie das Gewahrsein sich mit Licht füllen lassen …
Lassen Sie nun die Aufmerksamkeitsspeiche wieder vorrücken, und gehen Sie zum Geruchssinn über, indem Sie das Gewahrsein sich mit Düften füllen lassen …
Rücken Sie nun die Aufmerksamkeitsspeiche vor, indem Sie sich dem Geschmackssinn öffnen und das Gewahrsein sich mit Geschmäckern füllen lassen…
Lassen Sie nun die Aufmerksamkeitsspeiche zum Tastsinn vorrücken, indem Sie das Gewahrsein sich mit der Empfindung von Haut, die Haut berührt (Hand in Hand), von Haut, die Kleidung und Boden berührt, füllen lassen …
Einen tiefen Atemzug nehmend rücken Sie nun die Aufmerksamkeitsspeiche zum nächsten Segment des Rands vor, das das Innere des Körpers repräsentiert – die Empfindungen der Muskeln und Knochen sowie der inneren Organe. (Hier wird die Zeitdauer für jeden erwähnten Körperteil variieren, zwischen ein paar Sekunden und fünfzehn Sekunden oder so.) Lassen Sie uns mit der Gesichtsregion beginnen, indem Sie die Empfindungen der Gesichtsmuskeln und -knochen das Gewahrsein füllen lassen … Lenken Sie die Aufmerksamkeit zur Stirn und zur oberen Kopfhaut, nun an den Seiten der Kopfhaut hinunter, an den Ohren vorbei und zu den Muskeln und Knochen des Halses und Nackens. Lenken Sie nun die Aufmerksamkeit zu den Schultern, und lassen Sie sie beide Arme hinab zu den Fingerspitzen strömen … Bringen Sie nun die Aufmerksamkeit zum oberen Rücken und zur Brust … nun zum unteren Rücken und den Bauchmuskeln … und nun fokussieren Sie die Aufmerksamkeit auf die Empfindungen der Lippen … und lassen Sie die Aufmerksamkeit beide Beine hinab zu den Zehenspitzen strömen.
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